Radu Mihaileanu

Radu Mihaileanu
Radu Mihaileanu mit Dolores Chaplin bei der César-Verleihung 2010

Radu Mihaileanu (* 23. April 1958 in Bukarest) ist ein rumänisch-französischer Filmregisseur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Radu Mihaileanu, als Kind von Schoa-Überlebenden im kommunistischen Rumänien aufgewachsen, floh 1980 aus Rumänien und lebte einige Jahre in Israel, bevor er sich in Frankreich niederließ.

In Paris begann er ein Filmstudium und arbeitete ab 1985 als Regieassistent. Der Film Trahir war im Jahr 1993 sein Regie-Debüt, das ihn wieder in seine Heimat nach Rumänien brachte. Die rumänische Schauspielerin Maia Morgenstern spielte darin die Hauptrolle. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1998 mit seinem zweiten Kinofilm Zug des Lebens (Train de Vie), der die ebenso humorvolle wie tragische Geschichte eines jüdischen Dorfes während des Zweiten Weltkrieges erzählt. Die Dorfbewohner stellen einen vermeintlichen Deportationszug her, verkleiden sich als Nazis und versuchen so, über die Sowjetunion nach Palästina zu flüchten.

Seine dritte Kinoproduktion stellte Mihaileanu 2005 bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin in der Sektion Panorama vor. In dem Film Geh und lebe (Va, vis et deviens) erzählt er die Geschichte der äthiopischen Juden, von denen 1984 Tausende heimlich nach Israel gebracht wurden.[1] Der Film gewann den Publikumspreis. Am 4. April 2006 fand die deutsche Kinopremiere des Films in Berlin (Hackesche Höfe) in Anwesenheit des Regisseurs statt. In einem sich daran anschließenden Dialog mit dem Publikum sprach er unter anderem seine Integrationsprobleme in Frankreich, aber auch seine Identität in Rumänien an: „In Frankreich bin ich für die Leute Rumäne und in Rumänien bin ich Franzose. Ich spreche keine der Sprachen akzentfrei und hatte anfangs Schwierigkeiten mit meiner Identität. Heute sehe ich diese Bikulturalität jedoch als Bereicherung.“

Ebenfalls mehrfach preisgekrönt wurde Mihaileanus Das Konzert. Der Film erzählt die Geschichte eines ehemaligen Dirigenten des Moskauer Bolschoi-Theaters (gespielt von Alexej Guskow), der aufgrund seines Eintretens für Mitmusiker jüdischer Herkunft vor Jahrzehnten in Ungnade gefallen war und daraufhin seinen Lebensunterhalt als Hausmeister verdient. Durch Zufall bietet sich ihm die Chance, mit seinen alten Musikerkollegen ein Violinkonzert von Tschaikowski in Paris aufzuführen (u. a. mit Mélanie Laurent).

2011 stellte Mihaileanu in La source des femmes Frauen eines kleinen Dorfes in Nordafrika in den Mittelpunkt, die sich weigern, der Tradition folgend Wasser aus der Bergregion zu holen. Der Film mit Hafsia Herzi, Leïla Bekhti, Zinedine Soualem und Sabrina Ouazani in den Hauptrollen brachte dem Regisseur seine erste Einladung in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes ein.

Radu Mihaileanu lebt seit 2006 in Paris.

Filmographie

B= Drehbuch, P= Produktion, R= Regie

  • 1980: Les quattre saisons (R)
  • 1993: Trahir (B)
  • 1998: Zug des Lebens (Train de vie) (R, B)
  • 2001: Pygmäen für Film gesucht (Les pygmées de Carlo) (R, B)
  • 2004: Geh und lebe (Va, vis et deviens) (R, P, B)
  • 2009: Das Konzert (Le concert) (R, B)

Einzelnachweise

  1. Vgl. Operation Moses.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Radu Mihaileanu — lors de la conférence de presse de Va, vis et deviens à Lyon en 2005 Do …   Wikipédia en Français

  • Radu Mihăileanu — Radu Mihaileanu (2005) Radu Mihaileanu (* 23. April 1958 in Bukarest; eigentlich Radu Mihăileanu) ist ein rumänisch französischer Filmregisseur. Er wurde in einer rumänischen Judengemeinde in Bukarest geboren. Sein Vater Mordechai Buchman,… …   Deutsch Wikipedia

  • Radu Mihăileanu — Radu Mihaileanu Radu Mihaileanu lors de la conférence de presse de Va, vis et deviens à Lyon en 2005 Radu Mihaileanu est un réalisateur et scénariste français d origine roumaine né le 23 avril 1958 à …   Wikipédia en Français

  • Radu Mihăileanu — (born April 23, 1958 in Bucharest) is a Jewish Romanian born French film director and screenwriter. He left Romania in 1980 and graduated the IDHEC cinematographic institute in Paris. Filmography as director* 1980 Les Quatre saisons ( The Four… …   Wikipedia

  • Mihaileanu — Radu Mihaileanu (2005) Radu Mihaileanu (* 23. April 1958 in Bukarest; eigentlich Radu Mihăileanu) ist ein rumänisch französischer Filmregisseur. Er wurde in einer rumänischen Judengemeinde in Bukarest geboren. Sein Vater Mordechai Buchman,… …   Deutsch Wikipedia

  • Radu — is a relatively common Romanian given name for males. It could also be a Romanian surname, although it is a less frequent surname than many others.Radu is a name of Slavonic origin, meaning the happy one .People named Radu* Radu Beligan (b. 1918) …   Wikipedia

  • Radu — ist ein relativ häufiger rumänischer männlicher Vorname[1] und Familienname. Inhaltsverzeichnis 1 Bekannte Namensträger 1.1 Vorname 1.2 Familienname …   Deutsch Wikipedia

  • Mihaileanu, Radu — (April 23, 1958, Bucharest, Romania )    The son of a communist Jewish Romanian journalist, he fled Ceaucescu s dictatorship and took refuge in 1980 in Paris, where he studied directing and film editing at the IDHEC (1983). In 1984, he created… …   Encyclopedia of French film directors

  • Train de vie — Filmdaten Deutscher Titel: Zug des Lebens Originaltitel: Train de vie Produktionsland: Frankreich, Belgien, Niederlande, Israel, Rumänien Erscheinungsjahr: 1998 Länge: 103 Minuten …   Deutsch Wikipedia

  • Va, vis et deviens — Filmdaten Deutscher Titel: Geh und lebe Originaltitel: Va, vis et deviens Produktionsland: Frankreich, Belgien, Israel, Italien Erscheinungsjahr: 2005 Länge: 135 Minuten Originalsprache …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”