Phönizien

Phönizien
Phönizien in Hieroglyphen
N16
N16
N23 N23
I9
N35
Aa1 Z7 V12
Z2

taui Fenchu
t3wj Fnḫw
Die beiden Länder (Stadtstaaten) der Fenchu
N18
N18
N18
I9
N35
Aa1 G43 V12 T14 N25
Z2

tau Fenchu
t3w Fnḫw
Flachländer (Stadtstaaten) der Fenchu
M17
d
b
Z7
N21
X1
X1
Z1 N23 Z1
N35A I9
N35
Aa1 G43 V12

idebu Fenchu
jdbw Fnḫw
Uferländereien der Fenchu
Griechisch Phoinike
Karte des antiken Phönizien

Phönizien (altägyptisch tau(i)-Fenchu, idebu-Fenchu; mykenisch po-ni-ki; altgriechisch Phönikien, Phoinike für Purpurland) ist die Bezeichnung eines schmalen Landstreifens an der östlichen Mittelmeerküste auf dem Gebiet der heutigen Staaten Israel, Libanon und Syrien. Das Gebiet erstreckte sich etwa von Dor im Süden über Tyros, Sidon, Beirut, Byblos und Arwad bis Tartus im Norden. Das Meeresgebiet entlang der Küste wurde als Phönizisches Meer bezeichnet.[1] Die „Phönizier“ haben sich selbst nie als solche bezeichnet, sondern benannten sich nach den Städten, aus denen sie kamen.

Eine phönizische Kolonie, welche im heutigen Tunesien lag, war Karthago. Die Karthager wurden von den Römern als Poeni (Punier) bezeichnet. 63 v. Chr. wird es mit Syrien dem römischen Reich einverleibt und zur römischen Provinz Syria.

Inhaltsverzeichnis

Name

Großfrüchtiger Wacholder

Der Name „Phönizien“ könnte sich von der seit Homer belegten griechischen Bezeichnung „Phoinikes“ („Φοίνιϰες“) ableiten, die wiederum mit den kretischen Linear B-Begriffen „po-ni-ki-ja“, „po-ni-ke-a“ und „po-ni-ki-jo“ („phoinikion“?) in Verbindung steht. Eine zweifelsfreie Zuordnung bleibt jedoch unsicher. Als Farbe purpurrot sind „phoinikeā“ und „po-ni-ke-a“ in Listen von montierten (Pferde)-Wagen belegt;[2] „po-ni-ki-jo“ für ein Gewürz oder eine Pflanze; in diesem Zusammenhang auch für „kaptaru“ als kretische Wacholderfrucht.[3]

Möglicherweise liegt ebenfalls eine Verbindung zu den Begriffen „po-ni-ke“ („phoinikei“) und „po-ni-ki-pi“ („phoinikphi“) vor, die sich auf das Bearbeiten und Verzieren von Holzmöbelstücken im Zusammenhang der Wortbedeutung für „Palme/n“[2] (insbesondere Dattelpalme) beziehen.[3] Ergänzend kommt hinzu, dass das Färben von Stoff mit Hilfe von Purpurschnecken ein weiteres typisch phönizisches Handwerk war.

Fenchu in Hieroglyphen
Neues Reich
I9
N35
Aa1
Z7
M1
N25
[4]
Fenchu
Fnḫw
(Fremdland) der Baumfäller

In altägyptischen Quellen wird Phönizien unter der Bezeichnung „fenchu“ erwähnt. Die ägyptische Bezeichnung leitet sich von „fench“ (Zimmerer, Tischler) ab und bezieht sich insbesondere auf den Handel oder das Handwerk mit Holz. Ägypten importierte unter anderem die im Libanon wachsende Zeder. In diesem Zusammenhang erhielten die Fenchu den BeinamenBaumfäller“.[5]

Geschichte

Herodot behauptet, es habe um 2750 v. Chr erste Siedlungen in Phönizien gegeben. Aus der Geschichte des Sinuhe geht hervor, dass Fenchu (Phönizien) bereits im Mittleren Reich (21.–18. Jahrhundert v. Chr.) zu den Ländern der Levante gehörte:

„Maki aus Qedem, Chentiujawesch aus Chenet-Kasch und Menus aus den beiden Ländern der Fenchu; dies sind Herrscher anerkannter Namen,...ohne an Retjenu zu denken, das zu dir (Ägypten) gehört wie deine Windhunde.“

Geschichte des Sinuhe, Papyrus Berlin 3022

Transport von libanesischen Zedern nach Mesopotamien; aus dem Palast Sargons II. (Ende des 8. Jahrhundert v. Chr.)

