Potsdamer Stadtschloss

Potsdamer Stadtschloss
Das Potsdamer Stadtschloss um 1773

Das Potsdamer Stadtschloss, ein Barockschloss, erstreckte sich auf einer Fläche zwischen dem Alten Markt und dem heutigen Hotel Mercure, am Lustgarten, in der Stadtmitte von Potsdam. Es entstand an der Stelle einer früheren Befestigungsanlage. Unter verschiedenen Kurfürsten wurde es erst zur Burg, später zum Schloss ausgebaut. Sein endgültiges Aussehen erhielt es unter Friedrich II. und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff in den Jahren 1744 - 1751. Durch seine prachtvolle Innenausstattung galt es als eines der Hauptwerke des Friderizianischen Rokoko. 1945 ausgebrannt, wurde es in den Jahren 1959 bis 1960 gesprengt und seine Reste abgetragen. Ein Neubau des Brandenburger Landtages auf dem Gelände des ehemaligen Stadtschlosses ist beschlossen und soll bis 2011 realisiert werden. Dieser soll in der Kubatur des ehemaligen Stadtschlosses errichtet werden und eine nach dessen Vorbild gestaltete historisierende Fassade unter Einbeziehung von Originalteilen erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von der ersten Burg zum Schloss für Kurfürstin Katharina von Brandenburg

Grundriss des Schlosses von Kurfürstin Katharina

Im Jahre 993, der ersten urkundlichen Erwähnung Potsdams, befand sich am Havelufer eine Slawenfestung. Sie war zeitgleich mit der kleinen Siedlung Poztupimi am Havelufer entstanden und sollte es gegen Feinde schützen. Als 1157 die Askanier ihren Einflussbereich von Magdeburg ausdehnten und die Mark Brandenburg eroberten, vertrieben sie die Slawen und begannen von hier aus die Wanderströme zu kontrollieren. Die Havel verlief nahe der Festung sehr flach, was viele Wanderer vom Havelland nach Teltow zum Übertritt an dieser Stelle bewog, zudem befand sich hier ein Holzsteg, die spätere erste Brücke Potsdams. Zunächst wurde die Festung den anderen Burgen der Askanier angeglichen, um in den darauffolgenden Jahrhunderten, zu einer massiven Anlage ausgebaut zu werden. Durch die ständigen Verpfändungen des Gutes Potsdam verfiel das Gebäude jedoch immer mehr, trotz seiner regelmäßigen Nutzung zu Jagdzwecken. Erst 1598, Kurfürst Joachim Friedrich schenkte seiner Frau Katharina das Gut, entschloss man sich zu einem Abbruch und Neubau als Dauerwohnsitz. Dieser konnte durch den frühen Tod der Kurfürstin jedoch nicht vollständig fertiggestellt werden. Da Katharinas Nachfolgerin Eleonore ebenfalls früh starb, verlor man schließlich ganz das Interesse am Schloss. 1606 zog der Kurfürst wieder aus und weilte fortan in Joachimsthal, nördlich von Berlin. Das noch junge Gebäude geriet wieder in Verpfändung, diesmal unter dem Junker Wolf Dietrich von Hacke. Er führte ihm eine völlig fremde Nutzung als Schafstall und Scheune zu, wodurch es erheblich abgenutzt wurde.[1]

Die Zeit des Großen Kurfürsten

Neubau des Stadtschlosses 1662-1669
Siehe auch: Großer Kurfürst

Der Dreißigjährige Krieg hatte dem Gebäude weiter schwer zugesetzt. Dennoch versuchte Kurfürst Friedrich Wilhelm mehrfach das Gut Potsdam mit dem Schloss aus der Verpfändung zurückzukaufen. Seine Jagdleidenschaft, vor allem aber die Bekanntschaft mit dem Statthalter von Kleve, Johann Moritz von Nassau-Siegen, trieben ihn voran. Dieser hatte maßgeblich an der Entwicklung der Stadt Kleve zu einer Kulturlandschaft, durch die Anlage verschiedener Parks rund um die Schwanenburg[2], beigetragen. Friedrich Wilhelm, der die Bauarbeiten in Kleve verfolgt hatte, war fasziniert und ließ sich regelmäßig Gartenbücher zuschicken. Durch den Kontakt mit dem Statthalter vergrößerte sich sein Interesse für Gartengestaltung und Architektur. Ab 1660 ließ er sich dann nach seinen Vorgaben einen Garten anlegen. Der frühbarocke Neubau des Schlosses erfolgte 1662-69 nach Vorbildern aus der zeitgenössischen französischen Schlossarchitektur. Die Vierflügelanlage wurde durch das dreigeschossige Corps de Logis (Hauptflügel) beherrscht, das durch einen Mittelrisaliten und zwei flankierende Pavillons gegliedert wurde. Zwischen Corps de Logis und Hauptportal war ein Vorhof (Ehrenhof) angelegt, der von niedrigeren zweigeschossigen Flügeln umgeben war, die wiederum durch Eckpavillons akzentuiert wurden. Das Schloss wurde durch einen Graben und eine niedrige Umfassungsmauer von der Umgebung abgeschlossen.

