Pragtunnel

Pragtunnel
Pragtunnel
Pragtunnel
Südportale der beiden Röhren des Pragtunnels
Nutzung Eisenbahntunnel
Verkehrsverbindung Frankenbahn
Ort Stuttgart-Nord
Länge 680 m
Anzahl der Röhren 2
Bau
Bauherr K.W.St.E.
Baubeginn 26. Juni 1844 (Südweströhre)
Oktober 1908 (Nordoströhre)
Betrieb
Betreiber DB Netz
Freigabe 15. Oktober 1846 (Südweströhre)
August 1910 (Nordoströhre)
Lage
Pragtunnel (Baden-Württemberg)
Red pog.svg
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Koordinaten
Südostportal 48° 48′ 27,1″ N, 9° 10′ 49,1″ O48.8075279.180314
Nordwestportal 48° 48′ 41,9″ N, 9° 10′ 21,4″ O48.8116289.172612

Der Pragtunnel ist ein Eisenbahntunnel in Stuttgart durch die Prag, einen Höhenrücken zwischen dem Stuttgarter Talkessel und Feuerbach. Mit zwei 680 Meter langen Röhren verbindet der Tunnel den Nordbahnhof mit dem Bahnhof Feuerbach. Durch den Tunnel führen die Bahnlinien von Stuttgart in Richtung Karlsruhe, Mannheim und Heilbronn (Bahnstrecken der Frankenbahn und Zuführung zur Schnellfahrstrecke) sowie die S-Bahn-Linien in Richtung Ludwigsburg und Leonberg.

Der Tunnel verläuft in quellfähigen Schichten des Gipskeupers.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Röhre

Die erste Röhre des Pragtunnels wurde im Rahmen des allerersten württembergischen Bahnprojekts, der Zentralbahn Esslingen–Stuttgart–Ludwigsburg, errichtet. Der erste Spatenstich war am 26. Juni 1844 und stellt den Beginn der Bauarbeiten an der Zentralbahn dar. Zum Bau dieses durch Keuperschichten führenden Tunnels wurden fünf Schächte abgeteuft, die später wieder zugeschüttet wurden. Bei einem Einbruch der Röhre kamen 20 Arbeiter ums Leben.

Erst nach über zwei Jahren Bauzeit war der 828,65[2] Meter lange Tunnel durchstoßen, und am 15. Oktober 1846 begann der Betrieb auf der Zentralbahn. Der Tunnel war von Anfang an für den zweigleisigen Betrieb ausgelegt worden, verlegt wurde jedoch zunächst nur ein einzelnes Gleis. Zwischen 1858 und 1861 wurde das zweite Gleis nachgerüstet.

Zwischen 1911 und 1914 wurde die Röhre, die heute vom S-Bahn-Verkehr genutzt wird, auf 680 m verkürzt, um die Gütergleisverbindung zwischen der Gäubahn und dem Nordbahnhof errichten zu können.[1]

Zweite Röhre

eine Regionalbahn verlässt den Fernbahntunnel in nördliche Richtung (Juni 2006)

1907 wurde beschlossen, die Stuttgarter Bahnanlagen umfangreichen Umbaumaßnahmen zu unterziehen, wozu auch der viergleisige Ausbau der Strecke Stuttgart–Ludwigsburg zählte. Dazu wurde ab Oktober 1908 eine zweite, 680 Meter lange Tunnelröhre unmittelbar nordöstlich der ersten gebaut, die die zwei zusätzlichen Gleise aufnahm.

Der Tunnel wurde am 22. Juni 1909 durchstoßen, er brach jedoch kurz darauf auf einer Länge von 20 bis 30 Metern ein, und oberhalb des Tunnels senkte sich der Boden bis zu vier Metern ab. Nach Beseitigung der Schäden konnte der neue Tunnel erst im August 1910 in Betrieb genommen werden. Anschließend wurde der alte Tunnel, der wohl durch den Bau der neuen Röhre instabil geworden war, zunächst gesperrt und renoviert. Bei dieser Gelegenheit kürzte man den Tunnel durch zusätzliche Einschnitte auf Stuttgarter Seite auf eine Länge von ebenfalls 680 Meter. Die Sanierung konnte am 21. August 1912 abgeschlossen werden, und am 21./22. November 1912 wurde die alte Röhre wieder in Betrieb genommen. Sie diente danach dem Vorortverkehr (bzw. heute der S-Bahn), während die neue Röhre von Fernzügen genutzt wird.

Seit 1981 befindet sich vor den Nordportalen beider Röhren ein Überführungsbauwerk der Stadtbahn. In diesem Bauwerk gibt es eine Bauvorleistung für ein zu dieser Zeit noch geplantes zusätzliches Gütergleis westlich der S-Bahn-Gleise in Form eines verdeckt liegenden fünften Gleistrogs. Dazu war eine dritte Pragtunnel-Röhre vorgesehen.[1]

Zukünftige Nutzung/Stuttgart 21

Nach Inbetriebnahme des Projektes Stuttgart 21 soll der Fern- und Regionalbahnteil des Pragtunnels zunächst nicht mehr vom Fern- und Regionalverkehr genutzt werden. Diese Züge sollen zukünftig über den Tunnel Feuerbach direkt vom Bahnhof Feuerbach zum Hauptbahnhof geleitet werden.

Beide alten Röhren bleiben bestehen. Die dem S-Bahn-Verkehr dienende Röhre wird auch weiterhin für den S-Bahn Verkehr genutzt. Die Fernverkehrsröhre bleibt ebenfalls erhalten und soll in der sogenannten P-Option des Projektes Stuttgart 21 in Zukunft zwei weitere Zulaufgleise ermöglichen. Ob diese Option direkt mit Stuttgart 21 realisiert werden soll, wird momentan (Stand: Mai 2011) im Rahmen des sogenannten „Stresstests“ geprüft.

Einzelnachweise

  1. a b c Günter Dutt: Ein Streifzug durch 150 Jahre Tunnelbauwerke in Württemberg. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte. Nr. 28, Uhle & Kleimann, Lübbecke 1996, ISSN 0340-4250, S. 47–63.
  2. Albert Mühl, Kurt Seidel: Die Württembergischen Staatseisenbahnen. 2. Auflage, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 1980, ISBN 3-8062-0249-4, S. 40 f.
48.809769.176095

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