Preußische Huldigung

Preußische Huldigung
Preußische Huldigung, Gemälde von Jan Matejko, 1882

Unter Preußische Huldigung (poln. Hołd pruski) versteht man: Erstens das historische Ereignis der Huldigung von Albrecht von Preußen, der nach dem Vertrag von Krakau Vasall des polnischen Königs wurde.

Zweitens der Titel eines Historiengemäldes des polnischen Malers Jan Matejko aus dem Jahre 1882.

Inhaltsverzeichnis

Gemälde

Das Bild zeigt Matejkos Vorstellung davon, wie Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach am 10. April 1525 in Krakau gegenüber dem polnischen König Sigismund I. den Lehnseid leistet, um damit als Abschluss des Reiterkrieges erster Herzog in Preußen zu werden. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes war Polen zwischen Russland, Österreich und dem preußischen Teil des Deutschen Reichs aufgeteilt. Russland und das Deutsche Reich betrieben eine deutliche Russifizierungs- bzw. Germanisierungspolitik. Der nationalistische Maler Matejko, der seine Kunst als „eine Art Waffe“ betrachtete,[1] vermittelt in diesem Gemälde, dass die Machtverhältnisse einmal umgekehrt waren: Der Vorfahr des deutschen Kaisers Wilhelm I. (Deutsches Reich), der Hohenzollernfürst Albrecht, kniet vor dem polnischen König und gelobt ihm die Treue. Dass sich das Verhältnis zwischen beiden Ländern bald umkehren sollte, deutete Matejko in der Gestalt des Hofnarren Stańczyk an, der vor König Sigismund sitzt und mit sorgenvoller Miene, den Kopf in die Hand gestützt, aus dem Bild herausblickt. Das Bild hängt heute in der Galerie polnischer Kunst des 19. Jahrhunderts in Krakau.

Historischer Hintergrund

Albrecht von Brandenburg-Ansbach war ein Neffe der polnischen Jagiellonen-Könige und auch deswegen 1511 zum Hochmeister des Deutschen Ordens ernannt worden. Die Spannungen zwischen dem Ordensstaat und Polen im seit dem Zweiten Frieden von Thorn 1466 zweigeteilten Preußen mündeten 1519 in den Reiterkrieg, der 1521 mit einem Waffenstillstand unterbrochen wurde.

Der 1521 geschlossene Waffenstillstand gab beiden Seiten Zeit, sich militärisch und politisch neu zu formieren. Das Problem der Huldigung blieb, da der Hochmeister sich weiterhin wie sein Vorgänger weigerte, dem König von Polen den Treueeid zu schwören.

Die polnischen Adeligen beim Hofe waren sich nicht einig, was eine Lösung des Problems anbelangte. Der Großkanzler Krzysztof Szydłowiecki war der Überzeugung, dass ein friedlicher Übergang durchaus möglich wäre. Auch andere, geistliche Politiker wie Bischof Piotr Tomicki oder der Woiwode Achatius von Zehmen vertraten diese Meinung. Sie trafen sich mehrmals, meistens streng vertraulich, mit dem Hochmeister. Eine Abschaffung des Ordensstaates und die Umsiedlung der Ordensritter vertrat der Primas Jan Łaski, der zudem den ganzen polnischen Senat auf seiner Seite hatte.

1523 schickte König Sigismund Achatius von Zehmen nach Nürnberg, um dort dem Kaiser die polnische Sache vertraut zu machen und die Stellung des Landes zu festigen. Dabei sollte der Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach offiziell dazu aufgefordert werden, sein Amt aufzugeben und es dem polnischen König abzutreten. Inoffiziell aber hatte Szydłowiecki durch von Zehmen den Hochmeister wissen lassen, dass Adelige am Hof in Polen eine Säkularisierung des Ordensstaates unterstützen würden.

Im selben Jahr hatte Albrecht von Brandenburg-Ansbach eine Begegnung mit Martin Luther. Dieser forderte ihn offen auf, sich von der römisch-katholischen Kirche und vom Orden zu trennen, um ein weltliches lutheranisches Fürstentum zu gründen, was der Hochmeister ernsthaft in Erwägung zog.

Während der Treffen bei Grottkau und Beuthen 1523 wurden erste Schritte eingeleitet, die zum Vertrag von Krakau 1525 führen sollten. Da Staatskanzler Szydłowiecki ein enger Vertrauter und guter Freund von König Sigismund war, gab es keinerlei Hindernisse, eine Einigung zu finden, die den Vertretern der Säkularisierung recht sein würde.

Am 8. April unterzeichneten beide Seiten den Vertrag von Krakau. Der Ordensstaat wurde ein weltliches Fürstentum und der Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach wurde erster Herzog von Preußen, der die Reformation einführte. Das Herzogtum Preußen wurde lehnsabhängig von Polen.

Die herzoglich-preußische Lehnsabhängigkeit von Polen endete 1657 mit dem Vertrag von Wehlau. In den Teilungen Polens wurde das Königreich Polen von 1772 bis 1795 auch mit Hilfe Preußens von den Landkarten getilgt. Im 19. Jahrhundert erinnerten sich Polen an frühere Glanzzeiten, der Historienmaler Matejko schuf entsprechende Gemälde zur patriotischen Erbauung.

Literatur

  • Karol Górski: Zakon Krzyżacki a powstanie państwa pruskiego. Zakład Narodowy im. Ossolińskich, Warszawa 1977.
  • Maria Bogucka: Die preussische Huldigung. Panorama der polnischen Geschichte. Fakten und Mythen. Verlag Interpress, Warszawa 1986.
  • Stanisław Szostakowski: Hołd Pruski. Wydawnictwo Szkolne i Pedagogiczne, Warszawa 1975;
  • Halina Blak, Stanisław Grodziski: Hołd Pruski. Wydawnictwo literackie, Kraków 1990.

Einzelnachweise

  1. Feliks Szyszko: The Impact of History on Polish Art in the Twentieth Century.

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