Qin Shihuang

Qin Shihuang
Qín Shǐhuángdì (秦始皇帝)
Familienname: Yíng ()
Vorname: Zhèng ()
Großjährigkeitsname (Zi):
Großjährigkeitsname (Hao):
Postumer Titel:
(kurz)
Postumer Titel:
(vollständig)
Shǐhuáng (始皇)
Tempelname:
Regierungszeit: 221 v. Chr. bis 10. September 210 v. Chr.
Äranamen:

Qín Shǐhuángdì (chin. 秦始皇帝 „Erster erhabener Gottkaiser von Qin“), eigentlich Yíng Zhèng (chin. 嬴政), (* 259 v. Chr. in Handan; † 10. September 210 v. Chr. in Shaqiu) war der Gründer der chinesischen Qin-Dynastie sowie des chinesischen Kaiserreiches.

Yíng Zhèng wurde in die Zeit der Streitenden Reiche hineingeboren, während der sieben Staaten um die Vorherrschaft kämpften. Sein Heimatland Qin war weder das größte noch das wohlhabenste dieser Reiche, besaß aber bereits eine Generation vor Zhèng die am effektivsten wirkende innerstaatliche Organisation. Diese war maßgeblich von den Überlegungen des Legalismus geprägt, der das Kollektiv über den Einzelnen stellt sowie Belohnung und Bestrafung als Schlüssel zur Wahrung der Macht ansieht. Nach dem frühen Tod seines Vaters bestieg Yíng Zhèng bereits im Alter von 13 Jahren den Königsthron. Ab 230 v. Chr. unterwarf er in mehreren Feldzügen alle verfeindeten Staaten und führte somit die erste Vereinigung Chinas herbei, zu dessen Kaiser er sich unter dem Namen Qín Shǐhuángdì krönen ließ. Zusammen mit seinem Kanzler Li Si, der den Legalismus vorbehaltlos befürwortete, baute er einen meritokratischen Beamtenstaat auf, der ihm eine vollständige Kontrolle des Reiches ermöglichte. Den zahlreichen von ihm eingeführten Reformen und Normenregulierungen standen Zwangsarbeit und rücksichtslose Gewaltherrschaft gegenüber, die Millionen seiner Untertanen das Leben kosteten. Aus diesem Grunde ist sein Ansehen in der modernen Volksrepublik China nach wie vor äußerst umstritten.

Qín Shǐhuángdì ist heutzutage auf Grund zahlreicher Verwendungen in Spielfilmen, Romanen, Theaterstücken und ähnlichen einer der in den westlichen Kulturkreisen bekanntesten fernöstlichen Herrscher. Mit dazu beigetragen hat aber auch die Entdeckung der seinem Mausoleum vorgelagerten Terrakottaarmee.

Inhaltsverzeichnis

Namenserläuterung

Der erste Kaiser erhielt, weil im Staate Zhao geboren, den Familiennamen Zhao, welcher eine Ableitung von Yíng darstellt. Seine Geburt fiel in den zhēngyuè, den ersten Monat des chinesischen Kalenders. Aus diesem Grunde gab man ihm den Rufnamen Zhèng.

„Shǐ Huángdì“ (Kleine Siegelschrift aus dem Jahre 220 v. Chr.)

Nach der Eroberung der sechs anderen Reiche und seiner Vereinigung Chinas wählte er einen neuen Namen, um sich von seinen Vorgängern und Widersachern abzuheben. Der Name Qin Shihuángdi setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:

  • Qín lautete der Name seines Reiches sowie der von ihm begründeten Herrscherdynastie. Ursprünglich war das Wort die Bezeichnung einer Reissorte und wurde später auch für das Tal verwendet, in dem diese wuchs. In diesem Tal lagen die Wurzeln des Staates Qin.
  • Shǐ steht in der Übersetzung für beginnend oder anfangend.
  • huángdì bedeutet in etwa soviel wie göttergleich erhaben und ist eine Kombination zweier Wörter:
  • huáng ist Bestandteil der Namen der legendären drei Souveräne, die in Sima Qians Schrift Shiji erwähnt werden
  • dì findet sich in der Bezeichnung der so genannten Fünf Kaiser (Wǔ dì), die angeblich unmittelbar nach den drei Souveränen regierten.

In der chinesische Mythologie stehen die drei Souveräne und Fünf Kaiser als perfekte Herrscher, die große Macht und ein langes Leben hatten. Huáng bedeutet darüber hinaus zudem Glanz beziehungsweise Erhabenheit und bezieht sich auf den obersten Gott im Himmel, der die Welt erschaffen hat. Qín Shǐhuángdì, der nahezu die gesamte damals in China bekannte Welt geeint hatte, erschien die Kombination dieser Worte angemessen, betitelten sie ihn doch als „Ersten erhabenen Gottkaiser von Qin“ oder „Ersten göttergleich erhabenen Kaiser von Qin“. Vornehmlich war ihm jedoch wichtig, als Erster Kaiser in die Annalen einzugehen. Er verfügte, dass sich seine Nachfolger als „Zweiter erhabener Gottkaiser von Qin“ (Er Shì Huángdì), „Dritter erhabener Gottkaiser von Qin“ (San Shì Huángdì) und so fort bezeichnen sollten und ging davon aus, dass seine Dynastie 10.000 Generationen überdauern würde. Die Umschreibung für 10.000 Jahre ist wànsuì und bedeutungsgleich mit unendlich, woraus hervorgeht, dass er sich ein niemals endendes Imperium wünschte.

Gleichzeitig schaffte der erste Kaiser postume Titel ab, da diese seiner Ansicht der Kindlichen Pietät des Konfuzianismus widersprachen. Das erste Kaiserreich trug den offiziellen Namen Staat von Qin, da dieser sich über die anderen Reiche ausgedehnt hatte. Aus diesem Grunde bezeichneten Zeitgenossen Qín Shǐhuángdì lediglich als den Ersten Kaiser, da der Zusatz Qín überflüssig war. Als um 202 v. Chr. das gesamte Reich unter der Kontrolle der Han-Dynastie stand, erhielt es die Benennung Staat von Han. Daher bedurfte es in der Umgangssprache einer Ergänzung des Namens des ersten Kaisers um das Wort Qín, da andernfalls impliziert worden wäre, dass es sich um den ersten Kaiser der Han-Dynastie gehandelt habe. Der Zusatz Qín bezog sich nun allerdings nicht mehr auf den Staat, sondern auf die kurzlebige Dynastie.

Im Shiji, das lange Zeit eine der einzigen Quellen über den Kaiser darstellte, wird dieser Qín Shǐhuáng genannt. In China ist diese Bezeichnung bis heute die am weitesten verbreitete, während Europäer und Amerikaner mehrheitlich von Qín Shǐhuángdì sprechen.

Leben

Kindheit

Yíng Zhèng wurde im Jahre 259 v. Chr. in Handan, der Hauptstadt des Staates Zhao, geboren. Sein Vater Zichu war der jüngste Sohn Zhaoxiangs, des Königs von Qin und hielt sich zu der Zeit als Geisel in Handan auf. Es war zeitgenössischer politischer Brauch, nach einem Bündnis zweier Staaten zur Friedenssicherung Töchter als Ehefrauen und Söhne als Geiseln auszutauschen. Yíng Zhèngs Mutter war eine Konkubine, die ursprünglich dem vermögenden Kaufmann Lü Buwei diente. Dieser hatte sie jedoch, unmittelbar nachdem er an den Hof gekommen war, an Zichu übergeben.

Nach wenigen Monaten kehrten Zichu, die Konkubine, Lü Buwei sowie Yíng Zhèng nach Qin zurück. Dort gelang es Buwei mit Hilfe geschickter Intrigen und Diplomatie, die Erbfolge dahingehend abzuändern, dass der noch amtierende König Zhaoxiang den ehemals verstoßenen Zichu zu seinem Nachfolger ernannte. Zhaoxiang starb 250 v. Chr. nach 56 Jahren Regentschaft. Sein Nachfolger wurde, trotz geänderter Thronfolge, zunächst Xiaowen, der jedoch bereits drei Tage nach seiner Krönung verstarb. Ihm folgte Zichu (später als Zhuangxiang bekannt) nach, der Lü Buwei zu seinem Kanzler ernannte. Die Regentschaft Zhuangxiangs währte lediglich drei Jahre, da er 247 v. Chr. verstarb. Legitimer Erbe und Nachfolger war nun Yíng Zhèng, der die Volljährigkeit allerdings noch nicht erreicht hatte und somit unmündig war. Stellvertretend für Zhèng führte Lü Buwei für mehr als neun Jahre die unumschränkte Regierung. 238 v. Chr. übernahm Yíng Zhèng schließlich offiziell die Staatsgeschäfte, während Buwei sein Kanzler blieb.

