Peterborough Cathedral

Peterborough Cathedral
Die Hauptfassade

Peterborough Cathedral, die Kathedrale von Peterborough, ist aufgrund ihrer dreiteiligen Fassade und durchgängigen Asymmetrie eine der ungewöhnlichsten mittelalterlichen Kathedralen Großbritanniens. Sie ist den Heiligen Simon Petrus, Paulus von Tarsus und Andreas gewidmet, die zu dritt die dreiteilige Fassade dominieren. Die Kathedrale zeigt den voll erblühten, sicheren normannisch-romanischen Stil in der Architektur Englands, vergleichbar mit Ely.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Angelsächsische Ursprünge

Die erste Kirche an dieser Stelle war die der Medeshampstede Abbey, die von König Peada von Mercia 655 als eines der ersten christlichen Zentren Englands gegründet wurde. Die klösterliche Siedlung wurde um 870 von den Wikingern zerstört. Während der monastischen Erneuerung Mitte des 10. Jahrhunderts (in der auch die Kathedrale von Ely und Ramsey Abbey neu gebaut wurden) wurde eine Benediktinerabtei errichtet, die 966 von Æthelwold, Bischof von Winchester, finanziell ausgestattet wurde. Kirche und Kloster waren Petrus geweiht, weswegen die Siedlung, die sich um die Abtei entwickelte, schließlich Peterborough genannt wurde. Die Klostergemeinschaft wurde 972 von Dunstan, Erzbischof von Canterbury, erneut beschenkt.

Von der angelsächsischen Kirche blieb nur ein kleiner Rest beim südlichen Querschiff übrig; allerdings konnten mehrere bedeutende Artefakte, darunter der 'Hedda-Stein', sichergestellt werden.

Der normannische Neubau

Plan
Das Behältnis im französischen Stil, dass um 1180 für Benedikt, den Prior von Canterbury Cathedral und Augenzeugen der Ermordung Thomas Beckets, gemacht wurde, um einige der Reliquien aufzunehmen, die Benedikt als neuer Abt nach Peterborough mitbrachte

Die Anlage wurde bei den Kämpfen zwischen den Normannen und Hereward the Wake beschädigt, aber wieder instandgesetzt. Bei einem Brandunfall im Jahr 1116 wurde sie jedoch erneut zerstört (siehe hierzu: Peterborough Chronicle).

Dieses Ereignis machte die Errichtung der neuen Gebäude erforderlich, die im normannischen Stil ausgeführt wurde (1118 bis 1238) als dreischiffiges Langhaus mit zehn Jochen, einem Ost-Querschiff mit nur einem östlichen Seitenschiff und einem Vierungsturm.

Begonnen wurden die Arbeiten unter Abt John de Sais 1118 als Abteikirche. Zur Kathedrale wurde er erst 1541. Um 1140/43 fand mit der Vollendung des Chores eine erste Weihe statt. Vom dreischiffigen Chor ist von den ursprünglich drei Apsiden nur die mittlere erhalten.

Als nächstes wurde 1155-1177 das Querhaus errichtet. Dann gingen unter Abt Benedikt 1177 – 1194 die Arbeiten im Langhaus weiter. Um 1193 waren die Gebäude bis zum westlichen Ende des Schiffs fertiggestellt, einschließlich des zentralen Turms und der bemalten Holzdecke des Schiffs. Diese Holzdecke, die zwischen 1230 und 1250 vervollständigt wurde, ist erhalten geblieben; sie ist einzigartig in Britannien und eine von vier derartigen Decken in ganz Europa (die übrigen sind in St. Martin in Zillis in der Schweiz, in St.Michael in Hildesheim in Deutschland und Dädesjö in Schweden, die aber alle weniger als halb so lang sind wie die von Peterborough). Die Decke wurde zweimal übermalt, 1745 und 1834, zeigt aber weiterhin Charakter und Stil des Originals.

Das Langhaus hat nicht die dynamische Gliederung von Durham oder Ely, sondern bietet eine zehnteilige, etwas eintönige Reihung. Dafür sind die Maueröffnungen aber weiter gesteigert worden, der Raum wird lichterfüllter und bietet hiermit einen Übergang zur Gotik, wozu die spätgotische Vergrößerung der Fenster viel beiträgt. Die fertige Kirche wurde 1238 von Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln geweiht, zu dessen Diözese Peterborough damals gehörte.

