Prosper Jolyot Crébillon

Prosper Jolyot Crébillon
Prosper Jolyot Crébillon

Prosper Jolyot Crébillon (eigentlich Prosper Jolyot, sieur de Crais-Billon; * 13. Januar 1674 in Dijon; † 17. Juni 1762 in Paris) war ein französischer Autor. Er galt um 1710 in Frankreich als der größte Dramatiker seiner Generation.

Leben und Schaffen

Er war Sohn von Melchior Jolyot, einem höheren Justizangestellten in Dijon, dem das kleine Landgut Crais-Billon nahe der Stadt gehörte, dessen Namen er nach amtsadeliger Manier an den eigentlichen Familiennamen angehängt hatte.

Crébillon (wie er sich erst später nannte und wie er in der Literaturgeschichte heißt) begann seine Schulbildung auf dem Jesuitenkolleg von Dijon und beendete sie auf dem Collège Mazarin in Paris. Hiernach absolvierte er ein Jurastudium ebenfalls in Paris und erhielt die Zulassung als Anwalt. Er zog es aber vor, als Sekretär eines Staatsanwaltes zu arbeiten, und genoss als junger Mann das Leben im Umkreis der „Basoche“, des Vereinswesens der Angestellten der hohen Pariser Gerichte.

Nachdem sein Chef seine Theaterleidenschaft bemerkt und ihn zum Schreiben ermutigt hatte, versuchte sich Crébillon 1703 als Autor und schrieb die Tragödie La Mort des enfants de Brutus, die aber nicht angenommen wurde. 1705 war Idoménée sein Durchbruch, dem er mehrere weitere relativ erfolgreiche historisierende Tragödien folgen ließ: Atrée et Thyeste (1707), Électre (1708) und Rhadamiste et Zénobie (1711, sein wohl bestes Stück).

1707 heiratete er unauffällig Marie-Charlotte Péage, Tochter eines kleinbürgerlichen Pariser Apothekers, die kurz darauf einen Sohn gebar: den späteren Schriftsteller Claude-Prosper Jolyot de Crébillon.

Die Spezialität und wohl auch das Erfolgsrezept Crébillons in seiner besten Zeit waren schaurige Effekte auf der Bühne. So lässt er einen Vater beinahe das Blut seines von seinem Bruder ermordeten Sohnes trinkt, eine andere Figur lässt er erst seinen Sohn umbringen und dann sich selbst. Hiermit überschritt er bewusst die Grenzen der „bienséance“ (Sittsamkeit) der französischen Klassik, die sich insbes. Corneille und Racine gesetzt hatten, als deren würdiger Nachfolger er eine Weile galt.

Mit den Tragödien Xerxès (1714) und Sémiramis (1717) stellte sich jedoch der Misserfolg ein. Crébillon zog sich enttäuscht vom Theater zurück. Finanzielle Schwierigkeiten (sein Vater hatte statt des erhofften Erbes Schulden hinterlassen) und seine frühe Verwitwung setzten ihm zusätzlich zu.

Erst 1726 gelang ihm ein Comeback mit einem neuen Stück: Pyrrhus. Dessen passabler Erfolg ließ ihn wieder Fuß fassen im Pariser Literaturbetrieb. 1731 wurde er in die Académie française aufgenommen. 1733 bekam er, als Günstling der theaterbegeisterten neuen Mätresse Madame de Pompadour von Ludwig XV., das Amt eines „königlichen Zensors für schöngeistige und historische Schriften“ übertragen, 1735 auch noch das eines „Polizei-Zensors“. 1745 erhielt er zusätzlich eine „Pension“ (ständige jährliche Zahlung) von 1000 Frs. aus der Schatulle des Königs zugewiesen, so dass er finanziell nun gut gestellt war.

1748 wurde sein neues Stück Catalina auf Kosten des Königs aufgeführt und von den Höflingen demonstrativ beklatscht und gelobt, um einen anderen Günstling Mme de Pompadours zu kränken, der dem König lästig geworden und kurz zuvor in Ungnade gefallen war: Voltaire. Crébillon musste jedoch erleben, dass Voltaire (von dem er ohnehin als Feind betrachtet wurde, nachdem er 1742 dessen Stück Mahomet verboten hatte) sich an ihm rächte, indem er parallele Versionen zu nicht weniger als fünf seiner Stücke verfasste, um deren Mittelmäßigkeit und seine eigene Überlegenheit zu erweisen.

Crébillons letztes Stück, Le Triumvirat (1754) blieb ohne Erfolg.

Sein Sohn Claude-Prosper (1707–1777), genannt Crébillon fils, wird von Literarhistorikern als bedeutsam für die Entwicklung der Gattung Roman im 18. Jahrhundert betrachtet.

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