König von Qin

Noch im gleichen Jahr gelang es Yíng Zhèng und seinem Hofstaat in Xianyang, der Hauptstadt Qins, eine sich anbahnende Verschwörung unter Führung des Adeligen Lao Ai abzuwenden. Ai war der neue Lebenspartner der Mutter des Königs und hatte mit ihr bereits zwei Söhne gezeugt. Er plante, den älteren auf den Thron zu setzen, wusste aber, dass dieses Vorhaben bald an die Öffentlichkeit gelangen würde. Aus diesem Grunde stahl er einige königliche Siegel, die es ihm erlaubten, die Truppen bestimmter Bezirke zu mobilisieren. Mit dieser Privatarmee stürmte er in einem Überraschungsangriff den Palast, wurde aber von den dortigen königstreuen Soldaten besiegt. In der Folge ließ Zhèng Ai vierteilen und zwanzig weitere Personen, darunter die gesamte Familie Ais, hinrichten. Seine zwei Halbbrüder wurden ermordet und seine Mutter, die ehemalige Konkubine, unter Hausarrest gestellt. Im Jahr darauf wurde Lü Buwei als Mitwisser der Verschwörung entlassen und später ins Exil geschickt. Auf dem Weg zum Verbannungsort nahm sich der ehemalige Kanzler mit Gift das Leben.

Unmittelbar nach der vereitelten Verschwörung startete der König von Qin einen Feldzug in das östliche Nachbarreich Han, welches im Jahre 230 v. Chr. unterworfen wurde. Angeblich befehligte Zhèng eine Armee von insgesamt 600.000 bis 1.000.000 Soldaten[1], was für damalige chinesische Verhältnisse ungewöhnlich viel war und die Armeestärken der anderen Reiche bei Weitem überstieg. Die Anzahl der Soldaten war allerdings nicht der einzige Grund für den militärischen Erfolg Yíng Zhèngs. In hohem Maße verantwortlich hierfür war auch die von ihm eingeführte militärische Ordnung und Organisation, die neue Maßstäbe setzte. Aus der Ausrichtung der Tonsoldaten der Terrakottaarmee lässt sich heute die damalige Schlachtordnung rekonstruieren. Angeführt wurde die Armee von Qin demnach von drei Reihen Armbrustschützen. Ihnen folgten von je drei Pferden gezogene Streitwagen, von denen aus die adeligen Kommandeure ihre Befehle gaben. Hinter den Wagen marschierte in Viererreihen die Infanterie, die den bei Weitem größten Teil des Heeres stellte. Sie bestand vorwiegend aus zwangsrekrutierten Bauern ohne besondere Kampfausbildung. Die wichtigste Waffe war die Armbrust, deren Pfeile mit Bronzespitzen noch in 300 Meter Entfernung Ziele trafen. Zur weiteren Bewaffnung zählten Lanzen, Hellebarden sowie Bronzeschwerter, die man mit Chrom und Salz vor Korrosion schützte. Die Waffen und Lederpanzer der Soldaten waren darüber hinaus mit einem Lack überzogen, um sie wasserdicht zu halten. Die Rüstungen und Helme bestanden aus Kalksteinplättchen und wogen 18 Kilo. Für ihre Herstellung benötigte ein Steinschneider schätzungsweise 14 bis 18 Tage. Hinweise auf die einzelnen Werkstätten waren in die Mehrzahl der Waffen eingestanzt nach dem Muster:

17. Jahr (der Königsherrschaft), Staatliche Werkstätten, Vorarbeiter Yu, Arbeiter Diao, Serie zi, Nummer 59

Diese Kennzeichnung ermöglichte es den Inspekteuren der Armee, die auch die Qualität der Waffen prüften, die Produzenten von Ausschussware zu verfolgen, zumal Schwerter, Lanzen oder ähnliches oftmals in Serie produziert wurden.

Das Reich Qín Shǐhuángdìs um 210 v. Chr.
Die streitenden Reiche um 350 v. Chr.

In den Reihen der Armee galt darüber hinaus das Prinzip der Fünfergruppe. In diesem war jeder Soldat nicht nur für sich, sondern auch für vier Kameraden verantwortlich. Im Falle der Flucht eines Mitgliedes einer Gruppe wurden die vier anderen zur Strafe hingerichtet. Diese Drohung stärkte den Zusammenhalt und die Tapferkeit der Soldaten. Yíng Zhèng setzte darüber hinaus die bis dato geltende feudale Ordnung mit ihren Regeln von Ehre und Gnade außer Kraft. Dies zeigte sich unter anderem daran, dass er 228 v. Chr. während des Feldzuges gegen das nördlich von Qin gelegene Zhao, das Land, in dem er geboren worden war, 10.000 gefangene Feinde töten ließ. Die Offiziere der Armee Qins erlangten einen gesellschaftlichen Aufstieg nur durch den Erfolg auf dem Schlachtfeld und nicht, wie zuvor, auf Grund ihres familiären Standes. Es gelang Yíng Zhèng, Zhao zu erobern. Die verbliebenen Staaten, die die von Qin ausgehende Gefahr nun erkannten, knüpften Beistandspakte, um sich militärisch abzusichern.

Im Jahre 227 v. Chr. entsandte der König des Staates Yan den Attentäter Jing Ke an den Palast Yíng Zhèngs, um diesen zu ermorden und die Hegemonialbestrebungen Qins zu beenden. Jing Ke führte eine Landkarte der Eroberungen Yíng Zhèngs sowie den abgeschlagenen Kopf eines in Qin in Ungnade gefallenen Generals als Zeichen der Freundschaft mit sich. In die Karte eingewickelt war ein Messer als Tatwaffe. Es ist nicht vollständig geklärt, ob er es nach dem König geworfen hat oder ob es zu einem Zweikampf kam. Letztendlich schlug das Attentat jedoch fehl, und Jing Ke wurde von Yíng Zhèng, dem einzigen, der am Hofe eine Waffe tragen durfte, mit dem Zeremonialschwert hingerichtet.

Innerhalb von nur neun Jahren unterwarfen Qins Armeen in großen Eroberungszügen unter Zhèng alle sechs konkurrierenden Staaten: Das östlich gelegene Wei fiel 225 v. Chr., Chu im Südosten, das größte der sieben Reiche, zwei Jahre darauf und das sich am Gelben Meer ausdehnende Yan 222 v. Chr. Wenig später nahm Zhèng mit Qi in der heutigen Provinz Shandong auch das letzte noch eigenständige Reich ein. Damit war im Jahre 221 v. Chr. die jahrhundertealte Utopie Wirklichkeit geworden: „Alles Unter Dem Himmel“ (chin. 天下, Tianxia) war wieder unter einem Herrscher vereint.

Kaiser von China

König Yíng Zhèng von Qin ließ sich nach seinem Sieg über alle Feinde zu Qín Shǐhuángdì, dem „Ersten erhabenen Gottkaiser von Qin“ krönen und begründete damit den Beginn des chinesischen Kaiserreiches. Als eine der ersten Maßnahmen verfügte er, dass außer den Soldaten niemand im Land Waffen tragen dürfe, und er ordnete an, alle Bronzewaffen der besiegten Armeen nach Xianyang bringen zu lassen. Dort wurden sie eingeschmolzen und neben mehreren Glocken zwölf 30 Tonnen schwere Kolossalstatuen gefertigt, die man in der Hauptstadt aufstellte.

Qín Shǐhuángdìs Herrschaft war äußerst widersprüchlich. Auf der einen Seite einte er das Land und führte zahlreiche Reformen ein, auf der anderen Seite war er ein rücksichtsloser und totalitärer Gewaltherrscher, der seine Ziele mit bis dahin ungekannter Härte verfolgte, dem der einzelne Bürger nichts galt und der zehntausende seiner Untertanen in die Zwangsarbeit schickte.

