Pleikershof

Pleikershof
Pleikershof
Koordinaten: 49° 26′ N, 10° 53′ O49.43972222222210.875277777778360Koordinaten: 49° 26′ 23″ N, 10° 52′ 31″ O
Höhe: 360–369 m ü. NN
Postleitzahl: 90556
Vorwahl: 09103
Karte

Lage Pleikershof im Landkreis Fürth

Pleikershof ist ein Ortsteil des Marktes Cadolzburg im mittelfränkischen Landkreis Fürth.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Landgut liegt auf einer Geländestufe nördlich des Biberttales zwischen den Ortschaften Weinzierlein, Steinbach und Wachendorf. Er ist von Äckern umgeben, die wiederum fast komplett von umliegenden Wäldern eingefasst sind.

Geschichte

Vermutlich existierte der Pleikershof schon vor der Gründung des Erzbistum Bamberg, die erstmalige urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahr 1334 als ein Friedrich von Lebsingen „acht Joch Feldacker in Bleicksdorf“ vom Bischof von Würzburg als Lehen erhielt. Aus dem 17. Jahrhundert ist überliefert, dass „das Hofhäuslein stehet zwar, sonst ist aber noch alles öd.“[1]

1730 wurde der Hof an einen Michael Schadmann übergeben, laut Vertrag „mit einem Pferd, zwei Ochsen, zwei Kühen, einer Schaufel, zwei Eggen und einem Keil“. Einige Jahre später brannte der Hof ab. Beim Wiederaufbau unterstützten Gemeinde und benachbarte Bauern den Besitzer Georg Egerer mit Getreide, Brot und Bier. Später ließ ein Nürnberger Fabrikant eine Villa errichten. Der Hof kam nach dem Ersten Weltkrieg in den Besitz eines Oberpfälzer Landwirts, der das Gut im Dezember 1936 an Julius Streicher verkaufte.[1]

Streicher-Hof

Da Streicher der Pleikershof nicht fränkisch genug aussah, ließ er das alte Gebäude fast vollständig abtragen, um ein modernes Mustergut errichten zu lassen. Der Hof wurde überregional als Streicher-Hof bekannt. Als im Februar 1940 Streicher, der bis dahin Gauleiter von Franken und Obergruppenführer der SA war, unter anderem wegen Korruption verboten wurde, das circa 15 km entfernte Nürnberg zu betreten, wurde er von Adolf Hitler auf das Landgut verbannt.[1][2].

Displaced-Persons-Lager

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird der Pleikershof durch die amerikanische Militärregierung beschlagnahmt. Von Juli 1945 an beziehen vorübergehend ukrainische und russische Wissenschaftler eines landwirtschaftlichen Instituts das Gut, müssen es aber für jüdische Displaced Persons wieder räumen. Zwischen Dezember 1945 und Jahreswechsel 1948/49 befand sich auf dem Hof der Kibbuz Nili[3], dort sollten sich angehende jüdische Auswanderer sammeln, die bevorstehende Staatsgründung Israels abwarten und erhielten dabei eine landwirtschaftliche Ausbildung durch örtliche Landwirte.[1]

nach 1948

Flüchtlinge aus Lettland, Polen und Tschechien bewohnten im Anschluss den Hof, ab 1950 folgten deutsche Umsiedler. Der Hof wurde anschließend an eine schlesische Saatzüchterfamlie verpachtet und wurde 1959 geteilt und gelangte in Privatbesitz.[1] Im Zuge der Gebietsreform kam der Pleikershof als Ortsteil der Altgemeinde Steinbach zum Markt Cadolzburg.

Literatur

  • Jim G. Tobias: Der Kibbuz auf dem Streicher-Hof. Die vergessene Geschichte der jüdischen Kollektivfarmen 1945-48. Begleitbuch zur Ausstellung. Antogo-Verlag, Nürnberg, 1997. 95 S. ISBN 3980663612

Einzelnachweise

  1. a b c d e Corinna Anton: Von süßen Früchtchen und einem Hofhäuslein. In: Fürther Landkreisnachrichten. Bruno Schnell, 30.1, abgerufen am 30.12.
  2. http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/StreicherJulius/index.html
  3. Helga Krohn, Gudrun Maierhof (Hrsg.): Deutschland – trotz alledem?: Jüdische Sozialarbeit nach 1945. 1 Auflage. Fachhochschulverlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3936065667, S. 53 („Nili ist eine Abkürzung und bedeutet Nezach Israel le Ischaker – sinngemäß: Die Ewigkeit des Volkes Israel ist nicht zu leugnen“).

Weblinks


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