Praunheim

Praunheim
Wappen von Praunheim
Wappen von Frankfurt am Main

Praunheim
Stadtteil von Frankfurt am Main

Karte
Koordinaten 50° 8′ 59″ N, 8° 37′ 16″ O50.1498532633078.62113475799567Koordinaten: 50° 8′ 59″ N, 8° 37′ 16″ O
Fläche 4,56 km²
Einwohner 15.850
Bevölkerungsdichte 3479 Einwohner/km²
Postleitzahl 60488
Vorwahl 069
Website Website
Gliederung
Ortsbezirk 7 – Mitte-West
Stadtbezirke

Praunheim ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main. Er ist im Nordwesten der Stadt gelegen und grenzt (von Nord nach Süd) an Niederursel, Heddernheim, Ginnheim, Hausen, Westhausen und Rödelheim. Er grenzt auch an die Nidda und damit an den Volkspark Niddatal, in dem 1989 die Bundesgartenschau ihren Standort hatte.

Praunheim ist ein ruhiger, teilweise noch landwirtschaftlich geprägter Stadtteil, der heute (2004) aber immerhin ca. 16.000 Einwohner hat, davon rund 3.000 Ausländer. Der Stadtteil hat eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote und vom Anglerverein bis zum Kleingartenverein ein reges Vereinsleben.

Auf einer Anhöhe liegt das im Jahre 1960 gegründete Krankenhaus Nordwest, das weithin sichtbar ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Besiedelt war das Gebiet um Praunheim bereits vor 6000 Jahren. Hier liegt das Ebelfeld, eine Lößbodenschicht, in der zahlreiche archäologische Funde gesichert werden konnten.

Auch die Römische Stadt Nida lag an der Grenze Praunheims. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts war das „Heidenfeld“, eine Anhebung zwischen den Dörfern Praunheim und Heddernheim, ein Traum für Schatzsucher und Archäologen. Die Fundstätte glich nach älteren zeitgenössischen Berichten einem deutschen Pompeji. Diese archäologischen Fundgrube ist anlässlich des Baus der Römerstadt (1927–1929) und später der Nordweststadt (1961–1973) aber unwiederbringlich zerstört worden.

Im Jahre 804 wurde Praunheim als „Brumheim“ erstmals erwähnt. In Brumheim wurde eine noch erhaltenen Schenkungsurkunde unterzeichnet, in der eine Wormser Dame namens Fastburga ihren Mainzer Landbesitz der Kirche übereignete.

Gemeinsamer Grenzstein für Praunheim, Hausen und Ginnheim

Der Mainzer Erzbischof erwarb 1132 das Investiturrecht der Praunheimer Kirche. Praunheim bildet damit zwischen Niederursel, Heddernheim und Hausen ein Zentrum der katholischen Kirche.

Praunheim wurde Königsgut und unterstand im Mittelalter den Rittern von Praunheim, die auch eine erhebliche Rolle in der Stadt Frankfurt am Main spielten. So ist zum Beispiel der Ritter Wolfram von Praunheim der erste bekannte Schultheiß der Stadt Frankfurt. Allerdings gehörte Praunheim nicht der Stadt Frankfurt. Lehnsherren sind vielmehr von 1477 bis 1736 die Grafen von Hanau und die Grafen von Solms je zur Hälfte. Graf Friedrich Magnus von Solms begann 1545 die Reformation zur lutherischen Lehre.

1609 lebten in Praunheim 293 Personen, davon 127 Erwachsene. Von diesen sind drei Menschen frei, der Status zweier Erwachsener ist nicht bekannt; alle anderen sind Leibeigene: 42 gehören dem Grafen von Solms, 51 dem Grafen von Hanau. Zehn Leibeigene gehören beiden gemeinsam. Auch die Städte Kronberg (7) und Königsstein (5), der Landgraf von Hessen (5) und die Stadt Frankfurt (2) verfügen über Leibeigene in Praunheim.

Ab 1816 gehörte Praunheim zum Besitz des Kurfürsten von Hessen-Kassel und wurd nach der Annexion von 1866 gemeinsam mit Frankfurt Teil Preußens. 1910 wurd es schließlich mit 1413 Einwohnern und 455 ha Land nach Frankfurt eingemeindet.

Siedlung Praunheim

Hauptartikel: Siedlung Praunheim

Typischer Straßenzug aus der Siedlung Praunheim
Laubenganghaus in der Siedlung Westhausen, etwa an der U-Bahn-Station Friedhof Westhausen, stadteinwärts

Zur Milderung der dramatischen Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg ließ der von Oberbürgermeister Ludwig Landmann berufene Hochbaudezernent Ernst May in Praunheim eine Trabantenstadt errichten, die westlich des alten Ortskernes zwischen Heerstraße und der Nidda liegt. In der Siedlung Praunheim werden in wenigen Jahren (1926–1929) knapp 1500 Wohnungen im Bauhausstil errichtet.