Zwischen 220 v. Chr. und 210 v. Chr. unternahm Qín Shǐhuángdì fünf mehrmonatige Inspektionsreisen in alle Teile seines Reiches, um sich von der Umsetzung seiner Politik zu überzeugen und legte dabei mehr als 9.000 Kilometer zurück. Der Reisezug bestand jeweils aus mehreren hundert Soldaten, dutzenden Sänften und ebenso vielen Bediensteten. Der Kaiser selbst verließ seine Sänfte kaum und sprach nur durch ein Tuch, das vor ein kleines Fenster gehängt wurde, nach außen. Um Feinde zu irritieren, zogen in der Regel zeitgleich mehrere gleiche Reisezüge durch das Land. Oftmals wussten nicht einmal die Soldaten, ob sie tatsächlich den Kaiser bewachten. Zu den häufigen Zielen dieser Reisen zählte die Pazifikküste, die den aus dem von Gebirgen umschlossenen Qin stammenden Kaiser faszinierte und die er 219 v. Chr. erstmals in seinem Leben erreichte.

Während seiner elf Jahre währenden Regentschaft als Kaiser entging Qín Shǐhuángdì mindestens zwei Attentaten. Das erste scheiterte im Jahre 218 v. Chr., als sein Reisezug auf einer Inspektionsreise von „Banditen“ überfallen wurde. Diese griffen allerdings irrtümlich eine falsche Sänfte an und konnten wenig später von den Soldaten überwältigt werden. Zwei Jahre später unternahm er eines Nachts – gekleidet wie ein Bürger und nur in Begleitung von vier Leibwächtern – einen Spaziergang durch seine Hauptstadt. Vermutlich wollte er die Stimmung der Bevölkerung und das Wirken der Beamten inkognito überprüfen. Auf diesem Rundgang erfolgte ein weiterer Überfall durch „Banditen“, die jedoch im letzten Moment von den Leibwächtern niedergeschlagen werden konnten. Die anschließende zwanzigtägige Fahndung legt den Verdacht nahe, dass es sich hierbei wiederum um eine Verschwörung handelte. Auch vom ersten Attentat wird heute gemeinhin angenommen, dass es sich keineswegs um einen spontanen Überfall, sondern vielmehr um ein Mordkomplott gehandelt hat.

Reformen und Normenregulierung

Qín Shǐhuángdì und seinen Ratgebern – in erster Linie dem Lü Buwei nachfolgenden Kanzler Li Si – verdankte das Reich zahlreiche Reformen. Viele von ihnen spiegelten jedoch die umfassende Ordnung seiner Herrschaft wieder sowie gleichzeitig seinen Wunsch, die vollständige politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Kontrolle über das Land aufrecht zu erhalten.

Gelochte Bronzemünze aus der Han-Dynastie (1. Jahrhundert v. Chr.)

Das Reich wurde in 36 Kommandanturen und rund 1.000 Landkreise unterteilt, die von Beamten verwaltet wurden. Diese mussten in ihrem Zuständigkeitsbereich sämtliche Ereignisse aufzeichnen. So waren sie beispielsweise verpflichtet, die Regenmenge sowie die Fläche des beregneten Gebietes zu registrieren sowie Stürme, Dürren, Insektenplagen, Überflutungen und andere Naturkatastrophen zu dokumentieren. Die Beamten hatten darauf Acht zu geben, dass im Zeitraum zwischen dem zweiten Frühlingsmonat und dem Ende des Sommers kein Holz in den Wäldern geschlagen wurde, keine Fische vergiftet, keine Dämme errichtet, keine Vogelnester gesammelt und keine Fallen und Netze aufgestellt wurden. Zusätzlich waren sie dafür verantwortlich, dass die vom Kaiser vorgegebene Menge Saatgut auf den Feldern ausgetragen wurde. Man verlangte von ihnen, über all diese Vorkommnisse einen jährlichen Bericht anzufertigen und ihn vor Ablauf des achten Monats in die Hauptstadt zu schicken. Erfolgreichen Beamten bot sich die Möglichkeit, in der 18-stufigen Hierarchie aufzusteigen. Zu den Rängen zählten beispielsweise „Befreit von Zwangsrekrutierung“, „Berater fünften Ranges“ und „Würdenträger ersten Ranges“.

Qín Shǐhuángdì ordnete die Anlage eines 6.800 Kilometer langen Straßennetzes durch sein Reich an. Besonders beachtlich waren die „Gerade Straße“, die über 800 Kilometer schnurgerade vom Sommerpalast Yunyang in der Nähe der Hauptstadt nach Norden bis tief in die Innere Mongolei führte, und die „chi dao“, welche Zhifu an der Ostküste mit Xianyang verband. Diese Magistralen dienten der Armee als Marschrouten sowie den Kaufleuten und Händlern als wichtigste Verbindungen. Die Tatsache, dass alle Straßen mehr oder minder direkt in die Hauptstadt führten, trug zur raschen Zentralisierung des Reiches bei. Die mittlere Spur einer jeden Straße war dem Kaiser und ausgewählten Angehörigen seiner Familie vorbehalten.

Der Kaiser sah sich, der Fünf-Elemente-Lehre folgend, als dem Wasser gleichend an, weil er das Feuer der Kriege erstickt hatte. Da die dem Wasser zugeordnete Zahl die sechs war, kam dieser bei verschiedensten Regularien große Bedeutung zu. So befahl der Kaiser, dass die eckigen Amtshüte der Minister, Berater, Höflinge und Schreiber in ihrer Höhe sechs Finger messen sollten. Ferner waren die Karren der Bauern sechs Fuß lang; sechs Fuß entsprachen dem standardisierten Längenmaß bu, etwa 1,38 Meter. Entlang jeder Straße des Reiches wurden im Abstand von fünf bu Bäume gepflanzt.

Während der Regentschaft Qín Shǐhuángdìs waren darüber hinaus die Achsbreite der Wagen sowie die Menge an Fett, mit der die einzelnen Räder geschmiert werden durften, festgelegt. Der Kaiser regelte, wie der Haarknoten bei Männern zu sitzen hatte, welche Form der Schnurrbart zu haben hatte und wie die Kleidung seiner Untertanen geschnitten sein durfte. Eine Vereinheitlichung erfolgte auch im Bereich der Gewichte sowie der Längen- und Hohlmaße. Maß ein Beamter mit falschen Gewichten, ahndete man dieses Vergehen mit einer hohen Geldstrafe. Umfassendere Verstöße gegen die Vorschriften wurden mit dem Abhacken einzelner Körperteile oder dem Tod bestraft.

Zu den wichtigsten Reformen Qín Shǐhuángdìs zählte die Vereinheitlichung der unterschiedlichen Währungen. Er führte im ganzen Reich geltende Münzen ein. Diese besaßen ein Loch, so dass man sie auf eine Schnur ziehen konnte. Anschließend ließ er auf Anraten Li Sis das Schriftsystem nach dem Muster der Schrift von Qin standardisieren. Dadurch fiel etwa ein Viertel aller Schriftzeichen weg[2]; die verbliebenen wurden deutlich einfacher geschrieben. Es gelang dem Kaiser nicht, die lokalen Dialekte abzuschaffen, doch die einheitliche Schrift wurde zum Fundament der chinesischen Kultur.

Willkürherrschaft und bauliche Großprojekte

Qín Shǐhuángdì verfolgte bereits als König von Qin eine Politik der gewaltsamen Despotie und des Legalismus, nach der der einzelne Bürger für ihn nichts zählte, sich dem Nutzen für das Reich unterzuordnen hatte und lediglich das Volk als Kollektiv von Bedeutung war.

