Pinsk

Pinsk
Pinsk
Пінск
Wappen
Wappen
Staat: Weißrussland Weißrussland
Woblast: Bandera Oblast Brest.png Brest
Koordinaten: 52° 7′ N, 26° 6′ O52.11666666666726.1Koordinaten: 52° 7′ N, 26° 6′ O
Fläche: 43,3 km²
 
Einwohner: 132.022 (2010)
Bevölkerungsdichte: 3.049 Einwohner je km²
Zeitzone: EET (UTC+2)
Telefonvorwahl: (+375) 165
Postleitzahl: BY - 225710
Kfz-Kennzeichen: 1
 
Webpräsenz:
Pinsk (Weißrussland)
Pinsk
Pinsk
Blick auf Pinsk von einer Brücke über die Pina

Pinsk (weißrussisch: Пінск; russisch: Пинск; polnisch: Pińsk) ist eine Stadt im Südwesten der Republik Weißrussland mit 132.022 Einwohnern (2010), inmitten der Rokitnosümpfe, nahe der Grenze zur Ukraine. Die Stadt besitzt eine sehenswerte barocke Altstadt.

Nahe der Stadt mündet der Dnepr-Bug-Kanal in den Prypjat.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Beschreibung: In Rot ein nach rechts zielender gespannter goldener Bogen mit silber-gespitztem goldenen Pfeil.

Geschichte

Pinsk erscheint in den Chroniken erstmals 1097 als Pinesk, eine Stadt im Besitz der Fürsten von Turow, deren Hauptresidenz es wurde. Das Fürstentum Turow-Pinsk wurde 1319 von Litauen erobert.

1569–1793 gehörte die Stadt zu Polen-Litauen. Nach der zweiten Teilung Polens (1793) kam sie unter die Herrschaft des russischen Zaren als Teil des Gouvernements Minsk. 1920 wurde Pinsk wieder Polen angegliedert und war 1939–1941 unter sowjetischer, 1941–1944 unter deutscher Okkupation. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde Pinsk der Weißrussischen SSR angeschlossen und damit Teil der Sowjetunion. Seit 1991/92, nach Auflösung der Sowjetunion, ist die Stadt Teil von Weißrussland.

Pinsk war bis zum Holocaust ein bedeutendes Zentrum des Judentums. 1900 waren 77% der Einwohner aschkenasische Juden. In den 1920er Jahren siedelten einige von ihnen aus ökonomischen Gründen an das Schwarze Meer sowie nach Wien, Budapest und die Vereinigten Staaten. 1939 waren 27.000 der 30.000 Einwohner von Pinsk Juden. Während der Besatzung durch deutsche Truppen von 1941 bis 1943 wurde in Pinsk ein Ghetto eingerichtet. Am 29. Oktober 1942 begann die Räumung des Ghettos durch das II. Bataillon des Polizeiregimentes 15, das bisherige Polizei-Bataillon 306, die Polizei-Reiter-Abteilung 2 und eine Kompanie des Polizei-Regimentes 11. Allein an diesem Tag wurden 10.000 Juden ermordet. Am 30. und 31. Oktober sowie am 1. November 1942 wurden insgesamt 15.000 Juden zusammengetrieben, um sie außerhalb der Stadt Pinsk zu erschießen. Weitere 1.200 Juden, insbesondere Kranke und Kinder, wurden im Ghetto sofort hingerichtet. Wegen dieser Taten fand ein Strafverfahren am Landgericht Frankfurt am Main von 1962 bis 1973 statt.[1] [2]

Pinsk liegt an den beiden Flüssen Pina und Prypjat. Durch Kanalbauten Ende des 18. Jahrhunderts (noch unter Polen) wurden die beiden Flüsse miteinander verbunden, so dass Pinsk über den Wasserweg (vom Baltischen bis ins Schwarze Meer) direkte Verbindung zu den damaligen Weltstädten Kiew, Königsberg und Danzig hatte.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Werner Müller (Hrsg.): Aus dem Feuer gerissen. Die Geschichte des Pjotr Ruwinowitsch Rabzewitsch aus Pińsk. Dittrich, Köln 2001, ISBN 3-920862-30-9.
  • Torsten Schäfer: Jedenfalls habe ich auch mitgeschossen: das NSG-Verfahren gegen Johann Josef Kuhr und andere ehemalige Angehörige des Polizeibataillons 306, der Polizeireiterabteilung 2 und der SD-Dienststelle von Pinsk beim Landgericht Frankfurt am Main 1962–1973 ; eine textanalytische Fallstudie zur Mentalitätsgeschichte. LIT-Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0604-0. (Zugleich Dissertation an der TU Darmstadt 2006.)

Partnerstadt

Pinsk wurde nach der Tschernobyl-Katastrophe Partnerstadt der deutschen Stadt Altena (Westf.).[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Magocsi, P. R. (2002): Historical Atlas of Central Europe. Seattle: University of Washington Press. S. 109
  2. Torsten Schäfer: "Jedenfalls habe ich auch mitgeschossen", Das NSG-Verfahren gegen Johann Josef Kuhr und andere ehemalige Angehörige des Polizeibataillons 306, der Polizeireiterabteilung 2 und der SD-Dienststelle von Pinsk beim Landgericht Frankfurt am Main 1962-1973, Dissertationsreihe des Evangelischen Studienwerks e. V. Villigst, Band 11, LIT-Verlag Dr. Hopf Hamburg, 2007, S. 14ff.
  3. Altena.de: Partnerstädte und Patenschaften

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