Prometheus

Prometheus
Prometheus mit dem Adler Ethon und Atlas. (Lakonische Schale, ca. 530 v. Chr.)

Prometheus (altgr. Προμηθεύς, Betonung lat. u. dtsch. Prométheus, Gen. Προμηθέως (Promēthéōs); dt. der Vorausdenkende) ist in der griechischen Mythologie der Freund und Kulturstifter der Menschheit. Oft wird er auch als Schöpfer der Menschen und Tiere bezeichnet, so beispielsweise bei Platon. Es lassen sich bei ihm, dem Feuerbringer und Lehrmeister der Menschen, vor allem Gemeinsamkeiten mit Hephaistos, aber auch mit Apollon und Athene entdecken. Von seinen Beinamen sind neben Pyrphoros („Feuerbringer”), unter anderem Iapetionides („Sohn des Iapetos”) und Desmotes („Gefesselter“) bekannt.

In Athen befand sich ein ihm geweihter Altar, der während der ihm zu Ehren abgehaltenen Festlichkeiten, der Promethea, mit Fackeln geschmückt wurde. Zudem existierte in Athen ein weiteres Heiligtum, in dem er und der Gott Hephaistos gemeinsam verehrt wurden.

Die Gestalt des Prometheus fand in der Kulturgeschichte vielfältige Rezeption, so z. B. bei Johann Wolfgang Goethe.

Inhaltsverzeichnis

Genealogie

In der griechischen Mythologie ist Prometheus ein Titan und der Sohn des Titanen Iapetos und der Asia, der Klymene (nach Hesiod) oder er ist der Sohn Gaias.

In der Abstammung nach Hesiod ist er ferner der Bruder des Atlas, des Menoitios und des Epimetheus (vgl. die Theogonie, Verse 507–616). Ein Sohn von Prometheus mit Pronoia („Vorsorge”) ist Deukalion.

Prometheus ist zwar nicht göttlicher, jedoch titanischer Herkunft, wobei er allerdings laut Aischylos den Olympiern in der Titanomachie zum Sieg verhilft und dennoch die von Zeus errichtete Oligarchie als anmaßende Gewaltherrschaft ansieht, der er, da er von Themis (die Aischylos mit Gaia gleichsetzt) die Zukunft und das Schicksal aller Dinge erfahren hat, auch den Untergang prophezeit. Dieser Untergang im Gigantenkampf wird allerdings durch Herakles behindert.

Prometheus-Sage

Hera und Prometheus. (Attische Schale, ca. 500–450 v. Chr.)

Prometheus wollte die Menschen aus der Erde erwecken. Also ging er auf die Erde und formte sie aus Ton. Da sie noch leblos waren, gab er ihnen von verschiedenen Tieren je eine Eigenschaft (z. B. vom Hund die Klugheit, vom Pferd den Fleiß usw.). Athene, unter den Göttern seine Freundin, gab ihnen den Verstand und die Vernunft. Da lebten die Menschen, und Prometheus war ihr Lehrmeister.

Die Götter wurden auf die Menschen aufmerksam und verlangten von ihnen Opfer und Anbetung. Da verfiel Prometheus zu ihren Gunsten auf eine List: Er schlachtete im Namen der Menschen einen Stier und machte daraus zwei Haufen, einen größeren aus den Knochen und einen kleineren aus dem Fleisch. Dann umhüllte er beide mit Stierhaut, um den Inhalt zu verbergen. Schließlich forderte er Zeus auf, einen der Haufen zu wählen. Dieser wählte den größeren, obwohl er als Göttervater naturgemäß den Betrug durchschaute, den Menschen aber anscheinend Verderben bringen wollte (Hesiod, Theogonie, V. 550–552). Seitdem werden bei Tieropfern nur die Knochen und ungenießbaren Teile verbrannt, das Fleisch aber für den menschlichen Verzehr abgezweigt. Als der Betrug offensichtlich wurde, sagte er voller Zorn, dass Prometheus dafür büßen müsse.

Als erste Strafe versagte Zeus den Sterblichen das Feuer. Um das Feuer für die Menschen wiederzuerlangen, hob Prometheus einen langen Stängel des Riesenfenchels in den Himmel, um ihn am vorüberrollenden funkensprühenden Sonnenwagen des Helios zu entzünden. Mit dieser lodernden Fackel eilte er zur Erde zurück und setzte einen Holzstoß in Flammen.

Als Zeus den Raub sah und erkannte, dass er den Menschen das Feuer nicht mehr nehmen konnte, sann er auf Rache: Er befahl seinem Sohn Hephaistos, das Trugbild einer schönen Jungfrau zu gestalten. Athene schmückte sie mit einem Gewand aus Blumen, Hermes verlieh ihr eine bezaubernde Sprache, Aphrodite schenkte ihr holdseligen Liebreiz. Man nannte sie Pandora, die Allbeschenkte. Zeus aber reichte ihr eine Büchse, in die jeder der Göttlichen eine unheilbringende Gabe eingeschlossen hatte. Zeus stieg mit Pandora zur Erde hinab und überreichte sie als Geschenk an Prometheus’ Bruder Epimetheus („der Nachherbedenkende”), der sie entgegen einer früheren Warnung Prometheus' auch annahm. Da hob Pandora den Deckel, und alle Übel schwebten hinaus, und nur die Hoffnung blieb in der Büchse zurück, als sie diese schnell wieder schloss. Seit dieser Stunde rasen bei Tag und Nacht Fieberkrankheiten, Leiden und plötzlicher Tod über den Erdkreis.

