Auktionator

Auktionator
Auktionator und Assistenten in Cheviot, Ohio

Eine Auktion (auch Versteigerung oder Lizitation) ist eine besondere Form der Preisermittlung. Dabei werden von potentiellen Käufern und/oder Verkäufern Gebote abgegeben. Der Auktionsmechanismus bestimmt, welche der abgegebenen Gebote den Zuschlag erhalten, und definiert die Zahlungsströme zwischen den beteiligten Parteien. Hintergrund dieser Preisfindung sind Informationsasymmetrien im Markt. Ein Anbieter kennt häufig nicht die Zahlungsbereitschaft seiner Kunden. Setzt er einen zu hohen Preis fest, so kann er seine Ware nicht verkaufen. Setzt er seinen Preis zu niedrig fest, so schöpft er nicht den möglichen Umsatz aus. Die Bieter hingegen kennen ihre jeweilige Zahlungsbereitschaft. In dieser Situation bietet die Auktion dem Anbieter einen flexiblen Preisfindungsmechanismus, der im Idealfall zum Verkauf zum aktuellen Marktpreis führt und die Zahlungsbereitschaft der Kunden optimal ausschöpft.

Die Auktionstheorie beschäftigt sich mit der Analyse von Auktionsmechanismen und Bieterstrategien aus Sicht der Mikroökonomie und Spieltheorie.

Inhaltsverzeichnis

Unterschiedliche Gebotssysteme

Auktionen können nach unterschiedlichen Kriterien klassifiziert werden.

  1. einseitige/zweiseitige Auktionen: Bei einseitigen Auktionen werden Gebote entweder nur von Kaufinteressenten oder nur von Verkaufsinteressenten abgegeben. Bei zweiseitigen Auktionen bieten sowohl Käufer als auch Verkäufer, und passende Gebote werden zusammengeführt. Ein Beispiel für eine zweiseitige Auktion ist eine Börse.
  2. Auktionen mit offenen/verdeckten Geboten: Teilnehmer einer offenen Auktion wissen, welche Gebote bisher abgegeben wurden (möglicherweise allerdings nicht von wem). Die klassische Versteigerung ist eine offene Auktion. Teilnehmer einer verdeckten Auktion geben ihre Gebote ohne dieses Wissen ab, beispielsweise in einem verschlossenen Umschlag.
  3. Bei einer stillen Auktion werden die Gebote nicht ausgerufen, sondern es liegt eine Liste aus, in die jeder sein Gebot einträgt. Zu einer vereinbarten Zeit wird die Liste geschlossen und derjenige gewinnt die Auktion, der das höchste Gebot abgegeben hat.
  4. offene Auktionen können aufsteigend oder absteigend sein: bei der bekannten Englischen Auktion werden, von einem festgesetzten Mindestpreis beginnend, aufsteigend Gebote abgegeben, bis kein neues Gebot mehr eintrifft. Der letzte Bieter erhält den Zuschlag. Volkswirtschaftlich gesehen dient diese Form der Auktion vor allem dem Käufer, da dessen maximale Zahlungsbereitschaft höher sein kann, als der Zuschlagspreis war. In diesem Fall hat er sich etwas „gespart“.
  5. Die Holländische Auktion, in der von oben herab Beträge genannt werden (siehe auch: Langedijk bei Alkmaar (NL), wo man ein interessantes Auktionsmuseum dieses Typs besuchen kann), bis ein Erster auf dieses Angebot eingeht. Diese Variante eignet sich bei mehreren gleichartigen Artikeln, wie etwa Tabakerntehaufen, da sie schneller vonstatten geht. Diese Variante der Auktion ist zurzeit auch im Internet möglich. Auch die Preisfestsetzung beim Börsengang der Suchmaschine Google ist nach diesem Verfahren erfolgt. Volkswirtschaftlich gesehen dient diese Form der Auktion vor allem dem Verkäufer, da die maximale Zahlungsbereitschaft des Käufers ausgenutzt wird.
  6. Schließlich können Auktionen die Zahlungsströme unterschiedlich festlegen. Bei der First Price Sealed Bid- Auktion gibt jeder Nachfrager ein verdecktes Gebot ab. Das beste Gebot erhält den Zuschlag, und der Gewinner leistet eine Zahlung in Höhe seines Gebots.
  7. Bei der Second Price Sealed Bid-Auktion (Zweitpreisauktion) oder auch Vickrey-Auktion, erhält ebenfalls der Höchstbieter den Zuschlag, zahlt aber nur in Höhe des zweithöchsten Gebots. Der Vorteil dieser Auktion gegenüber der oben genannten besteht darin, dass es hier für Bieter vorteilhaft ist, ein Gebot in Höhe ihrer wahren Wertschätzung für das zu versteigernde Gut abzugeben, während sie bei der First-Price-Auktion niedriger bieten werden, um im Falle des Zuschlags noch einen Gewinn zu haben.

