Pierre Balmain

Pierre Balmain
Pierre Balmain und Ruth Ford, fotografiert von Carl van Vechten, 1947

Pierre Alexandre Claudius Balmain (* 18. Mai 1914 in Saint-Jean-de-Maurienne in den Savoyen; † 29. Juni 1982 in Paris) war ein französischer Modeschöpfer. Das nach seinem Nachnamen benannte, von ihm 1945 gegründete, international bekannte Modeunternehmen existiert bis heute.

Leben und Werk

Pierre Balmain begann 1933 mit dem Studium der Architektur an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris, das er jedoch nicht beendete. Ab 1934 wandte er sich der Mode zu und arbeitete bis 1938 für Edward Molyneux. Von 1939 an war er mit kriegsbedingten Unterbrechungen für Lucien Lelong tätig. Unmittelbar nach Kriegsende eröffnete er im Herbst 1945 sein erstes eigenes Atelier in der Rue François 1er in Paris. 1946 kreierte er im nach seiner Telefonnummer benannten Ateliers Élysée 64-83 sein erstes Parfüm. 1949 kam mit Eau de Verveine-citronelle (1964 in Monsieur Balmain umbenannt) der erste Herrenduft hinzu. Das Spektrum des Hause Balmain wurde später, wie bei den meisten Modehäusern, um Armbanduhren und andere Accessoires erweitert.

Großen, auch kommerziellen Erfolg hatte Balmain in den 1950er Jahren mit Prêt-à-porter in den USA. Seine Entwürfe wurden gemeinhin als raffiniert und von schlichter Eleganz bezeichnet. Hier zeigen sich Parallelen zu Edward Molyneux, aber auch zu dem etwa zeitgleich bei Molyneux und Lelong tätigen Christian Dior. 1955 bis 1958 war Karl Lagerfeld für Balmain tätig. Pierre Balmain zählte auf dem vermutlichen Höhepunkt seines Schaffens in den 1960er Jahren Brigitte Bardot, Katharine Hepburn, Marlene Dietrich und Hildegard Knef ebenso zu seinen Kundinnen wie Königin Sirikit. 1961 zeichnete er für die Kostüme für Lilli Palmer im Film Julia, Du bist zauberhaft verantwortlich. 1964 erschien seine Autobiografie.

In den 1970er Jahren war Balmain gezwungen, sein Modehaus zu verkaufen. Er blieb jedoch weiterhin der Chefdesigner. Nach seinem Tode 1982 entwarfen zuerst sein langjähriger Assistent und Partner Erik Mortensen (1982–1990), später dann Hervé Pierre Braillard (1990–1993), Oscar de la Renta (1993–2002) sowie Laurent Mercier (2002–2003) und Christophe Lebourg (2003–2004) Haute Couture für das Haus Balmain.[1] Das Unternehmen wechselte in diesen Jahren mehrmals den Besitzer. Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre war das Image von Balmain durch unzählige Lizenzvergaben verwässert worden. Seit 1995 gehört das Modehaus einer Investorengruppe um den Franzosen Alain Hivelin, welcher seither als CEO fungiert. Mit der Frühjahr/Sommer-Kollektion 2002 beendete Balmain seine Haute Couture Tätigkeiten. Im Mai 2004 musste das Unternehmen wegen drohender Insolvenz für zwei Jahre in den Schutz vor Gläubigern treten.[2]

Ab Februar 2006 zeigte das Haus Balmain allerdings nach turbulenten Zeiten und zweijähriger Abwesenheit von den Laufstegen wieder äußerst erfolgreiche Prêt-à-porter-Kollektionen, kreiert vom Ende 2005 eingestellten ehemaligen Paco Rabanne Designer Christophe Decarnin. Markenzeichen der neuen Balmain-Damenmode waren sperrige Schulterpolster, goldene Reißverschlüsse, Strass-Applikationen, enge Schnitte, zerlöcherte Stoffe und Militär-Einflüsse. Balmain wandelte sich zum angesagten 'It-Label', der "Rockstar-Chic" löste eine wahre "Balmania" aus, die Verkaufspreise bewegten sich im obersten Segment und die Umsätze wuchsen jährlich um 50%.[3][4] Für die Pariser Herrenschauen im Herbst 2008 wurde spekuliert, dass Balmain zum ersten Mal auch eine Herrenkollektion präsentieren würde.[5][6] Decarnin zeigte die erste Herrenkollektion für das Haus Balmain dann im Frühjahr 2009 in Paris für die Saison Herbst/Winter 2009-10 mit schlanken Silhouetten, schwarzen Lederjacken, zerrissenen Jeans, ausgefransten Hemdkrägen und durchlöcherten T-Shirts. Seiher wird die Herrenmode von Balmain zweimal jährlich angeboten. Decarnin verließ das Haus Balmain im Frühjahr 2011.[7] Zu seinem Nachfolger wurde kurz darauf der ehemalige Roberto Cavalli Designer Olivier Rousteing bestimmt.[8] Mitte 2011 wurde in Lizenz-Zusammenarbeit mit Ittierre für Frühjahr/Sommer 2012 die weniger preisintensive Zweitlinie Pierre Balmain (der Arbeitstitel Balmain Blue war verworfen worden) für Damen und Herren lanciert, für die ein italienisches Design-Team verantwortlich zeichnet.[9]

Während nach der letzten postum präsentierten Kollektion im Jahre 1982 die Entwürfe nur noch den Namen Balmain tragen, werden einige der klassischen Parfumkreationen von Pierre Balmain auch heute noch weitgehend unverändert hergestellt. In Lizenz vertreibt Balmain unter dem Namen Balmain Hair auch Haarpflege-Kosmetik sowie Haarteile und -verlängerungen.[10] Musikalisch wurde Mr. Balmain mit der Textzeile „Your clothes are all made by Balmain“ (dt.: ‚Deine Kleider sind alle von Balmain‘) im Titel Where do you go to my lovely? (1969) von Peter Sarstedt verewigt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Balmain - the label fashionmodeldirectory.com (englisch)
  2. Balmain files for debt protection ('Balmain beantragt Gläubigerschutz') vogue.co.uk (englisch)
  3. Olivier Rousteing ist neuer Chef-Designer bei Balmain, vogue.de,
  4. DJcouture.wordpress.com: Balmain Crocodile Tail Leather Jacket für 73 000 Dollar (15. Januar 2010)
  5. Balmain Buzz: Christophe Decarnin Sailing Into Menswear ('Balmain-Begeisterung: Christophe Decarnin steuert Herrenbekleidung an') papermag.com (englisch)
  6. Putting the man in balmain ('Den Mann in Balmain kleiden') vogue.co.uk (englisch)
  7. Balmain: Chefdesigner Christophe Decarnin geht, textilwirtschaft.de, 6. April 2011
  8. Balmain: Olivier Rousteing wird Chefdesigner, textilwirtschaft.de, 27. April 2011
  9. Balmains günstige Zweitlinie heißt Pierre Balmain, vogue.de, 2. August 2011
  10. Balmain Hair (offizielle Webseite)

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