RAL-Institut

RAL-Institut

Der RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. – kurz RAL-Institut – ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Sankt Augustin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als gemeinsame Initiative gründeten die Privatwirtschaft und die damalige Regierung der demokratischen Weimarer Republik am 23. April 1925 in Berlin den Reichs-Ausschuß für Lieferbedingungen, der beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit (RKW) etabliert wurde. Die Gründung, an der neben zahlreichen Verbänden auch Vertreter der Reichsregierung teilnahmen, war eine Maßnahme zur Rationalisierung der deutschen Wirtschaft, die eine Institution brauchte, der man eigenverantwortlich ordnende Regelungen übertragen konnte, wo solche des Gesetzgebers erspart werden sollten.

Mit "Lieferbedingungen" waren nicht juristische oder allgemeine Geschäftsbedingungen gemeint, sondern solche technischer, vor allem qualitätstechnischer Natur, die man aus Rationalisierungsgründen für alle Gewerbetreibenden der jeweiligen Branche einheitlich festzulegen wünschte. Demzufolge erstreckten sich die Aufgaben des RAL in erster Linie auf die Pflege des Gütegedankens, auf die Förderung der Redlichkeit im Handelsverkehr durch Wahrheit und Klarheit im Bezeichnungswesen sowie auch auf eine verlässliche Kennzeichnung von Waren und Leistungen zum Schutze des Verbrauchers. So entstanden einerseits Güte- und Prüfbestimmungen oder Bezeichnungsregelungen für ganze Wirtschaftszweige, nachdem sie von den jeweils berührten Fach- und Verkehrskreisen gemeinschaftlich unter der Federführung des RAL erarbeitet worden waren, und andererseits die Gütezeichen als Ausweise stetig neutral überwachter Qualität.

Viele Arbeitsergebnisse des RAL enthalten allgemein anerkannte Regeln der Technik. Zahlreiche Qualitätsfestlegungen bezwecken die Bausicherheit oder eine erhöhte Sicherheit im Straßenverkehr. Andere dienen dem Berufsschutz, insbesondere der Unfallverhütung an der Arbeitsstelle oder durch Arbeitsmittel. Auch die farbliche Gefahrenkennzeichnung gehört dazu.

Unter dem Dach des RKW befand der RAL sich unmittelbar im Zuständigkeitsbereich des Reichswirtschaftsministeriums. Doch blieb er nichtsdestoweniger ein unabhängiges, eigenverantwortliches Organ der Wirtschaft. Alsbald erwarb er auch eigene Rechtspersönlichkeit in der Form eines eingetragenen Vereins. In dieser Eigenschaft wurde er Träger seines Verbandszeichens RAL, das er national wie international warenzeichenrechtlich schützen ließ. Seitdem dient das Zeichen RAL innerhalb und außerhalb der Grenzen Deutschlands als Ausweis für Waren oder Leistungen, die irgendwelchen RAL-Bestimmungen entsprechen. Insbesondere wird es als zusätzlicher RAL-Ausweis in Gütezeichen mitgeführt.

Als die Aufgaben der Gütesicherung in den Vordergrund rückten, wurde dieser Begriff in den Namen RAL aufgenommen. Seitdem lautet der volle Name Ausschuß für Lieferbedingungen und Gütesicherung.

Mit Kriegsende brach für den RAL eine Zeit an, die für seine Aktivitäten nur begrenzte Möglichkeiten bot. Doch kaum begann die soziale Marktwirtschaft aus den Nachkriegswirren herauszuführen, zeigte sich erneut die Notwendigkeit einer Institution, die die Selbstordnungskräfte der Wirtschaft vereint, um eigenverantwortliche Regelungen herbeizuführen und insbesondere dem Gütezeichenwesen zu neuer Ordnung und weiterem Ausbau zu verhelfen. 1952 wurde der RAL dem Deutschen Normenausschuß (DNA) angegliedert, und zwar ohne eigene Rechtspersönlichkeit, indem der RAL nunmehr vom Präsidenten des DNA rechtlich vertreten wurde. Arbeitstechnisch blieb der RAL selbständig und unabhängig.

