Ausfachung

Ausfachung
Gefach

Ein Gefach ist Teil einer Wand eines Fachwerkhauses und bezeichnet den Raum zwischen den Holzbalken. Im ausgefüllten Zustand wird das Gefach, beziehungsweise sein Inhalt, auch als Ausfachung bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Baumaterialien

Ziegelausfachung links: alt, rechts: erneuert

Übliche Baumaterialien für die Ausfachung von Fachwerk sind Backsteine, Lehmsteine oder mit Lehm verstrichene Staken, den Lehmstaken. Man nennt das Ausfüllen der Gefache auch Klaiben.

Der technische Vorteil des Lehm-Holz-Verbundes – und in geringerem Maße auch der (ungebrannten) Lehmziegel – ist, dass sie sich den Verformungen der Holzkonstruktion, dem Arbeiten, viel besser anpassen. Aus diesem Grund ist die Methode, obwohl Lehm schon im Mittelalter den Ruf eines ärmlichen Baumaterials hatte, bis in das letzte Jahrhundert üblich gewesen, und wird auch bei modernen Renovierungen wieder angewandt. Hierbei kommen hochwertige Thermolehme zum Einsatz.

Backsteine

Backsteinausfachungen werden in der Regel als Sichtmauerwerk ausgeführt. In einigen Regionen wird die Ausfachung zusätzlich noch mit einem Kalkputz versehen.

Die Backsteine werden mit Lehm- oder Kalkmörtel vermauert und mit Kalkmörtel verfugt. Lehm hat durch die feuchtigkeitsregulierende Wirkung hierbei einen konservierenden Einfluss auf das Holz des Fachwerks. Die Endfeuchtigkeit von Lehm ist geringer als die von Holz, somit sorgt der Lehm dafür, dass das Holz trocken bleibt und nicht faulen kann. Zudem lassen sich bei Renovierungsarbeiten die Steine sehr einfach von Mörtelresten reinigen und wiederverwenden.

Zur Stabilisierung werden Kerben in die Ständer der Fachwerkwand geschlagen, damit es zwischen Mörtel und Holz zu einer formschlüssigen Verbindung kommt. Alternativ werden bei Renovierung alter Fachwerkgebäude auch Dreiecksleisten an die Ständer aufgenagelt oder in Fugenhöhe verzinkte Nägel in die Ständer geschlagen.

Lehmausfachung oben mit Lehmsteinen und unten mit Staken

Lehmsteine

Ausfachungen mit Lehmsteinen findet man am häufigsten bei Innenwänden und Wirtschafts- oder Gesindegebäuden. Darüber kommt ein Lehm- oder Kalkputz. Wie bei der Backsteinausfachung werden die Holzständer eingekerbt.

Lehmstaken

Die Lehmstake ist eine längliches Stück gespaltenes Holz von unterschiedlichem Querschnitt. Es wird senkrecht zwischen die horizontalen Fachwerkbalken geklemmt. Diese werden daher als Fachholz bezeichnet.

Um die Lehmstaken zu verankern, werden kleine Löcher in die Unterseite des oberen Balkens, dem Riegel, und eine Nut in die Oberseite des unteren Balkens, z.B. einer Schwelle geschlagen – oder auch eine Nut auf Ober- und Unterseite das Balkens angebracht. Das dazu verwendete Werkzeug ist die Dexel.

Die Staken werden dann mit Strohlehm mehrschichtig beworfen (Lehmbewurf) und anschließend verputzt. In einigen Regionen werden die Staken vor dem Bewurf noch mit einem Flechtwerk aus Weiden- oder Haselzweigen umschlungen, Fachgerten genannt.

Putz

Lehmputz mit Kalkanstrich

Um im Außenbereich Schäden am Fachwerk zu vermeiden, ist beim Verputzen zu beachten, dass der Putz bündig mit dem Holz abschließt oder geringfügig zurückspringt. Als Putz sollten nur diffusionsoffene Materialien verarbeitet werden. Putze aus hochhydraulischem Kalk oder sogar Zement können das Fachwerk schädigen.

Bei der Verwendung von Lehm als Außenputz muss dieser zusätzlich gegen Verwitterung geschützt werden. Hierzu eignet sich ein Anstrich aus 1 Teil Sumpfkalk, 1/4 Speisequark und 1/8 Leinöl. Dieser Anstrich wird nach dem Trocknen reinweiß und schützt den Lehm viele Jahre.

Bei der Sanierung alter Fachwerkbauten wird von einigen Handwerkern die äußerste Putzschicht der Gefache mit Spezialputzen versehen. Diese enthalten neben Kalksteinmehl noch Zuschläge von gemahlenen Ziegeln, Sand und wenig Zement. Das Gemisch ist ein weicher Putz, der sich bei Temperaturschwankungen wie der darunter befindliche Lehm verhalten soll.

Historische Putze und Farben

Fachwerk in Blangy-le-Chateau, Normandie

Zwar befasste sich bereits Jakob Ignaz Hittorff zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Vielfarbigkeit historischer Gebäude, doch wird sie in der Denkmalpflege erst in jüngerer Zeit systematisch untersucht. Zu den Farben des Gefachs zählen zum Beispiel Rot und grau-grüner Ocker. Die Balken wurden unter anderem rot, gelb, grau oder schwarz gefasst. Oftmals liegen verschiedene Farbschichten übereinander. [1] [2] [3] [4] [5]

Quellen

  1. Josef Maier: Vorgegebenes Rissesystem? Baupraktische Beispiele: Farbe und Fachwerk. In: Der Maler und Lackierermeister. Nr. 3, 2001 (online)
  2. Johannes Cramer: Zur Untersuchung und Restaurierung farbig gefaßter Landsitze des 16. und 17. Jahrhunderts in Südwestdeutschland. In: Burgen und Schlösser, Nr. ?, 1988 (online)
  3. Johannes Cramer: Farbe als architektonisches Gliederungselement südwestdeutscher Landsitze des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Burgen und Schlösser, Nr. ?, 1988 (online)
  4. Johannes Cramer: Farbig gefaßte Landsitze des 16. und 17. Jahrhunderts in Südwestdeutschland. In: Burgen und Schlösser, Nr. ?, 1988 (online)
  5. Johannes Cramer: Farbigkeit im Fachwerkbau - Befunde aus dem süddeutschen Raum. Deutscher Kunstverlag, München, 1990, ISBN 978-3422060562

Literatur

  • Dipl.-Ing. Wolfgang Lenze: Fachwerkhäuser, restaurieren – sanieren - modernisieren, Frauenhofer IRB Verlag, 3. Aufl. 2004, ISBN 3-8167-6431-2

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