Pevensey Castle

Pevensey Castle
Anderitum/Pevensy Castle

Anderitum-Pevensey Castle ist eine mittelalterliche normannische Burg und früheres römisches Kastell der Sachsenküste beim heutigen Pevensey im County East Sussex/England.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Kastell wurde auf einer kleinen Halbinsel oberhalb der Küstenmarsch gebaut, die damals noch bis Hailsham reichte. Aus dieser Marsch ragten einige auch bei Flut noch trockenen Plätze heraus, die heute Rickney, Horse Eye, North Eye und Pevensey heißen – solche Ortsnamen die auf –eye enden, bedeuteten im Altenglischen Insel. In der Antike reichte das Meer noch bis fast unmittelbar an die Mauern heran, heute steht die Ruine allerdings ca. eine Meile landeinwärts.

Anderitum wurde errichtet, um die Festungskette zwischen Dorchester und Portus Lemanis - Lympne zu schließen, seine ovale Form paßte sich perfekt an die schmale Halbinsel an, auf der es erbaut wurde. Diese Halbinsel bildete in der Antike auch einen großen natürlichen nach Norden ausgerichteten Hafen. Mit einer Fläche von 3,65 ha ist es eines der größten Bauwerke an der Sachsenküste.

Geschichte

Die Geschichte dieses Ortes ist eng mit dem römischen Kastell und der späteren normannischen Burg verbunden. Das Kastell Anderitum (was übersetzt „mächtige Festung“ bedeutet) wurde um das Jahr 293 n. Chr. unter der Herrschaft des Usurpators Allectus errichtet. Seine Mauern sind zu einem großen Teil noch bis zur ursprünglichen Höhe erhalten geblieben.

Römerzeit

In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts begannen germanische Piraten vom Kontinent mit ihren Überfällen auf den römischen Seehandel zwischen den Küsten von Nordgallien und dem südöstlichen Britannien. Ab dem Jahr 270 konnte die Classis Britannica die Piraten alleine nicht mehr in Schach halten. Um sie zu zurückzuschlagen wurde u. a. die Flotte vergrößert, gleichzeitig errichteten die Römer an der britischen Küste eine Kette von massiven Steinkastellen, in denen die neuen Flottenabteilungen stationiert wurden, um strategisch wichtige Flußmündungen oder natürliche Häfen wie den von Pevensey gegen die Piratenüberfälle besser zu schützen.

Angelsächsische Zeit

Anderitum wurde im Jahr 491 n. Chr. von den Angelsachsen unter ihren Anführern Aelle und Cissa belagert und eingenommen. Es ist dies eines der seltenen überlieferten Berichte einer erfolgreichen Belagerung einer befestigten römischen Siedlung durch eindringende Barbaren der Völkerwanderungszeit. Als nach Abzug der Römer im Jahr 410 der Druck der Angelsachsen auf Britanniens Küsten wuchs und sie langsam begannen, auch die fruchtbaren Lowlands zu übernehmen, flüchteten sich einige Romano-Briten in die Kastelle der Sachsenküste, die wohl größtenteils noch intakt geblieben waren. Dies schützte sie jedoch nur vorübergehend vor den Invasoren. Die Angelsächsische Chronik berichtet vom vergeblichen Versuch der Besatzung von Anderitum im Jahr 491, das Kastell gegen einen Angriff der Angelsachsen zu halten, und von der Massakrierung seiner Bewohner nach Erstürmung der Festung. Auch in stark befestigten Siedlungen wie Anderitum waren die Romano-Briten nun nicht mehr sicher. In der Angelsächsischen Chronik heißt es dazu:

Die Angelsachsen unter ihren Häuptlingen Aelle und Cissa belagerten Andredes ceaster [Anderitum] und schlachteten jeden den sie hier antrafen ab, sodass keiner der Briten überlebte.“

Mit ein Grund für den Untergang der Romano-Briten von Anderitum war wohl, dass sie während des frühen 5.Jahrhunderts über den ansonsten nur schwer passierbaren Wehrgraben, der das Westtor vom Umland trennte, einen breiten Damm aufgeschüttet hatten und ihn dann möglicherweise nicht mehr rechtzeitig entfernen konnten. Dieser erleichterte nun den Zugang zum Haupttor des Kastells und erschwerte somit noch zusätzlich die Verteidigung der Mauer, dies auch deswegen, da die romano-britischen Verteidiger wohl nicht zahlreich genug gewesen sein dürften, um alle gefährdeten Punkte der Befestigungen zu besetzen. Die Angelsachsen nannten die Stätte nun Andredes ceaster und den Wald, der sich etwa 200 Kilometer von hier bis Dorset erstreckte, Andredsweald. Später war dieser Ort auch als Pefele (Pefe-Insel) bekannt.

