Pius VI.

Pius VI.
Pius VI.
Wappen Pius VI.

Pius VI. (eigentlich Giovanni Angelo Graf Braschi; * 27. Dezember 1717 in Cesena, Kirchenstaat; † 29. August 1799 in Valence) war Papst von 1775 bis 1799. Er war seit 1758 Priester und seit 1773 Kardinal.

Inhaltsverzeichnis

Pontifikat

In einem fast fünf Monate dauernden Konklave wurde der Kirchenjurist Kardinal Graf Braschi am 15. Februar 1775 zum Nachfolger von Papst Clemens XIV. gewählt. Bei seiner Wahl musste er zusagen, das Jesuitenverbot nicht anzutasten. Die Wiederzulassung der 1773 aufgehobenen Jesuiten betrieb 1814 sein Nachfolger Pius VII.

Zu den ersten legislativen Akten seiner Amtszeit zählt die Unterzeichnung des Editto sopra gli Ebrei, das Edikt über die Juden. Dabei handelt es sich um die Zusammenfassung all der kirchenstaatlichen Judengesetze, die seit der Bulle Cum nimis absurdum von Paul IV. 1555 erlassen wurde. Unter seinem Pontifikat musste sich die Kirche starken staatlichen Eingriffen entgegenstellen. Kaiser Joseph II. wollte in Österreich das Prinzip der Staatskirche einführen, womit eine erhebliche Einschränkung des päpstlichen Einflusses verbunden gewesen wäre, selbst in geistlichen Fragen. 1782 unternahm der Papst eine (erfolglose) Reise nach Wien, um den Kaiser zu einem Einlenken zu bewegen. Am Ostersonntag, 31. März 1782, erteilte Papst Pius VI. den Segen Urbi et Orbi vom Balkon der Kirche Am Hof aus.

In Deutschland wollte man die bischöfliche Macht gegenüber der päpstlichen stärken. 1785 richtete der Papst in München eine Nuntiatur ein, wogegen die Erzbischöfe von Köln, Trier, Mainz und Salzburg protestierten. 1786 verabschiedeten die Bischöfe die Emser Punktation, die eine Genehmigung päpstlicher Bullen durch die Bischöfe forderte.

Diese Konflikte traten mit dem Ausbruch der Französischen Revolution im Jahr 1789 in den Hintergrund. In Frankreich wurde das gesamte Kirchengut säkularisiert, die Orden wurden aufgelöst, die Zahl der Bistümer stark begrenzt. Bischöfe und Priester wurden von nun an von staatlichen Stellen ernannt und mussten einen Eid auf die Verfassung ablegen.

Der Inhalt der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte stieß bei Papst Pius VI. auf entschiedene Ablehnung. Sein Befremden über die Forderungen der Erklärung drückte er in einem Breve am 10. März 1791 aus:

„Kann man etwas Unsinnigeres ausdenken als eine derartige Gleichheit und Freiheit für alle zu dekretieren.“

Eine normative Egalität zu konstituieren, die sich über die „natürliche Wahrnehmung“ in der Gesellschaft hinwegsetzte – dieser neuartige Gedanke schien ihm widersinnig. Diese Absage an Menschenrechte und Volkssouveränität entsprang einem Menschenbild, dessen Skepsis gegen bürgerliche und persönliche Freiheiten der Menschen in schärfstem Widerspruch zum Optimismus stand, wie er sich im Geist der Französischen Revolution niederschlug. Wesentlichen Einfluss auf dieses den Geist der Französischen Revolution ablehnende sogenannte Breve hatte Kardinal Giuseppe Garampi, der sich für eine organisatorische und wesensmäßige Trennung von Kirche und Politik einsetzte.

1796 wurde der Kirchenstaat von französischen Truppen besetzt. Napoléon Bonaparte drückte am 19. Februar 1797 mit seinen Truppen den Frieden von Tolentino durch, in welchem Napoleon den militärisch unterlegenem Kirchenstaat zu Gebietsabtretungen an Frankreich, zur Zahlung eines Millionenbetrages und zur Übergabe wertvoller Kunstwerke zwang. Als sich der Papst daraufhin mit Österreich und Neapel verbündete, griffen die Franzosen erneut an und riefen am 15. Februar 1798 in Rom die Republik aus. Der Papst wurde für abgesetzt erklärt und zunächst nach Siena, dann nach Florenz verbannt. Bereits schwerkrank, wurde er schließlich nach Frankreich verschleppt, wo er im Sommer 1799 in Valence starb.

Nach seinem Tod

Nach dem Tod des Papstes in Gefangenschaft schien die katholische Kirche am Ende. Erst im folgenden Winter konnten die Kardinäle unter österreichischem Schutz in Venedig zu einem Konklave zusammentreten, aus dem im März 1800 Pius VII. hervorging.

Literatur

Weblinks

 Commons: Pius VI. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Clemens XIV. Papst
1775–1799
Pius VII.

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