Predator (Drohne)

Predator (Drohne)
General Atomics MQ-1 Predator
MQ-1A "Predator" mit Hellfire-Raketen
MQ-1A "Predator" mit Hellfire-Raketen
Typ: Drohne
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: General Atomics Aeronautical Systems
Erstflug: April 1995
Indienststellung: Sommer 1995
Produktionszeit: Seit 1995 in Serienproduktion
Stückzahl: 195 (Stand: Anfang 2009)[1]

Die General Atomics MQ-1 Predator ist eine ferngesteuerte Drohne der US-Luftwaffe. Die seit 1995 eingesetzte Maschine gilt als erster Vertreter der sogenannten UAVs (Unmanned Air Vehicle) und ist inzwischen der wichtigste Bestandteil der taktischen Luftraumaufklärung der US-Streitkräfte. Die ursprüngliche Bezeichnung lautete RQ-1 Predator.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die Entwicklung der Predator geht bis in die 1980er Jahre zurück. Die CIA hatte großes Interesse an kleinen, kostengünstigen Aufklärungsdrohnen, welche zunächst als Ergänzung zur Satellitenüberwachung gedacht war. Da bisherige Programme von unbemannten Flugzeugen relativ erfolglos waren, holte die CIA Abraham Karem, ehemaliger Chefkonstrukteur der israelischen Luftwaffe, in die USA. Karem gründete die Firma Karem Aircraft, welche die Drohne GNAT 750 entwickelte. Dabei handelt es sich um den Vorläufer der Predator, welche erstmals 1989 flog. Karems Firma stellte fünf Maschinen her, bevor diese in Konkurs ging. Danach wurde im Januar 1994 die Abteilung Aeronautical Systems von General Atomics mit der Weiterentwicklung der GNAT 750 zur Serienreife beauftragt. Das bis Juni 1996 andauernde Programm wurde als „Advanced Concept Technology Demonstration“ (ACTD) bezeichnet. Dieses brachte im Frühjahr 1995 die erste RQ-1A Predator hervor.

Einsätze

Die Predator kann ca. 24 Stunden lang ein Gebiet mit TV-Kameras für Tageslicht, sowie Infrarotkameras für Schlechtwetter- und Nachtsicht und einem Synthetic Aperture Radar aufklären. Dabei erfolgt die Steuerung über eine Bodenstation, die mittels 6,25-Meter-Ku-Band-Satellitenverbindung und C-Band-Funk mit der Drohne in Verbindung steht. Die Standardmannschaft für einen 24-stündigen Einsatz des Systems umfasst 55 Personen, wobei für den eigentlichen Einsatz nur jeweils ein Pilot und zwei Sensoroperatoren benötigt werden.

Steuerungseinheit in der Bodenstation (GCS)

Die Predator wurde bisher in Afghanistan, Pakistan, Bosnien, Serbien, Irak und dem Jemen eingesetzt.

Abgeschossene RQ-1 Predator im Museum in Belgrad

Noch während des ACTD-Programms drängte die CIA darauf, die Drohne auf dem Balkan zu testen. So kam es im Sommer 1995 zum ersten Einsatz der RQ-1A. Da die Drohne sich sehr schnell als Erfolg erwies, begann die CIA damit, für die Air Force das 11. Reconnaissance Squadron auf Nellis AFB einzurichten. Während des Kosovokriegs gingen mindestens drei Predators verloren (SN 95-3017, SN 95-3019, SN 95-3021), wobei mindestens eine von einer SA-9 Gaskin Luftabwehrrakete abgeschossen wurde. Diese lässt sich heute im Museum in Belgrad besichtigen.

Nach den Terrorschlägen vom 11. September 2001 wurde die RQ-1 Predator massiv im Krieg gegen den Terror eingesetzt. Dabei machte der Einsatz in Afghanistan massive Schwierigkeiten. Von den ca. 60 eingesetzten RQ-1 Drohnen ging 20 verloren, wobei vermutliche keine feindlichem Feuer zum Opfer fiel. Ein Großteil der Maschinen erlitt im afghanischen Hochland Systemausfälle durch Vereisung. Die unerwartet hohe Verlustrate führte zu massive Kritik innerhalb des Pentagon, da man Fehler in der operative Planung feststellte. Als Folge dessen wurden verschiedene Upgrades im Bereich der Avionik umgesetzt, sowie in späteren Ausführungen ein Enteisungssystem eingebaut. Des Weiteren führten die Erfahrungen in Afghanistan dazu, dass die RQ-1 zur MQ-1 weiterentwickelt wurde. Dabei erweiterte man das Einsatzspektrum von der taktischen Luftaufklärung, Luftüberwachung und Zielerfassung auch auf die Luftnahunterstützung. Wie bereits auch die RQ-1 wurde die MQ-1 für die Terrorbekämpfung in die Dienste der CIA abkommandiert.