Die Große Mauer zur Zeit Qín Shǐhuángdìs

Schon im ersten Jahr seiner Regentschaft gab der König ein Mausoleum in Auftrag, an dem in der Mehrzahl verurteilte Kriminelle arbeiteten. Nach dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen verloren jene Soldaten, die nicht in ihre alten Berufe zurückkehren konnten, ihre Beschäftigung. Sie wurden mehrheitlich als Arbeiter auf den Großbaustellen des Reiches eingesetzt. Zum einen befahl der Kaiser eine ihm angemessene Vergrößerung seines Grabbaus, und zum anderen begann um 220 v. Chr. der planmäßige Ausbau der Chinesischen Mauer, die die Nordgrenzen des Reiches gegen marodierende Nomadenstämme absichern sollte. Um zu jeder Zeit über eine ausreichende Anzahl an Arbeitern zu verfügen, erließ der Kaiser ein Gesetz, demzufolge alle männlichen Bauern im Alter zwischen 17 und 60 für einen Monat im Jahr zwangsrekrutiert werden konnten. Bei erhöhtem Bedarf konnte der Zeitraum beliebig verlängert werden. Schon bald wurde ersichtlich, dass selbst mit diesem Dekret nicht genügend Personen zu verpflichten waren. Aus diesem Grunde begannen die Soldaten und Beamten in den einzelnen Regionen des Reiches damit, auch Angehörige anderer Berufsgruppen wegen angeblicher Vergehen und unter fadenscheinigen Argumenten auf die Baustellen zu befehlen. Diese Maßnahmen führten dazu, dass in vielen Landstrichen nur noch Frauen und Kinder lebten und die Wirtschaft bedingt durch den ausbleibenden Handel nahezu zum Erliegen kam.

An der Chinesischen Mauer, die zum Zeitpunkt des Todes Qín Shǐhuángdìs gut 4.100 Kilometer maß, arbeiteten etwa 300.000[1] Zwangsrekrutierte und am Mausoleum in der Nähe der Hauptstadt gut 700.000.[1] Dieses Grabmal besitzt neben dem Bestattungshügel zahlreiche große Gruben mit Grabbeigaben. Zu diesen zählen auch gut 8.000 lebensgroße Terrakottasoldaten, die den Kaiser als schützende Armee in das Leben das nach dem Tod begleiten sollten und insofern ein Novum darstellten, als zuvor nur Miniaturarmeen als Grabausstattung dienten. Nach dem Abschluss der Arbeiten wurden die Konstrukteure der Anlage sowie die Arbeiter auf Befehl des Kaisers lebendig begraben, um zu verhindern, dass sie Kenntnisse über den Aufbau der Anlage hätten verraten können.

Auch in der Hauptstadt Xianyang wurden auf Befehl Qín Shǐhuángdìs zahlreiche große Bauvorhaben realisiert. In der Stadt entstanden binnen zehn Jahren zwischen 220 v. Chr. und 210 v. Chr. etwa 270 Paläste, Parks und Pavillons. Im Jahre 212 v. Chr. begannen die Konstruktionsarbeiten am neuen Kaiserpalast, dem Epang-Palast. Er konnte jedoch neueren Untersuchungen zufolge nicht mehr vor dem Tod Qín Shǐhuángdìs fertiggestellt werden. Lediglich die 675 Meter in der Länge und 112 Meter in der Breite messende Haupthalle wurde errichtet.

213 v. Chr. initiierte der Kaiser eine umfassende Bücherverbrennung, die sein Kanzler Li Si mit folgenden Worten begründete:

„Diese Gelehrten lernen nicht von der Gegenwart, sondern von der Vergangenheit und kritisieren damit unsere Zeit und stürzen die Schwarzhaarigen in Verwirrung. Wenn sie hören, dass ein kaiserlicher Befehl ergangen ist, debattieren sie ihn je nach ihrer Lehrmeinung. Bei Hofe kritisieren sie ihn im Herzen; draußen reden sie darüber in den Straßen. Den Herrscher zu diskreditieren ist ein Weg, berühmt zu werden. Sie leiten ihre Schüler darin an, üble Nachrede zu üben. Wenn Dinge wie diese nicht verboten werden, wird die Macht des Herrschers oben geschwächt, und unten bilden sich Parteien. Ich bitte deshalb darum, alle historischen Aufzeichnungen, die nicht aus dem Reiche Qin stammen, zu verbrennen. Außer den Exemplaren, die in der kaiserlichen Hofakademie liegen, sollen alle Lieder, Urkunden und alle Schriften der Hundert Schulen, die irgendjemand im Reich aufzubewahren gewagt hat, zu den Gouverneuren und Kommandanten gebracht und verbrannt werden. Jeder, der es wagt, über die Lieder und die Urkunden zu diskutieren, soll auf dem Marktplatz hingerichtet werden. Diejenigen, die das alte System heranziehen, um das neue zu kritisieren, sollen mitsamt ihren Familien exekutiert werden. Beamte, die von diesen Verbrechen hören oder von ihnen wissen, ohne sie zu verfolgen, sollen genauso bestraft werden wie diese Kriminellen. Dreißig Tage nachdem dieses Dekret ergangen ist, wird jeder, der seine Bücher noch nicht verbrannt hat, mit dem Brandmal im Gesicht und Zwangsarbeit bestraft. Ausgenommen sind nur Bücher über Medizin, Orakelkunde und Landwirtschaft.“[3]

Heutzutage sind noch zahlreiche Schriften aus der Zeit vor der Bücherverbrennung erhalten. Es gibt allerdings keine Rückschlüsse darauf, wie viele Abschriften, bestehend aus aneinander geknüpften Bambus- oder Holzstreifen, zuvor bestanden, sodass sich die Effektivität der Aktion nur schwer ermessen lässt. Sicher ist aber, dass dadurch ein Teil von Chinas historischem, literarischem und philosophischem Wissen für immer verschwand. In Ablehnung der Bücherverbrennung, aber auch aus Unverständnis über die gegen sie vorgebrachten Vorwürfe, protestierten im Anschluss knapp 460 Gelehrte, welche Qín Shǐhuángdì hinrichten ließ.

Der erste Kaiser übernahm die bereits zuvor in Qin bestehenden Regelungen des Legalismus und baute sie weiter aus. Mehrere Dutzend Gesetze regelten das korrekte Verhalten der Bürger und setzen Strafen und Belohnungen fest. Alle „Schwarzhaarigen“ – als solche wurden die Bauern abfällig bezeichnet – wurden in Gruppen zu je fünf Familien eingeteilt. Jeder Einwohner war somit mitverantwortlich für die Taten der anderen und hatte eventuelles Fehlverhalten zu melden. Es galt der Grundsatz:

„Wer einen Schuldigen nicht denunziert, wird in zwei Teile gehackt; derjenige, der einen Schuldigen denunziert, erhält die gleiche Belohnung wie der, der einen Feind in der Schlacht köpft.“

Diese erzwungene Selbstüberwachung, aber auch die permanente Präsenz von Soldaten und Beamten in allen größeren Siedlungen ermöglichte es Qín Shǐhuángdì, seine Macht noch im kleinsten Dorf auszuüben.

Qín Shǐhuángdì

Um jegliche Opposition bereits im Keim zu ersticken, ordnete der Kaiser sehr häufig groß angelegte Umsiedlungen an. So wurden beispielsweise nach seinem Sieg und seiner Krönung 221 v. Chr. über 120.000 Adelsfamilien aus den zerschlagenen Reichen zwangsweise im Nordosten der Hauptstadt Xianyang angesiedelt. Zwei Jahre später siedelte man 30.000 Familien auf die Shandong-Halbinsel um, und 213 v. Chr. wurden zahlreiche „unzuverlässige Beamte“ an die nördlichen und südlichen Reichsgrenzen deportiert. In den letzten drei Jahren seiner Herrschaft befahl er die Umsiedlung von 110.000 weiteren Familien. Diese Maßnahmen hatten jedoch oftmals einen gegenteiligen Effekt: Ab etwa 212 v. Chr. kam es im Reich immer häufiger zu Aufständen. An diesen beteiligten sich nicht nur diejenigen, die von den Umsiedlungen betroffen waren, sondern auch Zwangsarbeiter und Teile der unterdrückten Bevölkerung, die in Revolten versuchten, sich mehr Freiheiten zu erkämpfen.

Von den schätzungsweise 30.000.000 Einwohnern des ersten chinesischen Kaiserreiches starben unter der Herrschaft Qín Shǐhuángdìs weit mehr als 2.000.000 durch Hinrichtung oder in der Zwangsarbeit.