Herakles befreit Prometheus – Relief des Aphroditetempels in Aphrodisias

Nicht nur die Menschen sollten bestraft werden, sondern auch Prometheus selbst. Zeus ließ ihn fangen und in die schlimmste Einöde des Kaukasus schleppen, wo er ihn an einen Felsen über einem Abgrund fesseln ließ. Ohne Speis, Trank und Schlaf musste Prometheus dort ausharren, und jeden Tag kam der Adler Ethon und fraß von Prometheus' Leber, die sich zu dessen Qual immer wieder erneuerte, da er ein Unsterblicher war. Vergeblich flehte Prometheus um Gnade. Wind und Wolken, die Sonne und die Flüsse machte er zu Zeugen seiner Pein. Doch Zeus blieb unerbittlich. Und so sollte seine Qual viele Jahrhunderte dauern, bis der Held Herakles, von Mitleid erfüllt, ihn erlöste. Aber selbst da musste er fortan einen Ring mit einem Stein aus dem Kaukasus tragen, damit sich Zeus rühmen konnte, er sei immer noch daran gefesselt.

Prometheus in der Geistesgeschichte

Aischylos

Von der Prometheus-Trilogie des Aischylos ist lediglich Der gefesselte Prometheus erhalten.

Platon

Prometheus wird bei Platon mehrmals thematisiert, besonders erwähnenswert ist aber die Stelle im Protagoras: Epimetheus soll den Lebewesen Eigenschaften zuordnen. Epimetheus übernimmt diese Aufgabe und lässt sich dann von seinem Bruder, Prometheus, kontrollieren. Zuerst wird er einmal gelobt: Epimetheus hat den Tieren gerecht verteilt Eigenschaften gegeben: Die Schnellen sind klein, die Wehrlosen haben zahlreichen Nachwuchs, ein ausgewogenes Verhältnis aller Arten ist gewährleistet.

Doch dann entdeckt Prometheus ein kleines, nacktes Wesen: den Menschen. Er ist leer ausgegangen, denn keine Eigenschaft ist mehr übrig geblieben. So sieht sich Prometheus gezwungen, für den Menschen das Feuer und die Weisheit der Athene, die Kunstfertigkeit des Hephaistos und andere zum Überleben wichtige Fähigkeiten zu stehlen, wie das Weben.

Doch damit ist das Problem nicht gelöst: Die Menschen, die sich aus Schutz vor den Tieren in Städten („Poleis”) zusammenschließen, töten einander, weil sie Scham und Mitgefühl, die staatsbürgerliche Kunst – so Platon – nicht haben.

Um diese Gattung nicht zu verlieren, sieht sich Zeus gezwungen, später Hermes mit eben diesen Fähigkeiten auf die Erde zu schicken und sie, im Gegensatz zu den anderen Fähigkeiten, gerecht unter allen zu verteilen. Platon: „Ja, du [Hermes] sollst in meinem Namen das Gesetz geben, dass, wer nicht imstande sei sich Scham und Recht zu eigen zu machen, dem Tod verfallen sei; denn er ist ein Geschwür am Leibe des Staates.” (Quelle: s.o. (Hrsg.: Otto Apelt))

Interessant ist die Unterscheidung zwischen Fähigkeiten, die zum Leben und gegen die Natur nötig sind, und jenen, die zum gemeinschaftlichen Zusammenleben notwendig sind.

Neuzeit

Prometheus-Figur von Arno Breker.

Die Figur des Prometheus ist in Literatur und Kunst vielfach aufgegriffen worden und Thema von Werken:

