Pieter Bruegel der Ältere

Pieter Bruegel der Ältere
Nach Bruegels Tod erschienenes Porträt (Edme de Boulonois, 1582)

Pieter Bruegel der Ältere [ˈbɾøːɣəl] (* um 1525/1530 vermutlich in Breda[1]; † 5. September 1569 in Brüssel) genannt de Drol („der Drollige“) oder Bauernbruegel, war ein Maler der Niederländischen Renaissance. Er ist landläufig bekannt für seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens im Herzogtum Brabant (Flandern) des 16. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über Pieter Bruegels Leben ist nicht viel bekannt, nur einige Eckdaten lassen sich mit Sicherheit festmachen. Nach Carel van Manders Het Schilderboeck („Buch der Maler“), das 1604 in Amsterdam veröffentlicht wurde, war Bruegel Schüler des Antwerpener Künstlers Pieter Coecke van Aelst. Bruegel wurde dort 1551 Meister und arbeitet zunächst in der bedeutenden Kupferwerkstatt von Hieronymus Cock in Antwerpen. Während einer Italienreise zwischen 1552 und 1555, auf welcher sich schon die Landschaftsdarstellung als ein Schwerpunkt seines Schaffens abzeichnete, lebte er ab 1553 für einige Zeit in Rom, wo er für den Miniaturmaler Giulio Clovio arbeitete. Danach kehrte er nach Antwerpen in Cocks Kupferwerkstatt zurück. 1563 heiratete er Mayken Coecke, die Tochter seines ehemaligen Lehrmeisters, in der Kirche von Notre-Dame de la Chapelle in Brüssel, wo er sich schließlich niederließ. Seine beiden Söhne Jan und Pieter der Jüngere, sowie Jans Sohn und dessen Sohn malten ebenfalls, doch keiner von ihnen war so erfolgreich wie Pieter Bruegel der Ältere. Bruegel starb am 5. September 1569 und wurde in der Kirche Notre-Dame de la Chapelle beigesetzt.

Werk

Bruegels eigenwilliger Stil ist nur unzureichend mit einem einzigen Stilbegriff wie Manierismus zu beschreiben. Eines seiner großen Vorbilder war Hieronymus Bosch, dessen Bildsprache er vor allem in seinen frühen Werken oft zitierte (so in Die Dulle Griet oder dem Engelssturz). Er führte die flämische Landschaftsmalerei des 16. Jahrhunderts auf ihren Höhepunkt, begründete das niederländische Bauerngenre und schuf zahlreiche allegorische Werke, die sich auf Sprichwörter, Volkskultur und humanistische Kultur beziehen.

Die niederländischen Sprichwörter (1559)

Eines seiner berühmtesten Werke ist das Bild mit dem Titel Die niederländischen Sprichwörter (heute in der Gemäldegalerie in Berlin), auf dem über hundert niederländische Sprichwörter zum Teil grotesk in Szene gesetzt sind. Bilder wie dieses, mit 100 und mehr dargestellten Personen (auch Wimmelbilder genannt), finden sich häufig in seinem Oeuvre; durch geschickte Komposition erscheinen auch solche Motive ausgewogen.

Die sieben Laster, Ira. Kupferstich, Florenz 1557

Besonders bekannt wurde Bruegel bereits sehr früh (zum Beispiel in Carel van Manders Urteil) für seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens, wie sie sich in der Bauernhochzeit oder dem Bauerntanz finden. Jedoch kann Bruegels Oeuvre keineswegs darauf reduziert werden, tatsächlich besteht sein Gesamtwerk nur zu einem sehr geringen Teil aus solcherart Genremalerei. Bruegels Bildsprache ist äußerst komplex, jedes kleine Detail seiner Werke ist beabsichtigt und meist ein Bedeutungsträger. Symbole von Tod und Verderben, von Sünde (etwa in der Stichfolge Die Todsünden), aber auch von Lebensfreude und Tugenden (vgl. die Stichfolge Die Tugenden, Die Kinderspiele) ziehen sich durch sein gesamtes Oeuvre und wollen entdeckt und bedacht werden. Das Motiv der verkehrten Welt ist hierbei von zentraler Bedeutung und Schlüssel zum Verständnis vieler seiner Werke.