Etwa im 15. Jahrhundert v. Chr. kam es zur Stadtstaatenbildung der Seestädte Sidon, Tyros, Byblos, die ihrerseits Handelskolonien im Mittelmeerraum gründeten. Aus Keftiu (Kreta) sind in Linear B-Texten (15.–12. Jahrhundert v. Chr.) Handelsbeziehungen mit den Phöniziern belegt, dort als po-ni-ki-jo benannt. Entsprechende Darstellungen finden sich auch in den thebanischen Gräbern aus der Zeit von Thutmosis III. und seinen Nachfolgern: Tribute erfolgen von Keftiu und den Inseln inmitten des großen Grünen sowie von Retjenu. Jedes verborgene Land und alle Inseln der Fenchu sind Ägypten untertänig.[6] Thutmosis II. erwähnte in seiner Siegesinschrift die Länder von Fenchu (Stadtstaaten) als Hoheitsgebiet der Ägypter im Zusammenhang mit Retjenu. In einer Inschrift rühmte sich Sethos I., die Länder der Fenchu vernichtet zu haben.[5]

Etwa 875 v. Chr. wurde Phönizien von den Assyrern zu Tributzahlungen gezwungen. 573 v. Chr. wurde Tyros nach 13-jähriger Belagerung des babylonischen Königs Nebukadnezar II. erobert. Ab 539 v. Chr. gehörte Phönizien zum Perserreich. Nach der Teilnahme am ägyptischen Aufstand gegen Artaxerxes III. wurde Sidon 343 v. Chr. zerstört. Tyros wurde 332 v. Chr. von Alexander dem Großen zerstört, nachdem es als einzige phönizische Stadt Widerstand gegen sein Heer geleistet hatte. Nach dem Tod von Alexander dem Großen verlor Phönizien an Bedeutung.

Kultur

Aufgrund der geografischen Lage und späteren Handelsbeziehungen war die Kultur Phöniziens geprägt von Ägypten, den altorientalischen Kulturen Vorderasiens und dem Mittelmeerraum. Das phönizische Alphabet, das im 12. Jahrhundert v. Chr. entstand, wurde zur Grundlage sowohl der europäischen Schriften (griechisch, lateinisch, kyrillisch) als auch der hebräischen und arabischen Schrift.

Religion

Eine Trias von Göttern residierte über die Bewohner von Tyros, Sidon, Arwad, Byblos und dem untergegangenen Ugarit.

An der Spitze dieser Dreierkombination stand ein Vatergott namens El, den die Griechen später gelegentlich mit ihrem Kronos identifizierten. Ihm zur Seite stand sein Weib Aschera oder Astarte, die in Byblos Baalat hieß, was man etwa mit „unsere liebe Frau“ übersetzen könnte. Dazu kam dann als beider Sohn der Gott Baal, den die Gibliten auch Adon, Adoni oder, gräzisiert Adonis, den Herrn, nannten, während die Tyrer ihn als Melkart und die Sidonier als Eschmun verehrten. Jeder dieser drei himmlischen Herrscher repräsentierte und verkörperte jeweils eine Reihe von bestimmten Naturgewalten und –erscheinungen. Außerdem hatten sie nahe Verwandte in allen anderen orientalischen Pantheon.

El, der in Sidon Baal hieß, ist in dieser Trias der mächtigste Gott. Er scheint derartig große und allumfassende Befugnisse gehabt zu haben, dass man es nur selten wagte, ihn näher zu betrachten und zu vermenschlichen. Lediglich in einigen Texten aus Ugarit wird er, wie Zeus, als ungetreuer Ehemann charakterisiert.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Enrico Acquaro, Consiglio nazionale delle ricerche, Istituto per la civiltà fenicia e punica, (Hrsg.): Biblioteca phoenicia. Ottomila titoli sulla civiltà fenicia. In: Collezione di studi fenici. Band 35, Consiglio nazionale delle ricerche, Roma 1994, ISBN 88-8011-021-7 (italienisch, inklusive zwei 3½ Zoll-Disketten).
  • Ahmad Hamdeh: Die sozialen Strukturen im Phönizien des ersten Jahrtausends vor Christus. (Dissertation an der Universität Würzburg 1985)..
  • Gerhard Herm: Die Phönizier. Das Purpurreich der Antike. 1. Auflage. Econ, Düsseldorf / Wien 1973, ISBN 3-430-14452-3 (Taschenbuchausgabe bei Rowohlt als rororo-Sachbuch 6909, Reinbek bei Hamburg 1975ff. ISBN 3-499-16909-6).
  • Moscato Sabatino, Doris Niemeyer, Hans Georg Niemeyer: Die Phönizier. Hoffmann und Campe, Hamburg 1988 (Originaltitel: I Fenici, übersetzt von Ingrid Teoh), ISBN 3-455-08324-2 (Katalog zur Ausstellung "I Fenici", Venedig 1988, Palazzo Grassi).

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Carte de la Méditerranée du VIIe au Ve siècle av. J.-C.: Mer de Phénicie
  2. a b Christoph Kurt: Seemännische Fachausdrücke bei Homer: Unter Berücksichtigung Hesiods und der Lyriker bis Bakchylides. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1979, ISBN 3-5252-6215-9, S. 60.
  3. a b Fritz Gschnitzer: Frühes Griechentum: Historische und sprachwissenschaftliche Beiträge (Kleine Schriften zum griechischen und römischen Altertum, Band 1). Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 3-5150-7805-3, S. 97.
  4. Siegfried Schott: Der Denkstein Sethos’ I. für die Kapelle Ramses’ I. in Abydos. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1965, S. 85.
  5. a b Siegfried Schott: Der Denkstein Sethos’ I. für die Kapelle Ramses’ I. in Abydos. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1965, S. 20-21.
  6. Georg Busolt, S. 108f., vgl. auch die Rolle der Fenchu unter den Seevölkern in Frühzeit der Weltgeschichte v. Oswald Spengler (Phönizier)
  7. Gerhard Herm: Das Purpurreich der Antike. Econ, Düsseldorf 1973, S. 119. ISBN 3-430-14452-3

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