Religiosität und Angst vor dem Tod

Qín Shǐhuángdì war offenbar ein religiöser Mann, der auf das Wirken von Göttern und Geistern vertraute. Ersichtlich wird dies unter anderem dadurch, dass er während seiner Inspektionsreisen die heiligen Berge auf der Shandong-Halbinsel und in deren Umgebung besuchte, die traditionell als jene Orte galten, an denen man dem Himmel und den Göttern am nächsten sein konnte. Auf den Gipfeln ließ er Erdaltäre aufschütten und betete. Überliefert ist beispielsweise, dass der Kaiser auf dem Tai Shan das Feng-Opfer zu Ehren des Himmels und auf dem Liang-fu das Shan-Ritual zu Ehren der Erde zelebrierte. Während des Abstieges vom letztgenannten Berg wurde der kaiserliche Reisezug von einem Sturm überrascht, und Qín Shǐhuángdì sah sich gezwungen, unter einem Baum Schutz zu suchen. Nachdem das Unwetter abgeklungen war, verlieh er dem Baum den Ehrentitel eines Würdenträgers Fünften Ranges.

Die gescheiterten Attentate schürten in Qín Shǐhuángdì große Furcht vor dem Tod. Er vertrat die Ansicht, dass auch der Tod besiegbar sei und ihm das Anrecht zukäme, die Unsterblichkeit zu erlangen. Auf einer seiner Inspektionsreisen hörte der Kaiser im Jahre 219 v. Chr. auf der Halbinsel Shandong zum ersten Mal von den „Inseln der Unsterblichkeit“ (Penglai-Inseln), einem angeblichen Archipel in der Nähe Penglais. Umgehend rüstete er eine gut 3.000 Mann starke Schiffsexpedition unter der Leitung des von der Zhifu-Insel stammenden Weisen Xu Fu aus, die ihm das Elixier des Lebens beschaffen sollte. Als Tauschobjekte für die Bewohner wurden Saatgut und Werkzeuge mitgeführt. Die Expedition kehrte nie wieder zurück – vermutlich auch im Wissen, bei einer Rückkehr ohne das Elixier hingerichtet zu werden. Nach einer Legende, die aber als unhistorisch gilt, soll diese Truppe in Japan gelandet sein und das japanische Kaisertum begründet haben.

Der Herrscher hörte nun immer häufiger Schamanen und Alchemisten an und gab Unsummen an Staatsgeldern aus, um ihren Ratschlägen zu folgen. Die so genannten Heiler rieten ihm, von ihnen hergestellte quecksilberhaltige Mittel einzunehmen, um den Tod zu überwinden und unsterblich zu werden. Zur besseren Aufnahme des Quecksilbers durch den Körper vermengten sie ihre Tränke oftmals mit Teig. Die angeblichen Wundermittel beschleunigten jedoch, vermutlich ohne das Wissen oder die Absicht ihrer Zubereiter, den geistigen und körperlichen Verfall des Kaisers. In den Jahren ab 214 v. Chr. zeigten sich die Symptome einer chronischen Quecksilbervergiftung, die heute als Minamata-Krankheit bezeichnet wird; die stetig fortschreitende Schädigung des Nervensystems steigerte Qín Shǐhuángdìs Paranoia ins Maßlose.

Im Jahre 215 v. Chr. stattete der Kaiser eine zweite Expedition zu den Penglai-Inseln aus. Auch diese blieb erfolglos, allerdings kehrten die Teilnehmer fünf Jahre später wieder zurück. Ein Teilnehmer der Gruppe entschuldigte sich für ihr Versagen und begründete den Misserfolg mit einem Riesenfisch, der die Weiterfahrt blockiert hätte. Er bat darum, das nächste Mal Armbrustschützen mitzuschicken, um den Fisch zu erlegen, was der Kaiser bewilligte.

Auch die letzte in den Annalen registrierte Regierungstat Qín Shǐhuángdìs steht in engem Zusammenhang mit seiner Furcht vor bösen Geistern, die ihm nach dem Leben trachten. Es heißt, er habe auf seiner fünften Inspektionsreise einen Traum gehabt, in welchem er mit einem Meeresgott in Menschengestalt gerungen habe. Ein hinzugerufener Gelehrter deutete und interpretierte den Traum dahingehend, dass der Kaiser zwar ausreichend gebetet und geopfert habe, es die bösen Geister aber dennoch weiterhin gebe. Man müsse sie vertreiben, damit sich die guten Geister einfinden können. Auf der Weiterfahrt führte der Kaiser fortan eine Armbrust mit sich, mit der er am Küstenberg Zhifu einen großen Fisch schoss.

Tod und Erben

Qín Shǐhuángdì verstarb am 10. September des Jahres 210 v. Chr. während seiner fünften Inspektionsreise in der Nähe der Siedlung Shaqiu. Da er zeitlebens große Angst vor dem Tod hatte und zuletzt wohl nicht glauben wollte, dass er sterben würde und könnte, verfasste er nie einen letzten Willen. Im Sterben entsann er sich jedoch seines ältesten Sohnes, Prinz Fu-su, den er zur Zwangsarbeit an die Große Mauer strafversetzt hatte, nachdem dieser gegen die Hinrichtung der gegen die Bücherverbrennung auftretenden Gelehrten protestiert hatte. Mit den Zeilen

„Komm nach Xianyang, um meiner Beerdigung beizuwohnen, und begrab du mich!“[4]

ernannte er ihn zu seinem Nachfolger. Die Nachricht wurde jedoch von Li Si niemals einem Boten ausgehändigt. Stattdessen schickten der Kanzler und der Obereunuch Zhao Gao gefälschte kaiserliche Dekrete an Fu-su und dessen General Meng Tian mit der Aufforderung, wegen angeblicher Vergehen Selbstmord zu begehen, was diese auch taten. Es wird angenommen, dass Li Si die Thronbesteigung Fu-sus deshalb unterbinden wollte, da dieser auf Anraten des Kanzlers zur Zwangsarbeit verurteilt wurde. Li Si befürchtete, dass seine mächtige Position im Staat unter einem Kaiser Fu-su abgeschwächt werden und ihm Repressalien drohen könnten.

Die rechte Hand gebietet, die linke umfasst das Schwert: Eine moderne Statue des Kaisers vor dem Museum der Terrakottaarmee nahe seines Mausoleums

Li Si und Zhao Gao beschlossen, den Tod des Kaisers so lange wie möglich geheim zu halten, da sie befürchteten, eine eventuelle Todesnachricht könnte Aufstände der unterdrückten Bevölkerung sowie der Zwangsarbeiter zur Folge haben. In die kaiserliche Sänfte wurde ein Eunuch gesetzt, der an Stelle des Verstorbenen sprach, und Li Si betrat wie all die Wochen zuvor täglich die verschlossene Sänfte, um über staatliche Angelegenheiten zu sprechen. Diese Täuschung gelang auf Grund des sehr zurückgezogenen Lebens Qín Shǐhuángdìs, der gerne im Verborgenen geblieben war und die Sänfte fast nie verlassen hatte. Nur ein kleiner Personenkreis wurde über die Umstände eingeweiht, unter anderem Huhai, der jüngste Sohn des Kaisers und der einzige von dessen Söhnen, der ihn regelmäßig auf den Reisen begleiten durfte. Li Si und Zhao Gao weihten ihn ein und unterbreiteten ihm ihren Plan, dem gemäß er die Nachfolge seines Vaters antreten sollte. Als die Verwesung der noch immer in der Sänfte befindlichen Leiche einsetzte, ordnete Li Si auf „Befehl des Kaisers“ an, je einen Karren mit getrocknetem und verfaultem Fisch hinter jeder Sänfte herzuziehen. Dadurch gelang es, den Verwesungsgeruch zu überdecken.

Nach etwa zweimonatiger Reise erreichte man die Hauptstadt Xianyang und gab dort den Tod von Qín Shǐhuángdì bekannt. Der erste Kaiser von China wurde anschließend im Mausoleum beigesetzt. In das Grabmal eingeschlossen wurden auch all jene Konkubinen, die ihm keine Kinder geboren hatten.