Als der Kurfürst einige Jahre später seinen gesamten Hofstaat nach Potsdam holen wollte, war das Gebäude jedoch schon wieder zu klein. Bis 1671 erfolgte deshalb ein weiterer Ausbau, wobei auch eine Vielzahl von Bürgerhäusern abgerissen wurde, deren Besitzer erst Jahre später eine Entschädigung erhielten.[2]

Festigung als Stammsitz der Hohenzollern

Vom Bau des Fortunaportals bis 1740

Das um 1700 entstandene Fortunaportal
Siehe auch: Fortunaportal

Im Jahre 1688 war Kurfürst Friedrich III. seinem Vater auf den Thron gefolgt. Es begann eine Zeit, in der das Stadtschloss ein Ort rauschender Feste, pompöser Bälle und sogar eines Königstreffens wurde. Im Juli 1709, beim legendären „Dreikönigstreffen“ trafen sich hier die Könige von Sachsen, Dänemark und Preußen.[2]. Durch die Selbstkrönung Friedrichs III. zum König Friedrich I. in Preußen, 1700 in Königsberg, kam es jedoch auch zu sichtbaren äußeren Veränderungen am Schloss. Es entstand ein neues Eingangstor, dessen Figur auf der Spitze, die Fortuna, ihm den Namen „Fortunaportal“ gab.

1713 kam Friedrich Wilhelm I. an die Macht und sah sich den äußert schlechten Staatsfinanzen seines Vorgängers gegenüber. Er fasste den Entschluss, möglichst viele seiner Schlösser zu verkaufen und nur wenige zu behalten. Dazu zählte auch das Potsdamer Stadtschloss, wo nur ein Großteil des kostbaren Inventars verkauft wurde[3]. Fortan galt sein Interesse jedoch nicht mehr dem Schloss selbst, sondern dem noch wenig entwickelten Potsdam dahinter, das er zur Garnisonsstadt ausbauen wollte. Während neben völlig neuen Wohnquartieren auch drei Kirchen die Stadt bereicherten, begnügte man sich hier mit kleinen Reparaturen. Schließlich hatte der König es ja von vornherein nur als Wohnstätte seiner Familie angesehen und sich gegen jegliche Repräsentationsform ausgesprochen. So blieb es auch bei der Grundform aus der Zeit Friedrich I.

Friedrich II. und seine neue Residenz

1740 wurde Friedrich II. König von Preußen. In seinen ersten Amtsjahren nutzte er das Schloss Charlottenburg als Wohnort. Ab 1743 bezog er dann im Potsdamer Stadtschloss, östlich des Marmorsaals, eine Wohnung. Trotz Ausbesserungsarbeiten an der Fassade war Friedrich II. unzufrieden mit dem Gesamtbild des Stadtschlosses, daher engagierte er den Baron Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, welcher Zeichnungen für eine Umgestaltung anfertigte. Sie begannen 1744 mit dem Bau eines vorgezogenen Treppenhauses im Innenhof und sollten in Fassadenarbeiten münden. Nur kurze Zeit später wurde der Zweite Schlesische Krieg gewonnen. Friedrich II. drängte nun stärker darauf, seine Vorstellungen einer Residenz umzusetzen[4]. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit Knobelsdorff gelang es schließlich, sich auf ein einheitliches Bild, der komplett neuen Fassade, festzulegen, sodass alle Arbeiten bis 1751 planmäßig abgeschlossen werden konnten.

