Provinz Pommern

Provinz Pommern
Preußische Provinz
Pommern
Flagge Wappen
Flagge der Provinz Pommern Wappen der Provinz Pommern
Lage in Preußen
Hellblau: Lage der Provinz Pommern
 
Bestehen 18151945
Provinzhauptstadt Stettin
Fläche 30.120,5 km²
Einwohner 1.684.125 (1905)
Bevölkerungsdichte 56 Ew./km²
Verwaltung 3 Regierungsbezirke
Kfz-Kennzeichen I H
Entstanden aus Herzogtum Pommern
Heute Teil von Mecklenburg-Vorpommern
Woiwodschaft Westpommern
Woiwodschaft Pommern
Karte
Karte der Provinz Pommern

Die Provinz Pommern war eine Provinz des preußischen Staates, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als solche existierte. Die Provinz umfasste das westlich der Oder gelegene Vorpommern und das östlich des Flusses an Westpreußen (bzw. nach dem Versailler Vertrag an den Polnischen Korridor) grenzende Hinterpommern.

Heute bildet der Hauptteil Vorpommerns (westlich von Stettin) den Ostteil des deutschen Landes Mecklenburg-Vorpommern; die anderen Landesteile entsprechen weitgehend der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Inhaltsverzeichnis

Gebiet und Bevölkerung

Siehe auch: Liste der Orte in der Provinz Pommern

Im Jahr 1905 war die Provinz Pommern 30.120 km² groß und beherbergte 1.684.326 Einwohner, darunter 1.616.550 Protestanten, 50.206 Katholiken und 9.960 Juden[1].

Nachdem im Rahmen des Versailler Vertrags ein Gebiet von 6,64 km² Größe, das zuvor zu den östlichen Landkreisen Bütow, Lauenburg und Stolp gehört und im Jahre 1910 insgesamt 224 Einwohner aufgewiesen hatte, an die polnische Woiwodschaft Pommerellen gegangen war, wurde die Fläche der Provinz Pommern, ohne das Stettiner Haff, die Bodden und sonstigen Meeresteile, im Jahr 1925 mit 30.208 km² angegeben[2] und die Einwohnerzahl mit 1.878.780.

Im Jahr 1900 gab es an der Grenze zur Provinz Westpreußen 14.162 Personen mit polnischer Muttersprache und am Lebasee sowie am Garder See insgesamt 310 Personen mit kaschubischer Muttersprache[3].

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Pommerns

Durch den Westfälischen Frieden 1648 kam Hinterpommern an Brandenburg und Vorpommern wurde zu Schwedisch-Pommern. Zwar gelang dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. 1678 die Eroberung ganz Schwedisch-Pommerns, doch musste er auf Druck Frankreichs im Frieden von Saint-Germain (1679) auf den überwiegenden Teil der eroberten Gebiete verzichten. Nach dem Ende des Großen Nordischen Krieges (1700–1721) kam der Teil Vorpommerns südlich der Peene zu Preußen (Altvorpommern). Bei der territorialen Neuordnung Europas 1815 wurde auch der zuletzt schwedisch gebliebene Teil Vorpommerns mit der Insel Rügen preußisch (Neuvorpommern). Gleichzeitig erhielt Pommern die Kreise Dramburg und Schivelbein sowie die nördlichen Teile des Kreises Arnswalde mit der Stadt Nörenberg von der Neumark, die ansonsten bei der Provinz Brandenburg verblieb.

1945 wurde Hinterpommern, einschließlich des Gebietes um Stettin, unter vorläufige polnische Verwaltung gestellt, de facto aber administrativ dem polnischen Staat eingegliedert; seit 1992 gehört es völkerrechtlich zu Polen. Der verbleibende Teil Vorpommerns wurde 1945 Teil der Sowjetischen Besatzungszone. Mit der Bildung des Landes Mecklenburg-Vorpommern Anfang Juli 1945 endete die Geschichte der preußischen Provinz Pommern. Die DDR erkannte die neue Grenze zu Polen bereits 1950 diplomatisch an, die Bundesrepublik Deutschland erst indirekt 1972 und endgültig mit dem Deutsch-Polnischen Grenzvertrag.

