Peterskirche (Leipzig)

Peterskirche (Leipzig)
Peterskirche im Juni 2009
das Eingangsportal bei Nacht

Die Peterskirche ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche, gebaut im südlichen Zentrum von Leipzig auf dem heutigen Gaudigplatz. Aufgrund der nicht mehr vorhandenen festen Bestuhlung der Kirche bietet das Kirchenschiff einen sehr flexiblen Veranstaltungsraum der neben den Gottesdiensten auch für vielfältige Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen und Tagungen genutzt wird. So finden u.a. Veranstaltungen des Leipziger Wave-Gotik-Treffens in der Kirche statt.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte (1876-1886)

Aufgrund der stark gewachsenen Mitgliederzahl der Petersgemeinde entschloss sich der Kirchenvorstand 1876 unter Vorsitz des Pfarrers und Theologieprofessors Gustav Adolph Fricke einen Kirchenneubau zu errichten. Eine geeignete Fläche erwarb die Kirchgemeinde durch den Tausch des Areals der alten Peterskirche gegen den ehemaligen Schletterplatz[1] südlich der Innenstadt. Nach Ausschreibung eines Architekturwettbewerbes im gesamten deutschsprachigen Raum im Jahr 1877 und Prüfung der eingegangenen 80 Entwürfe, wurden die Architekten August Hartel und Constantin Lipsius für die Erstellung und Realisierung eines gemeinschaftlichen Entwurfs auf Grundlage ihrer zwei vorgeschlagenen Baupläne verpflichtet. Die Grundsteinlegung der Neuen Peterskirche wurde am 17. September 1882 gefeiert, mit den Bauarbeiten hatte man jedoch bereits im März begonnen. Das neugotische Bauwerk besitzt mit 88,5 Metern bis heute den höchsten Kirchturm der Stadt und wurde am 27. Dezember 1885 geweiht. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen. So wurden die Ausmalung der Kirche und das Einsetzen der Glasgemäldefenster erst im Jahr 1886 vollendet.[2]

Entwicklung (1886-2009)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die ursprünglich vorhandene Gasbeleuchtung der Kirche durch mächtige elektrische Kronleuchter ersetzt, welche wiederum 1965 neuen Deckenleuchtern wichen. Am 4. Dezember 1943 erlitt die Kirche bei einem Luftangriff erhebliche Schäden, die u.a. das Hauptdach, die Kapellen, die Fenstern aber auch teilweise den Innenraum betrafen. So ging die 1885 von Wilhelm Sauer gefertigte große Orgel verloren. Der Dachstuhl und das Gewölbe wurden 1948/49 provisorisch gesichert. Das Gotteshaus musste rund zehn Jahre ohne Hauptdach bestehen, ehe es ab 1954 mit schwedischer Hilfe wieder errichtet wurde. Der Plan, die Sauer-Orgel aufzurichten, wurde 1957 endgültig aufgegeben. In den Folgejahren kam es zu weiteren Zerstörungen durch Diebstahl, Vandalismus und witterungsbedingte Steinzersetzung. 1978 beschloss die Kirchgemeinde das festes Gestühl aus dem Kirchenraum zu entfernen.[2]

Nach der politischen Wende wurde 1992 mit der Beräumung und schrittweisen Instandsetzung der Kirche begonnen. Seither wurden u.a. das Dach, weite Teile der Sandsteinfassade, die gesamte Taufkapelle und der Glockenturm saniert. Letzterer wurde in den Jahren 2005 bis 2009 aufgrund des stark verwitterten Sandsteins bis zur Höhe des Zifferblattes der Turmuhr abgetragen und mit einer Kombination aus altem Material (außen) und neuen Sandsteinen (innen/tragende Teile) wieder aufgebaut. Zusätzlich wurde das Innere der Spitze mit mehreren Ringankern und Stahlverstrebungen gesichert. In einem zweiten Bauabschnitt innerhalb dieser fünf Jahre wurde auch der Turmschaft, also der untere Teil des Turmes saniert.

