Portus Dubris

Portus Dubris
Die Sachsenküstenkastelle um 380 n.Chr.
Der heute noch gut erhaltene Leuchtturm von Portus Dubris
Römischer Ziegel mit der Ritzzeichnung eines Leuchtturmes (Dover?), British Museum

Portus Dubris (auch: Dubris) war der antike lateinische Name von Dover in England. Der Ort erscheint bei Claudius Ptolemäus als Portus Novus und liegt an einer Bucht an der Mündung des Dour. Portus Dubris war Haupthafen für den Schiffsverkehr der Britannien mit dem Kontinent verband, wobei Gesoriacum (Boulogne-sur-Mer) der Zielhafen auf der gallischen Seite war. Portus Dubris beherbergte auch einen Großteil der britannischen Provinzflotte, die Classis Britannica.

Inhaltsverzeichnis

Kastell

Das Römerkastell, einer der beiden Hauptbasen der Classis Britannica, liegt direkt unter dem Zentrum des heutigen Dover. Zwei begrenzte Grabungskampagnien vermittelten einen ungefähren Eindruck vom Aussehen und Ausbreitung der Anlage. Sie war mit Sicherheit rechteckig da am Süd- und Westwall jeweils ein Winkel von 90 Grad beobachtet wurde.

Bei der Ausgrabung präsentierten sich die spätantiken Mauern in einem sehr guten Erhaltungszustand. Es konnten mehrere Ausbauphasen des Lagers unterschieden werden. Die Mauern wurden hauptsächlich aus Kalk- und Tuffstein erbaut, der wahrscheinlich größtenteils aus wiederverwendetem Material eines Kastells aus dem 2. Jahrhundert stammt. Die Dicke der Mauern liegt zwischen 2,3 und 2,6 Metern. Mit vier Metern ohne Mauerkrone sind die Mauern relativ niedrig. Diese wurden durch eine Erdrampe abgestützt und verstärkt. Abgesehen von einer geringfügigen Abstufung im Fundament der Außenseite konnte man sonst keinerlei Besonderheiten finden. Vor der Mauer verlief ein breiter, V-förmiger Wehrgraben.

Insgesamt konnten sechs vorkragende halbrunde Türme, in Intervallen von 23 bis 30 Metern festgestellt werden. Dabei wurden zwei Typen identifiziert: manche waren in die Mauer integriert, andere nachträglich angebaut worden, als man feststellen musste, dass die Abstände zwischen den ursprünglichen Türmen viel zu groß waren. Auch beim Baumaterial unterscheiden sich die zwei Turmtypen. Die ursprünglichen Türme bestehen aus Kalk- und Tuffstein. Die später hinzugefügten Türme wurden aus Flintbruchstein errichtet und enthalten eingesetzte Ziegelbänder.

Portus Dubris wurde um 270 aufgegeben. Am Beginn des vierten Jahrhunderts wurde ein sogenanntes Sachsenküstenkastell auf den Resten des Lagers errichtet. In dieser Zeit gab es verstärkte Bestrebungen der Sachsen, auf die Insel zu gelangen und es entstand eine Kette von Festungen am Meer. Dieses Fort nimmt keinerlei Rücksicht auf ältere Strukturen und deutet an, dass es zwischen dem Hafen und der spätantiken Festungsanlage keine Siedlungskontinuität gab. Die Mauern dieser Festung umwehrten auch einige zivile Bauten.

Hafen

Der Hafen wurde um das Jahr 50 gegründet, obwohl es hier schon frühere Besiedlungsspuren gibt. Er war relativ klein, hatte eine hölzerne Kaimauer und bestand hauptsächlich aus einem rund 90 m² großen Militärlager, in dem wohl Flottenangehörige untergebracht waren, einer Mansio nördlich davon und einer kleinen Zivilsiedlung, deren Ausmaße bis heute nicht genau bekannt sind. Obwohl einige größere Steingebäude und auch ein Bad nachgewiesen werden konnten, scheint die Siedlung nie städtischen Charakter gehabt zu haben. Schon früh wurden auch zwei Leuchttürme auf den beiden Hügeln, die den Hafen flankierten, errichtet. Der östliche davon ist noch heute gut erhalten. Nördlich des Kastells fand man ein kleineres ummauertes Gebäude, dessen Funktion unbekannt ist. Während in Britannien viele natürliche Häfen durch Verlandung verlorengingen und zum Teil heute weit im Inland oder nur mehr Schatten ihrer selbst sind konnte Dover durch alle Jahrhunderte seine Stellung als wichtiger Wirtschafts- und Reisehafen bewahren.

Mansio

Nördlich des Militärlagers stand ein großes Gebäude, das mehrmals umgebaut wurde. Seit mindestens 160 n. Chr. diente es als Mansio. Die Teile des Baues, die in der letzten Ausbauphase um 200 entstanden, sind besonders gut erhalten, da in der Spätantike die Mauern des Kastells Teile des Gebäudes überdeckten und dadurch schützten. Bei Ausgrabungen konnten vor allem gut erhaltene Wandmalereien entdeckt werden.

Literatur

  • Excavations of the Roman Forts of the Classis Britannica, Dover 1970-77, 1981
  • Brian Philp: The Roman House with Bacchic Murals at Dover, Kent 1989
  • Nic Fields, Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500, (Fortress 56, Osprey Books, Dezember 2006)

Weblinks

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