Phibul Songkhram

Phibul Songkhram
Phibul Songkhram in New York (1955)

Feldmarschall Phibul Songkhram (Thai: จอมพล พิบูลสงคราม - gesprochen [ʤɔːmpʰon pʰíbuːn sǒŋkʰraːm], weitere Schreibweisen: Phibun Songkram, Pibul Songgram, auch: Plaek[1]) (* 14. Juli 1897 in Nonthaburi; † 11. Juni 1964 in Japan) war von 1938 bis 1944 Feldmarschall, Premierminister und Militärdiktator in Thailand. Er war in Thailand als „Feldmarschall P.“ (Thai: จอมพล ป.) bekannt, wurde aber meist aufgrund seines vom König verliehenen Titels Luang Phibul genannt.

Phibul wurde in Nonthaburi als Sohn des begüterten Bauern Keed Khittasangkha (Kittasangka[2], Thai: นายขีด ขีตตะสังคะ) und Sam-Ang (Thai: นางสำอาง ขีตตะสังคะ) geboren. Sein Geburtsname war Plaek Khittasangkha (Thai: แปลก ขีตตะสังคะ); plaek bedeutet in Thai eigenartig, fremdartig; dies bezog sich auf die eigentümliche Stellung seiner Ohren. Im Jahr 1914 trat er nach seinem Abschluss bei der „Chulachomklao Royal Military Academy“ dem Artillerieregiment in Phitsanulok bei und wurde zum Secondeleutnant befördert. Hier lernte er die junge Lehrerin La-iad kennen, die er kurz darauf heiratete. Später wurde er an die Generalstabsschule nach Bangkok geschickt, wo er ein Stipendium für ein Studium der Militärwissenschaft in Frankreich erhielt. Während seiner Studien in Frankreich machte er die Bekanntschaft von Pridi Phanomyong und Prayoon Phamonmontri, die sich beide mit revolutionären Ideen trugen und Plaek überzeugen konnten, an der Planung eines Putsches teilzunehmen. Diese wurde allerdings erst 1931 ernsthaft betrieben, nachdem alle Eingeweihten nach Siam zurückgekehrt waren[3]. In der Zwischenzeit verlieh König Prajadhipok (Rama VII.) Plaek den Ehrentitel „Luang Phibul Songkhram“, unter dem er auch heute noch bekannt ist. Auch wurde er zum Major im Generalstab befördert und zum Stallmeister von Prinz Narisa ernannt, gleichzeitig lehrte er Militärwissenschaft. Zusammen mit dem Kavallerieoffizier Luang Tasnai war er für die Organisation des Putsches in der Armee zuständig.

1932 trat Phibul Songkram im Zuge des Staatsstreichs in Thailand, der zu einer konstitutionellen Monarchie führte, in die Volkspartei ein und wurde deren militärischer Vertreter. Als 1933 ein Gegenputsch unter dem Prinzen Bovoradej (Thai: พระองค์เจ้าบวรเดช - Phra Ongchao Bovoradet) unternommen wurde, führte Luang Phibul die regierungstreuen Teile der Armee zum erfolgreichen Gegenschlag. Seine Macht wuchs daraufhin bedeutend. Nachdem Premierminister Oberst Phraya Phahon Phonphayuhasena abdankte, übernahm Luang Phibul den Posten am 16. Dezember 1938. Während seiner Amtszeit wurde er wegen seiner Verdienste um die Modernisierung des Landes zum Feldmarschall ernannt.

Plakat mit der Gegenüberstellung von „unzivilisierter“ (links) und „zivilisierter“ Kleidung (rechts), das während der Regierungszeit von Phibul Songkhram herausgegeben wurde

Unter seiner Ägide wurde am 24. Juni 1939 der alte Name des Landes von Siam in „Thailand“ (Thai: เมืองไทย - [mʉaŋ-tʰai], auch ประเทศไทย - [pratʰêːt-tʰai], wörtl. „Land der Freien“, vor allem aber „Land der Thais“) geändert, was bis heute für kontroversen Diskussionsstoff sorgt. Gleichzeitig führte er den westlichen Kalender ein. Er und sein Mitarbeiter, Luang Vichit, verstärkten die so genannte Renaissance Thailands, indem sie das Tragen westlicher Kleidung anordneten, insbesondere sollten Hüte getragen werden. Die Bevölkerung durfte nicht mehr Betel kauen und nur mit einheimischer Ware handeln. Eine Nationalhymne wurde geschaffen und das Volk hatte um 8 Uhr morgens und um 6 Uhr abends das Hissen der Flagge stehend zu begrüßen.

