August von der Heydt (1801–1874)

August von der Heydt (1801–1874)
August von der Heydt
Foto-Porträt

August Freiherr von der Heydt (* 15. Februar 1801 in Elberfeld, dem heutigen Wuppertal; † 13. Juni 1874 in Berlin) war ein Bankier und preußischer Handels- und Finanzminister unter König Friedrich Wilhelm IV.

Inhaltsverzeichnis

Leben

August von der Heydt stammte aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie zu Elberfeld. Er übernahm nach einem Aufenthalt in England und Frankreich mit zwei Brüdern das Bankgeschäft des Vaters. Er heiratete am 6. Juni 1836 in Elberfeld die ebenfalls aus Elberfeld stammende Julie Blank (1804–1865). An den öffentlichen Angelegenheiten seiner Vaterstadt nahm er lebhaften Anteil und wurde 1841 von dieser in den Provinziallandtag der Rheinprovinz, 1847 auch in den Vereinigten Landtag deputiert. Hier trat er durch seine parlamentarische Begabung hervor. Ende 1848 von Elberfeld in die Nationalversammlung gewählt, übernahm er im Kabinett Brandenburg-Manteuffel am 4. Dezember 1848 das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Im Jahr 1858 ging er auch in das Kabinett Hohenzollern über. Sein Departement verwaltete er mit Energie, wobei ihm auch „manche büreaukratische Willkür“ zur Durchsetzung staatlicher Interessen nachgesagt wurde. Von der Heydt bei Saarbrücken ist nach ihm benannt.

Von der Heydt wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.

Politik

Obwohl von Haus aus ein Liberaler und dem kommerziellen Eisenbahnbau zugeneigt, zeigte er sich im Dienste Preußens als Anhänger des Staatsbahngedankens. Auf seine Bemühungen erfolgte zunächst der Bau und Betrieb der Preußischen Ostbahn auf Staatskosten, später auch wesentliche Erweiterungen der staatlichen Eisenbahnen durch Betriebsübernahmen und Zukäufe.

Ab 1862 war er zunächst interimistisch Finanzminister und schied 1869 aus der preußischen Regierung aus. Dies zeigte sich vor allem auch in den diesem Ministerium zugeteilten Angelegenheiten des Eisenbahnbaues und war verantwortlich für die Staatseisenbahnen. Nach Rücktritt des Kabinetts im März 1862 trat er in das Kabinett von Hohenlohe zunächst interimistisch als Finanzminister ein. Mit dem Eintritt Otto von Bismarcks am 24. September 1862 schied er aus dem Kabinett wieder aus und wurde im Januar 1863 in den erblichen preußischen Freiherrenstand erhoben.

Kurz vor Ausbruch des Krieges mit Österreich, am 5. Juni 1866, übernahm er zum zweiten Mal das Finanzministerium und verstand es, die Geldmittel für den Feldzug ohne Anleihe zu beschaffen. Mit Geschick leitete er auch die Finanzoperationen für das Retablissement der Armee, die Dotierung des Staatsschatzes etc. Als aber die Geschäfte zu stocken anfingen und ein Teil des Etats an den Norddeutschen Bund überging, prophezeite August von der Heydt ein großes Defizit und verlangte eine Menge neuer Steuern im Reichs- und Landtag, die sämtlich nicht bewilligt wurden. Am 26. Oktober 1869 erhielt er unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens die erbetene Entlassung. Von August 1867 bis Ende März 1870 war er Mitglied des Reichstages des Norddeutschen Bundes, schloss sich im Parlament jedoch keiner Fraktion an.[1]

Familie

Villa von der Heydt, Blick von Südwesten
Villa von der Heydt, Berlin-Tiergarten, Westfassade

Von der Heydt war Vater des Bankiers August Freiherr von der Heydt (1825–1867) und Großvater des Bankiers und Kunstmäzenen August Freiherr von der Heydt (1851–1929). Weiterhin war er Vater von Bernhard Freiherr von der Heydt, (1840–1907), Landrat des Obertaunuskreises und Robert Freiherr von der Heydt, Landrat des Kreises Eupen.

Seine Villa am Landwehrkanal in Berlin-Tiergarten, in der nach ihm benannten Straße, ist heute Sitz des Präsidenten und der Hauptverwaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Einzelnachweise

  1. Specht, Fritz / Schwabe, Paul: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin: Verlag Carl Heymann, 1904, S. 106

Literatur

Weblinks

 Commons: August von der Heydt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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