  • Auch Schlegel widmet dem Prometheus ein Gedicht: Es ist in Danteschen Terzinen verfasst. Den größten Raum nimmt das Zwiegespräch zwischen Prometheus und dessen Mutter Themis ein.[1]
  • Der deutsche Philosoph Hans Jonas (1903–1993) eröffnet das Vorwort seines Hauptwerkes Das Prinzip Verantwortung mit der Metapher vom entfesselten Prometheus. Es wird dadurch ausgedrückt wie jede neue technologische Errungenschaft auch weitere Übel in die Welt bringt (Büchse der Pandora). Der entfesselte Prometheus verbildlicht so die Bedrohung einer utopischen Technologieauffassung im neuzeitlichen Machthorizont des Menschen und die dringende Notwendigkeit einer neuen Ethik, wie sie Jonas in diesem Werk entwirft.
  • Der schwedische Dichter Viktor Rydberg (1828–1895) lässt Prometheus in seinem Ideengedicht Prometeus och Ahasverus (Prometheus und Ahasverus) als Vertreter des „westlichen” Prinzips des idealistischen Kampfes gegen Ungerechtigkeit und für eine bessere Zukunft mit Ahasveros, dem Vertreter des „orientalischen” Prinzips der Schicksalsergebenheit, streiten.
  • Der deutsche Philosoph Hans Blumenberg (1920–1996) hat in Arbeit am Mythos (1979) den Prometheus-Mythos und dessen spätere Umarbeitungen als Paradigma der menschlichen Selbstbehauptung gegen den „Absolutismus der Wirklichkeit” gedeutet.
  • Die Befreiung des Prometheus” ist ein Text des Theaterstückes „Zement” von Heiner Müller. Hier wird der Text der Sage auf zwei Seiten in grotesker Form dargestellt. Beachtenswert ist dazu auch die gleichnamige Vertonung von Heiner Goebbels, die zuerst 1985 als Hörspiel fürs Radio, später auch auf der Bühne aufgeführt wurde (1991 französisch, 1993 deutsch). Das Hörspiel wurde zudem zunächst auf einer MC und später im Rahmen einer Dreifach-CD mit dem Titel „Hörstücke – nach Texten von Heiner Müller” von ECM herausgebracht.[2]
  • Die deutsche Band Einstürzende Neubauten verarbeitete den Prometheus Mythos in ihrem Lied „Zerstörte Zelle” (und der früheren Version „Adler kommt später”) in ihrem Album „Fünf auf der nach oben offenen Richterskala”.
  • Die Deutsche Mittelalterrockband Saltatio Mortis hat in ihrem Album „Aus der Asche” die Sage um Prometheus zu einem Lied verarbeitet.
  • Im Song „Feuer Ouvertüre/Prometheus Entfesselt“ der Gruppe Therion wird die Geschichte des Prometheus dargestellt.
  • Die Black Metal Band Emperor hat mit ihrem Album „Prometheus – The Discipline of Fire and Demise” ein Konzeptalbum erschaffen, welches sich ausschließlich mit Prometheus befasst

Literatur

  • Thorwald Dethlefsen: Prometheus, Schuld und Sünde im menschlichen Dasein. Hermetische Truhe München 1986, Cassette
  • Karl-Martin Dietz: Prometheus der Vordenker. Metamorphosen des Geistes, Band 2: Vom göttlichen zum menschlichen Wissen. Stuttgart 2004. ISBN 3-7725-1271-2
  • Wolfgang Storch & Burghard Damerau Hgg.: Mythos Prometheus. Texte von Hesiod bis René Char. Reclam Bibliothek, Leipzig 1995, 3. Aufl. 2001 ISBN 3379015288 kpl. Inhaltsverzeichnis Anthologie

Weblinks

 Commons: Prometheus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikisource: Prometheus – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Mythos und Poesie – Buch von Heinz Gockel, beim Klostermann-Verlag, Auflage von 1981, S. 223f
  2. Laut Goebbels' Web-Site: [1] und der Deutschen Nationalbibliothek: [2]

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  • PROMETHEUS — Iapeti et Clymenes fil. teste Poeta. Κούρην δ᾿ Ι᾿άπετος καλλίσφυρον Ω᾿κεανίνην Η᾿γάγετο Κλυμένην, καὶ ὁμὸν λέχος εἰσανέβαινεν, Η῾δὲ οἰ Α῎τλαντα κρατερόφρονα γείνατο παῖδα. Τίκτε δ᾿ ὑπερκύδαντα Μενοὶτιον, ἠδὲ Προμηθέα Ποικίλον, αἰολομῆτιν. Filium… …   Hofmann J. Lexicon universale

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  • Prometheus — Pro*me the*us, n. [L., fr. Gr. ?, from ? to have forethought for.] (Class. Myth.) The son of Iapetus (one of the Titans) and Clymene, fabled by the poets to have surpassed all mankind in knowledge, and to have formed men of clay to whom he gave… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Prometheus — Prometheus, titan i græske sagn. Se artiklen: Prometheus …   Danske encyklopædi

  • Prometheus — name of the Titan who stole fire from heaven and was punished for it, from Gk. Prometheus, lit. forethinker, foreseer, from pro (see PRO (Cf. pro )) + *methos, from PIE root *men “to think” (see MIND (Cf. mind) (n.)) …   Etymology dictionary

  • Prometheus — [prō mē′thē əs] n. [L < Gr Promētheus, lit., forethought < promēthes, thinking before < pro , before (see PRO 1) + mathein, to learn (see MATHEMATICS)] Gr. Myth. a Titan who steals fire from heaven for the benefit of mankind: in… …   English World dictionary

  • Promētheus — Promētheus, Sohn des Japetos u. der Klymene, od. der Themis, ein Titane. Als die olympischen Götter unter Zeus, nach der Besiegung der Titanen, mit den Menschen stritten, was diese ihnen für Opfergaben darbringen sollten, täuschte P., als… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Promētheus — Promētheus, im griech. Mythus Sohn des Titanen Japetos und der Klymene, Bruder des Epimetheus (s. d.), Vater des Deukalion (s. d.), entwandte das den Menschen vorenthaltene Feuer vom Blitze des Zeus und brachte es in einer hohlen Staude (Narthex) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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