Phaeophyceae

Phaeophyceae
Braunalgen
Systematik
Klassifikation: Lebewesen
Domäne: Eukaryoten (Eucaryota)
ohne Rang: Chromalveolata
Unterreich: Stramenopile (Stramenopila)
Klasse: Braunalgen
Wissenschaftlicher Name
Phaeophyceae
Hansgirg, 1886

Die Braunalgen (Phaeophyceae) bilden eine eigene Gruppe innerhalb der Stramenopilen (Stramenopila), einer Untergruppe der Chromalveolata. Es handelt sich um meist marine, oft braune Algen mit Generationswechsel.

Ein Kennzeichen dieser fädig oder blattartigen, auf jeden Fall mehrzelligen Algen sind die braunen Fucoxanthin-Farbstoffe, die das grüne Chlorophyll maskieren, also überdecken.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Braunalgen sind eine sehr formenreiche Gruppe. Der Habitus reicht von kleinen, verzweigten Zellfäden, Fadenthalli, pseudoparenchymatischen Thalli bis zu komplexen, vielschichtigen, mehrere Meter großen Pflanzen mit Gewebe- und Organdifferenzierung. Die Organe dieser Tange erinnern an Blatt, Achse und Wurzel der Kormophyten und werden in Analogie Phylloid, Cauloid und Rhizoid genannt. Einzeller fehlen bei den Braunalgen.

Plastiden

Die Braunalgen besitzen wie alle heterokonten Algen komplexe Plastiden (auch Chromatophor genannt) ohne Nukleomorph, die durch sekundäre Endocytobiose entstanden sind. Die Photosynthesepigmente sind die der Heterokonten: Chlorophyll a, c1 und c2. Als akzessorische Pigmente sind β-Carotin, Fucoxanthin sowie in geringerem Ausmaß Diadinoxanthin und Diatoxanthin (beides wie Fucoxanthin Xanthophylle). Meist ist nur ein Chromatophor pro Zelle vorhanden, selten mehrere. Die DNA ist in einem Genophor vom Ring-Typ angeordnet. Das Reservepolysaccharid ist Chrysolaminarin.

Geißeln

Die Braunalgen weisen die für die Stramenopilen typischen zwei verschieden gestalteten Geißeln ("heterokont") auf. Die Basis der Schleppgeißel ist angeschwollen und dient vielleicht als Photorezeptor. Sie liegt auch in der Nähe des Augenflecks, einem rotbraunen Fleck im Chromatophor. Die Schleppgeißel hat immer einen dünnen Haarfortsatz am Ende, die Zuggeißel manchmal. Dieses Merkmal tritt nur hier und bei den Xanthophyceae auf.

Fucus serratus

Zellwand

Die Zellwände der Braunalgen enthalten neben der Zellulose Alginate als strukturgebende Hauptbestandteile. Die Zellulose bildet den fibrillären Anteil, der die Festigkeit der Zellwände gewährleistet. Die Fibrillen sind in eine amorphe, schleimartige Substanz eingebettet, die aus in Wasser kolloidal gelösten Alginaten besteht. Eine zusätzliche Verstärkung erfolgt durch unlösliche Alginat-Gele.[1] Diese für die Braunalgen spezifische Zellwandstruktur ermöglicht gleichzeitig Festigkeit und Flexibilität, um den mechanischen Belastungen durch die Gezeitenströmungen und die Wellenbewegungen standhalten zu können.

Vermehrung

Die Braunalgen vollziehen einen Generationswechsel. Die Meiosporen werden in uniloculären (einkammerigen) Sporocysten gebildet, die Gameten in pluriloculären (vielkammerigen) Gametangien. Der Generationswechsel ist heterophasisch, d.h. es wechseln sich haploide und diploide Generation ab. Innerhalb der Braunalgen gibt es eine Entwicklungslinie von gleichartigem (isomorphem) Generationswechsel zu einer Reduktion des haploiden Gametophyten: heteromorpher (verschiedengestaltiger) Generationswechsel. Bei den Fucales ist die haploide Generation fast vollständig rückgebildet, sodass sie fast reine Diplonten sind.

Bei den Gameten gibt es eine Entwicklungslinie von gleichgestalteten Gameten (Isogamie) über verschieden große, begeißelte Gameten (Anisogamie) bis hin zu unbegeißelten weiblichen Eizellen (Oogamie).