Wenig später bestieg Prinz Huhai, der sich fortan Qin Er Shi nannte, als „Zweiter erhabener Gottkaiser von Qin“ den Thron. Das Reich, das sein Vater ihm hinterlassen hatte, war jedoch nicht gefestigt genug, um länger zu bestehen. In allen Teilen des Landes brachen unmittelbar nach der Grablegung Qín Shǐhuángdìs Aufstände und Revolten aus, mit Hilfe derer die Bevölkerung versuchte, sich von der Unterdrückung zu befreien. Dem neuen führungsschwachen Kaiser gelang es nicht, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen, und er wurde zu einer Marionette Zhao Gaos, der zuvor den Machtkampf gegen Li Si gewonnen und diesen hatte hinrichten lassen. Schließlich beging Qin Er Shi nach nur drei Jahren Regentschaft auf Druck des Eunuchen Selbstmord, und sein Sohn Ziying kam als Sān Shì Huángdì an die Macht. Diesem gelang es während seiner gerade einmal 46 Tage dauernden Herrschaft, Zhao Gao zu ermorden. Wenig später musste er das Reich allerdings an den Rebellenführer Liu Bang abtreten. Damit endete die Qin-Dynastie im Jahre 206 v. Chr. Die Herrscherlinie, die Qín Shǐhuángdì zufolge 10.000 Generationen überdauern sollte, zerbrach bereits nach der dritten. Liu Bang ernannte sich bald darauf in den Wirren der Aufstände zum Kaiser und begründete als Han Gaozu die Han-Dynastie, die die folgenden 400 Jahre über China herrschen sollte.

Familie

Über die Familie Qín Shǐhuángdìs ist im Shiji nicht viel überliefert. Man weiß lediglich, dass er, wie oben erwähnt, der Sohn des Königs Zhuangxiang und einer Konkubine war und noch mehrere Brüder und Halbbrüder besaß.[5] Er selber wurde Vater von etwa zwanzig Söhnen. Die bekanntesten sind der Kronprinz Fu-su († 210 v. Chr.) und der jüngste Sohn Prinz Huhai (* 231 v. Chr.; † 207 v. Chr.). Ein vereinfachter Stammbaum Qín Shǐhuángdìs veranschaulicht seine verwandtschaftlichen Verhältnisse:


 
 
???
 
 
 
Zhaoxiang
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zichu (Zhuangxiang)
 
 
 
Konkubine
 
 
 
Lao Ai
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Konkubinen
 
Qín Shǐhuángdì
 
Halbbruder
 
Halbbruder
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
???
 
Fu-su
 
Huhai (Qín Èr Shì)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ziying (Sān Shì Huángdì)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Bewertung im Laufe der Geschichte

„Was war denn so außergewöhnlich an Qin Shihuang? Er hat 460 Gelehrte lebendig begraben; wir haben 46.000 Gelehrte lebendig begraben. Dazu habe ich schon gewissen Demokraten entgegen gehalten: Ihr glaubt, ihr könnt uns beleidigen, wenn ihr uns als Qin Shihuang bezeichnet, aber ihr irrt, wir haben Qin Shihuang hundertfach übertroffen! Ihr bezeichnet uns als Despoten – wir bekennen uns gern zu diesen Eigenschaften, wir bedauern nur, dass ihr derartig hinter der Wahrheit zurück bleibt, dass wir eure Vorwürfe ergänzen müssen!“

Mao Zedong 1958 auf einer internen Parteiversammlung[6]

Die Regentschaft Qín Shǐhuángdìs wurde im Nachhinein sehr kritisch betrachtet. Während viele andere – auch europäische – Herrscher, die zum Zweck der Etablierung ihres Imperiums ähnlich handelten wie er und Zehntausende von Menschen opferten, von den nachfolgenden Generationen oftmals glorifiziert wurden, war dies bei ihm nicht der Fall. Die Chronisten der vier Jahre nach dem Tod des ersten Kaisers beginnenden Han-Dynastie beschrieben ihn als rücksichtslosen und despotischen Tyrannen und missbilligten die von ihm initiierte Unterdrückung des Konfuzianismus, der in späteren Jahrhunderten zur tragenden Staatsdoktrin folgender Dynastien wurde. Es war allerdings nicht nur zu jener Zeit üblich, dass neu erstarkte Dynastien die vorherigen negativ darstellten, um die eigene Macht zu legitimieren. Der Staatsmann und Poet Jia Yi (* 201 v. Chr.; † 169 v. Chr.) verfasste mit Die Fehler von Qin eine Abhandlung, in der er Thesen und Argumente für die Schwäche und den raschen Niedergang der Qin-Dynastie aufführte. Unter anderem war ihm zufolge das rücksichtslose Streben nach Macht dafür verantwortlich. In diesem Zusammenhang wies er auf Konfuzius hin, der die Ansicht vertrat, dass die Stärke einer Regierung maßgeblich auf der Unterstützung durch die Bevölkerung und der rechtschaffenden Haltung des Herrschers basiere. Am Ende der Schrift befand sich die Liste der Zehn Verbrechen von Qin, die der Autor aufstellte, um explizit auf bestimmte tyrannische Aktionen Qín Shǐhuángdìs hinzuweisen. Diese Aufzählung wurde zur Standardargumentation konfuzianistischer Historiker, wenn sie den Zerfall des ersten Kaiserreiches begründen oder den Kaiser abwertende Sätze finden wollten. Das Werk Jia Yis wurde oft kopiert und erreichte einen großen Einfluss auf die Politik seiner Zeit, da man es als klassische Illustration der konfuzianistischen Lehre ansah.

In den Jahren der Yuan-Dynastie, die die mongolische Herrschaft über China bezeichnet, zogen viele chinesische Gelehrte Parallelen zwischen dem ersten Großkhan der Mongolen, Dschingis Khan, und Qín Shǐhuángdì. Sie sahen Ähnlichkeiten in der als brutal und unehrenhaft angesehen Art der Kriegsführung.

Erst in jüngeren Jahren, während und nach dem Sturz der Qing-Dynastie, war es chinesischen Historikern möglich, die bis dato geltenden Grenzen der Geschichtsschreibung zu erweitern und neue Perspektiven zu gewinnen. Begünstigt wurde dies durch die politische Zurückdrängung des Konfuzianismus, der nach Ansicht der staatlichen Führung der Republik China ein Hemmnis auf Chinas Weg in eine moderne Welt darstellte. Zur Zeit der japanischen Besetzung des Landes während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges hob der führende Historiker der Kuomintang, Xiao Yishan, Qín Shǐhuángdìs Rolle bei der Zurückdrängung der Nomaden aus dem Norden hervor und lobte ihn besonders für die Konstruktion der Großen Mauer. Ma Feibai, ein anderer Historiker jener Zeit, veröffentlichte 1941 eine revisionistische Biographie über den ersten Kaiser unter dem Titel Qin Shi Huangdi Zhuan. In diesem Werk bezeichnete er ihn als „einen der größten Helden der chinesischen Geschichte“ und verglich ihn mit Chiang Kai-shek, da er viele Übereinstimmungen in den Karrieren und der Politik der beiden zu entdecken glaubte.

Nach der Machtübernahme der Kommunisten unter Mao Zedong im Jahre 1949 erfolgte eine erneute Neuinterpretation und Neubewertung des ersten Kaisers. Diese verordnete Sichtweise war eine Kombination aus traditionellen und modernen Ansichten, aber in der Grundhaltung kritisch. Anschaulich wurde dies im September 1955 an der herausgegebenen Schrift Komplette Geschichte von China, die einen offiziellen Abriss über die Jahrhunderte darstellte. In dem Werk wurden die wichtigsten Schritte des Kaisers auf dem Weg zu Einheit und Standardisierung beschrieben, die demnach zwar im Interesse der Führungsgruppe und der Kaufleute, nicht aber der Nation oder des Volkes lagen. Der Niedergang der Qin-Dynastie wurde mit marxistischen Theorien begründet: Die Bauernrebellion sei ein Aufstand gegen Unterdrückung gewesen – eine Revolte, die die Dynastie untergraben habe, aber zum Scheitern verurteilt gewesen sei, weil man sich auf Notlösungen mit „Grundherrenklasseelementen“ eingelassen habe.

