Prüde

Prüde
Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Bitte entferne zuletzt diese Warnmarkierung.
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.

Prüderie im engeren Sinne bezeichnet Scham, also die weitgehende Ablehnung der menschlichen Nacktheit und ist damit nicht gleichzusetzen mit der Gymnophobie als einer irrational erlebten Angst vor Nacktheit. Im weiteren Sinne bezeichnet Prüderie eine Geisteshaltung, die das Ziel hat, sexuelle Äußerungen jeglicher Art in der Öffentlichkeit und teilweise auch im Privatbereich weitestgehend auszuschließen. Dies betrifft vor allem die Darstellung oder auch nur Andeutung von Erotik in Ton- und Bildform, Mode, Massenmedien, Literatur, historischen Zeugnissen, Konversation.

Entgegen der landläufigen Meinung, die Gründe für Prüderie lägen in der - insbesondere christlichen - Sexualethik, scheint das Bestreben, Sex zu reglementieren und Körper zu verhüllen nicht miteinander zu korrelieren. So gibt es im Alten Testament ein eigenes Buch, dass der Liebe zwischen Mann und Frau gewidmet ist und das oft eine sehr körperliche Ausdrucksweise pflegt (beispielsweise gibt es mehrere Redewendungen, in denen die „Schenkel“ enthalten sind, Zorn wird als „Pressen der Nase“ beschrieben etc…). Auch das Mittelalter war alles andere als prüde. Die alten Darstellungen der Hölle waren erfüllt von nackten Frauen, Taufen wurden teilweise gemeinschaftlich abgehalten, wobei mehrere in einem großen Taufbecken nackt zusammen saßen. Prüderie tauchte erst im 17. Jahrhundert auf und hatte weniger mit Sex als mit dem Körper selbst zu tun. Das Verhüllen des Körpers sollte keinen Sex verhindern (was bei einem Bild ja auch wenig Sinn ergibt), sondern stigmatisierte den Körper als etwas Peinliches. Dieser Wunsch, den Körper zu verhüllen beschränkte sich daher auch nicht auf den Bereich der Erotik sondern auch auf den der Niederkunft oder sogar die Darstellung nackter männlicher Oberkörper, die es nur im Zusammenhang mit einfachen Arbeitern gab. Zeitlich und inhaltlich spricht einiges dafür, die Aufklärung als Erfinderin der Prüderie zu sehen. Durch sie erhielt der Verstand die Oberhand über alles Wilde und Natürliche, wozu eben auch der Körper gehört. Der aufgeklärte Mensch war zugeknöpft. Diese Fremdheit des Körpers führte dazu, dass Theologen im 17. und 18. Jahrhundert oft Schwierigkeiten hatten, das Hohelied der Liebe auszulegen und derbe Stellen im Alten Testament verhüllt übersetzt wurden. Heute bezeichnen die Begriffe „prüde“ und „Prüderie“ nicht die Vermeidung öffentlicher Darstellung des nackten Körpers sondern meistens bestimmte Formen der Sexualethik, die dadurch als zu eng beschrieben werden.

Literatur

  • Jürgen Stark: „No Sex: Die neue Prüderie in Deutschland. Moralapostel und Lustfeinde auf dem Vormarsch.“, Rowohlt, 1996, ISBN 349960115X
  • Jean-Claude Bologne, Nacktheit und Prüderie. Eine Geschichte des Schamgefühls, Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, 2001.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • prude — prude …   Dictionnaire des rimes

  • prude — [ pryd ] adj. et n. • 1640; prode femme XIIe, fém. de prodom → prud homme; de preux 1 ♦ Vieilli Vertueux et austère; qui déteste, réprouve le relâchement des mœurs. ⇒ pudibond, puritain (cf. Collet monté). N. Un prude (vx), une prude. « N en… …   Encyclopédie Universelle

  • prude — Prude. adj. de tout genre. Sage, reglé & circonspect dans ses moeurs, dans ses paroles, dans sa conduite. C est une femme qui a tousjours esté fort prude. elle a tousjours passé pour prude. elle a un air prude. elle affecte un air prude. ce jeune …   Dictionnaire de l'Académie française

  • prüde — Adj std. (18. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. prude. Dieses bedeutet ursprünglich wacker, ehrenhaft und ist vermutlich in bestimmten Wendungen (wie frz. prude femme ehrenhafte Frau ?) unter Einwirkung von frz. prudent vorsichtig zu seiner… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • prüde — Adj. (Aufbaustufe) übertrieben empfindlich (in Bezug auf sexuelle Dinge) Synonyme: verklemmt, verschämt, bieder, gehemmt, genant, spröde, genierlich (geh.) Beispiel: Ihre Mutter ist sehr prüde und lässt sie sich nicht mit Jungs treffen.… …   Extremes Deutsch

  • Prude — Prude, n. [F., prudish, originally, discreet, modest; shortened from OF. prudefeme, preudefeme, a discreet or excellent woman; OF. preu, prou, excellent, brave + de of + fete woman. See {Prow}, a., {Prowess}.] A woman of affected modesty, reserve …   The Collaborative International Dictionary of English

  • prude — 1704, from Fr. prude excessively prim or demure woman (also an adjective), first recorded in Molière, from O.Fr. preude good, virtuous, modest, perhaps an ellipsis of preudefemme a discreet, modest woman, from O.Fr. prou de femme, fem. equivalent …   Etymology dictionary

  • prüde — »sehr empfindlich und engherzig hinsichtlich Sitte und Moral; zimperlich; spröde«: Das Adjektiv wurde im 18. Jh. aus gleichbed. frz. prude entlehnt, das seinerseits zu frz. preux (afrz. prod) »tüchtig, tapfer« gehört und sich vermutlich aus einer …   Das Herkunftswörterbuch

  • Prude — (fr., spr. Prühd), auf eine übertriebene u. affectirte Weise sittsam; scheinspröde, zimperlich; daher Pruderie, Scheinsprödigkeit, Ziererei …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Prüde — (franz.), geziert, spröde tuend, zimperlich; Prüderie, Zimperlichkeit …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Prüde — (frz.), geziert, zimperlich, spröde; Prüderīe, Ziererei …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”