Radio Maryja

Radio Maryja
Radio Maryja in Toruń

Radio Maryja ist ein nationalkonservativer katholisch geprägter Radiosender in Polen mit Sitz in Toruń.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Verbreitung

Gegründet wurde der Sender am 8. Dezember 1991 von dem polnischen Redemptoristen-Pater und Medienunternehmer Tadeusz Rydzyk. Erste Ausstrahlungen fanden im Frühjahr 1992 statt. Der Sender meldet sich mit den Worten: „Hier ist Radio Maryja, die katholische Stimme in Deinem Haus. Gelobt seien Jesus Christus und die Jungfrau Maria“. Nach Eigenangaben wird das Programm von sechs Priestern, drei Nonnen und rund 200 Laienhelfern produziert und von Spenden und Sponsoren finanziert. Das Programm besteht hauptsächlich aus Gebeten und Kirchenliedern, die von Reportagen, Kommentaren und Hörerstunden unterbrochen werden. In den Gesprächsrunden wird mit Vertretern aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Kultur diskutiert.

Via Satellit ist Radio Maryja in anderen europäischen Staaten und den USA zu empfangen. Auf der offiziellen Homepage gibt es einen Link zum Live Stream, der es ermöglicht, via Internet den Sender zu empfangen.

Radio Maryja ist nicht Mitglied im weltweiten Förderverband der Radio-Maria-Senderfamilie, die derzeit aus rund 50 Sendern in 40 Ländern besteht.[1]

2005 lag der Marktanteil des Senders in Polen bei 2,34 Prozent und fiel bis 2008 auf 1,78 Prozent. Im Jahr 2011 lag der Marktanteil des Senders bei 2,15 Prozent, was etwa einer Million täglichen Höhern entspricht. Damit gelangte Radio Maryja auf den 5. Platz in der polnischen Radiolandschaft. Der Anteil der Hörer zwischen 60 und 75 Jahren lag 2011 bei 48,26 Prozent, gefolgt von der Gruppe der 40 bis 49-Jährigen mit 36,04 Prozent. Jugendliche im Alter von 25 bis 24 Jahren haben nur einen Anteil von etwa 4,59 Prozent.[2]

Kritik an Radio Maryja

Politischer Einfluss

Dem Sender wird vorgeworfen, dass er sich einseitig und parteiisch in die Politik einmischt. Die polnischen konservativ-katholischen Parteien wie PiS und LPR wurden im Wahlkampf unterstützt. Pater Tadeusz Rydzyk, dem auch der Fernsehsender TRWAM und die Zeitung Nasz Dziennik gehören, wird Parteinahme vorgeworfen.

Die Kritik an dem Sender richtet sich vor allem dagegen, dass Programminhalte einen europaskeptischen,[3] antisemitischen und fremdenfeindlichen[3] Charakter aufweisen. Insgesamt gingen beim nationalem Landesrundfunkrat knapp 40 Beschwerden gegen Radio Maryja ein.

Antisemitismusvorwurf

Angaben des polnischen Medien-Ethikrates zufolge hatte der Sender zum wiederholten Mal behauptet, die Juden würden einen wirtschaftlichen Vorteil aus dem Holocaust schlagen. Marek Edelmann forderte die polnische Regierung zum Einschreiten gegen den Sender auf:

„Seit 16 Jahren besteht in Polen Radio Maryja, das in seinen politischen Programmen Fremdenhass, Chauvinismus und Antisemitismus verbreitet. Ich fordere energisches Vorgehen, damit solche Propaganda im freien Polen keinen Platz hat, damit im freien Polen alle Bürger unabhängig von Geschlecht, Glauben oder Nationalität gleich sind und sich heimisch fühlen.“[4]

In einer im Nachrichtenmagazin Wprost abgedruckten Tonbandaufnahme eines Vortrags bezeichnet der Sendergründer Rydzyk Lech Kaczynski als „Betrüger, der sich der jüdischen Lobby fügt“.[5]

Veruntreuung von Spendengeldern

In den Jahren 1997 und 1998 wurden einige Millionen Zloty an Spenden ohne die entsprechende Genehmigung des Innenministeriums gesammelt, welche für die Rettung der Werft Danzig bestimmt waren. Pater Tadeusz Rydzyk hat das Geld aber an der Börse verspekuliert, wie die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza berichtete. Die Opposition im Parlament forderte ein Untersuchungsverfahren.[6]

Konflikt mit dem Vatikan

Nach vielfachen Rügen, die jedoch nicht zu einem entschiedenen Vorgehen der katholischen Kirche Polens geführt hatte, hieß es in einem Schreiben des Vatikans an die polnischen Bischöfe „Der Heilige Stuhl bittet die polnischen Bischöfe dringend, die durch einige Sendungen und Aktivitäten des Radios verursachten Schwierigkeiten zu überwinden“. Die katholische Kirche des Landes müsse gegen den Sender vorgehen, verlangte der päpstliche Nuntius.

In einer scharfen Reaktion des Senders hieß es, Benedikt XVI. hätte „kein moralisches Rückgrat“. Wörtlich sagte Boguslaw Wolniewicz, Vorsitzender des von Anhängern Radio Maryjas gegründeten „Unabhängigen Ethikrates der Medien“: „Das Dritte Reich hat den Deutschen das moralische Rückgrat genommen, und das ist ihnen bis heute nicht gewachsen“.

Nach der Intervention des Vatikans und der Aufforderung eines „entschiedenen Vorgehens“[4] soll der Sender einen katholischen Programmbeirat bekommen, der nach Angaben der polnischen Bischöfe „kontrollieren und politische Propaganda verhindern“ soll.[7]

Der Erzbischof von Krakau, Stanisław Kardinal Dziwisz, forderte auf der polnischen Bischofskonferenz am 25. August 2007 eine Neubesetzung der Vorstände des von Rydzyk kontrollierten Radio Maryja sowie der Fernsehstation Trwam. Rydzyk bedrohe die Einheit der polnischen Kirche.

Verweise

Weblinks

Fußnoten

  1. World family of Radio Maria (Radiomaria.org): Senderübersicht
  2. Rzeczpospolita, Radio Maryja znów rośnie w siłę, 11. Juli 2011
  3. a b Österreichischer Rundfunk: ORF: Polnischer Medien-Ethikrat kritisiert „Radio Maryja“ scharf; Meldung vom 3. April 2006.
  4. a b netzeitung.de: Vatikan beunruhigt über Polens Radio Maryja; Meldung vom 6. April 2006.
  5. netzeitung.de: Polnischer Pater schimpft Kaczynski Betrüger; Meldung vom 9. Juli 2007.
  6. Carsten Lißmann: Machtkampf mit den Bibelfunkern; in: Die Zeit, Ausgabe vom 16. April 2006.
  7. netzeitung.de: Bischöfe sollen Radio Maryja überwachen; Meldung vom 4. Mai 2006.

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