    Diese Variante eignet sich für einzelne Gegenstände und ist heutzutage auch im Internet möglich; die bekannteste Plattform ist Ebay. Daneben gibt es aber auch zahlreiche andere Plattformen. Für den deutschen Markt allein gibt es zurzeit über 100 Auktionsplattformen.
  8. Einzelauktion / kombinatorische Auktion: Stehen mehrere unterschiedliche Güter zum Verkauf, kann eine Auktion Gebote zulassen, die einen Preis für mehrere Güter in ihrer Gesamtheit bieten. Diese Art von Auktion heißt kombinatorische Auktion. Sie hat den Vorteil, dass Bieter nicht dem Risiko, nur einen für sie wertlosen Teil der von ihnen benötigten Güter zu ersteigern, ausgesetzt sind. Ihr Nachteil besteht darin, dass die Gewinnerermittlung komplizierter ist als bei der klassischen Einzelauktion.
  9. Außerdem sei noch die Auftragsauktion als Form der Ausschreibung (reverse auction) erwähnt, bei der der Nachfrager eine Leistung erbracht haben möchte und sich Anbieter für die Erbringung dieser Leistung im Preis unterbieten. Die Reverse Auction kann als englische Auktion, holländische Auktion, First Price Sealed Bid Auction oder auch Second Price Sealed Bid Auction ausgeführt werden. Diese Auktionen sind inzwischen auch im Internet möglich. In der Praxis (siehe z. B. my-hammer) ist der Auftraggebende teilweise nicht verpflichtet, den Anbieter mit dem niedrigsten Preis zu wählen. Er kann frei entscheiden welchem Nachfrager er den Zuschlag gibt (gute Bewertung, Ortsnähe etc. haben hier auch eine große Bedeutung).
  10. Als Sonderform ist noch die amerikanische Versteigerung zu erwähnen, die in der Regel zu Gunsten gemeinnütziger Zwecke durchgeführt wird. Bei ihr zahlt jeder Bieter jeweils sofort den Differenzbetrag zwischen seinem Gebot und dem Vorgängergebot. Mit Hilfe dieser Versteigerungsform werden oft Einnahmen erzielt, die weit über dem Wert des zu versteigernden Gegenstandes liegen.
  11. Die Calcutta-Auktion ist eine vor allem in den USA und den Ländern des früheren British Empire beliebte Wettart, die bei Pferderennen in Calcutta erfunden wurde.
  12. Eine Auktion der anderen Art ist die All-pay-Auktion, bei der derjenige mit dem Höchstgebot den Zuschlag erhält, aber alle Mitbietenden ihr Gebot zahlen. Bekannt ist diese Form bei Bestechungen, wo z. B. mehrere Firmen sich um eine Ausschreibung bewerben, Zuschlag erhält dann die Firma mit der größeren Bestechung, alle anderen Mitbewerber sind ihren Bestechungseinsatz aber ebenfalls los.
  13. In manchen Wirtschaftsspielen zur Erforschung von wirtschaftspsychologischen Fragestellungen wird ein ähnliches Auktionssystem angewandt. Der Höchstbieter erhält den Zuschlag und muss bezahlen, aber auch jener Bieter mit dem zweithöchsten Gebot muss dieses bezahlen. Dadurch eskaliert die Situation, weil der jeweils Unterlegene nicht leer ausgehen will. Die Gebote steigen dabei oft in ungewollt hohe Gebiete.
  14. In der Offenmarktpolitik gibt es als Auktionsverfahren das Holländische Verfahren sowie das Amerikanische Verfahren, bei denen beim Zinstender jeweils die meistbietenden Auktionäre den Zuschlag erhalten, jedoch bezahlen die Auktionäre beim Holländischen Verfahren lediglich den Satz des letzten Gebotes während beim Amerikanischen Verfahren die individuell gebotenen Sätze gezahlt werden müssen

Merkmale verschiedener Auktionsplattformen

Es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Auktionshäusern, aber auch zwischen den einzelnen Fachbereichen. Dennoch arbeiten alle traditionellen Auktionshäuser im wesentlichem vergleichbar. Wichtig ist die grundsätzliche Unterscheidung zwischen dem traditionellem Auktionswesen und solchen über das Internet – den so genannten Internet- oder Online-Auktionen. Eine Gemeinsamkeit dieser beiden Bereiche ist die Kontroverse, Ware zu einem höchstmöglichen Preis zu verkaufen, bzw. zu einem möglichst niedrigen Preis zu ersteigern.

Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale traditioneller Auktionshäuser gegenüber Internet-Auktionen sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt:

traditionelles Auktionshaus Internet-Auktionen
Begutachtung der Ware Durch Fachleute auf Basis des Originals, eines Zertifikates oder durch Bilder Durch den Käufer meist auf Basis einer Beschreibung und eines elektronischen Bildes
Beschreibung der Ware Durch eine vom Auktionator beauftragte unabhängige und qualifizierte Instanz oder durch Fachkräfte innerhalb des Auktionshauses Durch den Verkäufer (subjektiv)
Bewertung der Ware Begründet, objektiv im Vergleich zu Marktstandards Zum Teil durch den Verkäufer, oft wird keine Bewertung vorgenommen
Präsentation der Ware Oft in aufwändig gestalteten Katalogen Durch den Verkäufer im Internet
Besichtigung der Ware Am Ort der Auktion (zentral) vor und während der Auktion In der Regel nicht möglich (dezentral beim Verkäufer)
Dauer der Auktion Wenige Sekunden bis Minuten für einen Artikel. Wobei viele Auktionshäuser nach der Veröffentlichung der Ware im Auktionskatalog Gebote auch schon im Vorfeld der Auktion schriftlich annehmen. Die Berücksichtigung dieser schriftlichen Gebote erfolgt aber erst beim Aufruf im Auktionssaal. Wenige Tage bis Wochen für einen Artikel
Gebotabgabe für einen Artikel Während der Auktion oder schriftlich im Voraus Innerhalb der Auktionsdauer auch mittels eines Biet-Agenten
Ende einer Auktion Nach Abgabe des höchsten Gebotes Zu einer festgelegten Zeit
Versand / Export Durch Auktionshaus organisiert, oder Kunde holt die Ware persönlich ab. Vom Verkäufer organisiert
Identität der Käufer und Verkäufer Sind dem Auktionshaus persönlich bekannt. Keine sichere Überprüfung der Identität.
Vorschuss für die Einlieferung Je nach Art und Wert der Ware wird dem Verkäufer z. T. ein verzinslicher Vorschuss gewährt. Nicht anwendbar
Provisionen / Kommissionen Wird in der Regel sowohl dem Einlieferer, als auch dem Bieter (Käufer) berechnet. Kann aber auch unterschiedlich abweichen und wird je nach Auktionshaus unterschiedlich gehandhabt. Wird in der Regel nur dem Verkäufer berechnet.
Zahlungsabwicklungen Durch Auktionshaus als Treuhänder (anonym) Meist direkte Abwicklung zwischen Käufer und Verkäufer
Reklamationen Durch Auktionshaus vermittelt, überprüft und geschlichtet (anonym). Wenn Auktionshäuser im Auftrag arbeiten, ist eine direkte Bekanntgabe des Einlieferers auf Verlangen jederzeit möglich, aber in der Regel nicht üblich. Meist direkte Abwicklung zwischen Käufer und Verkäufer (Streit ist oftmals programmiert)

Diese Aufstellung in der Tabelle ist wichtig, um falsche Vorstellungen bezüglich dem nicht geschütztem Begriff der Auktion zu vermeiden. Die wichtigste Aufgabe eines traditionellen Auktionshauses ist die angemessene und fachlich fundierte Beschreibung, Dokumentation und Präsentation der Ware, sowie die treuhänderische Abwicklung des Handelsgeschäftes.

Traditionelle Auktionshäuser

Einlieferung

Den gesamten Posten aller einzelnen Teile, die zu einer Auktion versteigert werden soll, nennt man Einlieferung und denjenigen der die Ware dem Auktionshaus zur Versteigerung überlässt nennt man entsprechend Einlieferer.

