RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile

RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile
RIM-162 Evolved Sea Sparrow

RIM-162 launched from USS Carl Vinson (CVN-70) July 2010.jpg

Allgemeine Angaben
Typ: Boden-Luft-Lenkwaffe
Hersteller: Raytheon
Indienststellung: 2004
Stückpreis: 640.000–800.000 US-Dollar[1][2][3][4]
Technische Daten
Länge: 3,66 m
Durchmesser: 254 mm
Gefechtsgewicht: 280 kg
Antrieb: Feststofftriebwerk
Mk 143 Mod 0
Geschwindigkeit: Mach 4,0+
Reichweite: 50+ km
Ausstattung
Zielortung: halbaktive Radarzielsuche
Gefechtskopf: 39-kg-Splittergefechtskopf
Waffenplattformen: Kriegsschiff
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Die RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile (ESSM) ist eine schiffgestützte Flugabwehrrakete mittlerer Reichweite. Sie wird primär von dem US-Konzern Raytheon produziert, wobei elf weitere Staaten an der Entwicklung beteiligt waren (siehe unten).

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die ESSM wurde entwickelt, um das System RIM-7 Sea Sparrow zu ersetzen, das moderne Seezielflugkörper nur bedingt effektiv bekämpfen kann. Zu den aufkommenden Bedrohungen zählten vor allem sowjetische Entwicklungen auf diesem Gebiet, wie zum Beispiel die SS-N-22 Sunburn oder die SS-N-26 Strobile, die sehr tief und überschallschnell fliegen, starke Manöver durchführen können und über begrenzte EloGM-Kapazitäten verfügen. Allerdings sollte die Umrüstung auch möglichst ohne große Modifikationen an vorhandener Hardware durchgeführt werden, sodass man sich dazu entschied, Teile der Lenkelektronik, des Antriebs und des Gefechtskopfes von der RIM-7P zu übernehmen und diese anschließend umfassend zu modernisieren. Viele Komponenten wurden jedoch auch vollständig neu entwickelt, zum Beispiel die Flugzelle oder der Näherungszünder. Trotz dieser Änderungen kann die ESSM schnell in ein bereits vorhandenes RIM-7-System integriert werden, da sie mit dessen Start- und Feuerleitsystemen kompatibel ist. Lediglich ein Software-Update und geringfügige Modifikationen am Lenkwaffenstarter sind für die Integration nötig.

Die Konzeptphase für die ESSM begann bereits 1988 und wurde von Hughes und Raytheon dominiert. Als Hughes 1995 die Ausschreibung der US Navy gewann, ging das Unternehmen ein Joint Venture mit Raytheon ein, wobei es bereits zwei Jahre später von letzterem übernommen wurde. Die ersten Tests wurden im Jahre 1997 durchgeführt. Man begann mit einfachen Flugtests und beendete die Erprobungsphase mit mehreren erfolgreichen Abschüssen von stark manövrierenden, tieffliegenden und überschallschnellen Testzielen. Das erste Serienmodell wurde 2002 an die US Navy ausgeliefert und im folgenden Jahr wurde das System in Dienst gestellt. Die Serienfertigung begann im Januar 2004 und bis heute (August 2009) wurden über 1000 Lenkwaffen ausgeliefert. Im Frühjahr 2009 wurde erfolgreich eine kampfwertgesteigerte Variante getestet, die über ein neues Lenksystem verfügt und eine höhere Abschusswahrscheinlichkeit bieten soll.