Der Französisch-Thailändische Krieg zwischen dem Frankreich der Vichyregierung in Indochina und dem Königreich Thailand im Dezember 1940 und Januar 1941 endete mit dem Sieg Thailands. Während des 2. Weltkriegs wurde Thailand von Japan teilweise besetzt. Hierbei zeigte Luang Phibul keine eindeutige Haltung. Manche meinen, er hätte sich mit Großmacht-Gedanken in Gemeinsamkeit mit Japan getragen. Phibul war in den kambodschanischen Provinzen unterwegs, als die Nachricht von der Invasion am 8. Dezember 1941 eintraf. Der Verteidigungsminister ordnete an, dass die Soldaten zusammen mit der Polizei, den Rekruten und Zivilisten sich gegen die japanische Armee an zahlreichen strategisch bedeutsamen Stellen zur Wehr setzen sollten. Luang Phibul eilte nach Bangkok zurück und erklärte Waffenstillstand. Ein so genannter Freundschaftsvertrag mit Japan wurde unterzeichnet, der Japan Durchmarschrechte gewährte und im Gegenzug die Souveränität Thailands gewährleistete. Welches tatsächlich die Motive hinter diesem Abkommen waren, ist unklar geblieben.

Als Luang Phibul 1944 Planungen einer Verlegung der Hauptstadt von Bangkok nach Petchabun umzusetzen begann, wurde er zum Rücktritt gezwungen. Mittlerweile hatte sich nicht nur die Lage gegen Japan gewendet, sondern auch die Unzufriedenheit über die Innenpolitik, insbesondere die kulturellen Bestimmungen, sowie die wirtschaftliche Lage war gestiegen.

Die Niederlage der Achsenmächte führte zu Phibuls Inhaftierung, doch wurde er vor dem Militärtribunal freigesprochen und ging für mehrere Jahre ins politische Exil. 1948 kehrte er nach einem Militärputsch wieder zurück und übernahm die Rolle des Premierministers ein zweites Mal. Diesmal war die Situation jedoch eine andere. Seine absolute Macht war geschwunden, er musste mit den mächtigen Clanführern Feldmarschall Sarit Dhanarajata und Polizeigeneral Pao Sri Yanon zusammenarbeiten.

Luang Phibul Songkhram näherte sich während des Beginns des Kalten Krieges den USA an und entsandte im Auftrag der UNO Truppen nach Korea. Das Ende seiner Amtszeit leiteten Verdächtigungen über Wahlbetrug ein, die zu einem Staatsstreich von Feldmarschall Dhanarajata führten. Luang Phibul musste das Land wieder verlassen und setzte sich in Japan zur Ruhe, wo er 1964 starb. Nach seinem Tod wurde seine Asche in einer Urne nach Thailand überführt und im Wat Phra Sri Mahathat in Bang Khen in Bangkok beigesetzt.

Siehe auch: Thailändische Adelstitel

Einzelnachweise

  1. Mokarapong (1972), S, 7
  2. Mokarapong (1972), S. 7
  3. Mokarapong (1972), S. 10

Literatur

  • Thawatt Mokarapong: History of Thai Revolution : a study in political behaviour. Bangkok: Chalermnit 1972.
  • B.J. Terwiel: Thailand's Political History : from the fall of Ayutthaya to recent times. Bangkok: River Books 2005. ISBN 974-9863-08-9.
Wappen Thailands Anmerkung zu thailändischen Familiennamen: Dieser Artikel spricht die Person mit ihrem Vornamen an; für weiterführende Informationen siehe Thailändische Familiennamen.

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