In der Regel wird zwischen dem Verkäufer (Einlieferer) und dem Auktionshaus eine Vereinbarung getroffen, eine Sammlung oder einen Teil einer Sammlung zu verkaufen. Das Zustandekommen einer solchen Vereinbarung kann sehr verschieden erfolgen:

  • Es handelt sich um einen Nachlass und die Erben versuchen die Sammlung zu verkaufen.
  • Ein Sammler will sich von einem Teil seiner Sammlung lösen.
  • Ein Händler versucht einen besonderen Posten optimal zu verkaufen.
  • Das Auktionshaus selbst wirbt einen Verkäufer.

Je nach Auktionssparte, Auktionshaus und Wert der eingelieferten Ware, kann bei manchen Einlieferungen dem Einlieferer ein Vorschuss auf den zu erwartenden Verkauf gewährt werden. Solche Vorschüsse, alle anfallenden Zinsen, Prüfspesen und andere Kosten, werden genauestens dokumentiert, und bei der späteren Abrechnung nach der Auktion mit dem beim Verkauf erzieltem Ertrag aufgerechnet.

Material sichten und prüfen

Das eingelieferte Material wird von Fachexperten im Auktionshaus grob sortiert, detailliert gesichtet und geprüft. Dieser Vorgang kann in einem oder mehreren Schritten erfolgen. Anhand der Einschätzung der Experten wird die Entscheidung getroffen, wie das Material für die Auktion in Lose (auch Lot, Konvolut) aufgeteilt wird.

Material beschreiben

Teilweise wird bei besonders wertvollen Losen von einem externen Sachverständigen ein Prüfzertikat oder eine Expertise angefertigt, die der Ware beigelegt wird. Bei der Philatelie z. B. existieren sehr umfangreiche Kataloge, in denen die eingelieferte Ware beschrieben und teilweise bewertet wird. Beispiele solcher Kataloge sind der deutsche Michel-, der Schweizer Zumstein- oder der amerikanische Scott-Katalog. Ähnliche Kataloge gibt es auch für andere Auktionssparten. Die endgültige Bewertung der Ware übernimmt jedoch stets ein Prüfer individuell.

Die Experten und Prüfer untersuchen das Material nach allen Auffälligkeiten und beschreiben nicht nur den Ursprung, sondern auch den Erhaltungszustand nach vorgegebenen Richtlinien. Oft werden auch die Prüfzertifikate als Grundlage für die Beschreibung der Ware im Auktionskatalog verwendet.

Aufgrund der Beschreibung und dem Vergleich mit ähnlicher Ware geben die Experten einen mindestens zu erzielenden Schätzpreis ab. Dieser gilt als Grundlage für den Preis im Auktionskatalog, den man oft auch als Ausruf oder auch Katalogpreis bezeichnet.

Bei Kunstauktionen wird oft nur eine Auktion für Teilgebiete abgehalten, so dass sich eine Einlieferung oft auf mehrere unterschiedliche Auktionen verteilt.

Katalogproduktion

Auktionshinweis an einer zu versteigernden baufälligen Immobilie in Rochlitz

Der Auktionskatalog gilt als die Visitenkarte eines Auktionshauses. Um diesen zu erstellen ist sehr viel Aufwand notwendig. Es wird nicht nur die gesamte Ware so genau wie möglich beschrieben, sondern oft müssen die einzelnen Objekte auch im Katalog abgebildet werden. Auch hierzu bedienen sich renommierte Auktionshäuser Experten. In der Philatelie z. B. ist die Farbtreue zwischen dem Original und der Abbildung oft eine große Herausforderung. Je nach Lichtverhältnissen und Materialbeschaffenheit können völlig falsche Farben im Auktionskatalog erscheinen. Eine weitere Herausforderung der Katalogproduktion ist manchmal auch die große Anzahl der Auktionslose und Abbildungen in einem Katalog. Je nach Größe und Art der Auktion, müssen bis zu 12.000 Lose in einem einzigen Katalog dargestellt werden. Bei Kunstauktionen ist die Anzahl der Lose jedoch oft sehr viel kleiner, wobei es aber auch hier Ausnahmen gibt, wie die legendäre „TEK SING“ Auktion im Stuttgarter Auktionshaus Nagel im November 2000 zeigte.

Zirkulare/Katalogbestellungen

Manche Auktionshäuser betreiben einen sehr großen Aufwand für die Erstellung von Auktionskatalogen. Diese dienen nicht selten auch als Grundlage für die Dokumentation von historischen Gegenständen. Da an solchen, oft einmaligen historischen Dokumentationen, viele Sammler und Kunstinteressierte Interesse haben, diese jedoch nicht unbedingt an der Auktion teilnehmen wollen oder können, haben sich einige der führenden Auktionshäuser dazu entschlossen, für ihre Auktionskataloge eine Gebühr zu verlangen.

Ein nicht beabsichtigter Nebeneffekt ist, dass die Exklusivität der Auktionskataloge deutlich gestiegen ist und diese inzwischen bereits selbst zum begehrten Gegenstand vieler Sammlungen geworden sind. Nur ein ausgewählter Teil der Kunden eines Auktionshauses erhält einen Katalog gratis. Alle anderen bekommen ein Zirkular zugesandt, das mit einem Bestellschein für den Auktionskatalog zu vergleichen ist. Wenn Zirkulare versendet werden, dann geschieht dies lange vor der Katalogproduktion, um die Auflage besser abschätzen zu können.

Schriftliche Gebote

Viele traditionelle Auktionshäuser bieten die Möglichkeit, schriftlich an einer Auktion teilzunehmen, ohne dass man persönlich bei der Auktion erscheint. Dazu übergibt man dem Auktionshaus eine Aufstellung aller Lose für die man bieten möchte und dem höchsten möglichen Preis, den man bereit ist dafür zu bezahlen. Das Auktionshaus übernimmt dann die Funktion eines Treuhänders oder Bietagenten. Das bedeutet, dass immer im Sinn für den Bieter versucht wird den möglichst günstigsten Preis zu erzielen. Jedoch kann ein schriftliches Gebot von anderen Bietern im Auktionssaal oder aber auch von anderen schriftlichen Bietern überboten werden. Ob das der Fall ist, erfährt man im Gegensatz zu den Online-Auktionen jedoch erst, wenn das Los im Auktionssaal aufgerufen wird. Bis dahin darf einzig und allein nur das Auktionshaus Kenntnis von den schriftlichen Geboten haben und muss darüber absolute Geheimhaltung bewahren.

Bereits vor der Auktion, aber auch während der Auktion, die sich teilweise über mehrere Tage hinziehen kann, können schriftlich Gebote abgegeben werden.

