Pro-Kopf-Einkommen

Pro-Kopf-Einkommen

Das Pro-Kopf-Einkommen (Abk.: PKE) ist das auf das Jahr berechnete Durchschnittseinkommen der Einwohner eines Landes. Zur Berechnung wird eine Sozialproduktgröße (z. B. Bruttoinlandsprodukt, Bruttonationalprodukt oder das Volkseinkommen) durch die jeweilige Bevölkerungszahl eines Landes geteilt.[1] Um das reale Pro-Kopf-Einkommen zu bestimmen, muss man die jeweilige Inflationsrate berücksichtigen.

Die Maßgröße wird vor allem dazu eingesetzt, um die wirtschaftliche Lage verschiedener Länder miteinander vergleichen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Internationaler Ländervergleich

Für internationale Vergleiche werden Pro-Kopf-Einkommen in eine einheitliche Währung beispielsweise in US-Dollar, Euro oder Internationale Dollar umgerechnet. Um die unterschiedliche Kaufkraft der Länder auszugleichen, werden die Daten mit Hilfe von Kaufkraftparitäten ( kurz: KKP) umgerechnet.[2]

10 der reichsten und 10 der ärmsten Länder der Welt 2008 nach Kaufkraftparität[3]

einige der reichsten Länder der Welt BNE pro Kopf ( Int.-$) KKP einige der ärmsten Länder der Welt BNE pro Kopf ( Int.-$)KKP
Luxemburg (1) 64320,- (1) Togo 820,-
Norwegen 58500,- Mosambik 770,-
Kuwait 52610,- Sierra Leone 750,-
Brunei Darussalam 50200,- Zentralafrikanische Republik 730,-
Singapur 47940,- Niger 680,-
USA 46970,- Eritrea 630,-
Schweiz 46460,- Guinea-Bissau 530,-
Niederlande 41670,- Burundi 380,-
Schweden 38180,- Liberia 300,-
Österreich 37680,- Demokratische Republik Kongo 290,-

(1) Diese Statistik ist jedoch wie die meisten Statistiken bezüglich Luxemburg um circa den Faktor 2 respektive ½ verfälscht. Denn in Luxemburg sind circa die Hälfte aller Beschäftigten Grenzgänger, also Nicht-Einwohner, die in Luxemburg jedoch die gleichen Steuern und Sozialabgaben wie die Einwohner zahlen müssen. Die von Luxemburg gezahlten Beträge werden jedoch nur durch die Zahl der Einwohner geteilt. Dies führt in den meisten Statistiken bezüglich Luxemburgs zu einem um den Faktor 2 respektive ½ verfälschten Resultat, z.B. bei Kaufkraft, Bruttosozialprodukt, Arbeitslosenstatistik, Beiträgen zu EU und Rettungsfonds. Die Situation Luxemburgs ist daher tatsächlich viel schlechter, als sie in den Statistiken scheint. Siehe dazu: informations statistiques récentes

Laut der Weltbank-Angaben sind über 60 Länder der Welt sehr arm. Diese verfügen jährlich im Durchschnitt über weniger als 750,- $. Die 50 reichsten Länder hingegen erwirtschaften mehr als das fünfzehnfache von dem. [3] So belegt Deutschland derzeit in der internationalen Rangskala nach dem Pro-Kopf-Einkommen in Internationalen Dollar den 26. Platz (42.710 Dollar). Luxemburg, Norwegen und Kuwait belegen die ersten drei Plätze. Die USA rangiert derzeit mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 46.970 Internationalen Dollar an der 6. Stelle. Die 10 ärmsten Länder der Welt haben sich auf den afrikanischen Kontinent verteilt. [3] Die Armut dieser Länder kann unter anderem auf die Unterernährung der Kindern zurückgeführt werden, da diese sowohl körperliche, als auch die geistige Entwicklung verhindert. Aber auch der Mangel im Gesundheitssystem und im Bildungssystem, die unterdimensionierte Infrastrukturausgaben und eine geringe Sparquote können die Ursachen für die Armut sein. Alle diese Faktoren führen zu einem niedrigen Pro-Kopf-Einkommen.[4]

