Pierre Messmer

Pierre Messmer
Pierre Messmer in Trouville 1988

Pierre Messmer (* 20. März 1916 in Vincennes, Seine, heute Val-de-Marne; † 29. August 2007 in Paris) war ein französischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Ausbildung

Pierre Messmer wird 1916 in eine Elsässer Familie geboren, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 für Frankreich optiert hatte. Nach dem Besuch der École Massillon und des Lycée Charlemagne studiert er von 1934 bis 1937 an der École nationale de la France d'Outre-mer und von 1934 bis 1936 an der École des langues orientales. 1939 promoviert er zum Doktor der Rechtswissenschaften.

Zweiter Weltkrieg und Indochina-Krieg

Im Zweiten Weltkrieg ist Messmer 1939 zunächst Leutnant beim 12. Regiment der Tirailleurs Sénégalais. Nach der Niederlage von 1940 schließt er sich den Streitkräften des Freien Frankreich an. Als Offizier der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion kämpft er in Eritrea, Syrien und Nordafrika (Schlacht von Bir Hakeim und El-Alamein, 1942). 1944 ist er an der Landung in der Normandie und der Befreiung von Paris beteiligt.

Im August 1945 kommt Messmer als Fallschirmjäger nach Französisch-Indochina. Dort wird er von den Việt Minh gefangengenommen, kann aber nach zwei Monaten aus der Gefangenschaft fliehen.

Verwaltungsbeamter in den Überseegebieten

In der Folge übt Messmer zahlreiche Funktionen in der Verwaltung der französischen Überseegebiete aus. 1946 wird er Generalsekretär des interministeriellen Ausschusses für Indochina (Comité interministériel pour l'Indochine), von 1947 bis 1948 ist er Kabinettchef des französischen Hochkommissars in Indochina. 1950 wechselt er nach Französisch-Westafrika und wird zunächst Kreisverwalter der Region Adrar in Mauretanien, 1952 dann Gouverneur von Mauretanien. Von 1954 bis 1956 ist er Gouverneur der Elfenbeinküste. 1956 kehrt er für kurze Zeit als Kabinettsdirektor des Überseeministers nach Paris zurück, bevor er noch im selben Jahr Hochkommissar im Kamerun wird. 1958 übt er kurzzeitig die Funktion des Hochkommissars in Französisch-Äquatorialafrika aus. Von 1958 bis 1959 ist Messmer Hochkommissar in Französisch-Westafrika.

Minister für Nationale Verteidigung

Nach der Gründung der Fünften Republik durch Charles de Gaulle wird Messmer im Februar 1960 Armeeminister. In seine Amtszeit bis April 1969 fallen der "Aufstand der Generäle" im April 1961, die Beendigung des Algerienkrieges 1962, die Reduzierung und Umstrukturierung der französischen Streitkräfte am Ende der Kolonialära sowie der Austritt Frankreichs aus der militärischen Integration der NATO 1966. Er verschafft Frankreich die vom Staatspräsidenten de Gaulle gewünschte Atomstreitkraft, die sogenannte 'Force de frappe'. In diesem Zusammenhang verantwortete Messmer auch die Auswirkungen der französischen Nuklearversuche und oberirdischen Atomexplosionen seit Beginn der 1960er Jahre. In der algerischen Sahara gab es infolge der Detonationen bis zu 30.000 Geschädigte.[1]

1971 war Messmer kurze Zeit Überseeminister.

Amtszeiten als Premierminister

Am 6. Juli 1972 wird Messmer von Staatspräsident Georges Pompidou als Nachfolger von Jacques Chaban-Delmas zum Premierminister ernannt. Messmer leitet in der Folge drei kurzlebige Regierungen (6. Juli 1972 bis 2. April 1973, 5./6. April 1973 bis 1. März 1974, 1. März 1974 bis 28. Mai 1974).

Tätigkeiten als gewählter Volksvertreter

Neben seinen Funktionen in hohen Regierungsämtern war Messmer von 1968 bis 1988 auch Abgeordneter der Nationalversammlung für das Département Moselle. Von 1986 bis 1988 war er auch Fraktionsvorsitzender des gaullistischen RPR in der Nationalversammlung.

Von 1971 bis 1989 war Messmer außerdem Bürgermeister von Sarrebourg und von 1978 bis 1979 Präsident des Regionalrats von Lothringen.

Rückzug aus der Politik

Im Jahr 1988 wird Messmer nach seinem Rückzug aus der Politik in die Académie des sciences morales et politiques (eine der fünf Akademien des Institut de France) gewählt, deren „Ewiger Sekretär“ (secrétaire perpétuel) er von 1995 bis 1998 war. 1995 wird er Präsident des Institut Charles de Gaulle. Am 25. März 1999 wird er in die Académie française gewählt, auf den Platz von Maurice Schumann („13. fauteuil“). 1999 bis 2006 war er Kanzler des Institut de France. Seit Oktober 2001 war Messmer auch Präsident der Fondation de la France Libre. Seit 2006 war er Kanzler des Ordre de la Libération. Pierre Messmer starb am 29. August 2007 im Militärkrankenhaus Val-de-Grâce in Paris.[2]

Werke

  • Le Régime administratif des emprunts coloniaux (Doktoratsarbeit, 1939)
  • Le Service militaire. Débat avec Jean-Pierre Chevènement (1977)
  • Les Écrits militaires du général de Gaulle (1985, gemeinsam mit Alain Larcan)
  • Après tant de batailles. Mémoires (1992)
  • Les Blancs s'en vont. Récits de décolonisation (1998)
  • Le Rôle et la place de l'État au début du XXIe siècle (2001)
  • La Patrouille perdue (2002)
  • Ma part de France. Entretiens avec Philippe de Saint-Robert (2003)

Ehrungen

Pierre Messmer war Träger folgender Orden und Ehrentitel:

Einzelnachweise

  1. ARD-Weltspiegel: 30.000 Opfer durch französische Atomtests? (nicht mehr online verfügbar), Thomas Schneider, Sendung 18. Januar 2009
  2. „Frankreichs Ex-Premierminister Messmer gestorben“ (Basler Zeitung, 29. August 2007)

Weblinks

 Commons: Pierre Messmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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