Mit Bruegel erreichte die flämische Malerei ihren Höhepunkt, die meisterhafte Ausführung und Tiefsinnigkeit seiner Werke wurde weder vor noch nach seinen Lebzeiten erreicht. Zusammen mit seinen Söhnen, Pieter Brueghel dem Jüngeren (genannt „Höllenbrueghel“) und Jan Brueghel dem Älteren („Blumenbrueghel“), begründete er die Künstler-Dynastie Brueghel. Pieter Brueghel der Jüngere übernahm das Werkstattmaterial seines Vaters und produzierte fast serienmäßig Kopien der Kompositionen seines Vaters. Jan Brueghel der Ältere kopierte nur einige der Bilder seines Vaters, aber schon in seinem eigenen, miniaturhaften Stil, und entwickelte sich dann höchst eigenständig zu dem bedeutendsten Kabinettbildmaler Antwerpens im frühen 17. Jahrhundert.

Zu den Förderern Bruegels zählten Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle, Minister des Königs Philipp II. von Spanien und Berater der Statthalterin in den Niederlanden, Margarethe von Parma; Niclaes Jonghelinck, reicher Antwerpener Sammler und Bruder des Bildhauers Jacques Jonghelinck; Abraham Ortelius bzw. Ortel, Antwerpener Geo- und Kartograph, Buchhändler.

Die Jahreszeitenbilder

Der düstere Tag, Die Heuernte, Die Kornernte, Die Heimkehr der Herde und Die Jäger im Schnee gehören zu einer Serie, die vermutlich 1565 im Auftrag des Kaufmanns, Bankiers und Kunstsammlers Nicolaes Jonghelinck entstand, der auch andere Bilder, z.B. Die Kinderspiele und den Turmbau zu Babel besaß. In einer Bürgschaft Jonghelincks von 1566 ist zwar von „tweelf maenden“ (zwölf Monaten) die Rede, doch wird heute allgemein angenommen, dass es sich nie um zwölf Einzelbilder, sondern nur um sechs Bilder, die jeweils zwei Monate zusammenfassten, handelte. 1594 erhielt Erzherzog Ernst die Bilder anlässlich seines Einzugs in Antwerpen als Geschenk und in seinem Nachlass wurden am 17. Juli 1595 „Sechs Taffel, von 12 Monathenn des Jars von Bruegel“ erwähnt. Erst 1659 tauchten die Bilder wieder auf, und zwar als Bestandteil der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms in der Wiener Stallburg. Nun war nur noch von „Fünff grosse Stuckh“ die Rede. Da die fünf Bilder eine gleiche Datierung, gleiches Format und eine gleiche Horizontlinie aufweisen, wurden sie erstmals in den 1920er Jahren zum selben Zyklus gerechnet. 1783 im Wiener Belvedere sind jedoch Die Kinderspiele als Frühling aufgeführt und Der Bethlehemitische Kindermord (vermutlich eine Kopie Pieter Brueghels des Jüngeren) als Winter, während Die Jäger im Schnee und Der düstere Tag erst 1884 wieder erwähnt wurden. Die Kornernte gelangte bereits 1809 nach Frankreich und wurde schließlich 1919 vom Metropolitan-Museum in New York gekauft, das Bild Die Heuernte tauchte unter ungeklärten Umständen in Böhmen wieder auf.[2]

Galerie

Zur Schreibweise des Namens

Signatur auf einem Kupferstich von 1557
Signatur von 1562 (Zwei Affen)

