Ausbildungs- und Forschungsinstitut der Vereinten Nationen

Ausbildungs- und Forschungsinstitut der Vereinten Nationen
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Das Forschungs- und Ausbildungsinstituts der Vereinten Nationen (engl. United Nations Institute for Training and Research, abgekürzt UNITAR; frz. Institut des Nations unies pour la formation et la recherche) ist ein 1965 gegründetes autonomes Organ der Vereinten Nationen. Sein Ziel ist vor allem, Verwaltungspersonal in den Entwicklungsländern aus- und weiterzubilden; es führt also keine Ausbildung von UN-Personal durch. Außerdem führt es Forschung über die Tätigkeitsfelder der Vereinten Nationen durch und veröffentlicht ihre Ergebnisse. Es wird treuhänderisch durch ein international besetztes Board of Trustees geleitet; an seiner Spitze steht ein Geschäftsführer (Executive Director).

Hauptsitz des Instituts ist heute Genf (Schweiz), wo die Organisation ihre postalische Anschrift im Palais des Nations hat. Tatsächlich liegen die Bürogebäude der Organisation jedoch direkt außerhalb der Genfer Stadtgrenze, im Ortsteil Châteleine der Gemeinde Vernier in der Maison Internationale de l'Environnement (Internationales Umwelthaus), in dem verschiedene UN-Organisationen (z. B. auch UNEP und UNDP) und Nichtregierungsorganisationen untergebracht sind.

Die Arbeitssprache des Instituts ist ganz überwiegend englisch. Die Kommunikation mit Partnern sowie Ausbildungsveranstaltungen finden auch auf anderen Sprachen statt.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Das Institut organisiert Kurse, Seminare und Workshops als Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Die Kurse werden entweder als Präsenzseminare oder zunehmend als online-Kurse abgehalten. Die Mitarbeiter des Instituts selbst stellen allenfalls Materialien zusammen, als Dozenten werden externe Experten für die jeweiligen Themen engagiert. Bei den Veranstaltungen arbeitet das Institut zum Teil mit Partnern vor Ort zusammen, einige Kurse werden auch konkret auf Wunsch von Partnern organisiert.

Die Veranstaltungen richten sich vorwiegend an Verwaltungspersonal in Entwicklungsländern und damit besonders an Regierungsangestellte und Diplomaten, zum Teil auch an Professoren. Themenschwerpunkte sind vor allem Diplomatie und Peacemaking, Umweltrecht, Umschuldung, Finanzmanagement und Verhandlungen, Entsorgung von chemischen Abfällen, Klimawandel und weitere Themen des Umweltschutzes. [1]

Das Institut führt zusammen mit dem Projektbüro des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen auch das Programm UNOSAT (UNITAR Operational Satellite Applications Programme) durch. UNOSAT stellt Satellitenfotos für die Katastrophenhilfe bereit und wertet sie aus. Projektpartner sind ESA, CNES (Frankreich), CERN, das französische und norwegische Außenministerium sowie private Unternehmen wie zum Beispiel EUSI. UNOSAT ist bei CERN in Genf angesiedelt.

Bis Ende 1998 hatten mehr als 36.000 Teilnehmer von etwa 180 Staaten an Veranstaltungen des Forschungs- und Ausbildungsinstituts der Vereinten Nationen teilgenommen.[2] Seither hat sich die Zahl noch einmal um mehrere Tausend Teilnehmer erhöht, da heute durch online-Kurse ein größeres Publikum ohne große Mehrkosten erreicht werden kann. Allein im Jahr 2003 organisierte das Institut etwa 150 unterschiedliche (Präsenz- und online-)Trainingskurse, allein 2004 gab es 10.000 Teilnehmer – Tendenz steigend.[3]

Geschichte

Ende 1962 ersuchte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den Generalsekretär der Vereinten Nationen zu prüfen, ob die Schaffung eines Forschungs- und Ausbildungsinstituts der Vereinten Nationen wünschenswert und machbar sei.[4] Das Institut sollte durch freiwillige private und öffentliche Gelder finanziert werden (die Niederlande hatten bereits 1 Million Dollar zugesagt). Das Institut sollte Personal insbesondere aus Entwicklungsländern für Einsätze bei den Vereinten Nationen – sowohl für Verwaltungs- als auch operative Aufgaben, im Hauptquartier und bei Feldeinsätzen – sowie für nationale Aufgaben ausbilden und Forschung und Seminare über die Unternehmungen der Vereinten Nationen und spezialisierter Organisationen durchführen.[4]