Schriftliche Gebote können zwei besondere Merkmale enthalten:

  • Gebote mit einem Maximal-Limit:
Wenn ein Bieter für mehrere Lose schriftlich bietet, kann er davon ausgehen, dass er nicht für jedes Los der Höchstbietende ist und für sein Maximalgebot auch den Zuschlag erhält. Daher hat er bei vielen Auktionshäusern die Möglichkeit mitzuteilen, wie viel er maximal in einer Auktion ausgeben möchte. Gleichzeitig kann er jedoch für ein Vielfaches dieses Limits über mehrere Lose hinweg bieten. Es ist dann die Aufgabe des Auktionshauses, darüber zu wachen, dass das maximale Limit des Bieters nicht, oder zu einem vorher vereinbarten Maximum überschritten wird. Es werden ihm nur so viele Lose zugeschlagen, bis das Budget des Bieters aufgebraucht ist, oder alle seine Gebote abgearbeitet sind.
  • Oder-Gebote:
Manchmal werden mehrere Lose angeboten, die eigentlich gleich sind. Ein Sammler möchte oft aber nur eines dieser Lose haben. Er kann dann bei vielen Auktionshäusern auch schriftlich für alle diese Lose bieten und dem Auktionshaus mitteilen, dass er aber nur eines der Lose haben möchte. Sobald dem Bieter eines der Lose zugeschlagen wird, ist das Auktionshaus verpflichtet, alle weiteren Gebote dieser „Oder-Serie“ zu verwerfen.

Besichtigung des Materials

Vor und während jeder Auktion steht die Ware bis kurz vor dem Aufruf im Auktionssaal zur Besichtigung zur Verfügung. Jeder, der die Ware besichtigen möchte, muss sich bei vielen Auktionshäusern vor der Besichtigung legitimieren. Dazu erhält der Interessent vor der Auktion eine Bieternummer. Nur mit einer gültigen Nummer wird ihm die Ware zur Besichtigung ausgehändigt. Gleichzeitig wird für jedes besichtigte Los die Bieternummer dokumentiert, um im Fall einer Beschädigung oder sogar eines Diebstahls den Verursacher leichter ausfindig zu machen.

Oft übernehmen auch Kommissionäre diese Aufgabe. Sie werden von einem Interessenten beauftragt die Ware zu prüfen und diese gegebenenfalls dann auch zu ersteigern. Dies ist zweckmäßig, da Kommissionäre oft Fachleute sind. Sie prüfen den Wert der Ware für den Bieter und können dann aufgrund ihrer Einschätzung eine Gebotsempfehlung abgeben.

Bieter

Saal-Bieter

Werden die Bieter genannt, die persönlich an einer Auktion teilnehmen. Oft werden diese aber dennoch von einem Kommissionär oder Beauftragten während der Auktion vertreten, um während der Auktion, bzw. nach der Ersteigerung ihre Anonymität zu wahren und damit den künftigen Aufenthaltsort der ersteigerten Ware vor der Öffentlichkeit zu verschleiern. Tritt der Beauftragte dabei in eigenem Namen auf, ist dem Auktionator in der Regel der eigentliche Erwerber zwar theoretisch unbekannt, jedoch gerade in Sammlerkreisen werden solche Beauftragten recht schnell bekannt, was dann auch wieder einen Rückschluss auf den eigentlichen Erwerber zulässt.

Telefon-Bieter

Viele Auktionshäuser, vor allem in der Kunstbranche, bieten die Möglichkeit an, dass der Kaufinteressent die Auktion oder den Teil der Auktion, der für ihn relevant ist, am Telefon mitverfolgen und telefonisch im Auktionssaal mitbieten kann. Dies ist vor allem für Bieter interessant, die ansonsten weit anreisen müssten. Zudem bleibt die Anonymität des Käufers gewahrt, was vor allem bei besonders wertvollen Losen sinnvoll ist. Diesen Service bieten aber nicht alle Auktionshäuser an, da diese Form der Auktionsbeteiligung für das Auktionshaus einen sehr großen Aufwand bedeutet, bei dem Fachpersonal eingesetzt werden muss, das zudem nicht selten auch fundierte Fremdsprachenkenntnisse haben muss. Außerdem beeinträchtigt diese Form der Auktionsbeteiligung in der Regel auch den sonst flüssigen und schnellen Auktionsablauf. Durch die Präsentation der Auktionskataloge im Internet hat die Nachfrage nach telefonischem Mitbieten in den letzten Jahren stetig zugenommen. Heute ist die überwiegende Mehrzahl der Kunstauktionshäuser darauf vorbereitet. Um den Auktionsablauf dennoch nicht zu behindern, wird dieser Service meistens nur für wertvolle Objekte, z. B. ab bestimmten Mindestpreis, angeboten.

Internet-Bieter

Neuerdings bieten viele Auktionshäuser die sgn. „Live Auction“ an. bei diesem Verfahren können Bieter aus der ganzen Welt bequem von zuhause aus ihre Gebote bei einer Auktion über das Internet abgeben. Diese werden dann von einem oder mehreren Mitarbeitern des entsprechenden Auktionshauses an den Auktionator weitergegeben, der das Gebot dann in die Auktion einbringt. Auch bei diesem Verfahren bleibt die Anonymität des Bieters gewahrt. Zusätzlich ist es deutlich einfacher die Onlinegebote zu organisieren als vergleichsweise die Telefongebote. Dennoch verzögern auch diese Online-Gebote den Ablauf einer Auktion.

Auktionsführung

Hier gibt es heute verschiedene Systeme. In vielen Auktionshäusern heute noch üblich ist das ausgedruckte Auktionsbuch, in dem neben den Losdaten, wie Ausruf bzw. Schätzpreis, dem Einlieferer, Anmerkungen auch schriftliche Gebote enthalten sind. Ebenso werden in dieses Auktionsbuch auch die Zuschläge mit der jeweiligen Bieter-Nr. eingetragen. Ein Problem dieser Auktionsführungen stellen die „Oder-Gebote“ und die Maximal-Limits eines Bieters für die Auktion dar. Um dies zu überwachen, ist nicht selten ein erheblicher Überwachungsaufwand notwendig. Eine Lösung dieser Problematik ist der vernetzte Auktionstisch, bei dem diese Überwachung automatisch stattfindet. Zudem können beim vernetzten Auktionstisch auch noch Gebote bis kurz vor dem Aufruf schriftlich abgegeben werden. Ebenso werden die Zuschläge sofort erfasst und können bereits noch während die Auktion läuft schon im Hintergrund zur Auslieferung unmittelbar vorbereitet werden, was dem Käufer nach Abschluss des letzten Zuschlages für ihn i. d. R. eine zügigen Abwicklung der Bezahlung und Aushändigung der Ware bedeutet. Große Auktionshäuser bieten zudem auch, noch während die Gebote ausgerufen werden, eine Anzeige mit der Umrechnung auf Fremdwährungen, so dass gerade auch ausländische Bieter sich mit dem Wert des Gebotes sehr viel leichter tun.

