Public Management

Public Management

Public Management (etwa synonym mit zielorientierte Steuerung und Gestaltung von Staat und öffentlicher Verwaltung) ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, welche den öffentlichen Sektor systematisch aus betriebswirtschaftlicher, sozialwissenschaftlicher und psychologischer Sicht unter Berücksichtigung der rechtlichen Bedingungen untersucht.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Public Management ist eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der Führung von und in öffentlichen Institutionen, wobei die Perspektiven der Betriebs- und Volkswirtschaft sowie der Politik- und Rechtswissenschaften zusammengeführt werden.

Im Gegensatz zur Public Administration-Schule fokussiert das Public Management nicht auf die technische Ausgestaltung der Verwaltungstätigkeit, sondern auf die strategischen Leitungsfunktionen der Verwaltungsführung. Die ersten Ansätze zu einer Public Management Disziplin stammen aus den siebziger Jahren.

Public Management fokussiert sich darauf, den öffentlichen Sektor kostengünstig, effizient und effektiv zu gestalten. Seit den 1980er Jahren beherrscht ein neues Reformmodell die Public Management-Landschaft: das so genannte „New Public Management“ (NPM). Verschiedene Modelle wurden dazu entwickelt. Das sogenannte „Tilburger Modell“ in den Niederlanden, das „Neue Steuerungsmodell“ in Deutschland. In der Schweiz wird von „wirkungsorientierter Verwaltungsführung“ gesprochen, wobei namentlich die Berner und die St. Galler Schule als Protagonisten zu nennen sind. Beiden gemeinsam ist eine Orientierung an den Wirkungen und Resultaten der Verwaltung, weniger am Input. So beispielsweise wurde die Führung mit Leistungsauftrag und Globalbudget eingeführt, um Effizienz- und Qualitätsanreize zu setzen. Kritisch kann man dem entgegen halten, dass der Verwaltung damit ein größerer Handlungsspielraum zugestanden wird. Dies kann insb. im Hinblick auf den Grundrechtsschutz und die demokratische Legitimation des Staatshandelns problematisch sein. Die Vertreter von NPM vertreten dagegen die Auffassung, dass jede Wirkungsorientierung der Verwaltung auf einem Fundament aus Rechtsstaatlichkeit und konsolidierter Demokratie beruht. Insofern schlagen sie vor, das Konzept in hochentwickelten Ländern einzuführen.

Das heutige Public Management setzt an verschiedenen Stellen an, wobei die Orientierung an marktlichen, netzwerkartigen oder hierarchischen Steuerungsmechanismen charakteristisch ist:

  • Die Auslagerung (Privatisierung) von Staatsbetrieben und damit die Schaffung von Wettbewerb in ehemaligen Monopolbereichen, z. B. Telekom, Post, Eisenbahn, etc. soll die Leistungsfähigkeit dieser Unternehmen verbessern.
  • Durch Einführung von Leistungsaufträgen und Globalbudgets für öffentlich-rechtliche Körperschaften, z. B. Spitäler, kommunale Elektrizitätswerke, usf. sollen die Leistungs- und Wirkungserwartungen an diese Organisationen geklärt werden.
  • E-Government soll die Verfügbarkeit von Verwaltungsleistungen verbessern.
  • E-Voting soll die Demokratie und Partizipation der Bürger verbessern.
  • Eine integrierte Finanz- und Aufgabenplanung soll es der Politik ermöglichen, mittelfristige Entwicklungen zu erkennen, einzuleiten und politisch zu thematisieren.
  • Die Exekutive wird zusehends als Schnittstelle zwischen Politik und Management gesehen. In dieser Rolle hat sie sowohl Führungsaufgaben für die Verwaltung wie auch für die Politik zu erfüllen. Sie wird auch als „Übersetzerin“ zwischen politischer und Managementrationalität bezeichnet.
  • Eine detaillierte Rechnungslegung nach international anerkannten Standards soll die Bürger über die Staatsaktivität informieren und die Verwaltung zu betriebswirtschaftlichem Denken anregen.
  • öffentliche Ausschreibungen werden durchgeführt, um den Wettbewerb um die Erbringung öffentlicher Leistungen zu fördern
  • Auch die Personalführung basiert auf Leistungs- und Zielvereinbarungen (management by objectives, so dass eine Zielkaskade entstehen soll.
  • Mehr im metaphorischen Sinne wird der Bürger gleichzeitig als Kunde der Verwaltung gesehen. Er bezahlt mit seinen Steuern die öffentlichen Leistungen und soll dem entsprechend auch als bevorzugt behandelt werden, z. B. wenn sogenanntes „unbürokratisches Handeln“ gefordert ist.

Die Auswirkungen dieser Reformen sind nur langfristig zu beurteilen. Evaluationen in Deutschland und der Schweiz zeichnen zehn Jahre nach Einführung ein heterogenes Bild: positive wie auch eher kritische Elemente sind erkennbar. Deutlich wird aber auch, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.

Siehe auch

Literatur

  • Norbert Thom, Adrian Ritz: Public Management: Innovative Konzepte zur Führung im öffentlichen Sektor, Gabler 2008 (4. Aufl.), ISBN 978-3-8349-0730-1
  • Kuno Schedler, Isabella Proeller: New Public Management. Haupt, Bern 2006 (3. Aufl.), ISBN 3-8252-2132-6
  • Helmut Brede: Grundzüge der Öffentlichen Betriebswirtschaftslehre. Oldenbourg, München Wien 2001
  • Martin Brüggemeier: Public Management – Modernisierung des öffentlichen Sektors. In: WISU – das wirtschaftsstudium, Heft 3 (2004), S.333–337 und 337f.
  • Werner Jann, Manfred Röber, Hellmut Wollmann (Hrsg.): Public Management. Grundlagen, Wirkungen und Kritik. edition sigma, Berlin 2006, ISBN 3-89404-776-3
  • Andreas Lienhard et al. (Hrsg.): 10 Jahre New Public Management in der Schweiz: Bilanz, Irrtümer und Erfolgsfaktoren. Haupt, Bern 2005
  • Jörg Bogumil et al.: Zehn Jahre neues Steuerungsmodell. Edition Sigma, Berlin 2007
  • Heinrich Reinermann: Neues Politik- und Verwaltungsmanagement: Leitbild und theoretische Grundlagen. Speyerer Arbeitshefte 130, Speyer 2000 (Erstveröffentlichung 1998)

Weblinks


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