Bemerkenswert ist der in Sachsen einmalige restaurierte figürliche Bildzyklus der farbigen Glasmalereien der Kirche.

In den kommenden Jahren soll die Ostseite der Fassade mit Chorraum und Kapellenkranz saniert werden, sodass die Außenfassade danach vollständig wiederhergestellt sein wird.

Orgeln

Bis 1943 verfügt die Peterskirche über eine große Orgel der Orgelbaufirma Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder). Dieses Instrument war 1885 erbaut worden und hatte 60 Register.[3]

I. Manual C–f3

Principal 16’
Bordun 16’
Bombarde 16’
Principal 8’
Flûte harmonique 8’
Gamba 8’
Gedact 8’
Gemshorn 8’
Trompete 8’
Nassard 51/3
Octave 4’
Rohrflöte 4’
Gemshorn 4’
Quinte 22/3
Octave 2’
Mixtur III
Scharf V
Cornett V
II. Manual C–f3
Salicional 16’
Gedact 16’
Principal 8’
Rohrflöte 8’
Harmonika 8’
Salicional 8’
Quintatön 8’
Clarinette 8’
Octave 4’
Flauto dolce 4’
Quinte 22/3
Octave 2’
Mixtur IV
Cornett III
III. Manual C–f3
Gamba 16’
Lieblich Gedact 16’
Principal 8’
Gedact 8’
Concertflöte 8’
Aeoline 8’
Voix céleste 8’
Vox humana 8’
Fugar 4’
Traversflöte 4’
Gemshornquinte 22/3
Flautino 2’
Pedal C–f1
Majorbass 32’
Principal 16’
Violon 16’
Subbass 16’
Lieblich Gedact 16’
Posaune 16’
Fagott 16’
Gross-Nassard 102/3
Principal 8’
Bassflöte 8’
Violoncello 8’
Dulciana 8’
Quintatön 8’
Trompete 8’
Octave 4’
Clairon 4’
  • Koppeln: Manualkoppeln, Pedalkoppeln, Generalkoopeln

Das Instrument war seit den Bombenangriffen im Jahre 1943 starker Witterung ausgesetzt. 1958 wurden die Pfeifen teilweise eingeschmolzen, teilweise in anderen Instrumenten wiederverwendet. Erhalten ist nur noch der Prospekt. Seit 1995 gibt es Pläne für den Neubau einer großen Orgel nach dem Vorbild Aristide Cavaillé-Colls. Dieses Projekt wird erst nach abgeschlossener Restaurierung des Innenraums der Kirche möglich sein.

In Nutzung befindet sich derzeit eine kleine Orgel, die um das Jahr 1900 von Johannes Jahn (Dresden) erbaut worden ist.[4]

Untermanual C–

1. Prinzipal 8′
2. Octave 4′
3. Scharf III-IV
Obermanual C–
4. Gedackt 8′
5. Flöte 4′
6. Rohrflöte 2′
Pedal C–
7. Subbaß 16′
8. Quintade 4′
  • Koppeln: Manual-Coppel, Pedal-Coppel


Neu aufgebaute Turmspitze

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Auf Beschluss der Ratsversammlung vom 18. Mai 2011 (Beschluss-Nr. RBV-822/11), amtliche Bekanntmachung: Leipziger Amtsblatt Nr. 11 vom 4. Juni 2011, bestandskräftig seit dem 5. Juli 2011 bzw. 5. August 2011, in Gaudigplatz umbenannt. Vgl. Leipziger Amtsblatt Nr. 16 vom 10. September 2011.
  2. a b Hartmut Mai; Kirchenvorstand der Peterskirche Leipzig (Hrsg.): Die Peterskirche in Leipzig. Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-930076-33-8.
  3. Nähere Einzelheiten zur historischenSauer-Orgel
  4. ZurJahn-Orgel

Weblinks

 Commons: Peterskirche (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
51.33046388888912.375701944444

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