Die Versteigerungsbedingungen

Die Versteigerungsbedingungen müssen während der Auktion für jedermann zugänglich sein und auch im Auktionssaal ausliegen. In der Regel sind die Versteigerungsbedingungen bereits im Auktionskatalog abgedruckt. Ebenso ist der Auktionator verpflichtet, vor der Auktion auf die Versteigerungsbedingungen hinzuweisen und noch mal bekannt zu geben, wo diese eingesehen werden können. Selbst muss der Auktionator auch eine Version der Versteigerungsbedingungen bei sich haben.

Begleitung der Auktion durch einen Beamten

In der Schweiz ist es üblich, bzw. Pflicht, dass bei einer Auktion ein Stadtbeamter mit anwesend ist. Dieser dokumentiert unabhängig vom Auktionshaus die laufenden Auktion im Saal und kann bei Streitfragen schlichtend einschreiten. In Deutschland ist diese amtliche Auktionsbegleitung unüblich.

Zuschlag

Ein Los wird solange ausgerufen, bis sich kein höheres Gebot findet. Dabei hält sich der Auktionator an vorher festgelegte Steigerungsstufen die ab der Höhe des Ausrufes erfolgen. Je nach Situation können auch höhere Gebote im Saal ausgesprochen werden, ab denen dann die weitere Steigerung fortgesetzt werden. Liegen schriftliche Gebote vor, wird ein Auktionator den Ausruf im Saal an die höchste Steigerungsstufe der schriftlichen Gebote anpassen. Das bedeutet bei Geboten über dem veröffentlichten Ausruf, eine Steigerungsstufe über dem zweithöchsten Gebot, sofern dieses nicht das schriftliche Höchstgebot übersteigt, ansonsten erfolgt der Ausruf zum schriftlichen Höchstgebot. Das höchste schriftliche Gebot wird solange gegen den Saal geboten, bis entweder im Saal ein höheres Gebot abgegeben wird, oder das schriftliche Höchstgebot den letzten ausgerufenen Preis im Saal übersteigt. Der Auktionator übernimmt im Fall der schriftlichen Gebote die Funktion eines Bietagenten. Liegen zwei gleich hohe schriftliche Höchstgebote vor, so erhält bei manchen Auktionatoren dasjenige den Zuschlag, das zuerst abgegeben wurde, andere Auktionatoren bedienen sich eines Zufallsentscheides zum Beispiel durch den ersten Zuruf aus dem Publikum. Die Art und Weise des Zuschlags kann unterschiedlich erfolgen. Bei Auktionen mit geringen Stückzahlen wird das letzte Gebot bis zu dreimal ausgerufen und mit dem Klopfen des Auktionshammers abgeschlossen. Bei sehr umfangreichen Auktionen wird auch schon mal auf diese Form verzichtet und einfach nur nachgefragt ob niemand mehr höher bieten möchte. Der Zuschlag wird bei traditionellen Auktionen immer mit einem Klopfen des Auktionshammers abgeschlossen.

unter Vorbehalt der Nachprüfung

Dies bedeutet, dass evtl. einem Bieter oder Bietagenten während der Besichtigung eines Loses mögliche Ungereimtheiten aufgefallen sind und er dieses Los noch einmal von einem Fachmann genauer unter die Lupe nehmen lassen möchte. Dadurch soll geprüft werden, dass mit der Ware alles in Ordnung ist, bzw. der geschätzte Preis, zu dem ein Los aufgerufen wird, auch wirklich dem entspricht, was es tatsächlich Wert ist. Manchmal können Manipulationen an einem Los nicht gleich auf Anhieb erkannt werden, die u. U. den tatsächlichen Wert deutlich mindern würden, bzw. sogar die Echtheit in Frage stellen. In diesem Fall informiert er das Auktionshaus darüber. Sofern sein Einwand auch aus Sicht des Auktionshauses berechtigt ist, wird dann das Los im Auktionssaal, „unter Vorbehalt der Nachprüfung“ ausgerufen und zugeschlagen. Der Auktionator muss in solchen Fällen vor Ausruf eines solchen Loses, dies im Auktionssaal ankündigen und alle anwesenden Bieter über den Einwand informieren. Stellt sich im Nachhinein tatsächlich heraus, dass mit dem Los etwas nicht stimmt und die Höhe des Ausruf ungerechtfertigt bzw. zu hoch angesetzt war, wird der Zuschlag nachträglich wieder zurückgenommen und das Los im Nachhinein aus der Auktion wieder heraus genommen.

wie es ist

Wird während der Besichtigung berechtigt der Zustand oder der Wert eines Loses bemängelt, haben die Auktionshäuser auch die Möglichkeit ein Los zu verkaufen, „wie es ist“. In solchen Fällen wird, sofern der Einlieferer darüber informiert wurde und dem zustimmt, oft der angesetzte Ausruf verworfen und die anwesenden Bieter können ihre Gebote auch unter dem vorher festgesetzten Ausruf abgeben. In jedem Fall muss der Auktionator in solchen Fällen, vor Ausruf eines solchen Loses, dies im Auktionssaal ankündigen und alle anwesenden Bieter über den Einwand und die festgestellten Hintergründe informieren. In diesem Fall werden alle schriftlichen Gebote auf dieses Los verworfen, da die Beschreibung im veröffentlichten Auktionskatalog falsch ist und schriftliche Bieter ihre Gebote unter falschen Voraussetzungen abgegeben haben.

unter Vorbehalt der Zustimmung

Manchmal findet sich kein Bieter, der bereit ist ein Los zum ausgerufenen Wert (Ausruf bzw. Schätzpreis) zu erwerben. Sofern ein Auktionshaus die Möglichkeit bietet, auch Gebote unter dem Ausruf abzugeben, dann aber das Höchstgebot immer noch eine bestimmte Differenz überschreitet, kann ein Auktionator auch ein Gebot „unter Vorbehalt“ (UV) annehmen. Ob dies möglich ist, wird in den individuellen Versteigerungsbedingungen des Auktionshauses festgelegt. In solchen Fällen werden zwar das Höchstgebot und der Bieter im Auktionssaal erfasst, das Los gilt aber dennoch nicht als zugeschlagen. Erst wenn der Einlieferer einem solchen Zuschlag zustimmt, gilt das Los als verkauft. Man nennt solche Lose auch UV-Lose.