Die Verwaltungsgliederung in der Provinz Pommern von 1816 bis 1945

In der Zeit von 1816 bis 1938 (siehe unten unter "Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen") hat sich die territoriale Verwaltungsgliederung in der überwiegend landwirtschaftlich strukturierten Provinz Pommern nur allmählich verändert.

Regierungsbezirke

Bis 1945 bestanden die beiden Regierungsbezirke Köslin und Stettin. Der vorpommersche Regierungsbezirk Stralsund wurde zum 1. Oktober 1932 aufgelöst und seine Kreise dem Stettiner Bezirk zugeschlagen.

Stadtkreise

Außer dem bereits 1816 bestehenden Stadtkreis Stettin entstanden im Laufe der Zeit die folgenden weiteren Stadtkreise:

Landkreise

Im Übrigen wurden die folgenden Kreise aufgelöst:

während die folgenden Kreise neu entstanden:

Kreise in Pommern 1945

Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen (Sitz: Schneidemühl)

Zum 1. Oktober 1938 erhielt Pommern den größten Teil der Kreise aus der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen zugesprochen, zusätzlich die Kreise Arnswalde und Friedeberg (Neumark) aus der Provinz Brandenburg und organisierte sie in einem neuen Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen mit dem Sitz in Schneidemühl, in den auch die zuvor schon pommerschen Kreise Dramburg und Neustettin eingegliedert wurden.[4]

Stadtkreise

  1. Schneidemühl

Landkreise

  1. Arnswalde
  2. Deutsch Krone
  3. Dramburg
  4. Flatow
  5. Friedeberg Nm.
  6. Netzekreis [Sitz: Schönlanke, Kreisstadt]
  7. Neustettin
  8. Schlochau

Regierungsbezirk Köslin

Stadtkreise

  1. Köslin
  2. Kolberg
  3. Stolp

Landkreise

  1. Belgard (Persante)
  2. Bütow
  3. Greifenberg i. Pom.
  4. Köslin
  5. Kolberg-Körlin [Sitz: Kolberg]
  6. Lauenburg i. Pom.
  7. Regenwalde [Sitz: Labes]
  8. Rummelsburg i. Pom.
  9. Schlawe i. Pom.
  10. Stolp

Regierungsbezirk Stettin

Stadtkreise

  1. Greifswald
  2. Stargard i. Pom.
  3. Stettin
  4. Stralsund

Landkreise

  1. Anklam
  2. Cammin i. Pom.
  3. Demmin
  4. Franzburg-Barth [Sitz: Barth]
  5. Greifenhagen
  6. Greifswald
  7. Grimmen
  8. Naugard
  9. Pyritz
  10. Rügen [Sitz: Bergen auf Rügen]
  11. Saatzig [Sitz: Stargard i. Pom.]
  12. Ueckermünde
  13. Usedom-Wollin [Sitz: Swinemünde]

Politik

Gebäude der Regierung des Regierungsbezirkes Stettin an der Hakenterrasse in Stettin, heute der Sitz der Woiwodschaftsverwaltung Westpommern.

Oberpräsidenten

Mit der preußischen Verwaltungsreform (1815) wurde das Amt des Oberpräsidenten geschaffen. Bis 1945 hatte Pommern 15 Oberpräsidenten:

Provinzialverband

Hauptartikel: Provinzialverband Pommern

Von 1876 bis 1945 bestand auf dem Gebiet der Provinz Pommern der Provinzialverband Pommern als höherer Kommunalverband. Der Provinziallandtag des Provinzialverbandes wurde zunächst durch die Kreise und kreisfreien Städte gewählt, von 1921 bis 1933 dann in unmittelbarer Wahl durch die Bürger der Provinz. Der Provinzialverband bestand formal bis 1945 fort. Jedoch wurde seine selbständige Stellung bereits 1933 und 1934 im Rahmen der Gleichschaltung beseitigt.

