Pässe im Hochtaunus

Pässe im Hochtaunus
Georeferenzierung Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder Bing

Die Pässe im Hochtaunus verbinden die Rhein-Main-Ebene mit dem Usinger Land und dem Lahntal. Es handelt sich um traditionelle Verkehrswege, die teilweise seit prähistorischer Zeit genutzt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Taunuskamm stellt seit alters her ein natürliches Hindernis auf dem Weg vom Rhein-Main-Gebiet in das Usinger Land, das Lahntal und weiter in das Rheinland oder in das Siegerland dar. Auch wenn der Taunus als Mittelgebirge weder von der Ausdehnung noch von der Höhe her ein unüberwindliches Hindernis darstellt, verliefen die Verkehrswege stets über die Pässe als den natürlichen Verbindungswegen.

Usa- und Köpperner Tal

Koordinaten Köpperner Tal: 50° 17′ N, 8° 38′ O50.2810588.630533
Koordinaten Usatal: 50° 21′ N, 8° 35′ O50.3555498.589874

Bei zwei Tälern von Mittelgebirgsbächen im östlichen Taunus handelt es sich zwar nicht um Pässe, dennoch sind sie verkehrstechnisch bedeutsam. Im Usatal verläuft von Bad Nauheim nach Usingen die B 275. Im Köpperner Tal hat der Erlenbach den Taunuskamm durchbrochen, den bei Usingen nur ein Landrücken vom Usa-Tal trennt. Zur Römerzeit sicherte das Kleinkastell Lochmühle das Tal. Durch das Köpperner Tal verläuft heute die L 3041, die insbesondere seit dem Bau der Friedrichsdorfer Entlastungsstraße eine wichtige Ausweichroute zum Saalburgpass darstellt. Sie ersetzte eine kleinere Straße, die wiederum erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg auf einem älteren Schotterweg errichtet wurde. Einen Rest der alten Straße neben dem Erlenbach überquert unmittelbar nach der neuen Straße die Taunusbahn, die zuerst südlich und dann nördlich des Erlenbachs von Friedrichsdorf her ins Usinger Becken führt.

Saalburg

Koordinaten: 50° 16′ N, 8° 34′ O50.2720298.569835414
Hauptartikel: Saalburgpass
Saalburg

Der Saalburgpass (414 m ü. NN) ist der östlichste und wohl bekannteste Pass über den Taunuskamm. Die Bekanntheit resultiert aus dem Römerkastell Saalburg, das zu Römerzeiten den Übergang über den Pass sicherte. Die Römer verbanden das Kastell über die Saalburgstraße mit der römischen Stadt Nida. Der Saalburgpass wurde aber bereits vor den Römern genutzt: Der prähistorische, heute fast verschwundene Lindenweg zog von der Nidda-Mündung bei Frankfurt-Höchst geradewegs zur Taunushöhe. Heute verbindet der Pass die Kreisstadt Bad Homburg vor der Höhe mit der ehemaligen Kreisstadt Usingen, die B 456 verläuft über ihn.

Die Saalburghöhe stellt – insbesondere im Berufsverkehr - einen Engpassfaktor für den Autoverkehr dar, der beinahe täglich zu Staus führt. Täglich passieren 18.000 Autos den Pass, der auf den Anstiegen zweispurig, auf der Strecke bergab jedoch nur einspurig ausgebaut ist. Die Saalburgchaussee ist ein Unfallschwerpunkt. Insbesondere die Abfahrt Richtung Bad Homburg und dort die so genannten Horex-Kurve werden wegen des guten Ausbaus vor allem von Zweiradfahrern häufig unterschätzt.

Sandplacken

Koordinaten: 50° 15′ N, 8° 29′ O50.2451888.488269669

Der Sandplacken (669 m ü. NN) ist die Passhöhe zwischen Oberursel und Schmitten und damit in das Weiltal, das eine natürliche Verbindung Richtung Lahntal und Weilburg darstellt. Keltische Fundstellen am Taunushang zeugen davon, dass bereits in vorgeschichtlicher Zeit Menschen diesen Pass nutzen. In der Römerzeit sicherte das Kleinkastell Altes Jagdhaus den Pass, über den der obergermanisch-rätische Limes verläuft. Von Oberursel (280 m ü. NN) aus führt die Passstraße relativ gleichmäßig bei durchschnittlich 5 bis 6% bis zur Passhöhe. Die Abfahrt nach Schmitten ist steiler und schmaler. Auf der Passhöhe zweigen die L 3024 zum Großen Feldberg und die L 3276 nach Oberreifenberg ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten die US-Truppen auf dem Kolbenberg nahe dem Sandplacken eine Radarstation.