Zuschlag von schriftlichen Geboten nach der Auktion

Je nach Auktionsführung kann es möglich sein, dass Gebote auf Lose, die nicht im Auktionssaal aufgerufen wurden, weil im Saal kein Interesse für diese Lose bestand, erst noch zugeschlagen werden müssen. Dieses Verfahren entspricht zwar nicht ganz dem Prinzip eines traditionellen Auktionshauses, ist aber bei Auktionen mit großen Stückzahlen manchmal notwendig, um den Auktionsverlauf im Saal nicht all zu sehr in die Länge zu ziehen. Als Beispiel können hier Briefmarken- oder Ansichtskartenauktionen aufgeführt werden, bei denen in der Regel mehrere tausend Lose, manchmal auch über 10.000, angeboten werden. Der Zuschlag kann entweder manuell vom Auktionator, oder automatisiert vom Auktionssystem erfolgen.

nach der Auktion

Rechnungsstellung und Versand der Ware

Nach der Auktion, sobald die letzten Gebote zugeschlagen wurden, werden den schriftlichen Bietern ihre zugeschlagenen Lose in Rechnung gestellt. Der Versand der Ware erfolgt üblicher Weise nach Zahlungseingang. In manchen Fällen, wenn ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen dem Auktionshaus und dem Bieter besteht, wird die Ware auch gleich mit der Rechnung zugesendet. Neben dem Zuschlag wird dem Bieter noch eine Provision, auch Kommission genannt, und je nach Versteigerungsbedingungen des Auktionshauses auch eine Losgebühr berechnet. Abhängig von der Art des Auktionshauses, also ob das Auktionshaus im eigenen Namen, oder im Auftrag arbeitet und abhängig von wem das Los stammt, kommt noch zusätzlich die anfallenden MwSt. auf das Los dazu.

Die steuerliche Berechnung kann in der Praxis in Deutschland von Auktionshaus zu Auktionshaus unterschiedlich gehandhabt werden:

  • Versteigerung im eigenen Namen:
Da es sich bei vielen versteigerten Artikeln um Ware handelt, die man als Kulturgut bezeichnet, fällt auf die Lose selbst in der Regel der ermäßigte Steuersatz an. Die Leistungen des Auktionshauses wiederum werden mit dem Normalsatz der Umsatzsteuer berechnet. In einigen Fällen wird der ermäßigte Steuersatz aber auch auf die gesamte Rechnung des Auktionshauses angewendet. Andere wiederum splitten die Rechnung auf und berechnen unterschiedliche Sätze.
  • Versteigerung im Auftrag:
Diese Form der Versteigerung ist für ein Auktionshaus mit der aufwendigsten Abrechnungsform verbunden, sofern das Auktionshaus international agiert. Hierbei kommt es aus steuerlicher Sicht zu einem direkten Geschäftsverhältnis zwischen dem Einlieferer und dem Bieter/Käufer. Abhängig davon ob der Einlieferer gewerblich handelt oder die Ware von Privat verkauft, wird dem Bieter die Umsatzsteuer berechnet. Ebenso werden die Importumsatzsteuer bei gewerblichen Einlieferern aus Drittländern (Nicht EU), bzw. die Einfuhrspesen und die Umsatzsteuer auf diese weiter berechnet. Die Umsatzsteuer auf die Provision und sonstige Gebühren des Auktionshauses fallen immer an, da die Geschäftsabwicklung und damit diese Leistung in Deutschland erbracht werden. Händler aus EU-Ländern werden in der Regel ihre Ware nicht direkt anbieten. Da das Geschäft in Deutschland abgewickelt wird, würden sie dann auch hier in Deutschland steuerpflichtig, d. h. sie müssten hier eine eigene Steuernummer beantragen und eine Steuererklärung abgeben. Daher liefern EU-Händler dann meisten über einen deutschen Händler ein, womit dann die Regelung eines Deutschen Händlers zum tragen kommt.
Umgekehrt gilt die Regelung auch für die Bieter im Ausland. Je nach dem, woher der Bieter kommt, bzw. wohin die Lose geliefert werden, kann die MwSt. auf die Lose entfallen. So z. B. für gewerbliche Ware aus dem Inland und der EU, die an einen gewerblichen Käufer in der EU mit einer EU-USt.ID geht oder die in ein Drittland (Nicht-EU) exportiert wird. Käufer aus Drittländern, die ihre Ware selbst abholen, sind grundsätzlich Umsatzsteuerpflichtig, können aber bei Rücksendung eines Ausfuhrbeleges die MwSt. für die Lose im Nachhinein wieder gutgeschrieben und ausgezahlt bekommen. Stammt die Ware, die ein Drittland-Kunde erwirbt, selbst aus einem Drittland, so fallen für ihn sowohl die Einfuhrsteuern und Zölle, als auch die Ausfuhrkosten an. Dem wiederum begegnen einige Auktionshäuser mit einem Zolllager, bei dem die Ware offiziell erst dann nach Deutschland eingeführt wird, wenn die Ware nach Deutschland oder in die EU verkauft wird. Ebenso wird die Berechnung der Einfuhrspesen von den Zollämtern unterschiedliche gehandhabt. Einige setzen für die Berechnung der Einfuhrumsatzsteuer den Schätzwert an, der später auch im Katalog als Ausruf erscheint, da diese sofort abgeführt werden muss. Andere bestehen als Berechnungsgrundlage auf den Betrag des erst später erfolgten Zuschlags. Liefert ein Drittlandkunde die Ware persönlich im Auktionshaus ein, gilt diese als Inlandsware.
Aus diesen Gründen erfolgt die steuerliche Berechnung auf einer einzigen Bieter-Rechnung i. d. R. für jedes Los gesondert.

Kurzum: in der steuerlichen Regelung besteht in Deutschland kein einheitlicher Konsens, was vermutlich auch daran liegen mag, dass die steuerliche Überprüfbarkeit je nach Art und Umfang einer Versteigerung kaum noch nachvollziehbar ist und in der Praxis nahezu undurchführbar wird, bzw. zu kompliziert und zu aufwendig ist. Zurzeit wird darüber diskutiert, ob man für international agierende Auktionshäuser die Differenzbesteuerung einführen soll. Wie dann allerdings eine Umsatzsteuerprüfung vonstatten gehen soll und was dann letztlich mit welchem Aufwand geprüft wird, ist mehr als nur fraglich. Man darf daher auch in Deutschland von einem gewissen steuerlichen Chaos sprechen, auch wenn dies viele Finanzbeamte nicht wahr haben wollen. Fragt man sie dann aber konkret und gezielt nach bestimmten Fallbeispielen, geben die meisten über kurz oder lang auf und suchen nach einer tragbaren Lösung für eine individuelle steuerliche Abrechnungsform oder verweisen auf das Bundesfinanzministerium. Daher kommen auch die vielen verschiedenen Abrechnungssysteme bei deutschen Auktionshäusern.