Von Desinteresse und Vorliebe für das Stadtschloss

Siehe auch: Friedrich Wilhelm IV. (Preußen)

1786 hatte die Ära nach Friedrich II. und damit auch neuer Bewohner des Stadtschlosses begonnen. Doch sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. konnte sich mit dem Gebäude nicht anfreunden. Schnell gab er seine Wohnung, in der Nordwestecke des Schlosses, an seine Söhne

Fotografie des Stadtschlosses von 1928, im Hintergrund die Kuppel der Nikolaikirche

Friedrich und Ludwig weiter, weil ihm das eigens gebaute Marmorpalais im Neuen Garten besser gefiel. Durch die Hochzeit mit der Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz verblieb die Wohnung dann endgültig bei Friedrich, der hier ab 1799 Umbauten durchführen ließ. Zwischen farbigen Wandbespannungen und in kleinen Nischen eingebauten Öfen, hielt sich das Paar, bis zum Tode Luises (1810), hier gerne auf.

Auch Friedrich Wilhelm IV. bewohnte während seiner Amtszeit (1840-1861) gerne das Stadtschloss. Seine Ideen zur Umgestaltung, insbesondere der Fassade zum Lustgarten, kamen aber, durch seine frühe Krankheit nicht mehr zur Ausführung. Unter seinen Nachfolgern ließ das Interesse an Potsdam deutlich nach. Ihre Wohnsitze befanden sich nun meist in Berlin, während das Schloss noch als Zweitwohnsitz diente. Aus Respekt vor dem Werk Friedrich II., wagte man es auch nicht mehr, seine Mitte des 18. Jahrhunderts entstandene Form zu verändern.

Vom Museum (1910) bis zum Theater (1990)

Frühjahrsparade vor Kronprinz Wilhelm am 31. Mai 1910 vor dem Stadtschloss in Potsdam

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Abdankung des Kaisers wurde das Stadtschloss nicht mehr zu kaiserlichen Zwecken genutzt. Bereits seit 1910 befand sich hier ein Museum, da das Interesse zu dieser Zeit deutlich abgenommen hatte. Weitere Nutzer waren das Arbeitsamt, die Stadtverwaltung und der Magistrat für seine Sitzungen. Des Weiteren wurden Räume an Künstler, Biographen oder an den Potsdamer Kunstverein vergeben. 1922 zog mit dem Garnisonsmuseum ein weiteres Museum in das Stadtschloss. Für Besucher stand das Stadtschloss, nach Anmeldung beim Pförtner, zu festen Besuchszeiten für Besichtigungen offen.

Der Gelbe Salon, Wohnraum Königin Luises, wurde 1932 rekonstruiert und 1945 zerstört.

Nach der Restaurierung und teilweisen Rekonstruktion der historischer Raumausstattungen zahlreicher Räume, wurde das Stadtschloss zu Pfingsten 1932 wieder für das Publikum geöffnet. Noch ahnte niemand, dass Potsdam, kurz vor Kriegsende 1945, zum Ziel mehrerer schwerer Luftangriffe werden sollte. Dabei brannten Stadtschloss, sowie weite Teile seiner näheren Umgebung bis auf die Außenmauern nieder. Nur wenige Teile der überaus kostbaren Innenausstattung waren zuvor in Luftschutzbunker oder andere Gebäude ausgelagert worden. Die gesamte im Schloss verbliebene Raumausstattungen ging hingegen durch den Brand unwiederbringlich verloren. Auch die Außenfassade des Schlosses hatte bei dem Angriff schwere Schäden erlitten. Sprengbomben hatten eine Schneise durch den Westflügel geschlagen und auch das Fortunaportal weitestgehend zerstört. Die restlichen Fassaden blieben hingegen, wenn auch durch den Brand beschädigt, fast in ihrer gesamten Ausdehnung noch bis in Höhe des Dachgesimses erhalten.

