Quaestor sacri palatii

Quaestor sacri palatii

Der quaestor sacri palatii (kurz QSP; lat.: „Quaestor des heiligen Palastes“) war ein hoher Beamter in der spätantiken römischen Kaiserzeit.

Innerhalb des kaiserlichen Hofstaats war der QSP der zweithöchste Beamte nach dem magister officiorum. Er war eine Art „Justizminister“, da es seine Aufgabe war, die kaiserlichen Erlasse niederzuschreiben. Faktisch dürfte er auch einigen Einfluss auf den Inhalt der Gesetze besessen haben, zumal unter schwächeren Herrschern. Daher waren die quaestores meist sehr angesehe Rechtsanwälte oder Rhetoren. Den QSP verband – abgesehen vom Namen – so gut wie nichts mehr mit dem quaestor der römischen Republik und frühen Kaiserzeit. Das spätantike Amt ging höchstwahrscheinlich zurück auf die quaestores Caesaris, die seit dem späten 1. Jahrhundert dem Senat kaiserliche Verlautbarungen mitgeteilt hatten.

Der quaestor sacri palatii gehörte dem consistorium an, einem Rat hoher Beamter, in dem oft allgemeine Gesetze beschlossen wurden. Hier wurden Vorschläge oder Wünsche für benötigte Gesetze eingebracht. Dem Quaestor fiel nun die Aufgabe zu, einen Formulierungsvorschlag für ein neues Gesetz auszuarbeiten. Dieser Vorschlag wurde dann wiederum im consistorium diskutiert und später dem Kaiser vorgelegt.

Der QSP war eine der drei Rangklassen von comites („Begleitern“) des jeweiligen Kaisers. Dieses System wurde von Konstantin I. geschaffen und galt nicht nur für den jeweiligen regierenden Oberkaiser (Augustus), sondern auch für etwaige Mit- und Unterkaiser (Caesares). Über den Hofstaat versuchte der Oberkaiser oft, seinen Unterkaiser zu kontrollieren. Das Amt des quaestor sacri palatii und mit ihm das konstantinische System des Hofstaats bestand im Westen des Römischen Reiches bis in die Zeit nach dem Ende Westroms (476/480) fort. Noch unter König Odoaker (476–493) und während der folgenden Ostgotenherrschaft über Italien (493–554) ist es bezeugt. In Ostrom bestand das Amt noch deutlich länger – bis weit ins 7. Jahrhundert, als das Reich seinen spätantik-römischen Charakter weitgehend einbüßte. Einer der berühmtesten Inhaber des Amtes war Tribonian, der unter Kaiser Justinian I. für die Erstellung der Codex Iustinianus verantwortlich zeichnete.

Literatur

  • Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike. Das römische Reich von Diocletian bis Justinian. C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44107-6, S. 55, 91, 147, 200, 203, 341.
  • Christopher Kelly: Ruling the Later Roman Empire. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 2004, ISBN 0-674-01564-9 (Revealing Antiquity 15).

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