Radiernadel

Radiernadel
Verschiedene Radiernadeln, teilweise mehrnadelig

Die Radiernadel ist ein Gravierwerkzeug der Goldschmiede und Künstler zur Herstellung von Gravuren und künstlerischer Druckgrafik. Damit wird unter Druck eine Zeichnung auf ein Metallstück oder eine Tiefdruckplatte geritzt. Die nadelförmige Spitze unterscheidet die Radiernadel vom keilförmigen Stichel, der im Kupferstich Anwendung findet und der vom Körper weg geführt wird. Die Spitze der Radiernadel besteht in der Regel aus gehärtetem Stahl. Es finden auch Radiernadeln mit einem gefassten Diamantsplitter Verwendung.

Bei der Kaltnadelradierung wird die Zeichnung unter Kraftaufwand mit einer in Holz gefassten Stahlnadel oder einer aus massivem Stahl bestehenden, etwas schwereren Radiernadel ausgeführt. Dabei bewirkt ein stärkerer Druck der Nadel auch eine stärkere Linie. Das Eigengewicht der massiven Radiernadel erleichtert dabei etwas die Zeichenarbeit, die wegen des Metallwiderstandes mit Kraftaufwand verbunden ist. Zu beiden Seiten der Rillen stellt sich das verdrängte Material auf und bildet einen scharfen Grat. Es werden Kerben ins Material gedrückt und es findet eine Kaltverformung des Metalls statt.

Für die Ätzradierung wird der auf die Druckplatte aufgetragene Abdecklack sehr frei, wie mit einem Bleistift, stellenweise abgehoben, sodass an den freigelegten Stellen die Ätzflüssigkeit das Metall angreifen und vertiefen kann. Die Radiernadel darf dafür nicht zu spitz sein, sonst würde die freigelegte Linie nicht breit genug für eine gleichmäßige Ätzung.


Echoppe mit Beispiel für die Linienführung - Abb. aus Diderots Encyclopedie

Die sogenannte Echoppe stellt eine besondere Form der Radiernadel dar. Diese ist an der Spitze angeschrägt und wird fast ausschließlich zum Zeichnen in den Abdecklack bei Ätzradierungen verwendet. Durch leichtes Drehen entstehen an- und abschwellende Linien.

Literatur

  • Wolfgang Autenrieth: Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren - Ein alchemistisches Werkstattbuch für Radierer : Vom 'Hexenmehl und Drachenblut' zur Fotopolymerschicht. Tipps,Tricks, Anleitungen und Rezepte aus fünf Jahrhunderten, Krauchenwies 2010, 230 Seiten, ISBN 978-3000167577, (→ Auszüge Online)
  • Felix Hollenberg: Handbuch für Malerradierer - Das Radieren, die Ätzkunst, der Kupferdruck. Deutscher Kunstverlag, München-Berlin 2008, ISBN 978-3-422-02148-8
  • Henner Kätelhön: Die Radierung - Erfahrungen einer Kupferdruckerei. Steintor Verlag, Möhnesee 1996, ISBN 3-00-003982-1
  • Walter Ziegler: Die manuellen grafischen Techniken. I.Band: Die Schwarz-Weißkunst, Halle 1919 und II.Band: Die Manuelle Farbengrafik, Halle 1922

Weblinks

Siehe auch: Radierung, Kaltnadelradierung, Ätzradierung


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  • Radiernadel — Radiernadel, s. Gravieren …   Lexikon der gesamten Technik

  • Radiernadel — Ra|dier|na|del 〈f. 21〉 Stahlnadel zum Herstellen von Radierungen * * * Ra|dier|na|del, die: zum Herstellen von Radierungen verwendeter zugespitzter Stift aus Stahl. * * * Ra|dier|na|del, die: zum Herstellen von Radierungen verwendeter… …   Universal-Lexikon

  • Radiernadel — Ra|dier|na|del …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Radierung — Ra|die|rung [ra di:rʊŋ], die; , en: 1. <ohne Plural> künstlerisches Verfahren, bei dem eine Zeichnung in eine Kupferplatte eingeritzt und für den Abdruck eingeätzt wird: für die Radierung braucht man eine sehr ruhige Hand. 2. durch die… …   Universal-Lexikon

  • Callot — (spr. lo), Jacques, franz. Zeichner, Kupferstecher und Radierer, geb. 1592 in Nancy, gest. 28. März 1635 in Paris, zeigte früh einen Drang nach künstlerischem Schaffen, der im Atelier des Glasmalers Claude Henriet am Hoflager von Nancy Nahrung… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • radieren — reinigen; eliminieren; löschen; zurücksetzen; in die Ausgangslage zurückführen; entfernen; ätzen * * * ra|die|ren [ra di:rən] <itr.; hat: Geschriebenes oder Gezeichnetes mithilfe eines Radiergummis oder Messers entfernen: er hat in seinem… …   Universal-Lexikon

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