Für den Namen existieren die unterschiedlichsten Schreibweisen. Auf Stichen nach seinen Werken findet man neben „Brueghel“, „Breugel“ und „Breughel“ auch solche Schreibweisen wie „Brügel“, Brügl“, „Brögel“ und sogar „Briegel“, welche die tatsächliche oder vermeintliche Aussprache in deutscher Schreibweise festhalten. Er selbst signierte seine Werke anfangs mit „Brueghel“, änderte diese Schreibweise dann aber ab 1559 bewusst in „Bruegel“ um − Der Grund dafür ist jedoch unbekannt. In der Folgezeit existierten beide Namensformen in der Kunstwissenschaft einträglich nebeneinander, wobei sich die meisten Autoren für die Schreibweise ohne das „h“ entschieden. Ab dem 20. Jahrhundert wurde die Schreibweise mit „h“ immer seltener verwendet und ist heute kaum noch anzutreffen. Selbst die meisten Museen nutzen in ihren Publikationen die Schreibweise „Bruegel“, die mittlerweile auch vom Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie als die bevorzugte Schreibweise angegeben wird.

Auch seine beiden Söhne verwendeten im Laufe ihres Lebens verschiedene Schreibweisen.[3]

Werke (Auswahl)

Der Kampf zwischen Karneval und Fasten (1559)
Triumph des Todes (um 1562)
Der Turmbau zu Babel (1563)
Das Schlaraffenland (1567)

Von Bruegel sind rund vierzig Gemälde erhalten, die dem Künstler unstrittig zugeordnet werden. Daneben schuf er eine Reihe von Zeichnungen, Stichen und Gravuren.

Literatur

  • Ernst Günther Grimme: Pieter Bruegel d[er] Ä[ltere] : Leben u. Werk, Köln, DuMont/Schauberg, 1973, ISBN 3-7701-0723-3
  • Philippe u. Francoise Roberts-Jones: Pieter Bruegel der Ältere, München 1997, ISBN 3-7774-7540-8.
  • Roger H. Marijnissen: Bruegel. Das vollständige Werk, Köln 2003, ISBN 3-89340-046-X.
  • Rainald Grosshans: Pieter Bruegel d. Ä.: Die niederländischen Sprichwörter. Berlin: Gemäldegalerie 2003, ISBN 3-88609-484-7.
  • Martin Missfeldt: Pieter Bruegel d. Ä.: Die niederländischen Sprichwörter. CD-ROM, DUPLICON, 1998, ISBN 3-936697-02-7.
  • Pierre Francastel: Bruegel, Paris 1995, ISBN 2-85025-388-X.
  • Christian Gräf – Die Winterbilder Pieter Bruegels d. Ä.. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2009
  • Robert L. Delevoy: Brueghel. Biographisch-Kritische Studie. Aus dem Französischen von Karl Georg Hemmerich (umfangreiche Bibliographie). In: Albert Skira (Hrsg): Der Geschmack unserer Zeit, Genève 1959.
  • Jürgen Müller: Das Paradox als Bildform. Studien zur Ikonologie Pieter Bruegels d.Ä.. München 1999.
  • Wilhelm Schmidt: Künstlerfamilie Brueghel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 400–402.

Belletristik:

  • Walter Laufenberg: Die Frauen des Malers. Die Romanbiographie, München 2007. ISBN 978-3-939321-09-5
  • Michael Frayn: Das verschollene Bild, München 2001, ISBN 3-423-20396-X.
  • John Vermeulen: Die Elster auf dem Galgen. Ein Roman aus der Zeit Pieter Bruegels, Zürich 1995. ISBN 3-257-22830-9
  • Gerhard W. Menzel: Pieter der Drollige. Roman um Bruegel, den Bauernmaler, Leipzig 1969
  • Felix Timmermans: Pieter Bruegel. Eine Romanbiographie, Leipzig 1928

Weblinks

 Commons: Pieter Bruegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bauern, Narren und Dämonen, S. 92 (Pieter Bruegel um 1525-1569: Biografischer Überblick)
  2. Christian Gräf – Die Winterbilder Pieter Bruegels d. Ä.. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2009 S. 12 ff.
  3. James I. W. Corcoran, Museum Mayer van den Bergh (Hrsg.): The Triumph of death by Pieter Brueghel the Younger. Eigenverlag des Museums, 1993, S. 10.

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