Qarmaten

Qarmaten

Die Qaramita (arabischقرامطة‎, DMG Qarāmiṭa), auch Karmaten oder Qarmaten, waren eine auf Hamdan Qarmat (890–906) zurückgehende schiitische Gruppierung, die sich von den Ismailiten ableitet.

Hamdan Qarmat, vermutlich ein nabatäischer Bauer, begann ab 890 in der Nähe von Kufa Araber und Nabatäer um sich zu versammeln und positionierte sich politisch und religiös gegen die Abbasiden. Für die übrigen Muslime galten die Qarmaten – unter anderem aufgrund ihres Mahdi-Glaubens, der an ismailitische Traditionen anknüpfte – als ungläubig. Politisch scheinen Verbindungen zu den Fatimiden bestanden zu haben. Die Bewegung erhielt große Unterstützung vor allem durch Bauern, kleine Handwerker und das städtische Proletariat.

Qarmat musste nach mehreren Aufständen im Irak bis 899 nach Syrien abwandern, als das abbasidische Kalifat begann die Qarmaten militärisch zu unterdrücken. 906 konnten die Qarmaten von den Abbasiden besiegt und aus dem Irak und Syrien verdrängt werden. Nur das nordsyrische Salamiyya konnte sich behaupten.

Seit 894 versuchten die Qarmaten sich in Bahrain anzusiedeln und bis 899 hatten sie das gesamte Land sowie al-Hasa in Ostarabien unter Kontrolle und gründeten einen eigenen Staat. Dieser wurde durch einen Rat von sechs Männern geführt. Außerdem wurde ein Gegenkalif zu den Abbasiden erhoben. In dem Staat herrschte Gemeinschaftseigentum und es wurden keine Steuern erhoben.

Die blutigen Auseinandersetzungen mit dem Kalifat rissen nicht ab. Von Bahrain aus kam es immer wieder zu Massakern an Pilgern nach Mekka durch die Qarmaten. Die Qarmaten unternahmen mehrere Feldzüge gegen den Oman und nach Hadramaut, wobei diese Gebiete zeitweise unterworfen wurden (Oman von 931 bis 934). 930 wurde sogar von Abu Tahir al-Dschannabi Mekka erobert und der Schwarze Stein der Kaaba entführt. Dieser wurde erst 951 gegen ein hohes Lösegeld nach Mekka zurückgebracht.

Erst 1030 gelang im Auftrag der Abbasiden die Zerschlagung des Qarmatenstaates in Bahrain und el-Hasa.

In Chorasan und im Jemen entstanden einzelne Qarmatengemeinden. In Indien existierte ein Quarmatenstaat in Multan.

Mit dem Ende des 11. Jahrhunderts war die Bedeutung der Qarmaten weitgehend zurückgegangen. Die meisten Anhänger hatten sich wieder dem Ismailitischen Glauben zugewandt.

Literatur

  • Priskil, Peter: Die Karmaten oder Was arabische Kaufleute und Handwerker schon vor über 1000 Jahren wußten: Religion muß nicht sein. Ahriman Verlag, Freiburg 2007. ISBN 3-89484-606-2

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