Pilum

Pilum
Pilum
Pilum light.jpg
Angaben
Waffenart: Speer
Verwendung: Kriegswaffe
Entstehungszeit: ca. 600 v. Chr.
Einsatzzeit: ca. 600 v. Chr. – 600 n. Chr.
Ursprungsregion/
Urheber:
Italien, Römische Armee
Verbreitung: Römisches Reich
Gesamtlänge: ca. 200 cm
Klingenlänge: ca. 100 cm
Griffstück: Holz, Leder, Metall
Besonderheiten: Manche Pila waren mit Gewichten ausgestattet die die Durchschlagskraft erhöhen sollten.
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Das Pilum (Plural: Pila) war ein Wurfspieß und die typische Fernwaffe des Legionärs der römischen Armee. Wahrscheinlich samnitischen Ursprungs, wurde die Waffe während der Samnitenkriege von den Römern übernommen. Diese Übernahme war ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von der Phalanx zur Manipulartaktik. Der Gebrauch des Pilums blieb anfangs offenbar auf die Legionen beschränkt und wurde spätestens in der Kaiserzeit möglicherweise auch auf die Hilfstruppen ausgeweitet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Pilum erreichte aufgrund seiner Bauart eine besonders hohe Durchschlagskraft. Es war eine Weiterentwicklung der Wurflanze und bestand im Wesentlichen aus zwei Teilen, dem rund einem Meter langen hölzernen Schaft und einer meist ungefähr gleichlangen, viereckig- oder rund geschmiedeten Eisenstange, die an ihrem sich verjüngenden Ende zu einer Vierkantspitze ausgeformt wurde.[2] Die Befestigung am Schaft geschah entweder durch zungenartig ausgeformte, mit Nietlöchern versehene Enden, sogenannte Angeln, oder durch Tüllen, die über den Holzschaft geschoben und anschließend vernietet wurden. Die Zwinge des Schafts war entweder pyramiden- oder kegelstumpfförmig ausgearbeitet, um Angel oder Tülle aufnehmen zu können.

Es gab schwere und leichte Pila mit rund 1 bis 3 Kilogramm Gesamtgewicht. Bis in die späte Republik waren Legionäre teilweise mit zwei Pila ausgerüstet, in späteren bildlichen Darstellungen findet sich nur je ein Pilum. Das vielleicht in claudinisch-neronischer Zeit am Ende des Holzschafts angebrachte kugelförmige Bleigewicht zur Erhöhung der Durchschlagskraft ist archäologisch bisher nicht nachweisbar. Das bekannte, um 90 n. Chr. entstandene Cancelleria-Relief, heute in den römischen Vatikanische Museen, das unter anderem Praetorianer und Beneficiarier in Dienstuniform zeigt, gibt solche Pila wieder. Unterhalb der Zwinge befindet sich dort eine adlerverzierte Kugel. Deutlich zu sehen ist auch, dass bei diesen Waffen der obere Teil des hölzernen Schafts mit einer Kordel umwickelt ist, um deren Griffigkeit zu erhöhen.

Anwendung

Verbogene Spitze

Aus einer Entfernung von rund 10 bis 20 Schritt (ca. 7,5 bis 15 Meter) warfen die in Reih’ und Glied vor dem Feind stehenden Legionäre zeitgleich ihre Pilumsalve ab. Dadurch wurden wahrscheinlich einige Gegner bereits vor dem Gefecht verwundet oder getötet, da das abgeschleuderte Pilum seine Energie auf eine kleine Spitze konzentrierte und somit in der Lage war, auch die Schilde zu durchschlagen. In vielen Fällen wurde der gegnerische Krieger wenig oder überhaupt nicht verletzt, jedoch zumindest stark behindert, denn viele Pila verbogen sich beim Eindringen in den Schild, da der Eisenschaft im Gegensatz zur eigentlichen Spitze nicht gehärtet war. Unmittelbar vor einem Angriff ließen sich diese verbogenen Eisen nicht mehr schnell genug entfernen, so dass der betroffene Krieger gezwungen war, seinen Schild fallen zu lassen und ohne diesen wichtigen Schutz in den Kampf zu gehen. Dies galt besonders, wenn überlappend geführte Schilde von Pila aneinandergeheftet wurden.

So heißt es etwa bei Caesar: „Von großem Nachteil war es den Galliern im Kampf, dass mehrere ihrer Schilde oft durch einen Pilumwurf durchschlagen und so zusammengeheftet worden waren, dass sie, da das Eisen sich verbogen hatte, die Geschosse weder herausziehen noch mit einer derart behinderten Linken vernünftig fechten konnten; viele zogen es daher, nachdem sie den Arm eine Zeit lang geschüttelt hatten, vor, den Schild fallen zu lassen und ungeschützt zu kämpfen.“ (Gallischer Krieg I,25)

Durch das Verbiegen wurde vielfach auch verhindert, dass fehlgeworfene Pila zurück geschleudert werden konnten. Um dieses Wiederverwendung der eigenen Waffen durch den Feind noch weiter einzuschränken, hat es nach Peter Connolly eine besondere Pilumvariante mit zwei Nietlöchern gegeben, bei der in einem Loch kein Eisen-, sondern ein Holzniet steckte. Dies soll eine Antwort auf weniger kraftvolle Würfe gewesen sein, bei denen der dünne Metallschaft sich nicht verbog. Beim Versuch, den Pilum herauszuziehen, habe der Holzschaft sich gelöst und habe dazu geführt, dass das Eisen dennoch behindernd im Schild verblieb.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus: der römische Soldat im archäologischen Experiment. Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 2003, ISBN 3-80-530886-8.
  • Eduard Meyer: Das römische Manipularheer, seine Entwicklung und seine Vorstufen. In: Abhandlungen der preussischen Akademie der Wissenschaften: Philosophisch-historische Klasse; Jg. 1923, Nr. 3. Verlag de Gruyter, Berlin 1923
  • Johannes Kromayer, Georg Veith: Heerwesen und Kriegführung der Griechen und Römer. C. H. Beck'sche Verlh, München 1928
  • Peter Connolly: Die römische Armee: Tiberius Claudius Maximus, Soldat im Dienste Trajans. Verlag Tessloff, Nürnberg 1996, ISBN 3-7886-0745-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Luik: Köngen, Grinario. Topographie, Fundstellenverzeichnis, ausgewählte Fundgruppen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1996. ISBN 3806212465. S. 139.
  2. Wolfgang Czysz: Die Römer in Bayern. Konrad Theiss-Verlag, Stuttgart 1995. ISBN 3806210586. S. 166.
  3. Peter Connolly: Die römische Armee. Abschnitt: Waffen und Ausrüstung, S. 35, Neuer Tesslof-Verlag, Hamburg 1976, ISBN 3788601809

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