Das Pro-Kopf-Einkommen als Gradmesser für den Wohlstand

Das Pro-Kopf-Einkommen galt lange als einer der wichtigsten Indikatoren zur Wohlstandsmessung eines Landes. Es zeigt die durchschnittliche Wohlstandsentwicklung eines Landes auf. Mit dessen Hilfe ist es möglich sowohl die wirtschaftliche Situation eines Landes in verschiedenen Zeitperioden, als auch die, der verschiedenen Länder zu vergleichen. [2] Dieser Durchschnittswert enthält jedoch keine Aussagen darüber, wie das Einkommen innerhalb eines Landes verteilt ist. So kann schon eine kleine Gruppe wohlhabender Bürger, das Pro-Kopf-Einkommen eines Landes wesentlich erhöhen. Vor allem in den Entwicklungsländern ist das Einkommen sehr ungleich verteilt. Zwar weisen allen Länder einen gewissen Grad an Ungleichheit der Einkommensverteilung, doch ist dieser in den Entwicklungsstaaten gravierend höher als in den Industriestaaten. So herrschen insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent und in Südasien, extrem ungleiche Einkommensverteilungen. Dies zeichnet ein verzerrtes Bild der Lebensqualität der Bevölkerung dieser Länder; meist geht es den Menschen wesentlich schlechter als das Pro-Kopf-Einkommen vermuten lässt.

Pro-Kopf-Einkommen 2008 in Internationalen $ KKP. (1) Diese Statistik ist jedoch wie die meisten Statistiken bezüglich Luxemburg um den Faktor 2 respektive ½ verfälscht. Denn in Luxemburg sind circa die Hälfte aller Beschäftigten Grenzgänger, also Nicht-Einwohner, die in Luxemburg jedoch die gleichen Steuern und Sozialabgaben wie die Einwohner zahlen müssen. Die von Luxemburg gezahlten Beträge werden jedoch nur durch die Zahl der Einwohner geteilt.

Es gibt noch weitere Argumente, die gegen das Einsetzen des Pro-Kopf-Einkommens als Wohlstandsindikator sprechen. So wird mit dieser Maßeinheit zum Beispiel, nur das erfasst, was mit dem Geld bewertet werden kann, viele andere Faktoren die auch von Wert sind, bleiben unberücksichtigt. Zu nennen wären hier beispielsweise die unentgeltliche Hausarbeit, oder die Schwarzarbeit. [5] Des Weiteren wäre zu nennen, dass beispielsweise die unfreiwillige Arbeitslosigkeit den Wohlstand reduziert. Hingegen senkt die höhere Präferenz für die Freiheit zwar das Nettonationaleinkommen , wirkt sich jedoch positiv auf den Wohlstand aus[5] Weiterhin wäre der Aspekt der Umweltbelastung von Bedeutung. Durch verschiedene wirtschaftliche Aktivitäten, wird die Umwelt belastet. Die Ausgaben für die Beseitigung dieser Schäden senken den Wohlstand. Doch die Umweltschäden selbst, welche wohlstandsmindernd sind, werden durch den Indikator nicht erfasst.[5]

All diese Gegenaspekte haben dazu geführt , dass das Pro-Kopf-Einkommen immer häufiger durch andere Wohlstandsindikatoren wie bspw. den Human Development Index abgelöst wird. [1]

Einflussfaktoren

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Pro-Kopf-Einkommen, sowohl positiv, als auch negativ beeinflussen können. Bei einer Einwanderung steigen z. B. beide der für das PKE relevanten Größen, sowohl die eingesetzte Sozialproduktgröße, als auch die Bevölkerungsanzahl. Steigt die Zahl der Einwohner mehr, als die des z. B. Bruttonationalproduktes, so sinkt das Pro-Kopf-Einkommen. [6]

Wenn zwei Länder eine gleiche durchschnittliche Arbeitsproduktivität haben, aber eine unterschiedliche Anzahl an Arbeitskräften, dann wird das Pro-Kopf-Einkommen ungleich sein. Unter der Annahme gleicher Bevölkerungsanzahl, wird das Land mit dem höheren Anteil an Arbeitskräften das höhere Pro-Kopf-Einkommen haben.[7] Das deutet darauf hin, dass die Unterschiede in der Fruchtbarkeit und der Sterblichkeit der Bevölkerung sich unmittelbar auf das Pro-Kopf-Einkommen eines Landes auswirken. [7]

So führt die Zunahme der Geburtenrate kurzfristig zu einer Senkung des Pro-Kopf-Einkommens, da in diesem Fall die Zahl der Arbeitnehmer vorübergehend sinkt. Langfristig gesehen, steigern die Neugeborenen wiederum die Anzahl der Arbeitnehmer und somit die Sozialproduktgröße.[6] Ist die Sterbensrate eines Landes höher, als die Geburtenrate, so sinkt die Bevölkerungszahl. Dies zieht nach sich, dass das Pro Kopf-Einkommen höher ausfällt.

Ein weiterer Aspekt, der sich positiv auf das Pro-Kopf- Einkommen auswirkt, ist die erhöhte Arbeitszeit. Bei einer gleichbleibenden Beschäftigtenanzahl, kommt es zu einer Erhöhung des Arbeitsangebots. Dies ist jedoch problematisch, da mit der erhöhten Anzahl der Arbeitsstunden auch die Produktivität der Arbeitnehmer sinkt. Somit steigt die Anzahl der Arbeitsstunden schneller, als das Pro-Kopf-Einkommen. [6] Die alternative Lösung wäre hier, Qualifizierungsmaßnahmen durchzuführen.