Bislang wurden drei Einsätze des Predator zum gezielten Töten von Menschen bekannt. Während des Krieges in Afghanistan wurde am 7. Februar 2002 ein Autokonvoi beschossen, in dem Osama bin Laden vermutet worden war. Er befand sich jedoch nicht unter den dabei Getöteten. Am 3. November 2002 wurde vom US-Geheimdienst CIA im Jemen ein Auto unter Beschuss genommen, wobei neben Ali Qaed Sinan al-Harthi, der als vermutlicher Drahtzieher des Anschlags auf die USS Cole (DDG-67) galt, noch fünf weitere mutmaßliche al-Qaida-Mitglieder ums Leben kamen. Am 3. Dezember 2005 wurde mit Hilfe der MQ-1 ein so genanntes Safehouse (ein als Privathaus getarntes Versteck) der al-Qaida in Pakistan beschossen. Bei dem Angriff wurde Abu Hamsa Rabia, mutmaßlich Nummer 3 der al-Qaida-Terrororganisation, und vier weitere Männer getötet. Ende Januar 2008 soll Abu Laith al-Libi und einige weitere Männer ebenfalls durch einen Predator-Angriff getötet worden sein. Abu Laith al Libi galt als einer der Top-Kommandeure al-Qaidas hinter Osama Bin Laden und dessen Stellvertreter Eiman al Sawahiri.

Varianten

RQ-1 Predator

RQ-1 Predator (SN 95-1205)

Die RQ-1 stellt das Basismodell der Predator dar. Dabei handelt es sich bei der RQ-1A um die Vorserienmodelle aus dem ACTD-Programm. Die ersten Serienmodelle wurden als RQ-1B bezeichnet. Die späteren Blocks wurden unter der Bezeichnung RQ-1L und K geführt. Nach der Einführung der MQ-1 begann die Air Force auch die vorhandenen RQ-1 Maschinen auf diesen Standard umzurüsten. Schließlich wurde 2005 die letzte RQ-1 in MQ-1 umbenannt.

Die RQ-1 wurde von der 11., 15. und 17. Aufklärungsstaffel der U.S. Air Force eingesetzt. Wichtigster Stützpunkt war dabei das Indian Springs Air Field, welches 2005 in Creech AFB umbenannt wurde. Aufgrund der relativ schwachen Motorisierung wurde für Start und Landung dieser Drohne, welche immerhin die ungefähre Größe einer Cessna 172 besitzt, eine 1,5 km lange Piste benötigt.

2002 wurde eine RQ-1 von einer irakischen MiG-25 Foxbat abgeschossen.

MQ-1 Predator

MQ-1B Predator

Im sogenannten Krieg gegen den Terror, insbesondere anlässlich der Suche nach Osama bin Laden in Afghanistan, stand das US-Militär vor dem Problem, dass zwischen der Zielerkennung und dem angeforderten Luftschlag oft Stunden vergingen. Naheliegend war deshalb, dass die Drohne selbst den Luftschlag auszuführen habe. Aus dieser Anforderung ging die MQ-1 Predator hervor.

„M“ steht für Multi-Role, das „Q“ für unbemanntes Flugzeug. Diese Version kann Ziele nicht nur erkennen und beobachten, sondern auch zu deren Bekämpfung eingesetzt werden. Die Ausstattung umfasst ein zusätzliches multispektrales Zielsystem, mit dem zwei mitgeführte AGM-114 Hellfire-Raketen per Lasermarkierung ins Ziel gelenkt werden können. Damit handelt es sich bei der MQ-1 Predator um das erste unbemannte „Kampfflugzeug“ und sie stellt somit einen Meilenstein in der militärischen Flugzeugentwicklung dar, welche durch die MQ-1 eine neue Richtung erhält.

Wie bereits bei der RQ-1 stellt die A-Version der MQ-1 das Versionmodell dar. Die ersten Serienmaschinen wurden an das 17. Aufklärungsschwadron der US-Luftstreitkräfte in Indian Springs (Nevada) ausgeliefert und unter der Bezeichnung MQ-1B geführt. Die umgebauten RQ-1K und L Maschinen werden unter der Kennung MQ-1K und L betrieben.