Technik

Obwohl die ESSM auf der RIM-7P Sea Sparrow basiert, handelt es sich um eine fast völlig neue Lenkwaffe. Lediglich der Gefechtskopf wurde nahezu unverändert übernommen, allerdings ohne den ursprünglichen Annäherungszünder. Für die Flugsteuerung sind vier Kontrollflächen am Heck und die Schubvektorsteuerung zuständig, wodurch die Rakete ein sehr hohes Maß an Wendigkeit aufweist und, kombiniert mit einer verstärkten Flugzelle, Manöver mit bis zu 50g durchführen kann. Des Weiteren liefern die Lagekontrollsysteme bereits unmittelbar nach dem Start zuverlässige Daten, wodurch eine sehr geringe Mindestreichweite erzielt werden kann. Zur Lenkung wird hauptsächlich ein semi-aktives Radarsystem eingesetzt. Da die Rakete jedoch zusätzlich über ein inertiales Navigationssystem und einen Datenlink verfügt, ist eine Radarbeleuchtung des Zieles nur in den letzten Sekunden des Fluges nötig. Dieses Verfahren macht es im Falle eines Angriffes möglich, eine große Anzahl von Lenkwaffen zu starten und auf Abfangkurs zu bringen, selbst wenn nicht genügend Feuerleitkanäle zu deren Lenkung verfügbar sind. Die ESSM kann durch eine Vielzahl von Feuerleitradaren gesteuert werden (siehe unten). Diese müssen entweder im S-Band (2–4 GHz) oder im X-Band (7–12 GHz) arbeiten, wobei der Suchkopf auch beide Frequenzbänder gleichzeitig zur Zielführung nutzen kann. Dadurch weist das System, kombiniert mit dem HOJ-Modus, eine sehr hohe Störresistenz auf. Darüber hinaus kann das System nun auch sehr langsame Ziele (z. B. Hubschrauber) und Oberflächenziele zuverlässig erfassen und bekämpfen.

Plattformen

Start einer RIM-162 von einem Mk 29-Starter an Bord der USS Carl Vinson, Juli 2010.

Die ESSM wurde entworfen, um auf möglichst vielen Plattformen eingesetzt werden zu können. Eine solche Plattform muss zum einen über ein passendes Feuerleitradar verfügen, zum anderen auch über einen geeigneten Lenkwaffenstarter. Im Folgenden sind die jeweiligen Systeme aufgelistet:

Feuerleitradare

Lenkwaffenstarter

  • Mk 29 (Starter für RIM-7; eine Rakete pro Rohr)
  • Mk 48 VLS (eine Rakete pro Rohr)
  • Mk 56 VLS (zwei Raketen pro Rohr)
  • Mk 41 VLS (verwendet z. B. auf Aegis-Schiffen; vier Raketen pro Rohr)
  • Mk 57 VLS (verwendet auf Schiffen der Zumwalt-Klasse; vier Raketen pro Rohr)

Beteiligte Staaten

Im Rahmen des NATO SEASPARROW Project Office (NSPO) waren folgende Staaten ebenfalls an der Entwicklung beteiligt:

Viele dieser Nationen nutzen die ESSM inzwischen als primäre Luftabwehrrakete für ihre neuen Kriegsschiffen, da sie erheblich kompakter und leichter ist als die Standard Missile 2. Weitere Nutzer außerhalb des Konsortiums sind:

Technische Daten

RIM-162-Start aus einem VLS Mk 41
Kenngröße Daten
Länge: 3,66 m
Durchmesser: 20,3 cm
Spannweite: 1,00 m
Gewicht: 280 kg
Antrieb: Feststoffrakete Mk 58, Dual-Schub
Geschwindigkeit: > Mach 4
g-Limit: 50g
Max. Reichweite: > 50 km
Min. Reichweite: 1500 m
Lenkung: semi-aktiv, home-on-jam, Datenlink, INS
Gefechtskopf: 39,5-kg-Splittersprengkopf
Zündung: Nährungs- und Aufschlagzünder
Vernichtungsradius: ca. 8 m

Vergleichbare Systeme

Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ESSM - Deagel.com. Abgerufen am 6. Februar 2011.
  2. DEFENSE LOGISTICS AGENCY - NAVY. Abgerufen am 6. Februar 2011.
  3. Raytheon Signs $151 Million Evolved SeaSparrow Missile Contract. Abgerufen am 6. Februar 2011.
  4. Raytheon Awarded Full Rate Production Contract for Evolved SEASPARROW Missile. Abgerufen am 6. Februar 2011.

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