Präsident der DDR

Präsident der DDR
Briefmarkenblock zum Tode von Wilhelm Pieck

Das Präsidentenamt der Deutschen Demokratischen Republik (offizieller Titel: Präsident der Republik) existierte im Rahmen der Verfassung von 1949 bis zum Tode seines einzigen Inhabers, Wilhelm Pieck, 1960. Danach wurde es durch das Kollektivgremium des Staatsrates der DDR ersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Wahl

Der Präsident wurde laut Artikel 101 der Verfassung in einer gemeinsamen Sitzung von Volkskammer und Länderkammer für die Dauer von vier Jahren gewählt. Wählbar war jeder Wahlberechtigte, der das 35. Lebensjahr vollendet hatte. Vor Ablauf der Amtszeit konnte der Präsident durch einen gemeinsamen Beschluss von Volkskammer und Länderkammer mit Zweidrittelmehrheit abgewählt werden.

Bei Verhinderung, Tod oder Amtsunfähigkeit des Präsidenten sollte für kürzere Zeitspannen der Präsident der Volkskammer die Vertretung übernehmen, für längere Zeiträume konnte eine abweichende gesetzliche Regelung getroffen werden.

Stellung

Ähnlich wie der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland hatte der Präsident der DDR im politischen System eine schwache Stellung. Er war als Staatsoberhaupt für die völkerrechtliche Vertretung zuständig, schloss Verträge mit auswärtigen Staaten und übte das Begnadigungsrecht aus. Darüber hinaus war er für die Vereidigung der Regierung bei ihrem Amtsantritt verantwortlich und unterzeichnete die von der Volkskammer beschlossenen Gesetze.

Spätere Änderungen und Abschaffung

Bereits mit der Verwaltungsreform von 1952 erfolgte eine wichtige Änderung durch die faktische Auflösung der Länder der DDR. Die Länderkammer wurde dadurch bedeutungslos; sie trat 1954 letztmalig zu einer Sitzung zusammen und wurde 1958 per Verfassungsänderung auch formal abgeschafft. Dadurch war für die Wahl des Präsidenten allein die Volkskammer zuständig. Nachdem Wilhelm Pieck 1960 gestorben war, wurde das Präsidentenamt jedoch zugunsten eines Kollektivgremiums, des Staatsrates, abgeschafft. Der Staatsrat der DDR wurde wie der Präsident von der Volkskammer gewählt und übte gemeinsam dessen Befugnisse aus. Nach außen repräsentierte von nun an der Staatsratsvorsitzende den Staatsrat und damit auch die DDR.

Mit der sozialistischen Verfassung von 1968 wurden die letzten Verweise auf das Präsidentenamt getilgt. Nach der friedlichen Revolution gab es Pläne, das Amt des „Präsidenten der Republik“ durch Verfassungsgesetz ab 1990 wieder einzuführen, wozu es aber im Zuge der deutschen Wiedervereinigung nicht mehr kam.

Quelle


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Staatsrat der DDR — Ehemaliges Staatsratsgebäude der DDR Der Staatsrat der DDR war ab 1960 das kollektive Staatsoberhaupt der Deutschen Demokratischen Republik. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der DDR — Dieser Artikel befasst sich mit der deutschen Geschichte in der sowjetischen Besatzungszone und der Deutschen Demokratischen Republik von 1945 bis 1990. Die Entwicklung seit 1990 ist im Artikel Geschichte Deutschlands (seit 1990) beschrieben;… …   Deutsch Wikipedia

  • Briefmarkenblocks der Deutschen Post der DDR — Der größte Block der DDR, hier im selben Maßstab wie die Blocks der untenstehende Liste In den Jahren von 1949 bis 1990 gab die Deutsche Post der DDR insgesamt 97 Briefmarkenblocks heraus. Der Lipsia Briefmarkenkatalog der DDR begann die Zählung… …   Deutsch Wikipedia

  • Fernsehen der DDR — Der Deutsche Fernsehfunk (DFF), von 1972 bis 1990 Fernsehen der DDR (DDR FS), war das staatliche Fernsehen der DDR. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 1950 bis 1956 – Vom Fernsehzentrum zum DFF 1.2 1956 bis 1972 – Vom DFF zum DDR Fernsehen …   Deutsch Wikipedia

  • Schriftstellerverband der DDR — Der Deutsche Schriftstellerverband (DSV), seit November 1973 Schriftstellerverband der DDR, gründete sich 1950 als Berufsverband der Schriftsteller in der DDR. Der Verband verstand sich in der Tradition des von den Nazis verbotenen… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der DDR. Aufbau des Sozialismus 1949-1961 — Die jüngste Abgeordnete der Volkskammer, Margot Feist, beglückwünscht Wilhelm Pieck zu seiner Wahl als Staatspräsident. Geschichte der DDR (1949–1960) ergänzt den Hauptartikel Geschichte der DDR um eine Chronologie der Ereignisse der ersten Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der DDR. Aufbau des Sozialismus 1949–1961 — Die jüngste Abgeordnete der Volkskammer, Margot Feist, beglückwünscht Wilhelm Pieck zu seiner Wahl als Staatspräsident. Geschichte der DDR (1949–1960) ergänzt den Hauptartikel Geschichte der DDR um eine Chronologie der Ereignisse der ersten Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der DDR (1949-1961) — Die jüngste Abgeordnete der Volkskammer, Margot Feist, beglückwünscht Wilhelm Pieck zu seiner Wahl als Staatspräsident. Geschichte der DDR (1949–1960) ergänzt den Hauptartikel Geschichte der DDR um eine Chronologie der Ereignisse der ersten Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der DDR (1949–1960) — Die jüngste Abgeordnete der Volkskammer, Margot Feist, beglückwünscht Wilhelm Pieck zu seiner Wahl als Staatspräsident. Geschichte der DDR (1949–1960) ergänzt den Hauptartikel Geschichte der DDR um eine Chronologie der Ereignisse der ersten Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der DDR (1949–1961) — Die jüngste Abgeordnete der Volkskammer, Margot Feist, beglückwünscht Wilhelm Pieck zu seiner Wahl als Staatspräsident. Geschichte der DDR (1949–1960) ergänzt den Hauptartikel Geschichte der DDR um eine Chronologie der Ereignisse der ersten Jahre …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”