Vom Turm der Nikolaikirche in den Innenhof gesehen, 1928

In den 1950er Jahren tauchten erste Planungen zum künftigen Umgang mit dem Schloss auf. Trotz der relativ guter Substanz-Erhaltung - nach einem Baugutachten sollen über 80 Prozent der verbliebenen Mauern noch tragfähig gewesen sein - und einer Protestwelle aus der Bevölkerung, von Architekten, Kulturschaffenden und Künstlern kam 1959 der Beschluss zum endgültigen Abriss. Von November 1959 bis April 1960 erfolgte die systematische Sprengung der verbliebenen Reste des Stadtschlosses. Die dabei entstandenen Trümmer wurden zu großen Teilen zur Aufschüttung des nahegelegenen Lustgartens benutzt. Durch den Einsatz engagierter Bürger, konnten jedoch einige wertvolle Stücke der Fassade, unter anderem die Giebel der Kopfbauten zum Alten Markt, noch rechtzeitig geborgen werden. Um die Erinnerung an das Stadtschloss auszulöschen wurde nach dem Abriss die Umgebung des Stadtschlosses gezielt mit mehrspurigen Straßen überbaut und an Stelle des Stadtschlosses eine große Straßenkreuzung errichtet. Hierdurch verlor auch der im Westen des ehemaligen Schlosses gelegene Alte Markt stark an Bedeutung. Das einzige Gebäude in der näheren Umgebung, welches Bombenangriffe und Sprengungen mehr oder minder unbeschädigt überstanden hatte, war der ehemalige Marstall. Auch dieser sollte ursprünglich gesprengt werden, bieb jedoch aufgrund geänderter Stadtplanung erhalten.

Als eines der letzten Renomierprojekte der DDR wurde auf dem Areal des ehemaligen Stadtschlosses noch Ende der achtziger Jahre mit einem großen Theaterneubau begonnen. Nach der Wende 1989/1990 regte sich jedoch gegen diesen Bau zunehmend Widerstand. Zunächst wurden Bedenken laut, dass durch den Theaterneubau der Blick auf die Nikolaikirche versperrt werden könnte. Eigentlicher Grund des 1991 erfolgten Abrisses des noch im Rohbau befindlichen Theaters war jedoch, dass der Theaterneubau an Stelle des ehemaligen Stadtschlosses als eines der letzten Großprojekte des SED-Regimes bei Bevölkerung und Politik zunehmend unbeliebt geworden war. Stattdessen kam die Idee auf, das Stadtschloss als Wahrzeichen Potsdams und des Alten Preußens wiederaufzubauen.

Der Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses

Siehe auch: Landtag Brandenburg
Im Vorfeld des Baues des neuen Brandenburger Landtages finden archäologische Grabungen statt

Die Anstöße zum Wiederaufbau

Als mit dem Abriss des Theaterneubaues[5], 1991, das Areal des Stadtschlosses wieder zu einer freien Rasenfläche wurde, sollten jahrelange Diskussionen um eine Wiederbelebung der Potsdamer Mitte beginnen. Aus den Erfahrungen der DDR-Zeit folgernd, mehrten sich immer mehr Stimmen, die einen Wiederaufbau des Stadtschlosses am selben Ort, befürworteten. Für sie kam es als einzige Lösung in Betracht, die große Lücke im Stadtbild, zwischen dem Alten Markt, der Langen Brücke und der Breiten Str. wieder angemessen zu schließen. Es mangelte jedoch zunächst an einem tragfähigen Konzept sowohl für die Nutzung, als auch für die Finanzierung des Gebäudes. Auch der Umgang mit der großen Straßenkreuzung vor dem Hotel Mercure bereitete Probleme. Da sie auf einem Teil des Schlosskomplexes errichtet worden war, musste man erst daran denken sie zu verlegen, ehe man mit einer vollständige Rekonstruktion beginnen konnte. Bis zum Ende der neunziger Jahre kam es somit zwar zu einem Bekenntnis zum Stadtschloss und ersten ernsthafteren Planungen, konkrete Maßnahmen zu dessen Wiederaufbau erfolgten jedoch noch nicht.

Den Stein des Anstoßes sollte die Bundesgartenschau in Potsdam, 2001, liefern. Maßgeblichen Anteil daran hatten der Potsdamer Günther Jauch sowie weitere Sponsoren, die durch ihre Spende das Fortunaportal, das ehemalige Eingangstor des Schlosses, originalgetreu wiederherstellen ließen. Das Portal, welches 2002 fertiggestellt werden konnte, stellte eine sehr wichtige Marke in der Frage einer kompletten Rekonstruktion des Stadtschlosses dar. Es war das erste sichtbare Zeichen dafür, das dies keinen unrealistischen Plan darstellte.

