Pont Notre-Dame

Pont Notre-Dame
Pont Notre-Dame, 2010

Der Pont Notre-Dame ist eine Brücke, die in Paris den großen Arm der Seine überspannt und den quai de Gesvres auf der Rive Droite mit dem quai de la Corse auf der Seineinsel Île de la Cité verbindet. Die Brücke gilt (wenn auch nicht in der heutigen Form) als die älteste von Paris. An ihrem Platz bestand bereits seit der Antike eine Brücke, welche aber mehrmals zerstört und neu aufgebaut wurde. Als älteste, heute noch unversehrte Brücke von Paris, gilt der Pont Neuf.

Inhaltsverzeichnis

Charakteristik

Pont Notre-Dame, 2006
  • Bauart: Bogenbrücke
  • Baujahr: 1910–1914
  • Architekten: Aron, Jean Drogue, Jean Résal, Retraint, Binet
  • Länge: 105 Meter
  • Bogenhöhe: 20 Meter
  • Material: Stahl und Stein
48.8561111111112.3486111111111

Geschichte

Bereits zur keltischen Zeit befand sich an der fraglichen Stelle ein Übergang aus Holz, welcher den großen Arm der Seine überspannte und die heutige Rue de la Cité mit der Rue Saint-Martin verband. Als sich Titus Labienus im Jahr 52 v. Chr. mit seinen Truppen der Stadt näherte, zerstörten die Parisii diese Brücken, um dem Gegner das Übersetzen und die Einnahme der Stadt Lutetia zu erschweren.

Die Römer bauten die Brücke in Stein wieder auf und schützten sie durch ein Kastell an der Nordseite. Sie wurde zu einem zentralen Bestandteil der Straße von Soissons nach Orléans, welche einen Teil der Verkehrsachse des Cardo von Lutetia bildete. Nur wenige Meter nördlich zweigten zudem die Straße nach Melun und die Route in die Champagne (→ Rue Saint-Antoine) ab.

Wie stark die römische Brücke unter den wiederholten Angriffen der Normannen und insbesondere unter der Belagerung von Paris in den Jahren 885 und 886 litt, ist nicht genau bekannt. Jedenfalls wurde sie aufgegeben und es entstand nur 150 Meter stromabwärts eine neue Brücke, die den schlichten Namen Grand-Pont erhielt und an der Stelle der heutigen Pont au Change stand. Die Cardo von Lutetia war damit unterbrochen. Die antike Brücke wurde später durch einen Steg ersetzt, welcher Pont des Planches de Milbray genannt wurde. Diese Anlegebrücke, auf der eine Mühle stand, reichte anfänglich nicht einmal mehr bis zur Seineinsel und diente den Fischern als Ponton.

1406 wurde die Pont des Planches de Milbray bei einer Überschwemmung weggeflutet. Darauf ließ König Karl VI. 1413 an derselben Stelle eine neue Brücke bauen, die nun zum ersten Mal den Namen Pont Notre-Dame erhielt, weil sie zur im Jahre 1345 vollendeten gotischen Kathedrale Notre Dame von Paris führte(e). Es handelte sich dabei um eine stabile Holzkonstruktion, die mit 65 Häusern, welche der Dekoration und der Vermehrung der Einkünfte der Stadt dienen sollten, überbaut wurde. Für die Planung und Ausführung waren die Stadtwerkmeister für Maurer und Zimmerarbeiten verantwortlich. Die Spannweite der Brücke von ca. 115 m (59 Toises) war in siebzehn Pfahlwerkreihen geteilt. Die erwähnten Häuser wurden zum ersten Mal in der Stadtbaugeschichte mit Hausnummern versehen. Am 25. Oktober 1499 kurz vor neun Uhr am Morgen, stürzte König Karls Holzbrücke ein, vermutlich weil der Unterhalt vernachlässigt wurde.

Dieses Gemälde von Nicolas-Jean-Baptiste Raguenet aus dem Jahre 1756 vermittelt einen Eindruck von den Aufbauten der alten Brücke.

Der Wiederaufbau erfolgte in Stein und begann im Jahre 1500. Mit sechs markanten Bögen überspannte die vom Architekten Jean Joconde entworfene und vom Stadtwerkmeister Jean de Felin erbaute Brücke den großen Seinearm. Im Jahre 1507 konnte die neue Brücke eingeweiht werden und 1512 waren auch die 68 Wohnungen und Verkaufsläden auf der Brücke bezugsbereit. Die Aufbauten, die wiederum mit Hausnummern versehen waren, entwickelten sich rasch zu einem kommerziellen Zentrum der Stadt und die symmetrische Straßenanlage diente als Vorbild für viele spätere Platzanlagen von Paris, wie z.B. die Place Royale (seit der großen Revolution die Place des Vosges genannt) oder die Place Dauphine. 1660 wurde die Brücke renoviert und anschließend zu Ehren der Ankunft von Maria Theresia von Spanien in Paris, die nach dem Pyrenäenfrieden den französischen König Ludwig XIV. geheiratet hatte, feierlich geschmückt. Aus sanitären und baustatischen Gründen wurden die Aufbauten der Brücke 1786 abgerissen.

Dieser Stich von 1978 vermittelt einen Eindruck des Pont Notre-Dame kurz nach seiner Einweihung im Jahre 1919. Im Hintergrund die Place de l'Hôtel-de-Ville.

1853 wurde auf den alten Fundamenten eine neue Brücke errichtet, diesmal allerdings nur mit fünf Bögen. Wegen einer Vielzahl von Schiffsunfällen (allein 35 zwischen 1891 und 1910) wurde sie im Volksmund Pont du Diable (Teufelsbrücke) genannt. Um die Schifffahrt und den Wasserfluss zu erleichtern, wurden die drei mittleren Bögen darauf entfernt und die Brücke selbst durch eine einzigartige Metallkonstruktion ersetzt. Dieser Bau von Jean Résal, der bereits den Pont Mirabeau und den Pont Alexandre III konzipiert hatte, wurde 1919 vom Staatspräsidenten Raymond Poincaré eingeweiht und steht in unveränderter Form noch heute.

Lage

Der Pont Notre-Dame befindet sich im IV. Arrondissement von Paris in der Nähe der Métrostation Pont Marie und verbindet den Quai de Gesvres mit dem Quai de la Corse.

Position der Brücke an der Seine
Stromabwärts:
Pont au Change
Paris-Ponts-NotreDame.png Stromaufwärts:
Pont d’Arcole

Literatur

  • Mislin, M., Die überbaute Brücke: Pont Notre Dame. Baugestalt und Sozialstruktur, Haag + Herchen Verlag, Frankfurt, 1982, Vorwort: J. Posener, ISBN 3-88129-450-3
  • Mislin, M., The Planning and Building Process of Two Paris Bridges in the Sixteenth and Seventeenth Century: The Pont Notre Dame and Pont Marie, in: Second International Congress on Construction History, Cambridge, 2006, Vol. 2, p. 2223-2239, ISBN 0-7017-0205-2

Kunst

  • Nicolas-Jean-Baptiste Raguenet: La joute de mariniers entre le pont Notre-Dame et le Pont-au-Change, Ölgemälde, 1756
  • Charles Meryon: L'Arche du pont Notre-Dame, Radierung, 1856

Siehe auch

Weblinks


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