Prämenstruelles Syndrom

Prämenstruelles Syndrom
Klassifikation nach ICD-10
N94.3 Prämenstruelle Beschwerden
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Mit prämenstruelles Syndrom (PMS) bezeichnet man in jedem Monatszyklus auftretende, äußerst komplexe Beschwerden bei Frauen, die vier Tage bis zwei Wochen vor dem Eintreten der Regelblutung einsetzen[1] und die nach der Menopause meist verschwinden. Etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Frauen im gebärfähigen Alter leidet an einem prämenstruellen Syndrom, vor allem Frauen über dem dreißigsten Lebensjahr. [2]

Inhaltsverzeichnis

Symptome

Der Schweregrad variiert. Ein Viertel der betroffenen Frauen klagt über ernste Symptome und drei bis acht Prozent dieser Frauen leiden unter einer besonders starken Form des PMS, das dann auch prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) genannt wird. Erstere leiden unter einer regelmäßigen Befindlichkeitsstörung, letztere sind in ihrem Arbeitsumfeld und sonstigen sozialen Kontakten erheblich behindert.

  • Körperliche Symptome:
    • Gewichtszunahme durch Wasseransammlungen im Gewebe
    • Hautveränderungen
    • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erschöpfungssymptome
    • Übelkeit und Kreislaufbeschwerden
    • Durchfall
    • Krämpfe im Unterbauch
    • Kopf- und Rückenschmerzen
    • Heißhunger oder Appetitlosigkeit
    • Schmerzhafte Spannungen, Schwellungen oder extreme Empfindlichkeit gegenüber Berührung der Brüste - die sogenannte Mastodynie
    • erhöhte Sensibilität auf Reize (Licht, Berührung, Lärm, Geruch, Zeit- und Arbeitsdruck)
    • Migräne
    • Ohnmacht
    • Völlegefühl
    • Schmerzen im Bereich der Geschlechtsorgane und im kleinen Becken beim Geschlechtsverkehr – eine sogenannte Dyspareunie
    • Schleimhautreizungen ähnlich Erkältungssymptomen
    • Aktivierung von latenten Entzündungsherden im Körper

Der Zusammenhang zwischen seelischem Befinden, insbesondere aber bestimmten Störungen und dem Menstruationszyklus ist seit langem bekannt. Hippokrates erklärte vor rund 2.500 Jahren die Stimmungsschwankungen in Abhängigkeit von der Monatsblutung als Folge eines „verhinderten Abflusses des Menstruationsblutes“. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden menstruationsabhängige seelische Erkrankungen wissenschaftlich exakter erforscht. Im 19. Jahrhundert gingen die Psychiater sogar davon aus, dass rund zehn Prozent aller seelischen Störungen aufgrund organischer Veränderungen (etwa Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Störungen der Gehirnfunktion) bei Frauen mit ihrer Monatsblutung in Verbindung stehen. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erkannte man schließlich den engen Zusammenhang zwischen bestimmten seelischen Symptomen und Veränderungen im so genannten ovariellen Hormonhaushalt (siehe Menstruationszyklus). Im Verlaufe dieser Forschung fand man schließlich heraus, dass depressive und ängstliche Verstimmungen hauptsächlich in der zweiten Zyklusphase nach dem Eisprung (luteale Phase oder Gelbkörperphase) auftreten, während sich psychisches Wohlbefinden häufiger in der ersten Hälfte (Follikelphase) des Menstruationszyklus beobachten lässt.

Ursachen

Die genauen Ursachen des prämenstruellen Syndroms sind bisher nicht geklärt. Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang mit der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung und der Regelblutung. Denn wird der Übergang in die zweite Zyklushälfte und die Regelblutung durch Medikamente oder Operationen verhindert, bleiben die Beschwerden durch das prämenstruelle Syndrom aus.

In der zweiten Zyklushälfte wird das Gelbkörperhormon (Gestagen) Progesteron produziert, während gleichzeitig die Östrogenausschüttung abfällt. Damit einhergehend steigt die Neigung zum PMS oder gar PMDS. Es wird mehr Wasser im Gewebe eingelagert, was die schmerzhaften Schwellungen an Brüsten (Mastodynie), Händen und Füßen auslösen kann.

Die Stimmungsschwankungen sind jedoch nicht alleinige Folge der leichten bis starken Schmerzen, so dass in der Psychiatrie auch von einer Lutealphasen-Dysphorie (englisch: late luteal phase dysphoric disorder) gesprochen wird. Rein seelische Ursachen können dabei durch weitreichende Forschungen weitgehend ausgeschlossen werden. Sicherlich spielt Komorbidität mit seelischen Erkrankungen eine Rolle, sie sind aber nachgewiesener Weise nicht die Ursache des PMS oder PMDS. Bestimmte Lebensweisen können die Beschwerden des PMS oder PMDS allerdings positiv oder negativ beeinflussen.

Weitere Faktoren können einzeln oder gemeinsam zur Auslösung oder Verstärkung eines prämenstruellen Syndroms beitragen. Dazu gehören ein Prolaktinüberschuss, Störungen der Schilddrüse, Infektionen mit Pilzen, Umweltgifte, der Genuss von Koffein oder Nikotin, Schlafstörungen, psychische Belastungen und ein Bewegungsmangel.


Siehe auch

Literatur

  • M. Harrison: Das prämenstruelle Syndrom. München 1985, ISBN 3-88104-150-8.
  • D. Hänggi-Bally: Das prämenstruelle Syndrom. In: Schweizerisches Medizinisches Forum. Band 7. 2007, S. 734–738

Einzelnachweise

  1. Pschyrembel
  2. http://www.sprechzimmer.ch/sprechzimmer/Krankheitsbilder/Praemenstruelles_Syndrom_PMS_Monatsbeschwerden_der_Frau.php

Weblinks

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Synonyme:

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