Die Siedlung Praunheim gilt als Prototyp des Sozialen Wohnungsbaues in Frankfurt obwohl es sich hierbei nicht um Mietwohnungsbau durch eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft wie in fast allen Siedlungen der Zwanziger Jahre in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg oder Köln handelt, sondern um eine Reichsheimstättensiedlung, die direkt durch die Stadtgemeinde Frankfurt errichtet wird und deren Wohnbauten nach Fertigstellung mit den auf der Heimstätte liegenden sozialen Bindungen an die zukünftigen Bewohner verkauft werden.

Die Bewohner bilden auf einer ersten Versammlung am 30. Juni 1927 den „Siedlerverein der Siedlung Frankfurt a. M. – Praunheim“, der nach wie vor besteht und die Interessen der inzwischen durch Bundesgesetz von 1993 von der Reichsheimstätteneigenschaft befreiten Eigentümer vertritt.

Ernst May erringt für seine Siedlungen – hierzu gehören auch die Siedlungen Römerstadt und Westhausen, aber auch die Siedlung am Bornheimer Hang – internationale Anerkennung. In der Siedlung Praunheim wird dabei erstmals in großem Maßstab der Bau durch die Nutzung industriell vorgefertigter Teile beschleunigt.

Frankfurter Küche

Bekannt wird auch die erstmals in der Siedlung Praunheim eingebaute Frankfurter Küche, eine von der bis dahin üblichen Wohnküche radikal abweichende architektonische Gestaltung, nach der die Küche nur noch ein kleiner rein funktionaler Raum (Laborküche) ist und dafür ein in Arbeiterkreisen bislang ungewohnter Raum – das Wohnzimmer als Treffpunkt der Familie – in die Wohnung integriert wird.

1929 entstand auch die Ludwig-Landmann-Straße (damals: Hindenburgstraße), die eine wichtige Direktverbindung für Praunheim nach Frankfurt darstellt.

Zum 1200-jährigen Jubiläum im Jahre 2004 wird der Steinbach, der die Grenze zu Heddernheim bildet, renaturiert.

Wirtschaft

Die Praunheimer Werkstätten an der Praunheimer Brücke

In Praunheim hat sich eine weit über die regionalen Grenzen etablierte Behindertenwerkstatt etabliert, die unter dem Logo Praunheimer Werkstätten gemeinnützige GmbH (pw°) ihre handgefertigten Produkte vertreibt. Neben traditionellem Holzspielzeug werden auch Möbel und Dienstleistungen angeboten. Die Produktionswerkstatt befindet sich in unmittelbarer Nähe der Praunheimer Brücke am Ufer der Nidda

Das Unternehmen plant den Wegzug aus Praunheim, da ihr Gebäude zu klein ist und es nicht mehr wirtschaftlich ist, dieses Gebäude zu sanieren und gleichzeitig zu vergrößern.

Sehenswürdigkeiten

  • Die gotische Zehntscheune in der Graebestraße stammt wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Nachdem das Gebäude nicht mehr als Lager für den Kirchenzehnt genutzt wurde, hatte es wechselnde Funktionen als Gefängnis, Leichenhalle und Feuerwehrgarage. Seit den 1990ern dient die Zehntscheune als Veranstaltungsort für Theatervorstellungen, Musikaufführungen, Privatveranstaltungen und Sitzungen des Ortsbeirates.
  • Die evangelische Auferstehungskirche wurde in der Zeit von 1770 bis 1773 errichtet. Es handelt sich um einen barocken Saalbau mit Haubendachreiter.

Persönlichkeiten

Ein berühmter Praunheimer war der Kunstmaler Karl Luckhardt (1886–1970). Er stellte das alte Frankfurt und seine Umgebung dar und schuf auch Porträts. Kinder des Stadtteils sind auch der Künstler Rosa von Praunheim, der Jazzmusiker Albert Mangelsdorff, der amerikanische Komponist Daniel James Wolf sowie die TV-Moderatorin Sonya Kraus. Der pädagogische Leiter der Praunheimer Werkstätten Willi van Ooyen war der Spitzenkandidat für die Die Linke zur Landtagswahl in Hessen 2008. Hans Steinbrenner (1928–2008) erstellt Skulpturen aus Stein oder Holz.

Literatur

  • Alfred Hansmann: 1200 Jahre Praunheim – Eine Reise in die Vergangenheit. Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-00-013189-2
  • Ronald Kunze: Mieterbeteiligung im Sozialen Wohnungsbau. Entstehung und Entwicklung der Mietervertretungen in den Siedlungen der Gemeinnützigen Wohnungswirtschaft. Kassel 1992
  • Siedlerverein Frankfurt am Main - Praunheim e.V. May-Siedlung Praunheim - 75 Jahre 1927-2002 ISBN 3-00-009893-3 vergriffen

Weblinks


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