Entwicklung des Eisenbahnnetzes

Die Provinz Pommern wurde maßgeblich von der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft (BStE) erschlossen, die 1843 ihre erste Strecke von Berlin bis Stettin und 1846 weiter bis Stargard eröffnete. Hier schloss sich 1847 die Stargard-Posener Eisenbahn-Gesellschaft an. Sie ging 1851/52 auf die staatliche Preußische Ostbahn über, deren erste Magistrale 1851 im damals westpreußischen Kreuz begann und über Schneidemühl nach Bromberg führte. Der Anschluss von Frankfurt (Oder) kam 1857 zustande. Von Schneidemühl ging es 1871 in Richtung KonitzDirschau weiter. Weitere Nebenbahnen und Querverbindungen mit dem Knotenpunkt Neustettin folgten in den Jahren 1877/78.

Anschließend wurde die Hinterpommersche Eisenbahn, eine Tochterunternehmung der BSE in die Ostbahn eingegliedert; sie hatte schon 1859 die Bahnlinie von Stargard bis Köslin nebst einer Abzweigung BelgardKolberg weitergeführt und 1870 über Stolp die westpreußische Hauptstadt Danzig erreicht.

In das westlich der Oder gelegene Vorpommern führte die Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft im Jahre 1863 Strecken von Stettin und Angermünde, die sich in Pasewalk vereinigten und über AnklamGreifswald in Stralsund endeten. Dorthin führte ab 1877/78 auch die Preußische Nordbahn eine Linie über NeubrandenburgDemmin.

Die Hauptstrecke entlang der Oder zwischen Küstrin und Stettin wurde 1876/77 von der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft gebaut.

Im Jahre 1882 nahmen dann die Altdamm-Colberger Eisenbahn-Gesellschaft und die Stargard-Cüstriner Eisenbahn-Gesellschaft ihren Betrieb auf.

In den folgenden Jahren übernahm die Preußische Staatsbahn alle diese Privatbahngesellschaften und ergänzte sie durch Nebenbahnen.

Zusätzlich entstanden gerade in Pommern – nach der Schaffung der gesetzlichen Voraussetzungen – in vielen Kreisen bis zum Ersten Weltkrieg zahlreiche Kleinbahnbetriebe, an denen Land, Provinz, Kreise, Städte und private Interessenten – meistens auch die Firma Lenz & Co GmbH als Erbauer und Betriebsführer – beteiligt waren. Sie erschlossen mit z.T. schmalspurigen Bahnen einfacher Bauart die ländlichen Gebiete. Ab 1910 vereinigten sie sich zu einer gemeinsamen Betriebsführung unter Leitung der Kleinbahnabteilung des Provinzialverbandes, seit 1937 in der Landesbahndirektion Pommern. Schließlich fasste man 1940 alle Kleinbahnen in einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zusammen unter der Bezeichnung Pommersche Landesbahnen.

Literatur

  • F. Leonardi (Hrsg.): Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Band 3. Halle 1794, S. 523–923. (online)
  • G. Hussel (Bearb.): Vollständige und neueste Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie und des Freistaates Krakau. Geographisches Institut, Weimar 1819, S. 174–210. (online)
  • Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Übersicht. Nicolai, Berlin/Stettin 1827. (online)
  • Julius Heinrich Biesner: Geschichte von Pommern und Rügen nebst angehängter Specialgeschichte des Klosters Eldena. Greifswald 1839. (online)
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. II. Teil. Band 1. Anklam 1865. (online); II. Teil. Band 3. Anklam 1868. (online); II. Teil. Band 4. Anklam 1868. (online); III. Teil. Band 1. Anklam 1867. (online); IV. Teil. Band 2. Anklam 1868. (online)
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder – Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7. Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.

Weblinks

Fußnoten

  1. Meyers Großes Konversationslexikon. 6. Auflage. 16. Band. Leipzig/Wien 1909, S. 134–137.
  2. Der Große Brockhaus. 15. Auflage. 14. Band. Leipzig 1933, S. 741–744.
  3. Meyers Großes Konversationslexikon. 6. Auflage. 16. Band. Leipzig/Wien 1909, S. 134–137.
  4. Provinz Pommern.

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