Ab etwa 1972 änderte sich in der Volksrepublik China die offizielle Sichtweise auf Qín Shǐhuángdì erneut radikal und es erfolgte eine Neubewertung seiner Dynastie. Den Anfang hierfür legte der Schriftsteller Hong Shidi, der mit Qin Shi Huang eine neue Biographie veröffentlichte. Diese wurde von den staatlichen Druckereien verlegt, da das Buch einer breiten Masse als Pflichtlektüre zugänglich sein sollte. Innerhalb von zwei Jahren wurden 1.850.000 Exemplare verkauft. Die veränderte offizielle Geschichtsschreibung sah Qín Shǐhuángdì nun als weitsichtigen Herrscher, der die Teilung überwunden, den ersten vereinigten und zentralisierten Staat der chinesischen Geschichte geschaffen und die Vergangenheit verworfen habe. Der erste Kaiser habe keine Skrupel gehabt, gewaltsame Methoden anzuwenden, um eine Konterrevolution zu verhindern. Unglücklicherweise sei er nicht so sorgfältig gewesen, wie er es hätte sein müssen, denn nach seinem Tode wären versteckte Staatsfeinde an die Macht gekommen und hätten diese dazu genutzt, die alte feudale Ordnung wieder herzustellen. Persönliche Attribute des Kaisers, wie zum Beispiel sein Streben nach Unsterblichkeit, rückten in dieser neuen Auslegung seiner Herrschaft dagegen zumeist in den Hintergrund. Zur Vervollständigung dieser neuen offiziellen Ansicht erschien 1974 ein von Luo Siding verfasster und Über den Klassenkampf in der Periode zwischen Qin und Han betitelter Artikel in der Zeitschrift Hongqi, dem theoretischen Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Dort war zu lesen, dass der Grund für den Niedergang der Qin-Dynastie im Mangel an Vollständigkeit und Gründlichkeit in Qín Shǐhuángdìs „Diktatur über die Reaktionäre, sogar bis dem Ausmaße lag, ihnen zu erlauben, sich ihren Weg in Organe der politischen Autorität zu schlängeln und wichtige Posten zu usurpieren“.

Westliche Historiker begannen überwiegend erst im 20. Jahrhundert mit der Aufarbeitung der Regentschaft des ersten chinesischen Kaisers. Sie merkten an, dass dieser durch seine als „megalomanisch“ bezeichneten Bauprojekte die natürlichen Ressourcen seines Reiches überfordert und so den Niedergang seiner eigenen Dynastie selbst herbeigeführt oder zumindest zu ihm beigetragen habe. Darüber hinaus weisen sie darauf hin, dass sich in Folge der allgegenwärtigen Staatsbürokratie, die den Handel zurückdrängte, keine Bürgerschicht entwickeln konnte. Dennoch befand ein Forscher, dass das Jahr 221 v. Chr. zurückblickend

„das bei weitem bedeutendste Jahr in der Geschichte Chinas bis zur Revolution im 20 Jahrhundert“[7]

war.

Qín Shǐhuángdìs Herrschaft hatte allerdings auch Erfolge zu verzeichnen. So formte der Kaiser eines der flächenmäßig größten und das bevölkerungsreichste Reich seiner Zeit und einige der von ihm eingeführten Regelungen und Reformen hatten, obwohl die Art ihrer Durchsetzung scharf kritisiert wurde, zu Teilen noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts Bestand. Noch heute erinnert beispielsweise die administrative Gliederung der Volksrepublik China in Provinzen und Kreise in einigen Landesteilen stark an die Einteilung in Kommandanturen und Landkreise zur Zeit der Qin-Dynastie und die Spurbreite der Chinesischen Staatsbahn weicht nur um wenige Zentimeter von der von Qín Shǐhuángdì festgelegten Achsbreite für Wagen ab. Der us-amerikanische Historiker Michael H. Hart nahm Qín Shǐhuángdì in seine 1978 veröffentlichte Liste The 100 auf, die die seiner Meinung nach 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte wiedergibt. Der erste chinesische Kaiser ist auf Rang 17 gelistet. Insgesamt darf man wohl sagen, dass er zu den positiv zu bewertenden Herrschern der chinesischen Geschichte gehört.

Qín Shǐhuángdì in der Fiktion

Qín Shǐhuángdì hat in wesentlich höherem Maße als irgendein chinesischer Kaiser nach ihm Eingang in die Unterhaltungskultur der modernen Zeit gefunden. War er Wissenschaftlern schon über die Jahrhunderte bekannt, rückte er erst ab den 1970er Jahren auch in das Blickfeld der Allgemeinheit. Dies steht nicht zuletzt in Zusammenhang mit der Terrakottaarmee, die 1974 entdeckt wurde. Da der eigentliche Grabhügel seines Mausoleums nach wie vor unangetastet ist, bietet dieser einen Nährboden für zahlreiche Spekulationen bezüglich seines Inhaltes, die sich in den unterschiedlichen Büchern, Spiel- und Zeichentrickfilmen oder Computerspielen niederschlagen.

Theater

Von Qín Shǐhuángdì inspiriert wurden einige Regisseure, die Bühnenstücke für Theater schrieben. So erfolgte im pazifistisch angelegten Werk Die Chinesische Mauer. Eine Farce von Max Frisch, das am 10. Oktober 1946 unter der Regie von Leonard Steckel am Schauspielhaus Zürich seine Premiere feierte, eine durchaus kritische Betrachtung des als Protagonisten auftretenden Kaisers. Während des Koreakrieges entstand das Theaterstück Song of the Yi River, dass auf dem gescheiterten Attentat von Jing Ke basiert. Im Verlauf des Stückes wird Qín Shǐhuángdì als brutaler Tyrann und Invasor fremder Staaten dargestellt, während Jing Ke als ritterlicher Krieger erscheint. Einer seiner Sätze im Stück lautete:

„Zehntausende von verletzten Menschen sind alle meine Waffenbrüder.“

Qín Shǐhuángdì ist darüber hinaus die Hauptfigur in Der erste Kaiser, einer Oper des chinesischen Komponisten Tan Dun, die am 21. Dezember 2006 in der Metropolitan Opera in New York City Premiere feierte. Den Kaiser spielte und sang während dieser Uraufführung der Spanier Plácido Domingo.

Visuelle Medien

Auch in Fernseh- beziehungsweise Kinofilmen war der erste Kaiser bisweilen Mittel- oder Ausgangspunkt der bestimmenden Handlung. So produzierte der in Hong Kong ansässige Fernsehsender Asia Television Limited (ATV) während der 1980er Jahre eine 63 Episoden umfassende Drama-Serie unter dem Titel The Rise of the Great Wall – Emperor Qin Shi Huang. Es handelte sich um das bis dato kostenintensivste Projekt des Senders und zeigte in chronologischer Abfolge die Lebensstationen des ersten Kaisers von seiner Geburt bis zum Tod, wobei das Titellied bereits als Zusammenfassung verstanden werden konnte. Es lautete „The land shall be under my foot; nobody shall be equal to me“.

Der Kaiser und sein Attentäter, ein Film von Regisseur Chen Kaige, der 1999 in die Kinos kam, beleuchtete die Identität von Zichu (Zhuangxiang), die vermeintliche Herzlosigkeit des ersten Kaisers gegenüber seinen Bediensteten sowie das Attentat von Jing Ke, das im Film in Zusammenhang mit einer Untreue in der Jugendzeit des Kaisers stand. Der Film überließ dem Zuschauer die Antwort auf die Frage, ob die Motive Qín Shǐhuángdìs verdienstvoll waren oder nicht. Im gleichen Jahr porträtierte Bob Bainborough den Kaiser in der Episode The Not-So-Great Wall Of China der zweiten Staffel der Sendung History Bites des kanadischen Fernsehsenders History Television. Drei Jahre darauf verkörperte Jet Li in Hero einen namenlosen Attentäter, der Qín Shǐhuángdì nach dem Leben trachtet, aber im Endeffekt von dessen Ideologie überzeugt und zu einem seiner Untertanen wird. Im Jahre 2005 spielte Jackie Chan in dem Film Der Mythos gleich eine Doppelrolle: Einen modernen Archäologen sowie einen General unter dem Kaiser. Die Schauspielerin Kim Hee-sun spielte eine koreanische Prinzessin, die gezwungen worden war, Qín Shǐhuángdì zu heiraten.

