Pilgrim von Passau

Pilgrim von Passau

Pilgrim von Passau (auch: Piligrim, Pilegrinus, Peregrinus) (* um 920; † 21. Mai 991 in Passau) war der 18. Bischof der Diözese Passau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Pilgrim entstammte dem bairischen Uradel: Väterlicherseits war er Sieghardinger, mütterlicherseits Aribone. Seine Ausbildung erhielt er im Kloster Niederaltaich. Vermutlich war er dort auch Kanoniker.

Im Jahre 971 machte ihn Kaiser Otto I. zum Bischof von Passau. Da er beim Aufstand der Herzöge Heinrich II. von Bayern und Heinrich I. von Kärnten auf der Seite des Kaisers Otto II. stand, wurde Passau 977 belagert und zerstört. Er erhielt vom Kaiser Besitzungen in der Mark im Osten und sorgte dort für den Wiederaufbau nach den Magyareneinfällen. Er hielt von 985 bis 991 drei Diözesansynoden in Lorch, Mautern und Mistelbach bei Wels ab.

Er förderte die Missionierung der Magyaren, die durch die Taufe des Árpádenfürsten Géza und seines Sohnes Stephan im Jahre 975 oder 985 erfolgreich war. Er berief den Heiligen Wolfgang von der Ungarnmission ab und machte ihn zum Bischof von Regensburg.

Es gelang ihm aber nicht, die Metropolitanrechte über Mähren und Ungarn zu erhalten. Er wollte Passau zum Erzbistum erheben und hat womöglich eigenhändig die Lorcher Fälschungen angefertigt. Damit wollte er das Bistum Passau als Rechtsnachfolger des antiken Erzbistums Lauriacum (heute Lorch) nachweisen.

Ende des 12. Jahrhunderts wurde er vorübergehend als Heiliger verehrt. Zur selben Zeit machte das Nibelungenlied ihn zu einer wichtigen Figur in seiner Handlung. Die Ergänzungsdichtung der „Nibelungenklage“ schrieb Pilgrim sogar die Initiative zu, die sagenhaften Ereignisse des Nibelungenuntergangs in lateinischer Sprache aufzuzeichnen – dabei handelt es sich mit aller Wahrscheinlichkeit um eine literarische Fiktion.

Weblinks

Literatur

  • Josef Oswald: Pilgrim, Bisch. v. Passau. In: Lexikon für Theologie und Kirche. 2. Auflage, 8. Band. Herder, Freiburg i. B. 1963.
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Herder, Wien 1959.
  • Waldemar Lehr: Pilgrim, Bischof von Passau, und die Lorcher Fälschungen. Dissertation Berlin 1909.
  • Karl Uhlirz: Pilgrim (Bischof von Passau). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 131–134.

Siehe auch


Vorgänger Amt Nachfolger
Adalbert Bischof von Passau
971–991
Christian

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