Prior (Rebsorte)

Prior (Rebsorte)

Prior ist eine 1987 neu gezüchtete pilzwiderstandsfähige rote Rebsorte. Prior wurde am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg durch Norbert Becker aus den Sorten Joannès-Seyve 23-416 x Blauer Spätburgunder (als Muttersorte, ♀) und Bronner (als Vatersorte, ♂) gekreuzt. Die Rebsorte Bronner wiederum ging aus den Elternsorten Merzling (als Muttersorte, ♀) und Gm 6494 (als Vaterpopulation, ♂) hervor. Trotz des Einflusses der Rebsorte Joannès-Seyve 23-416 und Gm 6494 zählt Prior nicht zur Familie der Hybridreben.

Prior wurde unter der Zuchtstammnummer FR 455-83 r vom Züchter geführt. Die Sorte besitzt Sortenschutz, der Eintrag in die Sortenliste wurde beantragt. Kleine Bestände sind in der Schweiz bekannt. (0,3 Hektar, Stand 2007, Quelle: Office fédéral de l'agriculture OFAG [1])

Der Name "Prior" leitet sich vom lateinischen Wort für "der Frühere" ab.

Das Weinbauinstitut Freiburg betreibt u.a. die Züchtung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (siehe auch Ökologischer Weinbau), und stellt nur bei solchen Rebsorten einen Antrag auf Sortenschutz und Sortenzulassung, bei denen amtlicherseits durch das Bundessortenamt entsprechend den Bestimmungen der Internationalen Organisation zum Schutz von Pflanzenzüchtungen (UPOV, Sitz in Genf) die Zuordnung zur Rebart Vitis vinifera festgestellt und bestätigt wird. Damit können die Weine entsprechender Rebsorten innerhalb des Geltungsbereichs der Bestimmungen der Europäischen Marktorganisation als Qualitätswein auf den Markt kommen.

Neben Prior wurden am Staatlichen Weinbauinsitut Freiburg mit Cabernet Carbon, Cabernet Carol, Cabernet Cortis, Cabernet Cantor, Baron und Monarch weitere Rotweinsorten und mit Merzling, Helios, Solaris, Bronner, Souvignier gris und Muscaris weitere Weißweinsorten als Züchtungserfolge mit im Jahr 2008 über 350 Hektar in den Markt eingeführt. Die Rebsorte Johanniter stammt ebenfalls aus Freiburg.

Siehe auch die Artikel Weinbau in Deutschland und Weinbau in der Schweiz sowie die Liste der Rebsorten.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften der Rebe

Die Blätter sind mittelgroß, drei- bis fünflappig und kräftig grün. Die Trauben sind nahezu dreieckig. Austrieb, Blüte und Reifungsbeginn erfolgen etwa eine Woche später als bei Burgundersorten. Die Frostfestigkeit gilt als gut. Die Sorte beansprucht gute Lagen.

Die Weine sind kräftig, farbstoffreich und haben kräftige Tannine.

Synonyme

Die Rebsorte Prior ist auch unter der Zuchtstammnummer FR 484-87 r bekannt.

Abstammung

Norbert Becker nutzte zur Kreuzung dieser Sorte die Elternsorten Joannès-Seyve 23-416 x Blauer Spätburgunder als Mutter und Bronner als Vater, der wiederum aus der Kreuzung von Merzling X Gm 6494 (oder auch Geisenheim 6494) hervorging. Gm 6494 war eine Sämlingspopulation, die im Jahre 1964 durch Professor V. Kraus in der damaligen Tschechoslowakei aus den Rebsorten Zarya Severa x St. Laurent gekreuzt wurde. Prof. Kraus bot die Sämlinge Prof. Dr. Helmut Becker (1927-1990), damals an der Forschungsanstalt Geisenheim tätig, an, der die Bedeutung dieses Materials erkannte und es züchterisch in Nachkommenschaftsprüfungen weiterbearbeitete. Aus der Sämlingspopulation Gm 6494 wurde der Sämling Gm 6494-5 aufgrund seiner besonderen Leistungsfähigkeit ausgelesen und später unter dem Sortennamen Rondo als eigenständige Rebsorte vermehrt und in die Praxis gebracht.

Norbert Becker recherchierte bei den Kreuzungen von Prof. V. Kraus aus dem Jahr 1964 für die Sämlingspopulation, die erst in Geisenheim die Bezeichnung Gm 6494 erhalten hatte, irrtümlich die Rebsorte Saperawi Severni statt Zarya Severa als Muttersorte ♀. Eine differenzierte Nachrecherche von N. Beckers Nachfolger Volker Joerger zusammen mit Kollegen von der Forschungsanstalt Geisenheim konnte den Irrtum aufgezeigen und die wahre Elternschaft gilt jetzt in Fachkreisen seit dem Jahr 2003 als gesichert geklärt. Diese Erkenntnisse konnten jedoch nicht mehr in der 13. Auflage des Taschenbuch der Rebsorten aufgenommen werden.

Abstammung: (Joannès-Seyve 23-416 x Spätburgunder) x (Merzling x (Zarya Severa x St. Laurent) (vulgo Bronner)

Einzelnachweise

  1. Das Weinjahr 2008 (PDF), Herausgeber Office fédéral de l'agriculture OFAG

Weblinks

Literatur

  • Walter Hillebrand, Heinz Lott und Franz Pfaff: Taschenbuch der Rebsorten. 13. Auflage. Fachverlag Fraund, Mainz, 2003, ISBN 3-921156-53-x.

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