2006 produzierte der Discovery Channel einen Dokumentationsfilm über den Kaiser. In diesem The First Emperor: The Man Who Made China betitelten und auf dem britischen Channel 4 ausgestrahlten Werk spielte James Pax den Protagonisten. Im gleichen Jahr drehte der National Geographic Channel westlich von Shanghai eine ähnlich aufgearbeitete, 58 Minuten lange Dokumentation mit dem Titel Secrets of China's First Emperor: Tyrant and Visionary. Im Frühling 2007 lief diese als Sturm über China: Das Geheimnis des Ersten Kaisers im ZDF.

Der neueste Qín Shǐhuángdì behandelnde Film ist Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers aus dem Jahre 2008. In diesem übernahm Jet Li anders als sechs Jahre zuvor die Rolle des Kaisers. Im Film Hero spielte er den Namenlosen, der eben diesen Kaiser Qín Shǐhuángdì töten soll. Wie schon in den vorherigen Filmen der Mumie-Serie, erwecken Archäologen erneut eine Art Mumie, die des „Drachenkaisers“, respektive Qín Shǐhuángdìs, und sind gezwungen, zu verhindern, dass dieser eine unbesiegbare Armee (die zum Leben erweckten Terracottasoldaten) erschafft, mit der er die gesamte Welt erobern will.

Computerspiele

Seit Mitte der 1990er Jahre handelten darüber hinaus einige Computerspiele für PC und diverse Spielkonsolen von der Theamatik des ersten chinesischen Kaisers. Entweder war er selbst einer der im Hintergrund stehenden Protagonisten oder es war die Aufgabe des Spielers, sich im Reich Qín Shǐhuángdìs zurechtzufinden, es aufzubauen oder Abenteuer zu absolvieren.

Das im Jahre 1995 von SouthPeak Interactive herausgegebene Spiel Qin: Tomb of the Middle Kingdom besitzt als Haupthandlungsstrang eine fiktive archäologische Expedition, deren Ziel es ist, das Grab des ersten Kaisers zu erforschen. Im sechs Jahre später von Kronos Digital Entertainment entwickelten Spiel Fear Effect 2: Retro Helix, dem dem Horrorgenre entstammenden Nachfolger von Fear Effect, ist einer der Szenarioorte das Mausoleum Qín Shǐhuángdìs und im 2002 von Strategy First veröffentlichten Spiel Prince Of Qin schlüpft der Spieler in die Person Fu-sus. Entgegen der tatsächlichen Historie stirbt dieser nicht, sondern muss sich im Spielverlauf sein Geburtsrecht auf die Thronfolge erkämpfen und gleichzeitig nach Gründen für den Tod seines Vaters suchen.

Im gleichen Jahr wurde von Sierra Entertainment Der erste Kaiser - Aufstieg des Reichs der Mitte (Emperor: Rise of the Middle Kingdom) entwickelt, dass die City Building Series abschloss und in dem der Spieler als leitender Architekt des Kaisers fungiert und für ihn eine Hauptstadt, die Große Mauer, ein Mausoleum sowie die Terrakottaarmee erbauen muss. Die Zeitspanne, in der diese Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben, wird jedoch nicht eingehalten. Das wenige Monate später auf dem Markt erschienene Spiel Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft von LucasArts handelt vom fiktiven amerikanischen Archäologen Dr. Henry Walton Jones, Jr., bekannt unter dem Spitznamen Indiana Jones aus den gleichnamigen Abenteuerfilmen, der in den 1930er Jahren in die Kaisergruft eindringt, um ein wertvolles Artefakt zu retten und dabei in Konflikt mit den Nationalsozialisten und einer chinesischen Triade gerät. Im vierten Teil von Sid Meier’s Civilization, Civilization IV, der 2005 erschien, ist Qín Shǐhuángdì neben Mao Zedong einer der beiden Herrscher, die man für China auswählen kann.

Literatur

Qín Shǐhuángdì hat Eingang in diverse Romane und Erzählungen gefunden, von denen hier nur einige exemplarisch wiedergegeben werden sollen. Der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges verfasste mit Die Mauer und die Bücher ein zustimmendes Essay über den Kaiser. Die Schrift wurde 1952 im Werk Inquisitionen veröffentlicht und befasst sich in nachdenklicher Art und Weise mit dem Gegensatz zwischen den großräumigen Baumaßnahmen auf der einen und der Zerstörung (am Beispiel der Bücherverbrennung) auf der anderen Seite, die beide die Regentschaft Qín Shǐhuángdìs prägten. Zum Ende versuchte Borges, eine Aussage über die ästhetische Erfahrung dieser Herrschaft zu formulieren.

Der 1956 erschienene Roman Lord of the East befasst sich mit einer romantischen Beziehung der Lieblingstochter des Kaisers, die mit ihrem Liebhaber flieht. Qín Shǐhuángdì kommt in dieser Geschichte die Funktion einer Barriere zwischen dem Paar zu. Im 1984 veröffentlichten Buch Die Brücke der Vögel, das Teil der Meister-Li-Trilogie des Autors Barry Hughart ist, wird der Kaiser als machthungriger Wahnsinniger beschrieben, der Unsterblichkeit erlangt hat, nachdem sein Herz von einem Alten Mann der Berge entfernt wurde. Im gleichen Jahr publizierte Jean Levi seinen Historienroman The Chinese Emperor. Während eingangs die Politik und Gesetze des Staates Qin diskutiert werden, wechselt der Inhalt im weiteren Verlauf in die Fiktion, in der die Terrakottasoldaten von Robotern geschaffen worden sind, um fehlbare Menschen zu ersetzen.

Literatur

  • Denis Crispin Twitchett (Hrsg.): The Cambridge History of China: Volume 1, The Ch'in and Han Empires, 221 B.C. – A.D. 220. Cambridge University Press, 1986, ISBN 978-0521243278
  • Chris J. Peers: Ancient Chinese Armies: 1500 – 200 BC. Osprey Publishing Ltd., 1990, ISBN 978-0850459425
  • Peter-Matthias Gaede (Hrsg.): Das Große Buch der Archäologie. 1. Auflage, GEO/Gruner+Jahr AG & Co. KG., 2003, ISBN 3-570-19436-1, Seiten 104 – 131
  • Michael Strähle: Bücherverbrennungen und Zensur im alten China und ihre Folgen. Erschienen in Mitteilungen des Vereins Österreichischer Bibliothekare. Wien 2003, ISSN 1022-2588
  • Rolf Trauzettel: Die Reichseinigung unter dem Ersten Kaiser Qin Shihuangdi. Erschienen in Xi'an. Kaiserliche Macht im Jenseits. Grabfunde und Tempelschätze aus Chinas alter Hauptstadt. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006, ISBN 978-3-8053-3605-5, Seiten 27 – 31
  • Heinz Wilhelm Kempgen: Zur Geldgeschichte des Staates Qin., PS Verlag, Eberswalde 2007
  • Frances Wood: The First Emperor of China. Profile, 2007, ISBN 978-1846680328
  • Frances Wood: China's First Emperor and His Terracotta Warriors. St. Martin's Press, 2008, ISBN 978-0312381127

Anmerkungen

  1. a b c Alle Zahlenangaben stammen aus der traditionellen chinesischen Geschichtsschreibung, in der die Angaben aus propagandistischen Gründen oft stark übertrieben sind. Peers weist darauf hin, dass die durchschnittliche Größe der chinesischen Armeen (für die großen Königreiche, während der letzten Phase der Streitenden Reiche) wohl eher mit 100.000 bis 200.000 Soldaten anzusetzen ist
  2. Gaede (2003), Seite 123
  3. Gaede (2003), Seite 126
  4. chin. 與喪會咸陽而葬。 Shiji 6.44
  5. Peers (1990), Seite 28
  6. Kenneth Lieberthal verweist in der zweiten Auflage seines 2004 veröffentlichten Buches Governing China: From Revolution Through Reform, W. W. Norton, ISBN 978-0393924923, auf dieses Zitat, dass 1961 auf Seite 195 der Schrift Mao Zedong sixiang wan sui! zu lesen war.
  7. Gaede (2003), Seite 131

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