Nun reiften weitere Ideen zur Nutzung des Stadtschlosses heran. Der mit ins Spiel gebrachte Vorschlag, den brandenburgischen Landtag hier anzusiedeln, wurde als einer der Besten fortan immer wieder diskutiert und dabei deutlich befürwortet. Schließlich ging es vor allem auch um die Frage, ob der Landtag sein derzeit genutztes Gebäude auf dem Brauhausberg sanieren sollte oder aber in einen Neubau investieren und dorthin somit umziehen sollte. Die Fokussierung lag zunächst noch auf einem Neubau in der Speicherstadt in Potsdam, am Havelufer, nur wenig deutete auf den Alten Markt als neuen Landtagssitz hin. Unabhängig davon ließ die Stadt Potsdam, den Grundriss des Stadtschlosses, erstmals seit dessen Abriss 1960, in archäologischen Grabungen systematisch untersuchen. Es gab Vermutungen, hier auf Relikte aus der Gründungszeit der Stadt zu stoßen. Später sollte dies noch einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der Stadtgeschichte beitragen.

Entscheidung zum Wiederaufbau, Kontroversen in der Stadtpolitik

Der Druck im Landtag wuchs in den kommenden Jahren, zu einer Entscheidung bezüglich einer Sanierung des maroden Landtagsgebäudes auf dem Brauhausberg zu kommen oder doch den Landtag in die Potsdamer Stadtmitte zu verlegen. Am 20. Mai 2005 fiel dann schließlich die Entscheidung: Bis 2011 soll ein neuer Landtag in den Um- und Aufrissen des historischen Potsdamer Stadtschlosses errichtet werden. Die Stadt Potsdam erhält die Aufgabe die nötigen Vorarbeiten durchzuführen und das Grundstück anschließend an das Land zu verkaufen. Über die Gestaltung des Gebäudes herrschte zunächst Unklarheit, lediglich ein Kostenrahmen von 80 Millionen Euro sollte eingehalten werden.

Als sich in den Vorplanungen immer stärker herausstellte, dass das Land nur ein geringes Interesse an einer Wiederherstellung der historischen Form des Stadtschlosses (u. a. Einhaltung des alten Grundrisses und der Fassaden) zeigte, drohte das Projekt des Wiederaufbaues zu scheitern. Auch im Potsdamer Stadtparlament zeigten sich große Probleme zu klaren Entscheidungen bezüglich des Stadtschlosses zu kommen, da keine Koalitionsbindung zwischen den Parteien vorlag. Es musste mit wechselnde Mehrheiten gearbeitet werden. Die Abstimmung über die Auslegung des ersten Bebauungsplanes geriet in der Folge zur Farce und scheiterte in zwei Anläufen. Es herrschte Ratlosigkeit. Sogar der lange beschlossene Standort des neuen Landtages, der Alte Markt, wurde wieder in Frage gestellt. Als letzten Ausweg zog man eine große Bürgerbefragung in Betracht, die im November 2006 durchgeführt wurde. [6]. Ein Stimmungsbild sollte aus der Bevölkerung eingeholt werden, welcher unter den vorgeschlagenen Standorten (insgesamt drei) der Richtige für den neuen Brandenburger Landtag sei. Weitere Meinungen, in Form von Nennung anderer Standorte wurden zugelassen, spielten letztlich aber keine bedeutende Rolle. Eine relative Mehrheit der Befragten sprach sich für den bereits anvisierten Standort Alter Markt aus. Die Stadtpolitiker fühlten in ihrer Position bestärkt und versuchten nun in einem dritten Anlauf den Bebauungsplan für das Stadtschloss zu beschließen, was dann auch gelang. Damit konnten die Planungen zu dessen Wiederaufbau in eine neue Phase eintreten. Die Position der Stadt Potsdam stand nun endgültig fest: Das Stadtschloss, in der Stadtmitte am Alten Markt, als zukünftiger Brandenburger Landtag, soll kommen. Mit dem Land Brandenburg, musste nun noch weiter über die Finanzierung, wie auch über die Gestaltung des Baues verhandelt werden.