Reklamationen

Ist ein schriftlicher Bieter nach Erhalt der Ware nicht mit deren Zustand einverstanden oder will die Ware doch nicht haben, kann er bei der Versteigerung nach §156 BGB in Deutschland nicht wie bei einem Fernabsatzvertrag die Ware gemäß den Regelungen des BGB §§312ff, 355ff zu Fernabsatzverträgen wieder zurücksenden. Kommt es zu einem Streitfall, versucht daher immer zuerst das Auktionshaus, die Angelegenheit zu schlichten. Sollte dies nicht möglich sein, müssen sich die beiden Parteien (Einlieferer und Bieter/Käufer) direkt einigen und notfalls ihren Konflikt selbst vor den entsprechenden rechtlichen Instanzen austragen. Manchmal kann es auch aufgrund solcher Streitereien, je nach Sachlage und Situation, zur Sperrung einer der Parteien für künftige Auktionen kommen. Dies dann nicht selten auch bei anderen Auktionshäusern, sofern diese in einem Verband zusammengeschlossen sind und sich untereinander informieren.

Nachverkauf

Bei vielen Auktionshäusern heute üblich ist ein Nachverkauf der unverkauften Lose, eine Zeit lang nach der Auktion. Viele Häuser veröffentlichen dazu extra sogen. Rückloslisten oder bieten die Waren gleich in einem Online-Shop an. Der Preis richtet sich dabei entweder am Mindestgebot oder dem Ausruf. Oftmals wird ein fester prozentualer Anteil vom Ausruf abgezogen und dieser Preis dann als quasi Verkaufspreis ausgegeben. Auch im Nachverkauf bleibt der Auktionator dem Einliefer verpflichtet und ist gehalten, den höchstmöglichen Preis zu erzielen.

Einliefererabrechnung

Abhängig von den Versteigerungsbedingungen, wird in einer definierten Zeit nach der Auktion die verkaufte Ware mit den Einlieferern durchgeführt. Von dem Zuschlag wird dem Einlieferer eine Kommission abgezogen. Ebenso ist es bei einigen Auktionshäusern üblich, dem Einlieferer eine zusätzliche Losgebühr oder Gebühren für die Abbildung im Auktionskatalog in Rechnung zustellen. Manche Auktionshäuser berechnen den Einlieferern auch ein Aufwandsgebühr für die nicht verkauften Lose. Dazu kommen noch die Versicherungsgebühren, die sich in der Regel an der Höhe des Ausrufes mit einem festen Prozentsatz orientieren. Von dieser Gutschrift werden dem Einlieferer auch noch angefallene Aufwendungen für Testate, Transportkosten oder gewährte Vorschüsse samt Zinsen abgezogen. Das sich daraus ergebenden Restguthaben, wird dann dem Einlieferer ausbezahlt oder mit anderen Rechnungen verrechnet. Für die Einliefererabrechnung gelten die gleichen Umsatzsteuerreglungen, wie sie weiter oben für die Bieterrechnungen beschrieben wurden. Je nach Art der Versteigerungsform kann diese ebenfalls sehr umfangreich und komplex aufgebaut sein. (z. B. bei einer Versteigerung im Auftrag.)

Unverkaufte Lose

Je nach Vereinbarung des Einlieferers mit dem Auktionshaus, werden die unverkauften Lose entweder unmittelbar nach der Auktion, oder nach Ablauf der Nachverkaufsphase an den Einlieferer zurückgegeben. In vielen Fällen verbleibt aber die Ware im Auktionshaus und wird in der nächste Auktion wieder zu einen (möglicherweise) ermäßigten Wert erneut ausgerufen.

Internet-Auktion

Die Internet- bzw. Online-Auktion ist eine über das Internet veranstaltete ‚Versteigerung‘. Bekanntester Veranstalter von Internetauktionen ist eBay. Nach erfolgter Auktion findet die Übergabe der Ware in der Regel auf dem Versandweg statt; bezahlt wird meistens per Überweisung, per Nachnahme oder über kostenpflichtige Drittanbieter wie das zu Ebay gehörende PayPal. Als Online-Auktion im weiteren Sinne gibt es mittlerweile auch so genannte Dienstleistungsauktionen oder unternehmensinterne Auktionen. Bei Dienstleitungsauktionen bieten entweder Kunden auf die Leistung eines Dienstleisters oder Dienstleister unterbieten den vom Kunden genannten Höchstpreis für einen konkreten Auftrag. Bei unternehmensinternen Auktionen bieten verschiedene Teileinheiten, um bspw. den Zuschlag für die Umsetzung eines Produktionsauftrags zu bekommen.

Service von Drittanbietern für Internetauktionen

Durch die große Anzahl von Online-Auktionhäusern und der daraus folgenden Unübersichtlichkeit, hat sich auch ein breites Angebot an Dienstleistungen rund um diese Auktionsform gebildet. Dazu zählen Metasuchmaschinen für Angebotssuche, aber auch viele Serviceprogramme zum Offline-Erstellen von Angeboten und Auktionsverwaltung. Personen, die mangels eigenem Computer oder mangels Zeit selbst keine Internet-Auktionen starten wollen, können ihre zu versteigernde Waren in zahlreichen Städte in speziellen Shops abgeben. Diese versteigern sodann gegen Provision die Ware.

Test der Stiftung Warentest

Am 29. Juli 2004 verglich Stiftung Warentest neun Online-Auktionshäuser in Kriterien zum Kauf und Verkauf (Angebotsumfang, Erfolgsaussichten etc.) sowie zur Webseite (Information, Datenschutz etc.)[1].

Testsieger wurde Ebay mit einem guten Qualitätsurteil (2,2), vor allem wegen des großen Angebots und den hohen Erfolgsaussichten. Auf Platz 2 und 3 folgten das Schweizer Auktionshaus Ricardo.ch (3,2) und das deutsche Azubo.de (3,8), die in den Kauf- und Verkaufsaspekten deutlich hinter dem Testsieger liegen. Beim Thema Datenschutz schnitten alle neun Internetauktionen mit ausreichend oder mangelhaft ab. Siehe auch: Spaßbieter | Pushen | Auftragsauktion

Rechtliche Grundlagen

In Deutschland wird eine Versteigerung von § 156 BGB geregelt. Bei gewerblichen Versteigerungen findet außerdem § 34b Gewerbeordnung (GewO) und die Verordnung über gewerbsmäßige Versteigerungen Anwendung.

