Petrus Juliani

Petrus Juliani
Wappen von Johannes XXI.

Johannes XXI. (eigentlich Petrus Juliani oder Petrus Hispanus oder Pedro Julião oder Peter Rebuli-Giuliani; * um 1205 in Lissabon; † 20. Mai 1277 in Rom) war Papst vom 8. September 1276 bis zu seinem Tode am 20. Mai 1277.

Nicht gesichert und nach den neueren Forschungen von Ángel d'Ors nicht aufrechtzuerhalten ist die erst seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert aufgekommene Identifizierung mit jenem wahrscheinlich dem Orden der Dominikaner angehörenden Petrus Hispanus, der im 13. Jahrhundert die Summulae logicales in zwölf Büchern, eine der populärsten mittelalterlichen Einführungen in die Logik, verfasste und dafür auch von Dante unter den Weisheitslehrern im Sonnenhimmel des Paradiso (XII, 134-135) gerühmt wird: dort erscheint er als Pietro Ispano / lo qual già luce in dodici libelli („Petrus Hispanus, / dessen Licht auch schon in den zwölf Büchern leuchtet“).[1]

Die Zählung von Johannes XXI. als einundzwanzigster Papst dieses Namens geht zurück auf einen mittelalterlichen Fehler, siehe dazu Johannes XX.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Er war Sohn eines wohlhabenden portugiesischen Arztes und Apothekers namens Julianus, daher die Namensform Petrus Juliani (Pedro Julião).

Seine erste Ausbildung erhielt er an Schulen in Lissabon und León und wechselte dann an die Universität in Paris, wo er unter anderem bei Albertus Magnus studierte. 1245 erwarb er den Magister in Philosophie und in Medizin, anschließend begab er sich nach Süditalien, wo er seine medizinischen Kenntnisse in Salerno und Palermo vertiefte und aufgrund guter Kontakte zum Hof Friedrichs II. zum professor artis medicinae ernannt wurde. Seit 1247 lehrte er als Physicus am neu gegründeten Studium Generale von Siena, in dieser Zeit entstanden wahrscheinlich die meisten seiner medizinischen Schriften.

Seine wirtschaftliche Lage in Siena soll ungünstig gewesen sein. Seine Wohnung lag im Armenviertel, wo er auch die Anregung zu seinem damals bekanntesten Werk Thesaurus pauperum (Schatz der Armen) bekam. Dabei handelte es sich um eine umfassende Rezeptsammlung abgestimmt auf die Möglichkeiten der Unbegüteten. Er schrieb auch über Augenheilkunde und Chirurgie, über die Seelenlehre und die Funktion des Herzens, über Schwangerschaftsabbruch und Empfängnisverhütung etc. Neben seiner medizinischen Tätigkeit verfasste er auch Schriften zur Philosophie und Logik.

Die weitere Laufbahn

Um das Jahr 1260 ernannte Ottobuono Fieschi, Conte di Lavagna, der spätere Papst Hadrian V., den Medizinprofessor zu seinem Leibarzt. Von diesem warb ihn Papst Gregor X. als Archiater (Hof- und Leibarzt) ab.

Petrus erklomm die kirchliche Karriereleiter, wurde 1273 Erzbischof von Braga und Kardinalbischof von Tusculum. Er war 1274 Teilnehmer am zweiten Konzil von Lyon. Am 8. September 1276 wurde der inzwischen etwa 60-jährige im Konklave in Viterbo nach heftigen Diskussionen zum Papst gewählt. Im Konklave gab der Einfluss des Kardinals Giovanni Gaetano Orsini den Ausschlag zugunsten seiner Wahl.

Seine Projekte als Papst

Sein Pontifikat dauerte nicht einmal neun Monate und doch begann er große Projekte. Er war um den Erhalt der Union mit der orthodoxen Kirche von 1274 bemüht. Auch versuchte er erfolglos, einen Kreuzzug zu initiieren. Daneben gab er Anregungen zur Studienreform an den Universitäten und förderte Stipendien für besonders begabte Studenten und nahm seine eigenen Studien wieder auf. Dazu ließ er an die Rückseite des Papstpalastes eine Privatbibliothek anbauen.

An einem Maiabend 1277 wurde er darin von herabstürzendem Gemäuer verschüttet und starb wenig später an seinen schweren Verletzungen.

Dieser plötzliche Tod war der damaligen Kirche suspekt. Man vertrat die Auffassung, dass irgend etwas Böses geschehen sein musste. In einer Chronik berichtete ein übereifriger Dominikanermönch: Dieser häretische Schwarzkünstler ist in seinem Palast vom Teufel persönlich erwürgt worden!

Werke

  • summulae logicales, Enthält die Einführung der Begriffe Barbara, Celarent, Darii und Ferio für Schlussformen der aristotelischen Logik [2] (Autorenschaft unsicher)

Literatur

  • Jean Claude Bologne: La Naissance Interdite; Stérilité, avortement, contraception au Moyen-Age. Orban, Paris 1988, ISBN 2-85565-434-3
  • Ángel d'Ors: Petrus Hispanus O. P., Auctor Summularum (I), in: Vivarium 35,1 (1997), S. 21-71; ders., Petrus Hispanus O.P., Auctor Summularum (II): Further documents and problems, in: Vivarium 39,2 (2001), S. 209-254; ders., Petrus Hispanus O.P., Auctor Summularum (III). "Petrus Alfonsi" or "Petrus Ferrandi"?, in: Vivarium 41,2 (2004), S. 249-303; der erste dieser Beiträge erschien unter dem gleichen Titel auch in spanischer Übersetzung in Dicenda 19 (2001), S. 243-291, und ist in dieser Fassung als Online-Version verfügbar.

Einzelnachweise

  1. Ángel d'Ors: Petrus Hispanus O. P., Auctor Summularum (I)
  2. Moritz Wilhelm Drobisch: Logik nach ihren einfachsten Verhältnissen, Verlag Leopold Voss, Hamburg Leipzig, 5. Auflage 1887 S.100

Weblinks


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