Pomoranen

Pomoranen

Die Pomoranen waren ein slawischsprachiger Stamm, der im Norden des heutigen Polens siedelte.

Seit dem 6. und 7. Jahrhundert sind westslawische Stämme an der unteren Oder bekannt. Ob eine restgermanische Besiedlung aus der Zeit der Völkerwanderung noch vorhanden war, ist strittig. Die später so genannten Pomoranen sind im frühen 7. Jahrhundert wahrscheinlich aus dem Karpatenvorland und dem Gebiet der oberen Oder eingewandert.[1]Die pomoranischen Siedlungsgrenzen waren um 900 die Flüsse Oder im Westen, Weichsel im Osten und Netze im Süden. Mitte des 9. Jahrhunderts werden die Prissani und Velunzani beim Bayrischen Geographen genannt, die vermutlich mit Stämmen um Pyritz und Wollin zu verbinden sind.

Der Name Pomoranen taucht 997 mit der Erwähnung eines „dux Pomorie“ und 1046 mit der eines „Zemuzil [dux] Bomeraniorum“, zugleich der ersten namentlichen Nennung eines Herzogs der Pomoranen,[2] in den Quellen auf und wurde vielleicht von Pol(an)en geprägt, die ihre nördlichen Nachbarn als die am Meer wohnenden bezeichneten (polnisch po morze = am Meer). Er wurde von pomoranischen Fürsten jedoch erst später akzeptiert.

Ende des 10. Jahrhundert gliederte Herzog Mieszko I. von Polen oder sein Sohn Boleslaw I. das Küstenland zwischen Oder- und Weichselmündung seinem Herrschaftsbereich ein, von dem sich die Pomoranen zwischen 1005 und 1013, zur Zeit der Polenfeldzüge des deutschen Königs Heinrich II., wieder lösen konnten. In die Zeit der polnischen Herrschaft gehörte im Jahr 1000 die Bildung eines Bistums in Kolberg unter Bischof Reinbern, das dem Erzbistum Gnesen untergeordnet war. Das Bistum blieb aber eine folgenlose Episode, da bereits 1005/1007 die Pomoranen die Herrschaft des Boleslaw I. Chrobry wieder abschütteln konnten[2] und Reinbern Pommern verließ.

Um 1123/24 unterwarf der – seit 1122 wieder Polen unterstehende – Pomoranenfürst Wartislaw I. auch Gebiete westlich der Oder auf ursprünglich liutizisches Gebiet. Die Pomoranen wurden auf Bestreben des Fürsten durch den später heilig gesprochenen Bischof Otto von Bamberg in zwei Missionsreisen, 1124 (östlich der Oder) und 1128 (westlich der Oder) christianisiert. 1140 wurde das Bistum Wolin, dass direkt dem Papst unterstand, durch Innozenz II. bestätigt.[3] Um 1176 wurde es, während der pommersch-dänischen Kriege, nach Kammin verlegt.

Es gab in Pommern immer mindestens zwei Machtzentren, eines in der Nähe der Oder, eines in der Nähe der Weichsel. Ab dem Jahre 1164 nahmen die westlichen pomoranischen Fürsten aus dem Haus der Greifen ihr Land vom Sachsenherzog Heinrich dem Löwen zu Lehen, damit kam das spätere Herzogtum Pommern unter deutschen Einfluss. Der östliche, zur Weichsel hin gelegene Teil des pomoranischen Siedlungsgebietes kam unter polnische Hoheit. Bedingt u.a. durch die Entvölkerung ganzer Gebiete durch die Kriege des 12. Jahrhunderts (innerostseeslawische Kriege, Wendenkreuzzug, dänische Invasionen) förderten die pommerschen Herzöge die deutsche Ostsiedlung und traten 1181 dem Heiligen Römischen Reich bei. Die eingesessenen Pomoranen sowie die Anfang des 12. Jahrhunderts unterworfenen Slawen westlich der Oder wurden in den folgenden Jahrhunderten zum größten Teil in die von deutschen Siedlern dominierte neue Gesellschaftsordnung integriert (siehe auch Germanisierung). Letzte Überbleibsel der slawischen Pomoranen sind die Kaschuben, die noch heute die ehemaligen Landkreise Stolp, Lauenburg, Bütow, Schlochau, Konitz, Berent, Karthaus, Neustadt und Putzig bewohnen.

Fußnoten

  1. Johannes Hinz: Pommern. Lexikon. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-185-6, S. 242.
  2. a b Roderich Schmidt: Das historische Pommern. Personen - Orte - Ereignisse. Böhlau, Köln Weimar Wien 2009, ISB 978-3-41220436-5, S. 101–102 (Google bücher).
  3. Roderich Schmidt: Das historische Pommern. Personen - Orte - Ereignisse. Böhlau, Köln Weimar Wien 2009, ISB 978-3-41220436-5, S. 108 (Google bücher).

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