Pont-Saint-Martin (Brücke)

Pont-Saint-Martin (Brücke)
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Pont-Saint-Martin
Pont-Saint-Martin
Pont Saint Martin - eine der größten, ältesten und besterhaltenen Brücken der Antike ...
Überführt Verbindung PoebeneGallien
Querung von Lys
Ort Pont-Saint-Martin (Italien)
Konstruktion Segmentbogenbrücke mit Keilsteingewölbe
Breite 5,8 m
Anzahl der Öffnungen 1
Lichte Weite 36,65 m oder 31,4 m
Bogendicke (Scheitel) 1,03 m
Pfeilverhältnis 3,3 zu 1
Bogenschlankheit 34 zu 1
Bauzeit Zeit des Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.)
Pont-Saint-Martin (bridge), Aosta Valley, Italy. Pic 01.jpg
... und eine der kühnsten: die Unterseite des Bogengewölbesp1

Die Pont-Saint-Martin (dt. Sankt-Martin-Brücke) ist eine römische Segmentbogenbrücke in der gleichnamigen Ortschaft im Aostatal (Italien).[1] Die Einbogenkonstruktion gehört mit einer Spannweite von ca. 36 m (anderen Angaben zufolge: 31,4 m)[2] und einer Gewölbedicke von nur rund einem Meter zu den größten und kühnsten Brückenbauten der Antike.[3][4] Die Pont-Saint-Martin dient seit mehr als zweitausend Jahren dem Verkehr.[3]

Inhaltsverzeichnis

Verkehrslage und Datierung

Die Pont-Saint-Martin liegt in der gleichnamigen Gemeinde eingangs des Aostatals, in der sie über den Gebirgsbach Lys führt, kurz bevor dieser in den Fluss Dora Baltea mündet.[3] Die Brücke war Teil einer transalpinen Römerstraße durch das Aostatal, die über den Großen und Kleinen St. Bernhard nach Gallien lief und im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. im Zuge der römischen Expansion über die Alpen schrittweise ausgebaut wurde.[3] Die Errichtung der heute stehenden Brücke dürfte in die Zeit des Augustus fallen, der nach der Einnahme der Stadt Aosta 25 v. Chr. und ihrer Neugründung als römische Kolonie Augusta Praetoria das lokale Straßensystem von Grund auf erneuern ließ.[3] Das Fundament aus behauenen Steinquadern, das sich deutlich von der darüberliegenden Bruchsteinverkleidung abhebt, hat Anlass zu der Vermutung gegeben, dass ein Vorgängerbau mit ähnlich großer Spannweite bereits 141 oder 120 v. Chr. beim Bau der ersten Militärstraßen im Tal errichtet worden sein könnte, aber aufgrund der damals noch nicht ausgereiften Betontechnik nicht lange Bestand gehabt hatte.[3]

Konstruktion

Die Pont-Saint-Martin hebt sich bautechnisch durch eine Reihe besonderer Merkmale von der typischen Römerbrücke ab, namentlich durch ihre ungewöhnlich große Spannweite und den äußerst dünnen Gewölbebogen, der überdies kreissegmentförmigen Charakter besitzt.[3][4]

Die lichte Weite der Brücke beträgt ca. 36,65 m (oder 31,4 m), womit das Bauwerk auf jeden Fall zu den größten noch stehenden Römerbrücken zu zählen ist.[3] Die Breite beträgt 5,8 m, wobei die beidseitige Brüstung den Fahrweg auf 4,6 m verengt.[3] Die Höhe von den Kämpferpunkten bis zur Fahrbahnoberfläche erreicht 12 m und bis zum oberen Ende der Brüstung 13,6 m.[3]

Die Pont-Saint-Martin gehört zu den wenigen bekannten Flachbogenbrücken der Antike: die Bogenmitte liegt 5,8 m unterhalb der Kämpfer, wodurch das Tonnengewölbe einen Kreisausschnitt von 144 Grad beschreibt.[5] Mit einem Verhältnis von lichter Spannweite zu Stichhöhe von ca. 3,3 zu 1[1] weicht die Brücke recht klar von der typischen römischen Halbkreisbogenbrücke ab, bei der lediglich zwei Längenmeter durch einen Höhenmeter gewonnen wurden. Das flachere Bogenprofil bewirkte eine Materialersparnis in der Vertikalen, machte aber auch stärkere Widerlager an der Uferböschung notwendig, um den höheren Seitenschub aufzufangen. Die Nachbarschaft zur Pont de Pierre in Aosta, die sich auf dem gleichen Straßenabschnitt befindet und ebenfalls unter Augustus gebaut wurde, könnte auf eine lokale Verdichtung der Segmentbogentechnik schließen lassen.[1]

Der besondere Charakter der Pont-Saint-Martin wird auch an ihren 71 tragenden Keilsteinen[3] erkennbar, die nur eine sehr geringe Dicke von ungefähr 1,03 m aufweisen.[4] Laut dem Ingenieur Colin O’Connor ist das Verhältnis von Bogendicke zu lichter Spannweite der wichtigste Parameter beim Bau von Steinbogenbrücken.[5] Römische Baumeister verfolgten gewöhnlich einen eher konservativen Ansatz und vermieden bei größeren Brücken Gewölbestärken, die weniger als 1/20 der Spannweite betrugen.[6] Dieser Wert sinkt bei der Pont-Saint-Martin auf kühne 1/34 ab, was unter den mehr als vierzig von O'Connor untersuchten Römerbrücken unübertroffen blieb.[7]

Weitere erhaltene Römerbrücken im Aostatal sind die Pont de Pierre und die Pont d’Aël.

Einzelnachweise

  1. a b c O’Connor (1993), S. 171
  2. Frunzio, G. et al. (2001), S. 592
  3. a b c d e f g h i j k O’Connor (1993), S. 89f.
  4. a b c O’Connor (1993), S. 169 (Abb. 140)
  5. a b O’Connor (1993), S. 167
  6. O’Connor (1993), S. 170
  7. O’Connor (1993), S. 170f.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Pont-Saint-Martin (Brücke) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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