Prediger (Schwäbisch Gmünd)

Prediger (Schwäbisch Gmünd)
Prediger
Chor mit Kriegerdenkmal
West- und Südfassade der ehemaligen Klosterkirche nach der Sanierung 2011
Fresko im Treppenhaus

Als der Prediger wird das ehemalige Dominikanerkloster (Kloster der Predigermönche) von Schwäbisch Gmünd bezeichnet, das heute als Kulturzentrum genutzt wird. Er liegt zentral in der Stadtmitte gegenüber der romanischen Johanniskirche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Baugeschichte

1294 wurde der Gmünder Konvent in den Ordensverband aufgenommen. Die Niederlassung erfolgte wohl im selben Jahr von Esslingen aus. Eine mündlich überlieferte Sage besagt, dass das Kloster in einer Jagdherberge gegründet wurde, die von einer adeligen Dame als Reueakt gestiftet worden sei, wodurch aus einem Ort der Sünde eine Herberge Gottes wurde. Deshalb wurde die Kirche der Büßerin und Kirchenpatronin Maria Magdalena geweiht. Historiker gehen davon aus, dass die Gründung in einem Herrenhof der Rechberger, als Nachfolger der Staufer im Gmünder Raum oder in einem Herrenhof der Stadtgemeinde als Nachfolger der Staufischen Stadtherren erfolgte.

Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgte ein gotischer Kirchenneubau, der um 1356 vollendet war, da zu dieser Zeit die ersten Messen in der Kirche gelesen wurden. Mehrere Angehörige der Herren von Rechberg liegen in der Klosterkirche begraben.

Mitte des 18. Jahrhunderts kommt es zum Neubau des Klosters. Die Planung und anfänglich auch den Bau übernimmt Dominikus Zimmermann. Die Grundsteinlegung war am 2. Juli 1724. Die Barockisierung der Klosterkirche wurde 1762 unter dem Baumeister Johann Michael Keller begonnen und 1764 vollendet.

1802 wurden bei dem Übergang der Reichsstadt an Württemberg das Kloster aufgehoben, am 29. Dezember mussten die Mönche das Kloster verlassen und in den Gmünder Franziskaner ziehen, in dem die Mitglieder der ehemaligen Klostergemeinschaften vorübergehend wohnen durften. Wohl als Geste der Demütigung wandelte der neue Herr das Kloster in eine Kaserne um, die prachtvolle Klosterkirche wurde zunächst Holz-Magazin, später Pferdestall. Dabei kam es auch zu diversen Abbrucharbeiten, denen unter anderem auch das Glockentürmchen zum Opfer fiel, da es für die Kaserne "entbehrlich" sei. Die Glocken wurden zu Gunsten der Kriegskasse verkauft. In den folgenden Jahren wird die Inneneinrichtung der Kirche zum Zwecke des weiteren Umbaus zerstört. Auch das barocke Deckengemälde von Johann Anwander in der Klosterkirche (1763/64) wurde während des 19. Jahrhunderts komplett zerstört. Eine Entwurfszeichnung befindet sich in der Staatlichen Graphischen Sammlung München.

1919 wurde die „Alte Kaserne“ von der Stadt übernommen. Damals wurden 30 Notwohnungen eingebaut. 1938 kam es zur Einrichtung von NS-Dienststellen und Kulturräumen. Direkt nach dem Krieg wurden diese Dienststellen abermals in dann 200 Notwohnungen umgewandelt. Von 1947 bis 1965 wurde um die Nutzung des Gebäudes gerungen. 1960 dachte man daran, den Prediger zugunsten eines Kaufhauses abzureißen. Eine Bürgerinitiative konnte jedoch durchsetzen, dass 1965 der Umbau beschlossen wurde. Am 23. März 1973 wurde der Prediger als Kulturzentrum eingeweiht, wobei bei der Sanierung gravierende Eingriffe in die Reste der erhaltenen Bausubstanz aus Mittelalter und Barock vorgenommen wurden.

In den Jahren 2010 und 2011 wird das Kulturzentrum Prediger für zirka 9 Millionen Euro innen und außen aufwändig saniert und umgebaut. [1]

Heutige Nutzung

Seit 1973 ist im Prediger das Städtische Museum untergebracht, in dem ein bedeutender Teil des Münsterschatz des Heilig-Kreuz-Münster gezeigt wird und seit 1994 die Galerie im Prediger, die Wechselausstellungen präsentiert.

Neben dem überdachten Innenhof stehen für Veranstaltungen ein großer und kleiner Saal (im Bereich der ehemaligen Klosterkirche) sowie der barocke Raum des Refektoriums (mit Stuck von 1738/1972) zur Verfügung.[2]

Sowohl die Gmünder Volkshochschule (bis 2006) als auch die Stadtbücherei (heute im Gmünder Spital) waren ab 1973 im Prediger untergebracht.

Ausstellungen (Auswahl)

Nachweise

  1. http://admin.telvi.de/preview/regio-tv/video/114923.html
  2. Benutzungsbedingungen siehe im Stadtrecht http://www.schwaebisch-gmuend.de/brcms/pdf/1025.pdf

Literatur

  • Richard Strobel, Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd. Bd. 2, München/Berlin 1995, S. 196–223 (grundlegend), ISBN 3-422-00569-2.

Weblinks

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