Ein Neubau mit historischer Fassade

Teile der Fassade des Stadtschlosses 2008

Für den nun beschlossen Neubau des Schlosses hatte das Land Brandenburg zwar die Zuschüsse auf 110 Millionen Euro erhöht, die Gestaltung der Fassade und deren Finanzierung blieb jedoch weiterhin offen. Eine neu gegründete Bürgerinitiative kämpfte für die Wiederherstellung einer historischen Außenfassade am neuen Landtag, trotz der höheren Baukosten. [7]Dies beeindruckte Hasso Plattner, den Gründer der Hasso-Plattner-Stiftung derart, dass er sich entschied, für diesen Zweck 20 Millionen Euro zu spenden. Damit wurde dem Wunsch vieler Potsdamer Bürger entsprochen und eine moderne Fassade verhindert. In die Fassade sollen nun auch die von der Sprengung des Stadtschlosses verbliebenen ca. 600 Fragmente der Originalsubstanz - zum Teil große Originalskulpturen - wieder integriert werden. Bemerkenswert wird hierbei auch der Wiederaufbau der fast vollständig erhaltenen Marktfassaden des westlichen und östlichen Seitenflügels sein. Von den ehemals 76 Attikaskulpturen blieben 17 als Figuren erhalten, von weiteren 18 Skulpturen gibt es Fragmente. Einige der Skulpturen stehen heute auf dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin. [8] Im Inneren soll der zukünftige Landtag jedoch weitestgehend funktional und modern ausgestaltet werden.

Architektur

Größe und Wirkung des Stadtschlosses

Das Potsdamer Stadtschloss, gesehen in seiner ganzen Ausdehnung, um 1750

Das Stadtschloss erstreckte sich auf einer Fläche zwischen dem Alten Markt und dem Lustgarten und war das flächenmäßig größte Gebäude der Stadt Potsdam. Die Lage zwischen dem Stadtkern im Norden und der Havel im Süden machte es aus allen Richtungen zu einem markanten Gebäude, das zudem einen wichtigen Orientierungspunkt innerhalb der Stadt darstellte. Als Anfang des 18. Jahrhunderts unter Friedrich Wilhelm I. mehrere Stadterweiterungen vorgenommen wurden, die sich durch die ihre markante Schachbrettform auszeichneten, stellte das Schloss ein Novum dar. Es ragte schräg in die Stadt hinein, womit seiner Bedeutung, als Schnittpunkt der Straßenachsen, noch einmal eindrucksvoll unterstrichen wurde. Durch das Zusammenspiel mit den Gebäuden am Alten Markt war zudem einer der schönsten Plätze Europas entstanden.

Durch die erhebliche Ausstrahlung, die das Stadtschloss auf die Stadt ausübte, nicht zuletzt durch die Umbauten Friedrichs II. zu seiner Residenz, galt dessen Verlust für die Stadt als sehr schmerzhaft. Für viele Potsdamer ist dessen heutige Fläche nur eine Brache in der Stadtmitte, was den Wunsch nach einem Wiederaufbau wesentlich verstärkt. Die Tatsache, dass dieser Ort soviel Bedeutung besitzt, zeigt sich auch in kontroversen Diskussionen, insbesondere in der Frage, ob hier ein historisierender oder ein moderner Brandenburger Landtag errichtet werden soll.

Einzelnachweise

  1. Hans-Joachim Giersberg, Hartmut Knitter: Aus der Geschichte Potsdams. In: Potsdam Atlas, VEB Tourist Verlag (1978). S. 9
  2. a b c Elke Kimmel, Ronald Oestereich: Potsdam im Dreißigjährigen Krieg und als Residenz der Hohenzollern. In: Potsdam Eine kurze Stadtgeschichte. S. 19,20,24
  3. Hans-Joachim Giersberg: Die Zeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. In: Das Potsdamer Stadtschloss. S. 51
  4. Hans-Joachim Giersberg: Die Residenz Friedrich des Großen In: Das Potsdamer Stadtschloss. S. 62
  5. Internetseite des Hans-Otto-Theater Potsdam, unter dem Punkt Theater/Historie wird über dieses Ereignis berichtet [1]
  6. Bürgerbefragung verfassungswidrig?
  7. Internetseite der Initiative "Mitteschön", die sich für einen Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschloss mit historischen Fassaden einsetzt[2]
  8. Katalog zur Restaurierung und Wiederverwendung des Skulpturenschmuckes des ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses, August 2007 (pdf)

Quellen

Bücher

Das Potsdamer Stadtschloss (Hans-Joachim Giersberg)

Potsdam, Eine kurze Stadtgeschichte (Elke Kimmel, Ronald Oesterreich)

Internet (Weblinks)

52.39472222222213.0605555555567Koordinaten: 52° 23′ 41″ N, 13° 3′ 38″ O


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