MQ-9 Reaper

Hauptartikel: MQ-9 Reaper

Eine besondere Version stellt die zunächst unter dem Namen „Predator B“ entwickelte MQ-9 Reaper dar. Dabei handelt es sich im eine Neuentwicklung der MQ-1 mit einem Honeywell TPE331-Turbopropantrieb anstelle des bisherigen Kolbenmotors. Sie ist größer als die MQ-1 und erreicht eine höhere Reichweite und Geschwindigkeit. Des Weiteren verfügt sie über eine höhere Waffenlast und kann, aufgrund der höheren Tragfähigkeit, ein größeres Spektrum an Bomben und Raketen einsetzten. Der Erstflug des Prototypen erfolgte am 2. Februar 2001. Seit dem 25. September 2007 wird die MQ-9 durch die USAF auch in Afghanistan eingesetzt.

MQ-1C Warrior

MQ-1C Warrior

Der MQ-1C Warrior ist eine für die US-Army weiterentwickelte MQ-1B Predator und hob zum ersten mal am 6. Juni 2007 ab. Er ist mit dem 100 kW Vielstoffmotor Thielert Centurion 1.7 ausgerüstet, welcher der Drohne eine höhere Nutzlast ermöglicht, bei gleichzeitig verbesserten Flugleistungen. Der zunächst als MQ-12 bezeichnete Warrior (auch Warrior Alpha oder Sky Warrior) ersetzt seit 2008 bei der US-Army den RQ-5 Hunter, wodurch vor allen Dingen die Luftnahunterstützung verbessert werden soll. Der MQ-1C gilt mit einem Einsatz vom 23. Februar 2009 als erster Militärroboter, der im Kampfeinsatz autonom Menschen tötete.[2][3]

General Atomics bot den MQ-1C der US-Navy auch im Rahmen des "Maritime Surveillance"-Programms an. Dabei hätte der MQ-1C in Kombination mit der P-8 Poseidon die Seeüberwachung der US-Marine übernehmen sollen. Im entsprechenden Auswahlverfahren unterlag der MQ-1C aber im August 2008 der RQ-4N von Northrop Grumman.

Predator C

Am 20. April 2009 absolvierte ein als vorläufig „Predator C“ bezeichnetes UAV seinen Jungfernflug. Die Maschine basiert auf der MQ-9 Reaper, verwendet aber als erstes Predator-Modell ein Mantelstromtriebwerk. Dabei handelt es sich im das Modell PW545B von Pratt & Whitney Canada, welches bereits bei Businessjet Cessna Citation XLS eingesetzt wird. In Kombination mit den ca. 20 m langen Tragflächen, welche jetzt eine Pfeilung von 17° besitzen, erreicht die „Predator C“ eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 740 km/h.[4]

Im Falle einer in Dienststellung durch die US-Streitkräfte würde die „Predator C“ vermutlich die offizielle Kennung MQ-12 Avenger erhalten.

Technische Daten

Risszeichnung
MQ-1 Predator mit AGM-114 Hellfire auf der Edwards AFB
MQ-1 Predator auf der Pariser Luftfahrtschau 2007
Kenngröße Daten der MQ-1B Predator Daten des MQ-1C Warrior
Länge: 8,23 m 8,00 m
Flügelspannweite: 14,84 m 17,00 m
Höhe: 2,10 m 2,10 m
Leergewicht: 512 kg k. A.
Normales Startgewicht: ca. 850 kg k. A.
Maximales Startgewicht: 1.020 kg 1.451 kg
Tankkapazität: 405 l k. A.
Höchstgeschwindigkeit: 209 km/h k. A.
Marschgeschwindigkeit: 130 km/h 250 km/h
Dienstgipfelhöhe: 7.620 m 8.840 m
Einsatzradius: 740 km ca. 400 km
Flugreichweite: 3.704 km k. A.
Maximale Flugdauer: ca. 40 Std. ca. 36 Std.
Nutzlast: 204 kg 488 kg
Bewaffnung: Zwei AGM-114 Hellfire Vier AGM-114 Hellfire
Antrieb: Ein Rotax 914-TC-Kolbenmotor mit 106 PS Leistung Ein Thielert Centurion 1.7-Vielstoffmotor mit 135 PS Leistung

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The New York Times: Drones Are Weapons of Choice in Fighting Qaeda, 16. März 2009
  2. Nathan Hodge, Wired: Army Killer Drone Takes First Shots in Combat. 5. März 2009. Abgerufen am 7. März 2009.
  3. Jesus Diaz, World Tribune: Pilot-less Drone Makes First Kill Ever. 6. März 2009. Abgerufen am 7. März 2009.
  4. Flightglobal.com - PICTURES: General Atomics reveals Predator C "Avenger" UAV, 21. April 2009

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