Pietas

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Frömmigkeit bezeichnet das religiöse Verhalten eines Menschen, seine Gesinnung und sein Handeln in der Beziehung zu Gott. Der fromme Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass sein Denken und Tun den religiösen Vorschriften entsprechen. Wenn das nicht der Fall ist, aber versucht wird, den Eindruck von Frömmigkeit zu erreichen, spricht man von Frömmelei, Bigotterie und Scheinheiligkeit.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Wort leitet sich von althochdeutsch fruma her („Nutzen, Vorteil“) und wurde zu mittelhochdeutsch frum. Fruma und frum bedeuteten jedoch „voranstehend, bevorzugt, aber auch förderlich, tüchtig“ (Brockhaus Enzyklopädie). Diese Bedeutung hielt sich bis ins 16. Jahrhundert. Noch Martin Luther benutzte es in diesem Sinne. Wenn Luther „fromm“ im heute gebräuchlichen Sinn sagen wollte, benutzte er das Wort „gottselig“. Die ursprüngliche Wortbedeutung hat sich auch in Wörtern wie „sich frommen“, was soviel wie „nützen, helfen“ bedeutet, erhalten und in Formulierungen wie fromme Hände, frommer Knecht oder frommes Tier, wo es „gut, nützlich oder ehrlich“, sowie „sanft, leicht lenkbar, gehorsam“ (vgl. d. Ausdruck: „lammfromm“) bedeutet. Seit dem 17. Jahrhundert wird „Frömmigkeit“ hauptsächlich in dem noch heute geläufigen Zusammenhang gebraucht.

Frömmigkeit in verschiedenen Religionen

Das Phänomen Frömmigkeit findet sich in jeder Religion. Man kann zwischen innerer mystischer und expressiver ekstatischer Frömmigkeit unterscheiden.

In der Regel drückt sich Frömmigkeit einerseits religiös in Gebet, Opfer, der (regelmäßigen) Teilnahme an religiösen (Kult-)Handlungen, und andererseits praktisch in respektvollem und barmherzigem Umgang mit den Lebenden und Toten aus. Die Stärke der religiösen Ausübung und die Anforderungen an den einzelnen Gläubigen können stark variieren.

Bereits im antiken Rom umfasst die pietas die äußere kultische Handlung und die ihr zugrunde liegende innere Gesinnung. (Cicero: De domo sua)

Judentum

Im Tanach macht die Gottesfurcht den Kern der Frömmigkeit aus. Scheu vor dem strafenden, zürnenden Gott und Jubel über sein Erbarmen kennzeichnen die innere Haltung Israels im Tanach. Abraham gilt als der Idealtypus der israelitischen Frömmigkeit, die aus der Bewährung in der Tat gepaart mit Demut und Gottvertrauen besteht und in völlige Hingabe mündet.

Im späteren Judentum ist der Frömmigkeitsbegriff eng mit dem Begriff der Gesetzestreue verbunden, was bedeutet, dass der fromme Jude sich an die Vorschriften und Gesetze seiner Vorväter, in erster Linie, wie sie in den fünf Büchern Mose festgehalten sind, hält. z. B. den Sabbat einzuhalten, die Reinheitsgebote genau zu beachten, zu fasten, Almosen zu geben usw. Dieser Frömmigkeitsbegriff, den die Pharisäer vertraten, führte – falsch verstanden – zur Gesetzes-Frömmigkeit, die aus rein formalem Gehorsam bestand, und durch deren Einhaltung sich gewisse Menschen berechtigt fühlten, Gott gegenüber auch Ansprüche zu stellen. Allerdings wird so eine Haltung von fast allen jüdischen Autoritäten abgelehnt – das Einhalten des Gesetzes ist ihnen zwar in der Tat sehr wichtig, ersetzt aber keineswegs die nötige innerliche Haltung zu Gott.

Im Ostjudentum der frühen Neuzeit entwickelte sich die ekstatische Frömmigkeit des Chassidismus.

Christentum

Im Neuen Testament finden sich viele Belege dafür, dass Jesus sich vehement gegen eine rein äußerliche Gesetzes-Frömmigkeit aussprach, vor allem in Gesprächen, in die ihn Pharisäer oftmals verwickelten. Er forderte uneingeschränkte Hingabe an den Vater, die nur durch das stete Bemühen in der sittlich-religiösen Tat verbunden mit einer tiefempfundenen Gottes- und Nächstenliebe zu verwirklichen ist.

Bereits seit der Veräußerlichung des Christentums der Alten Kirche galt vor allem das von der „Welt“ abgewandte zurückgezogene Leben z. B. im Kloster als Ausdruck tiefer Frömmigkeit und erst im Laufe der Zeit erweiterte sich das Verständnis der Frömmigkeit dahin, dass jeder Gläubige als fromm gelten kann, ohne dass seine Frömmigkeit an bestimmte äußere Gegebenheiten, z. B. das Leben im Kloster, gebunden sein musste.

Seit der Aufklärung wird, vorwiegend im Protestantismus, immer mehr die „Innerlichkeit“ betont, das religiöse Gefühl des einzelnen Gläubigen, der auch im „stillen Kämmerlein“ seine Frömmigkeit leben kann, wird wichtig. Hieraus entstand im 18. Jahrhundert die große Bewegung des Pietismus, die in ihren Anfängen ganz von dieser persönlichen, privaten Frömmigkeit geprägt war. Jeder muss vor sich selbst und seinem Schöpfer vertreten, wie intensiv und wahrhaftig er seinen Dienst für Gott und die Menschen versieht. Im 19. Jahrhundert wird Frömmigkeit noch weiter verengt als „Bestimmtheit des Gefühls“, so Schleiermacher.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Frömmigkeit der einzelnen Gläubigen sehr unterschiedlich sein kann, dass sie sich aber immer auf Gott, seine Schöpfung und Gnade und auf seinen Sohn, Jesus Christus, bezieht und die Teilhabe an der christlichen Gemeinschaft beinhaltet.

Islam

Siehe: Sufismus

Siehe auch

Literatur

  • P. Pourrat: La spiritualité chrétienne. Vier Bände. Paris 1947-51
  • Johannes Heide, Henning Schröer, Friedrich Wintzer u.a. (Hrsg.): Frömmigkeit und Freiheit. Theologische, ethische und seelsorgerliche Anfragen. Festschrift für Gert Bastian zum 65. Geburtstag. CMZ, Rheinbach-Merzbach 1995, ISBN 3-87062-021-8
  • Arnold Angenendt: Geschichte der Religiosität im Mittelalter. 2. Auflage. Primus bzw. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Darmstadt 2000, ISBN 3-89678-172-3
  • Arnold Angenendt: Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter. (= EDG. 68.) Oldenbourg, München 2003, ISBN 3-486-55700-9

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