Das Langhaus zeigt – ähnlich zu Durham - einen dreiteiligen Aufriss mit einer Arkadenzone, einem Emporengeschoss und einem Obergaden mit einem Laufgang in der dicken Mauer. Die drei Geschosse sind in ihrer Größe fast gleichwertig. Die Arkadenzone zeigt einen kaum merklichen Stützenwechsel von Pfeilern und Säulen. Die Holzdecke aus den Jahren um 1220 ist erhalten geblieben. Die geschoßtrennenden Gesimse führen über die nur schmalen Dienste hinweg. Und so tritt gegenüber den früheren normannischen Bauten der vertikalen Aufbau in den Hintergrund und lang sich hinziehende ‚Streifen’ bestimmen auf drei Etagen das Bild der Wand über zehn Joche hinweg (Adam, S. 116). Die stangenartigen Dienste sind nicht im Hinblick auf eine Wölbung hinzu genommen worden, sondern ausschließlich als plastische Gliederung.

Damit kommt ein neuartigen ‚Gedanke’ in die ehemals normannische Architektur. Die Wände wirken wie weitgespannte Gitter, die Wand erscheint insgesamt als ein Ornament. Und solange die englischen Kathedralen auf Gewölbe verzichten, wird dieser Eindruck noch zusätzlich verstärkt. Später wird das Gewölbe das Bild des Raumes entscheidend mitbestimmen.

Durch den Verzicht auf eine Steinwölbung war es möglich, den Stirnflächen der Querhausarme (nördlicher Querhausarm !) den gleichen Aufriss zu geben wie dem Langhaus, also drei Fensterreihen über einer Sockelzone anzuordnen, so dass die Mauer fast vollständig durchgliedert wird. Und weil beide oberen Geschosse Laufgänge haben, bzw. Emporen, war es möglich, auf diesen beiden Ebenen das gesamte Bauwerk zu umwandern (Durliat, S. 499).

Das Mittelschiff war und ist flach gedeckt, die Seitenschiffe haben Kreuzrippengewölbe. Dort zeigen die wandseitigen Sockelblenden verschränkte, sich zugleich durchdringende Rundbogen („interlacing“, bzw. „intersecting arcading“). Diese Dekorationsform kommt aus der Buchmalerei und wird besonders in der normannischen Architektur angewandt (Hürlimann, S. 21). Auch hier in den Seitenschiffen sind die Fenster spätgotisch vergrößert.

Die beiden Westjoche des Langhauses und das West-Querschiff sind nach 1175 hinzu gekommen. Die Höhe des Mittelschiffs wird nur von Ely übertroffen. Die Fenster sind in der Spätgotik vergrößert worden.

1193-1200 kam ein westliches Querschiff hinzu. Von den Türmen über den Armen wurde aber nur der nördliche ausgebaut.

Der Außenbau zeigt eine reiche, gereihte Flächengliederung mit variierten Blendarkaden, die die Fensteröffnungen miteinander verbinden.

Die Gotischen Umbauten

1201-22 wurde die Westfassade errichtet: die Westwand bildet mit der Fassade eine große, gewölbte Vorhalle, einen Portikus, der durch drei riesige Spitzbogenportale gegliedert ist. Die Einmaligkeit dieser Fassadenlösung wird dadurch unterstrichen, dass das mittlere Portal schmaler ist als die seitlichen (‚englisch-rätselhaft’, Hürlimann, S. 21). Die Wände innerhalb der Bogenöffnungen hat der Baumeister dreigeschossig gegliedert – wie den Aufriss eines Langhauses. Alle Wandflächen sind reich geschmückt mit verschiedenartigen Blendarkaturen, mit Figurennischen, Vierpässen, Rosetten usw. Schäfke spricht von „einer der aufregendsten gotischen Fassaden, die je gebaut wurden“ (S. 134)

Der normannische Turm wurde um 1350/80 im Decorated Style neu errichtet, seine Hauptbalken sind erhalten geblieben.

1370 wird vor die romanische Fassade ein kleiner Vorbau gestellt, der den Fassadeneindruck im Vergleich zu festländischen Verhältnissen noch mehr ‚verunklärt’.