Dieser Status währte 20 Jahre, bis die wachsenden Aufgaben des RAL den Rückgewinn eigener Rechtspersönlichkeit unabdingbar machten und in freundschaftlichem Einvernehmen mit dem DNA der alte RAL e. V. wieder reaktiviert wurde.

Das Führungsgremium des RAL - früher Beirat, heute Kuratorium genannt - vereint die Träger dieser Institution um einen runden Tisch und spiegelt im Gleichgewicht der beteiligten Wirtschaftspartner seine strikte Neutralität nach allen Seiten. Dem Kreis der Mitglieder obliegt die ideelle und materielle Unterstützung des RAL, der als ein gemeinnützig wirkendes Organ der Selbstverwaltung der Wirtschaft zwar einen staatlichen Zuschuss erhält, aber im wesentlichen von jenen Wirtschaftskreisen mitgetragen wird, die sich seiner treuhänderischen Ordnungsfunktion bedienen. Daher leisten die angeschlossenen Verbände, Organisationen und Unternehmen, denen die RAL-Tätigkeit zugute kommt, jährliche Beiträge nach Maßgabe der RAL-Beitragsordnung.

Seit 1980 lautet der neue Name RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V.

Aufgaben

Die Tätigkeit des RAL-Institutes erstreckt sich auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Auf internationaler Ebene vertritt er die deutschen Belange im Rahmen seiner Arbeitsbereiche.

Die Aufgaben des RAL umfassen folgende Arbeitsbereiche:

  • RAL-Vereinbarungen
  • RAL-Registrierungen
  • RAL-Testate
  • RAL-Farben
  • Gewährzeichen geographischer Herkunft
  • Umweltzeichen

Gütezeichen

Als Hauptaufgabe steht im Vordergrund die Gütesicherung und ihre Kennzeichnung mittels Gütezeichen. Der Verein vergibt auf Antrag von Gütegemeinschaften verschiedene Gütezeichen, entweder nach einem selbständigen Anerkennungsverfahren oder unter Beteiligung von staatlichen Stellen. RAL-Gütezeichen finden vor allem dort Interesse und Anwendung, wo keine Normen oder Richtlinien bestehen, jedoch Interesse an einer qualitativen Aussage gegeben ist.

RAL-Farbcodes

Am bekanntesten sind die RAL-Nummern zur Farbspezifikation von Anstrichen und Lacken. Auch die Deutsche Bahn AG verwendet für die verschiedenen Anstriche ihrer Lokomotiven und Wagen seit 1988 ausschließlich die Farben der RAL-Tabelle. Vorher galt bei der Deutschen Bundesbahn eine Tabelle der Lackfabrik Wiederhold. In der DDR wurde auch eine Farbnorm in der TGL festgelegt.

Umweltzeichen

Außerdem ist das Institut am Vergabeverfahren für den Blauen Engel maßgeblich beteiligt.

Bisher erstellte RAL-Gütedefinitionen/Gütezeichen für:

Baubereich

Land- und Ernährungswirtschaft

  • Agrarerzeugnisse aus Deutschen Landen, CMA
  • AS-Humus
  • Baumsubstrate
  • Bier
  • Blumenerden
  • Blähton als Kultursubstrat
  • Dachsubstrate
  • Deutsche Landwirtschaftliche Markenware
  • Diät und Vollkost
  • DLG-Punkt – Landwirtschaftliche Betriebsmittel
  • Forstliches Vermehrungsgut
  • Kompost
  • Kultursubstrate
  • Rinde für Pflanzenbau
  • Sekundärrohstoffdünger und Bodenverbesserungsmittel
  • Substratausgangsstoffe
  • Wein, Badischer
  • Weinsiegel, Deutsches, Halbtrocken (grün)
  • Weinsiegel, Deutsches, Lieblich (rot)
  • Weinsiegel, Deutsches, Trocken (gelb)

Dienstleistungen

Sonstiges

Primärquellen

  • RAL-RG 607/13 Aushebelschutz-Beschläge, Ausgabe Juni 1996; Anlage "Die Institution RAL", August 1995

Weblinks


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