Die Straße trägt den Namen Kanonenstraße. Als sie 1871 bis 1877 gebaut wurde, wurde sie (was im Taunus bis dahin unüblich war) mit so festem Untergrund gebaut, dass auch schwere Fahrzeuge bei schlechten Wetterverhältnissen darauf fahren konnten. Die Einwohner befürchteten daraufhin den Transport von (ebenfalls schweren) Kanonen, und der Volksmund gab ihr den Namen Kanonenstraße. Obwohl der Transport sehr wahrscheinlich ausblieb, setzte sich der Name fest und ist heute offizielle Straßenbezeichnung in Schmitten.[1][2]

Auf dem Sandplacken befinden sich zwei Hotels/Restaurants. Während des Höhepunktes des Zustroms von Asylbewerbern vor dem Asylkompromiss 1992 wurde es als Asylbewerberheim genutzt.

Rotes Kreuz

Koordinaten: 50° 14′ N, 8° 26′ O50.22538.436384688
Hauptartikel: Rotes Kreuz (Taunus)
Das namensgebende Rote Kreuz

Ein weiterer Pass (688 m ü. NN) erschließt den Eingang in das Weiltal wenige Kilometer weiter westlich: Das Rote Kreuz, die Passverbindung zwischen Königstein und dem Weiltal. Auch dieser Pass wird seit Urzeiten genutzt. Die Römer sicherten den Übergang mit dem Römerkastell kleiner Feldberg (das Kastell liegt der Wasserversorgung wegen nicht direkt auf der Passhöhe, sondern ca. 1 km entfernt an der Weilquelle). Im Mittelalter sicherte die Burg Reifenberg den Übergang. Auf der Passhöhe zweigt die L 3024 ab, die über den Großen Feldberg zum Sandplacken führt.

Der Umfang des Fernhandels über die Weiltalroute ist heute nicht mehr zu quantifizieren. Jedoch zeigt ein Goldmünzenfund, der im Jahr 2005 nahe dem Roten Kreuz erfolgte, wie integriert der damalige Welthandel war; unter den gefundenen Münzen befand sich nämlich auch eine arabische Münze.

Eselseck (oder auch Eselsheck)

Koordinaten: 50° 12′ N, 8° 26′ O50.2060228.434238

Unterhalb des roten Kreuzes überquert die B 8 den Taunuskamm auf dem Weg von Königstein (380 m ü. NN) nach Limburg an der Lahn. Nach dem steilen Anstieg durch das Billtal erreicht die Straße beim Eselsheck (556 m ü. NN) die Passhöhe.

Der Pass ist Teil der historischen Verbindungsstraße zwischen Frankfurt am Main und Köln. Zwischen 1772 und 1807 wurde die spätere Reichsstraße 8 auf dem heutigen Verlauf errichtet. Die Fuhrleute nahmen zur Unterstützung beim steilen Anstieg auf die Billtalhöhe Unterstützung durch zusätzliche Zugtiere (hauptsächlich Esel) der örtlichen Bauern in Anspruch. Diese machten am Eselseck Rast und kehrten dann nach Königstein zurück. Am Eselseck wurde eigens ein Tränkebach künstlich angelegt, um die Tiere und Menschen mit Wasser zu versorgen.[3].

Kittelhütte

Koordinaten: 50° 15′ N, 8° 25′ O50.2531198.410624578

Von Oberems (410 m ü. NN) führt die kurvenreiche L 3023 hinauf zur Kittelhütte. Der Pass liegt auf einer Höhe von 578 m ü. NN. Von dort zweigt die Straße zum einen nach Seelenberg (580 m ü. NN) und nach Niederreifenberg (560 m ü. NN) ab. Auf der Passhöhe gibt es eine kleine Schutzhütte und einen Parkplatz. Jedes Jahr wird hier bei dem Radrennen Rund um den Henninger Turm eine Bergwertung genommen.

Die Kittelhütte ist der einzige befahrbare Übergang vom Weiltal in das Emstal.

1913 wurde auf der Passhöhe die Kittelhütte durch den Taunusclub (Ortsverein Seelenberg) errichtet. Namensgeber war Peter Kittel († 1919), Vorsitzender des Gesamt-Taunusclubs 1888 bis 1914. Nachdem diese Hütte im Zweiten Weltkrieg durch Feuer zerstört wurde, wurde nach dem Krieg eine neue Hütte nach dem Modell des Geburtshauses von Abraham Lincoln von amerikanischen Pionieren errichtet.[4] Im Jahr 1993 wurde die Hütte nach Brandstiftung erneut durch Feuer zerstört. Die heute bestehende Hütte wurde wiederum von US-Soldaten (stationiert in Camp King) errichtet[5].