Ein dauerhaftes Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens kann jedoch nur durch einen ständigen technischen Fortschritt erreicht werden. Dieser weitet die Produktionsmöglichkeiten aus, ohne dass man mehr Arbeitnehmer einsetzen muss. Der technische Fortschritt ist also für den Wachstum einer Volkswirtschaft unabdingbar. [8]

Ländern mit geringer technologischer Entwicklung, wie Mexiko und Griechenland, haben ein niedrigeres Pro-Kopf-Einkommen als Länder, die stark industriell entwickelt sind, wie z. B. die Vereinigten Staaten, England und Deutschland.[9] Die Staaten, welche mehr landwirtschaftlich, als industriell entwickelt sind, haben also im Allgemeinen ein niedrigeres Pro-Kopf-Einkommen. Wiederum haben die Staaten, mit wenig Landwirtschaft und höherer Produktion, ein überdurchschnittlich hohes Pro-Kopf – Einkommen. [9]

Probleme des internationalen Einkommensvergleichs

Das Pro-Kopf-Einkommen steht fast für alle Länder zur Verfügung, problematisch ist jedoch, dass es, wegen der unzureichenden und unzuverlässigen Daten, in manchen Fällen geschätzt werden muss. Dieses Maß täuscht also eine Exaktheit vor, die nicht ganz der Realität entspricht.[10] Doch nicht nur aus dem Grund der unsicheren bzw. qualitativ schlechten Daten gestaltet sich der internationale Vergleich als schwierig. [10]Die Umrechnung der jeweiligen Währung eines Landes in eine Vergleichswährung kann zu erheblichen Verzerrungen der Daten führen. [10] Trotz der ständigen Bemühungen, die Berechnungsgrundlagen der VGR weltweit zu standardisieren, bestehen nach wie vor gravierende Unterschiede zwischen den Ländern.[10] Daher gestaltet sich der internationaler Ländervergleich anhand des Pro-Kopf-Einkommens als schwierig.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b [1]. Stetiges Wirtschaftswachstum Bruttoinland- und Bruttosozialprodukte. Abgerufen am 16. November 2009.
  2. a b [2]Das Volkseinkommen. Abgerufen am 15. November 2009
  3. a b c Weltbank, Abgerufen am 10. November 2009.
  4. Paul J.J. Welfens: Grundlagen der Wirtschaftspolitik, 2. Auflage, Springer Berlin, 2005 S. 33–34 ISBN 3-540-21212-4.
  5. a b c Donges, Jürgen B.: Allgemeine Wirtschaftspolitik 2. Auflage Lucius & Lucius Stuttgart 2004 Verlagsgesellschaft S. 81-83 ISBN 3-8282-0271-3 .
  6. a b c [www.bernhard-kuelp.de/kwp07ga.ppt ] Die theoretischen Grundlagen der Wachstumspolitik Abgerufen am 20 November 2009.
  7. a b Barbara Janowitz: The Effects of Demographic Factors on Age Composition and the Implications for Per Capita Income, Demography, Vol. 10, No. 4 (Nov., 1973), S. 507-515.
  8. Ehrlicher Werner : Kompendium der Volkswirtschaftslehre, Band 1 5. Auflage Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1975 S. 284 ISBN 3-525-13148-8 .
  9. a b William F. Ogburn, Francis R. Allenin: Technological Development and Per Capita Income, The American Journal of Sociology, Vol. 65, No. 2 (Sep., 1959), pp. 127-131.
  10. a b c d Lachmann Werner: Entwicklungspolitik . Band 1: Grundlagen, Oldenbourg 2. Auflage 2003 S. 26 – 27 ISBN 978-3486251395.

Literatur

  • Cezanne: " Allgemeine Volkswirtschaftslehre", 6. Auflage, Oldenburg München ,2005 ISBN 3-486-57770-0
  • Donges, Jürgen B.: „ Allgemeine Wirtschaftspolitik“ , 2 Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart, 2004, ISBN 3-8282-0271-3
  • Ehrlicher, Werner: „ Kompendium der Volkswirtschaftslehre“, Band 1, 5. Auflage, Vandenhoeck& Ruprecht Göttingen, 1975, ISBN 3-525-13148-8
  • Lachmann,Werner: „ Entwicklungspolitik“, Band 1: Grundlagen, 2. Auflage, Oldenbourg,2003, ISBN 978-3486251395
  • Paul J.J. Welfens: "Grundlagen der Wirtschaftspolitik" , 2. Auflage ,Springer Berlin, 2005 ISBN 3-540-21212-4

Weblinks


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