Der Umbau des Chores

1483-1500 folgt der Umbau des Chores. Die einzig erhaltene ehemalige Mittelapside wird von einem Retrochor hinterfangen mit einem Fächergewölbe im Perpendicular Style („New building“). Der Entwurf stamm vielleicht von John Wastell, dem Architekten der Kapelle des King’s College in Cambridge und des Bell Harry Tower der Canterbury Cathedral.

Dazu wurde das Erdgeschoss der romanischen Chormauer durchbrochen und die Fenster stark vergrößert, wodurch ein einmaliges Bild entstanden ist. Die ehemaligen Außenmauer ist jetzt eine durch große Rundbogenöffnungen gestaltete Stützwand, die zahlreiche Durchblicke auf die Fenster des neuen Chores bietet. Dieser Retrochor selber, das „New Building“ besitzt „eines der schönsten Beispiele des vollkommen entwickelten Fächergewölbes“ (Hürlimann, S. 21). Keine Kirche auf dem Festland bietet auch nur annähernd etwas Ähnliches.

Spätere Veränderungen

1884 wird der Vierungsturm erneuert.

Zu den Reliquien der Abtei gehörten der (vermutete) Arm des Heiligen Oswald von Northumbria, der wohl während der protestantischen Reform aus der Kapelle abhanden kam, obwohl er bewacht wurde, sowie Gegenstände aus dem Besitz Thomas Beckets, die von Benedict, Prior von Canterbury Cathedral und Augenzeuge von Beckets Ermordung, aus Canterbury hergebracht wurden, als er zum Abt von Peterborough ernannt worden war.

Tudor

Die Kathedrale von Norden (17. Jahrhundert)

1541, nach der Auflösung der Klöster durch Heinrich VIII., gingen die Reliquien verloren. Die Kirche hingegen überstand die politische Entwicklung, da sie zur Kathedrale des neuen Bistums Peterborough wurde – vermutlich auch deswegen, weil Katharina von Aragón, Heinrichs erste Ehefrau, hier 1536 begraben worden war. Das Grab ist noch vorhanden und trägt die Inschrift "Katharine Queen of England", ein Titel, der ihr zur Zeit ihres Todes verweigert wurde.

1587 wurde auch der Leichnam der schottischen Königin Maria Stuart hier beerdigt, nachdem sie auf dem nahe gelegenen Schloss Fotheringhay hingerichtet worden war. Auf Befehl ihres Sohns, König Jakob I., wurde sie später nach Westminster Abbey umgebettet.

Vom Bürgerkrieg bis zur Gegenwart

Die Kathedrale wurde 1643, während des Englischen Bürgerkriegs, verwüstet. Fast die gesamte Glasmalerei wurde ebenso zerstört wie das mittelalterliche Chorgestühl, der Hochaltar, der Reredos, das Kloster und die Lady Chapel wurden abgerissen, alle Monumente in der Kathedrale beschädigt oder vernichtet.

Einige der Schäden wurden im 17 oder 18. Jahrhundert behoben. 1883 begannen umfangreiche Reparaturen, wobei die inneren Säulen, der zentrale Turm, der Chor und die Westfassade vollständig erneuert wurden. Das neue handgeschnitzte Chorgestühl, die Kathedra, die Kanzel im Chor, der Marmorfußboden und der Hochaltar wurden hinzugefügt.

Im Juli 2006 begann ein erneutes Restaurationsvorhaben; der Baufortschritt kann mit einer Webcam verfolgt werden.

Literatur

  • Adam, Ernst: Vorromanik und Romanik. Frankfurt 1968, S. 116-117;
  • Durliat, Marcel: Romanische Kunst. Freiburg-Basel-Wien 1983. S.498;
  • Erlande-Brandenburg, Alaine: Gotische Kunst. Freiburg-Basel-Wien 1984, S. 547, Farbtafel 29;
  • Hürlimann, Martin: Englische Kathedralen. Zürich 1948
  • Schäfke, Werner: Englische Kathedralen. Eine Reise zu den Höhepunkten englischer Architektur von 1066 bis heute. Köln 1983, (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 134-141, Abb. 39,41,42;
  • Swaan, Wim: Die großen Kathedralen. Köln 1969, S. 196, Abb. 224-229;

Siehe auch

Liste von Kathedralen und Domen

Weblinks

52.572777777778-0.239722222222217Koordinaten: 52° 34′ 22″ N, 0° 14′ 23″ W


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