Auch bei ‚Internetversteigerungen‘ kommt grundsätzlich ein gültiger Vertrag zustande[2].

Das Oberlandesgericht Frankfurt hat außerdem mit Urteil vom 1. März 2001 (Aktenzeichen: 6 U 64/00) entschieden, dass die Bezeichnungen „Auktion“ oder „Versteigerung“ für Verkäufe gegen Höchstgebot im Internet, die keine Versteigerungen i.S.v. § 34b GewO sind, ohne Hinzutreten weiterer Umstände nicht irreführend sind.

Allerdings handelt es sich bei diesen Auktionen in aller Regel nicht um Versteigerungen im Sinne von § 156 BGB, da kein Zuschlag erfolgt. Vielmehr erfolgt ein Zuschlag durch Zeitablauf. Nach Urteil des Bundesgerichtshofs vom 7. November 2001 (Aktenzeichen: VIII ZR 13/01) finden auf Internetauktionen der § 156 BGB, § 34 b GewO und die Verordnung über gewerbsmäßige Versteigerungen keine Anwendung. Internetauktionen werden somit nicht von der Ausnahmeregelung des § 312d Abs. 4 Nr. 5 BGB erfasst – daher steht Verbrauchern gem. § 13 BGB, die auf diese Weise mit einem Unternehmer einen Fernabsatzvertrag abgeschlossen haben, grundsätzlich ein Widerrufsrecht zu[3].

Ebenso handelt es sich nicht um eine Versteigerung im Sinne des § 34b GewO, weswegen man keine behördliche Erlaubnis zum Veranstalten von Onlineauktionen benötigt.

Tätigkeit als Auktionator

Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Deutschland den Beruf des Auktionators im klassischen Sinne nicht, ebenso wenig wie eine Ausbildung. Auktionatoren üben in Deutschland vielmehr eine gewerbsmäßige Tätigkeit aus, die der Gewerbeordnung unterliegt. Benötigt wird eine Versteigerererlaubnis nach § 34 b Gewerbeordnung, die über das Ordnungsamt der Heimatbehörde beantragt werden kann. Eine bestimmte berufliche Qualifikation ist nicht erforderlich. Auf Antrag kann ein Auktionator auch öffentlich bestellt werden.

Fachliche Bestellungsvoraussetzungen für die öffentliche Bestellung und Vereidigung von Versteigerern

Vorbildung des Versteigerers

Die öffentliche Bestellung setzt besondere Sachkunde des Versteigerers voraus. An diese Sachkunde einschließlich Kenntnis der einschlägigen Rechtsvorschriften sind strenge Anforderungen zu stellen; eine mehrjährige Betätigung als Versteigerer oder Händler lässt für sich allein noch nicht auf besondere Sachkunde schließen.

Für Versteigerer gibt es weder eine Ausbildungsordnung für eine berufliche oder gewerbliche Tätigkeit noch ein einschlägiges Berufsbild mit entsprechender Aus- und Vorbildung. Dies bedeutet, dass im wesentlichen die praktische Tätigkeit als Versteigerer nach Erteilung der Erlaubnis gemäß § 34 b Abs. 1 GewO dem Versteigerer die geeigneten Kenntnisse über die Breite der vorkommenden Geschäfte zu vermitteln hat.

Der erforderliche Nachweis der praktischen Tätigkeit wird dadurch erbracht, dass die Versteigerererlaubnis gem. § 34 b Abs. 1 GewO vorlegt wird. Ebenso vorzulegen ist der Nachweis über die in den letzten fünf Jahren durchgeführten Versteigerungen. Eine Mindestzahl von Versteigerungsanzeigen gemäß § 5 VerstV wird nicht vorgeschrieben, es kommt auf den Schwierigkeitsgrad im Einzelfall und die nachhaltige Tätigkeit an.

Fachliche Kenntnisse

Die nach § 4 VerstV herausgegebenen Verzeichnisse enthalten üblicherweise einen Schätzpreis. Es handelt sich hierbei um Wertangaben, die im Wege der Schätzung durch den Versteigerer ermittelt worden sind, soweit nicht ein Sachverständiger im Falle des § 3 VerstV eine Schätzung vorgenommen hat.

Der Schätzpreis und der mit dem Auftraggeber vereinbarte Mindestpreis müssen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Der Versteigerer muss daher in der Lage sein, die von Dritten genannten Preise aufgrund eigener Branchen- und Warenkunde zu beurteilen. Die Gewerbeordnung sieht auch die öffentliche Bestellung und Vereidigung für bestimmte Arten von Versteigerungen vor (§ 34 b Abs. 5, 2. Alt. GewO). Beispielhaft seien hier genannt Versteigerer für Industriemaschinen und Werkzeuge oder Briefmarken. Das Maß der erforderlichen Sachkunde für eine öffentliche Bestellung richtet sich nach den einschlägigen fachlichen Bestellungsvoraussetzungen für Sachverständige auf dem betreffenden Sachgebiet.

Juristische Kenntnisse

Zahlreiche gesetzliche Vorschriften erwähnen die öffentliche Versteigerung bzw. den freihändigen Verkauf durch öffentlich bestellte und vereidigte Versteigerer. Eingehende Kenntnisse der gewerberechtlichen Vorschriften, insbesondere § 34 b GewO und der Versteigererverordnung sind unverzichtbar.

Nachzuweisen sind Grundkenntnisse derjenigen gesetzlichen Regelungen, die die öffentliche Versteigerung von beweglichen Sachen und Wertpapieren oder deren freihändigen Verkauf vorsehen. Insbesondere handelt es sich dabei um den Pfandverkauf (§§ 1228 ff BGB, §§ 368, 397 ff, 410, 421, 440, 623 HGB) und den Verkauf beweglicher Sachen nach den Vorschriften über den Pfandverkauf (§§ 731, 753, 1003, 2022, 2042 BGB, § 371 HGB) sowie um den Verkauf beweglicher Sachen aufgrund besonderer gesetzlicher Ermächtigungen (§§ 383, 489, 966, 979, 1219 BGB, §§ 373, 376, 379, 388, 391, 407, 417, 437 HGB) und den Verkauf aus freier Hand, wo dieser anstelle der gesetzlichen Versteigerung vorgesehen ist (z. B. § 1221 BGB).

Siehe auch

Zwangsversteigerung | Gant (Recht) | Geißbockversteigerung | Selbsthilfeverkauf

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stiftung Warentest prüft Internet-Auktionen
  2. BGHZ 149, 129
  3. Urteil des BGH vom 3. November 2004, Az. VIII ZR 375/03
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