Polysius

Polysius
Polysius in Neubeckum

Die Polysius AG ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in Neubeckum, Westfalen. Es baut Anlagen und Maschinen für die Zement- und Mineral-Industrie. Die Polysius AG gehört zum Thyssen-Krupp-Konzern.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte

Die Firma wurde in Dessau gegründet: Um Ostern 1859 eröffnete der Schlossermeister Andreas Ernst Gottfried Polysius mit einem Lehrling eine Werkstatt in Dessau und legte mit der Schlosserei und der Fabrikation von Geldschränken den Grundstein für das heutige Unternehmen. Am 23. Mai 1870 gründete er die G. Polysius Eisengießerei und Maschinenfabrik, die sich mit selbstkonstruierten und leistungsstarken Mühlen in der damals noch jungen Baustoff-Industrie etablierte. Neben Geldschränken wurden Göpel und Schüttelsiebe gebaut.

Neben landwirtschaftlichen Maschinen produzierte Polysius auch Getreidemühlen, Brauerei- und Brennereianlagen. Besonders engagierte er sich in der aufstrebenden Rübenzuckerindustrie. Polysius spezialisierte sich fortan auf Zerkleinerungs- und Aufbereitungsmaschinen. Bedeutend wurde insbesondere der Bau von Zementwerken. Nach Polysius' Tod führten seine Söhne Otto und Max Polysius die Firma erfolgreich fort. 1898 konstruierte und fertigte man den ersten Zement-Drehrohrofen in Europa. 1907 wurde die erste komplett von Polysius geplante Zementfabrik erstellt. 1912 folgte der Bau des Werkes Jesabruch für den Prüssing-Konzern.

Ende der 1920er Jahre entwickelte Dr. Georg Lellep zusammen mit seinem Mitarbeiter Dipl.-Ing. Bernd Helming unter dem Namen LEPOL® ein Verfahren, das die herkömmliche Zementherstellung revolutionierte. LEPOL® erschloss einen deutlich besseren Zement-Brennprozess im Drehofen und reduzierte den Brennstoffverbrauch um ein Drittel.

Entwicklung nach dem Krieg

Nach Ende des zweiten Weltkriegs begann Polysius 1946 wieder in Dessau. Gleichzeitig gründeten Bernd Helming und Dr. Curt Prüssing, ein Schwiegersohn von Max Polysius, in Beckum die Westpol GmbH, die drei Jahre später in Polysius GmbH umfirmiert wurde. Dr. Prüssing und Bernd Helming bildeten auch nach der späteren Umwandlung der GmbH in eine AG den Vorstand. Die Dessauer Fabrik wurde 1946 von der russischen Verwaltung enteignet und später zum VEB Zementanlagen umfirmiert.[1]

Bereits 10 Jahre nach dem Neubeginn beschäftigte Polysius 600 Mitarbeiter im In- und 100 im Ausland. 1971 erwarb die Essener Fried. Krupp GmbH die Kapitalmehrheit an Polysius. 1992 Integration der Krupp Polysius AG in die Krupp-Anlagenbau-Sparte - eine Konzernstruktur der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp. 140 Jahre nach Firmengründung, im Jahr 1999, erfolgte die Fusion mit dem Thyssen-Konzern zur ThyssenKrupp AG. Polysius ist Teil des internationalen Unternehmensbereichs ThyssenKrupp Technologies.

Seit 1946 bis heute befindet sich die Zentrale der Polysius AG im westfälischen Neubeckum. Durch Zukäufe verstärkte sich Polysius auf den Sektoren Kalköfen (Maerz AG in Zürich) und Services (AC Equipment Corp., USA). Am Standort Neubeckum beschäftigt Polysius ca. 1300 Mitarbeiter; die weltwelte Belegschaft der Polysius-Gruppe mit Planungsgesellschaften in Südfrankreich, Mexiko, Brasilien, Argentinien, USA, Südafrika, Indien, Malaysia, Singapur und China umfasst ca. 2000 Mitarbeiter. Am Standort in Neubeckum befindet sich eine für Engineering-Unternehmen außergewöhnliche eigene Großteile-Fertigung für Schwerpunkt-Komponenten der Wärme-, Mahl- und Dosiertechnik mit ca. 150 produzierenden Mitarbeitern. Am Standort in Pimpri/Poona, Indien besteht mit einer eigenen Planungs-Tochtergesellschaft Zugriff auf die indische Fertigung mit ca. 4000 Mitarbeitern. 2010 geht eine weitere Fertigung bei Shanghai in Betrieb.

Im Oktober 2009 wurde das 150-jährige Firmenjubiläum mit dreitägigen Festlichkeiten in Neubeckum begangen.[2]

Produkte

Maschinen und Aggregate

  • Lagerungs- und Homogenisiertechik (Längs- und Rundmischbetten, Bandabsetzer, Portalkratzer, Seitenkratzer, Silos für Rohlmehl, Zement und Kohlestaub)
  • Rollenmühlen (Walzenschüsselmühlen) für Kalkstein-Rohmehle, Zement und Feinstaubbrennstoffe
  • Gutbett-Walzenmühlen (Rollenpressen)
  • Kugelmühlen
  • Sichter (Klassierungs- und Separationstechnik)
  • Autogen- und Semiautogen-Mühlen für die Minerals-Industrie
  • Zyklonvorwärmer
  • Calcinatoren
  • Zwei- und Dreistützenöfen mit Zahnkranzantrieb
  • Zweistützen-Drehrohröfen mit Laufrollenantrieb
  • Klinkerkühler
  • Dosiersysteme

Automation

  • Laborautomationssysteme
  • Prozessrechner-Systeme

Anlagen

  • Mahlanlagen
  • Drehofenanlagen
  • Kalzinieranlagen
  • Zementproduktionslinien
  • Schlüsselfertige Gesamtanlagen
  • Umbauten und Leistungssteigerungen von Zement-Anlagen der Wärmetechnik und Mahltechnik
  • Anlagen zur Verarbeitung und Anreicherung von Erzen
  • Umwelttechnologie

Literatur

  • Polysius 1859-1959. Vom Schraubstock zum Großmaschinenbau. Neubeckum 1959
  • Dr. M. Knieriem, 150 Years Engineering made by Polysius, Firmengeschichte der Polysius AG, deutsch/englisch
  • Renate Köhne-Lindenlaub: Polysius, Maschinenfabrikanten. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 611 f.

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Brief der sowj. Militärverwaltung an die Inhaberin, Exponat in der firmengeschichtlichen Ausstellung im Kommunikationszentrum der Polysius AG, Neubeckum
  2. 150 Years Engineering made by Polysius, Buch zur Firmengeschichte der Polysius AG, deutsch/englisch, Dr. Michael Knieriem

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