Vorkommen

Die überwiegende Mehrzahl der Arten leben im Meer. Es sind nur fünf Gattungen als Süßwasserbewohner bekannt. Die größte Vielfalt entwickeln sie in den gemäßigten und kalten Breiten der Ozeane. Sie leben als Teil des Benthos und sind als Lithophyten an Felsen, Steinen und ähnlichem festgewachsen. Manche liegen bei Niedrigwasser frei; manche wachsen auch epiphytisch auf anderen Algen. In manchen Gebieten, etwa an der amerikanischen Pazifikküste, bilden sie große unterseeische Wälder (Kelpwald). Hier wachsen die riesigen Tange Lessonia, Macrocystis und Nereocystis. Kleinere Formen wachsen auf Steinen, Seepocken, Schnecken und Algen. Manche Arten wachsen sogar endophytisch in größeren Algen.

Systematik

Die Braunalgen sind eine Gruppe der Stramenopilen. Ihre Schwestergruppe dürfte eine Klade bestehend aus Xanthophyceae, Pinguiochrysidales und Phaeothamniophyceae sein[2] Es gibt rund 250 Gattungen mit 1500 bis 2000 Arten.

Die innere Systematik beruht vielfach auf einer Einteilung nach dem Lebenszyklus. Durch Gensequenz-Informationen befindet sich die Systematik derzeit im Umbruch, die folgende Klassifikation der Ordnungen ist daher nur vorläufig. Sie folgt der Systematik von Adl et al. (2005)[3]

  • Ascoseirales Petrov, mit der einzigen Art Ascoseira mirabilis Skottsberg
  • Cutleriales Bessey
  • Desmarestiales Setchell & Gardner
  • Dictyotales Bory de Saint-Vincent
  • Ectocarpales Bessey
  • Fucales Bory de Saint-Vincent
  • Ishige Yendo
  • Laminariales Mig. (wie zum Beispiel Macrocystis pyrifera, Kelp, kann bis 100 m groß werden; v. a. vor der kalifornischen Küste zu finden, aber viele andere Laminarien, wie z. B. der Zuckertang, Saccharina latissima, auch in der Nordsee)
  • Scytothamnales Peters & Clayton
  • Sphacelariales Migula
  • Sporochnales Sauvageau
  • Syringodermatales Henry
  • Tilopteridales Bessey

Einige häufigere nordostatlantische Arten sind:

Spiraltang Fucus spiralis
  • Rinnentang (Pelvetia canaliculata)
  • Blasentang (Fucus vesiculosus)
  • Fingertang (Laminaria digitata)
  • Spiraltang (Fucus spiralis)
  • Gabelzweigtang (Bifurcaria bifurcata)
  • Palmentang (Laminaria hyperborea)
  • Sägetang (Fucus serratus)
  • Schotentang (Halidrys siliquosa)
  • Flügeltang (Alaria esculenta)
  • Riementang (Himanthalia elongata)
  • Zuckertang (Saccharina latissima)

Verwendung

Aus Braunalgen werden Alginate gewonnen, die als Gelbildner Verwendung finden. Alginate sind ein Nebenprodukt bei der Gewinnung von Jod aus Meeresalgen im Nassverfahren. Wegen der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten werden Alginate auch direkt für die Verwendung in der Lebensmittel-, sowie der Pharma-, und Kosmetikindustrie aus den Braunalgen extrahiert. Mit Trawlern werden dafür Braunalgen der Gattungen Macrocystis, Laminaria, Ascophyllum, Sargassum, Ecklonia, Lessonia und Durvillea geerntet.

Einige Arten werden auch gegessen, so Wakame und Cochayuyo.

Quellen und weiterführende Informationen

  • P. Sitte, E. W. Weiler, J. W. Kadereit, A. Bresinsky, C. Körner: Strasburger – Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. 35. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1010-X

Einzelnachweise

  1. Christian van den Hoek, Hans M. Jahns, David G. Mann: Algen Thieme, Stuttgart, 3. Auflage, 1993, S. 136 ISBN 3-13-551103-0
  2. Robert A. Andersen: Biology and systematics of heterokont and haptophyte algae. American Journal of Botany, Band 91, 2004, S. 1508-1522.
  3. Sina M. Adl, Alastair G. B. Simpson, Mark A. Farmer, Robert A. Andersen, O. Roger Anderson, John A. Barta, Samual S. Bowser, Guy Bragerolle, Robert A. Fensome, Suzanne Fredericq, Timothy Y. James, Sergei Karpov, Paul Kugrens, John Krug, Christopher E. Lane, Louise A. Lewis, Jean Lodge, Denis H. Lynn, David G. Mann, Richard M. McCourt, Leonel Mendoza, Øjvind Moestrup, Sharon E. Mozley-Standridge, Thoams A. Nerad, Carol A. Shearer, Alexey V. Smirnov, Frederick W. Spiegel, Max F. J. R. Taylor: The New Higher Level Classification of Eukaryotes with Emphasis on the Taxonomy of Protists. The Journal of Eukaryotic Microbiology 52 (5), 2005; Seiten 399-451 (Abstract und Volltext)

Weblinks


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