Am 11. Dezember 1963 verabschiedete die Generalversammlung darauf Resolution 1934 (XVIII), die den Generalsekretär zur Schaffung eines entsprechenden Forschungs- und Ausbildungsinstituts aufforderte.[5] Zwei Jahre später bestätigte die Generalversammlung die Schaffung des Instituts, das mittlerweile mit seinem endgültigen englischen Namen bezeichnet wurde, und sprach sich dafür aus, dass das Institut noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen solle. Zugleich wurden weitere Geldgeber zu finanzieller Unterstützung aufgefordert und jährliche Berichte des Instituts-Geschäftsführers an die Generalversammlung erbeten.[6]

Das Ausbildungs- und Forschungsinstituts der Vereinten Nationen wurde in der Tat 1965 gegründet und wuchs in den folgenden Jahrzehnten auf bis zu etwa 300 Mitarbeiter in den späten 80er oder frühen 90er Jahren an. In Genf wurde eine Außenstelle eröffnet.

Aufgrund von Effizienzproblemen und Schulden wurde das Institut gemäß der Resolution 47/227 der Generalversammlung vom 8. April 1993 umstrukturiert: Das bisherige Hauptquartier in New York wurde geschlossen, das New Yorker Gebäude zur Schuldentilgung veräußert und das Institut auf die bisherige Zweigstelle in Genf reduziert.[7] Die dortige Leitung (1992-2007: Marcel Boisard) übernahm die Leitung des gesamten Instituts. Im gleichen Zug wurde die Forschungstätigkeit stark zurückgefahren und weitgehend auf Themen eingeschränkt, die direkt der Ausbildung dienen.[7] Der Schwerpunkt liegt seither auf der Ausbildung.

In New York wurde bald wieder ein Büro eröffnet, das als Verbindungsbüro zum Hauptquartier der Vereinten Nationen dient und nur in stark begrenztem Umfang selbst Ausbildungsveranstaltungen anbietet – vor allem Einführungen in das UN-System für neue UN-Diplomaten in New York. 2001 wurde in Partnerschaft mit der Präfektur Hiroshima (Japan) ein Pilotprojekt begonnen, das 2003 zur Eröffnung eines Büros des Forschungs- und Ausbildungsinstituts in Hiroshima führte; das Büro organisiert Kurse im asiatischen und pazifischen Raum. Seit 2006 besteht eine weitere Niederlassung in Port Harcourt (Nigerdelta) in Nigeria, die sich weitgehend auf Seminare für die nigerianische Ölindustrie spezialisiert.

Seit der Umstrukturierung wächst das Forschungs- und Ausbildungsinstitut sowohl in seiner Mitarbeiterzahl als auch in seinen Projekten: Die Zahl der Ausbildungsveranstaltungen nahm von 1991 bis 2003 von etwa 40 auf etwa 150 zu. Zugleich nahm die Teilnehmerzahl, bei manchen Themenbereichen noch unterstützt durch die Möglichkeiten von online-Kursen, von 1991 bis 2004 von etwa 2.000 auf 10.000 zu.[3]

Anfang 2007 löste Carlos Lopes den bisherigen Geschäftsführer (Executive Director) Boisard an der Spitze der Organisation ab. Er verfolgt Pläne, neben dem derzeit bestehenden Trainingsangebot auch den Forschungsbereich wieder zu stärken.

Einzelnachweise

  1. Homepage des Forschungs- und Ausbildungsinstituts der Vereinten Nationen (engl.; abgerufen 2. Oktober)
  2. (9/1/2003) UNITAR. United Nations Institute for Training and Research. auf den Seiten der World Association of Industrial and Technological Research Organizations (WAITRO) (engl.; abgerufen 30. September 2007)
  3. a b UNITAR - Hiroshima Office for Asia and the Pacific (HOAP). Pilot Phase 2001-2003 (engl.; abgerufen 2. Oktober 2007)
  4. a b Resolution vom 18. Dezember 1962: 1827 (XVII). United Nations training and research institute (engl.; abgerufen 2. Oktober 2007)
  5. Resolution vom 11. Dezember 1963: 1934 (XVIII). United Nations training and research institute (engl.; abgerufen 2. Oktober 2007)
  6. Resolution vom 8. Dezember 1965: 2044 (XX). United Nations Institute for Training and Research (engl.; abgerufen 2. Oktober 2007)
  7. a b Resolution vom 21. Dezember 1993: 48/207. United Nations Institute for Training and Research (engl.; abgerufen 2. Oktober 2007)

Weblinks


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