Frühmittelalter

Erst im Jahr 1042 ließ der angelsächsische König Harold Godwinson hier wieder eine Festung errichten, indem er innerhalb der römischen Mauern Gräben ausheben ließ. 1066 wurde die Garnison allerdings wieder abgezogen und gegen die Norweger unter König Harald Hardraada, die inzwischen im Norden eingefallen waren, in Marsch gesetzt, so dass Herzog Wilhelm II. von der Normandie, als er im September desselben Jahres dort mit seiner Armee anlandete, die Festung unverteidigt vorfand.

Nach der Normanneninvasion wurde Pevensey Williams Halbbruder, Robert de Mortain, als Lehen übergeben, der eine kleine Siedlung außerhalb des ehemaligen römischen Fort gründete und eine neue Burg in die Kastellruine einbauen ließ. Dabei wurde ein Drittel des Kastellareals durch einen Palisadenwall abgeteilt und die alten römischen Wälle in diesem Teil wieder instandgesetzt. Gleichzeitig, oder nur wenig später wurde auch der große Turm in seiner ursprünglichen Form wiedererrichtet.

1088 wurde die Burg von Wilhelm Rufus belagert, erneut während des Bürgerkriegs um die Nachfolge Heinrichs I. (1135-1154), sowie ein weiteres Mal 1264 von Simon V. de Montfort.

Neuzeit

Königin Elisabeth I. befahl zwar den Abriss der Burg, doch wurde der Befehl nie ausgeführt und sie stattdessen als Waffenplatz genutzt. Unter Oliver Cromwell wurde erneut ohne Erfolg versucht, die Burg zu zerstören.

1942 wurden angesichts der erwarteten deutschen Invasion von der englischen Miliz (Home Guard) in der Burganlage u. a. Flak- und Beobachtungsstellungen und eine Funkstation eingerichtet.

Militär

In der Notitia Dignitatum wird als Festungskommandant ein Praepositus und sein numeri Abulcorum, in Anderidos, unter dem Oberbefehl des Comes litoris Saxonici per Britanniam, als Garnisionstruppe angegeben (ND XXVIII).


Befestigungen

Das Haupttor im Westen wurde wie auch in Portus Adurni-Portchester von zwei Flankentürmen gesichert. Anderitum repräsentiert somit schon eine fortgeschrittene Stufe der spätrömischen Militärarchitektur.

Insgesamt konnten drei Tore nachgewiesen werden: das stark befestigte Westtor, das etwas einfacher ausgeführte Osttor und ein kleiner Durchlass an der Nordmauer. Die Existenz einer weiteren Pforte irgendwo am nur noch sehr schlecht erhaltenen Südwall ist wahrscheinlich.

Die Mauern ragen heute immer noch über 5m auf, sie sind an der Basis 4,2 m breit und verjüngen sich stufenförmig bis zur Mauerkrone auf 2,4 m. Die Verblendung der Mauer besteht aus Sandstein, die Bänder aus Ziegeln und Sandsteinplatten. Der Gußmörtelkern war hauptsächlich mit Flintstein gefüllt. Auch eine schmale Erdrampe an der Innenmauer konnte nachgewiesen werden.

Der Wall wurde zusätzlich durch 13 solide, vorkragende, halbrunde Türme verstärkt, die in unregelmäßigen Abständen angebaut wurden. Man kann daher diese Baumaßnahmen nach jüngsten archäologischen Entdeckungen ziemlich sicher auf die Jahre zwischen 330 und 340 datieren.

Literatur

  • Nick Fields: Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500, Fortress 56, Osprey Books, Dezember 2006
  • Peers, Charles (1985). Pevensey Castle. London: English Heritage.

Weblinks

  • - 9k - (Englische Website Pevensy).


51.3735694444440.560872222222237Koordinaten: 51° 22′ 25″ N, 0° 33′ 39″ O


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