Pragser Wildsee

Pragser Wildsee
Pragser Wildsee
Pragser wildsee.JPG
Geographische Lage Südtirol
Orte in der Nähe Prags
Daten
Koordinaten 46° 41′ 41″ N, 12° 5′ 4″ O46.69472222222212.0844444444441494Koordinaten: 46° 41′ 41″ N, 12° 5′ 4″ O
Pragser Wildsee (Südtirol)
Pragser Wildsee
Höhe über Meeresspiegel 1.494 m s.l.m.
Fläche 31 hadep1f5
Volumen 8.215.000 dep1f8
Maximale Tiefe 36 mdep1f10
Mittlere Tiefe 17 mdep1f11

Der Pragser Wildsee (it.: Lago di Braies) ist ein bei Prags, wenige Kilometer südlich des Hochpustertals zwischen Bruneck und Toblach in den Pragser Dolomiten in Südtirol, gelegener Bergsee.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der See liegt auf 1.494 m s.l.m. Höhe und hat eine Wasserfläche von 31 Hektar. Er ist durchschnittlich 17 Meter tief und weist eine maximale Tiefe von 36 Metern auf. Der geologische Ursprung des Sees ist auf die Entstehung eines natürlichen Staudammes infolge eines Murenabgangs zurückzuführen.

Der See wird beherrscht vom imposanten Massiv des Seekofels (2810 m). Sein Wasserspiegel ist seit Jahren wegen Wassermangels gesunken. Der See ist Ausgangspunkt des Dolomiten-Höhenweges Nr. 1 und er gehört zum Naturpark Fanes-Senes-Prags.

Sage

In der Südtiroler Sagenwelt spielt der See ebenfalls eine Rolle. Von ihm aus konnten mit dem Boot die unterirdischen Teile des Reiches der Fanes erreicht werden. Das inzwischen verschüttete Tor zur Unterwelt soll am Südende des Sees Richtung Seekofel gelegen haben, weshalb dieser auf ladinisch Sass dla Porta (Torberg) heißt.

Im Winter

Geschichtliches

Rund um das 1899 eröffnete Hotel am Pragser Wildsee spielte sich Ende April, Anfang Mai 1945 ein wichtiges Ereignis des Zweiten Weltkriegs ab. Seit Ende 1944 ließ der „Reichsführer-SS“ Heinrich Himmler in Abstimmung mit dem Chef des Reichssicherheitshauptamts (RSHA), Ernst Kaltenbrunner, die prominentesten politischen Häftlinge des NS-Staats aus den deutschen Konzentrationslagern zunächst in das KZ Dachau und im April 1945 schließlich nach Niederdorf im südtiroler Pustertal bringen. Die SS-Wachmannschaften hatten Befehl, die Gefangenen nicht lebend in Feindeshand geraten zu lassen. Durch das mutige Handeln des Wehrmachtsoffiziers Wichard von Alvensleben konnten die schließlich im Hotel Pragser Wildsee untergebrachten Gefangenen dort am 4. Mai 1945 von der US-Armee befreit werden.

Hotel „Pragser Wildsee“ (Blick nach Norden)
Die Kapelle neben dem Hotel „Pragser Wildsee“

Der Hintergrund: Nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 hatte das Deutsche Reich Südtirol und Teile Norditaliens sowie des heutigen Sloweniens als „Operationszonen“ (also den ehemals österreich-ungarischen Herrschaftsbereich) de facto annektiert. Neben Südtirol und dem Trentino gehörte die Provinz Belluno zur „Operationszone Alpenvorland“ und war wie das Friaul, Julisch Venetien, Istrien und Dalmatien („Operationszone Adriatisches Küstenland“) der Hoheit des faschistischen Marionettenstaats Repubblica Sociale Italiana entzogen. Die NS-Führung hoffte, die sogenannte Alpenfestung von Bayern bis ins Trentino gegen die vorrückenden Alliierten verteidigen zu können. Himmler, der in den letzten Wochen und Monaten des NS-Regimes seine eigene Geheimdiplomatie vor allem in Richtung der Amerikaner betrieb, und Kaltenbrunner glaubten, sich durch Erpressung eine günstige Verhandlungsposition gegenüber den Alliierten verschaffen zu können. Die insgesamt 139 sogenannten Sonderhäftlinge aus siebzehn europäischen Nationen sowie eine Gruppe von Sippenhäftlingen sollten dafür als Geiseln eingesetzt werden.

Unter den prominenten Gefangenen befand sich unter anderen der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg mit Frau und Tochter, der frühere französische Ministerpräsident Léon Blum mit Ehefrau, Hitlers früherer Reichwirtschaftsminister Hjalmar Schacht, der britische Geheimagent Sigismund Payne Best, der ehemalige ungarische Ministerpräsident Miklós Kállay, der Oberbefehlshaber des griechischen Heeres, General Alexandros Papagos mit seinem gesamten Generalstab, der französische Bischof von Clermont-Ferrand, Gabriel Piguet, der evangelische Pastor Martin Niemöller sowie Familienangehörige des Hitler-Attentäters Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Die Geiselpläne scheiterten. Ein deutscher Offizier, Hauptmann Wichard von Alvensleben, hatte von dem Gefangenentransport erfahren und ließ am 30. April 1945 die Gefangenen in Niederdorf von einem Wehrmachtsstoßtrupp aus der Gewalt der SS befreien. Noch am selben Tag wurden die Häftlinge ins nahegelegene Hotel Pragser Wildsee gebracht, wo sie von der Hotelbesitzerin Emma Heiss-Hellenstainer rund drei Wochen versorgt wurden. Am 4. Mai 1945 traf die US-Armee im Hotel ein und nahm die deutschen Soldaten gefangen. Die Amerikaner führten den Häftlingskonvoi schließlich weiter über Verona nach Neapel und auf die Insel Capri. Erst nach weiteren Verhören bekamen die Befreiten schließlich die Erlaubnis zur Heimkehr.

Heute befindet sich in dem Hotel, in dem sich jedes Jahr um den 20. Juli herum Angehörige Stauffenbergs und anderer Widerstandskämpfer treffen, das Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee, das die Erinnerung an das Geschehen im April und Mai 1945 wachhhalten soll.

Impressionen Pragser Wildsee

Weblinks

 Commons: Pragser Wildsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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