Windeck

Koordinaten: 50° 14′ N, 8° 27′ O50.2259218.452627795

Das Windeck (795 m ü. NN) ist der höchste Pass im Taunus. Allerdings ist die asphaltierte Straße, die vom Roten Kreuz zum Windeck geht, nicht die eigentliche Passstraße, da sie noch 1,5 km weiter bergauf bis auf den Großen Feldberg führt. Die richtige, nur geschotterte Passstraße führt 1,7 km vom Fuchstanz (662 m ü. NN) bis zum Windeck und dann hinunter nach Oberreifenberg (650 m ü. NN).

Fuchstanz

Koordinaten: 50° 13′ N, 8° 28′ O50.2160198.467755662
Hauptartikel: Fuchstanz

Der Fuchstanz ist ein 662 Meter hoher Pass im Herzen des Taunus zwischen Altkönig (798 m ü. NN) und Kleiner Feldberg (820 m ü. NN). Bereits die Römer nutzten diesen Pass, indem sie eine Verbindungsstraße von Nida zum Feldbergkastell anlegten, der Name Plasterweg verweist noch auf diesen römischen Ursprung. Durch seine zwei Restaurants ist er einer der beliebtesten Ausflugsziele im Taunus, allerdings ist er nicht mit dem Auto zu erreichen.

Mögliche Routen sind:

  • vom Windeck: 1,7 km nur bergab.
  • von der Großen Kurve (an der Straße von Oberursel zum Sandplacken): 1,6 km leicht ansteigend.
  • von Falkenstein: 3,0 km gleichmäßig steil.

Custine-Schanze

Koordinaten: 50° 13′ N, 8° 32′ O50.2100578.537079322

Die Custine-Schanze ist ein nach den dort liegenden Custine-Schanzen benannter kleiner 332 Meter hoher Pass zwischen Kronberg im Taunus und Oberursel. Über ihn führt die B 455. In der Nähe des Passes liegt der Oberurseler Friedhof.

Hardt

Koordinaten: 50° 17′ N, 8° 29′ O50.2845228.481456340

Über den Hardtpass (476 m ü. NN) führt die L 3041, die Neu-Anspach (340 m ü. NN) mit den Schmittener Ortsteilen Dorfweil (430 m ü. NN) und Brombach (420 m ü. NN) verbindet. Kurz vor der Passhöhe gibt es einen Parkplatz, von dem man Wandertouren auf den nahegelegenen Langhals (574 m ü. NN) unternehmen kann.

Mathkreuz

Koordinaten: 50° 14′ N, 8° 31′ O50.229818.521654470

Das Mathkreuz ist 470 Meter hoch und liegt zwischen Goldgrube (492 m ü. NN) und Lindenberg (541 m ü. NN). Die Passstraße bildet nur ein schmaler steiler Schotterweg von Oberstedten (250 m ü. NN) aus.

Kreuzwege

Koordinaten: 50° 14′ N, 8° 31′ O50.239038.51839506

Kreuzwege ist ein 506 Meter hoher Pass zwischen Lindenberg (541 m ü. NN) und Klingenkopf (683 m ü. NN). Der Schotterweg verbindet Oberstedten (250 m ü. NN) mit dem Schnellbachtal an der L 3004.

Jammerhecke

Koordinaten: 50° 17′ 42,85″ N, 8° 28′ 41,6″ O50.2952361111118.4782222222222463
Hauptartikel: Jammerhecke

Die Jammerhecke verbindet Brombach und Hunoldstal und den Neu-Anspacher Stadtteil Rod am Berg.

Einzelnachweise

  1. Hermin Herr: Lexikon vom Hohen Taunus. Frankfurt 1993, ISBN 3-7829-0437-0, S. 63.
  2. Laut Stadtarchiv Oberursel in Immer frei von Geschützen, Bericht der Taunus-Zeitung vom 9. Oktober 2008
  3. Hermin Herr: Lexikon vom Hohen Taunus. Frankfurt 1993, ISBN 3-7829-0437-0, S. 28/29.
  4. Hermin Herr: Lexikon vom Hohen Taunus. Frankfurt 1993, ISBN 3-7829-0437-0, S. 65/66.
  5. Abschiedsgeschenk der US-Soldaten: Kittelhütte aufgebaut, in: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 1994, ISSN 0943-2108, Seite 198-199

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